Rudi Stiegelmeyr's Aufsatz: "Biblische Uebertragungslogik von schriftenorientierten 'Glaubensbeweisen' und 'goettlichen Willenskundgebungen' kritisch hinterfragt"

Vorausschicken moechte ich, dass dies kein wissenschaftlicher Aufsatz ist – vor allem deshalb nicht, weil fuer den Zweck der Ins-Netz-Stellung zur allgemeinen Information nicht die Herleitung von Erkenntnissen aufgrund wissenschaftlicher Analysen und empirischer Daten im Vordergrund steht, sondern das Ergebnis als Erkenntnis der diversen Ursachen und Zusammenhaenge wichtig ist. U.a. aus diesem Grund wurde auch auf ausgiebige Quellenverweise, wissenschaftliche Arbeitsmethoden und komplexere Analyse- und Induktions-/Deduktionsverfahren, ja die bibelwissenschaftlichen Nachweisparameter ueberhaupt, groesstmoeglich verzichtet. Trotzdem sollte sich ein Bild ergeben, das zumindest Nachdenklichkeit vermitteln und zu eigener Gedankenleistung anregen sollte, alles Faktoren, womit in Eigenarbeit weitergeforscht werden kann. Hierzu koennen nicht zuletzt die am Schluss aufgefuehrten Literaturhinweise dienen. Die verwendeten Bibelzitate stammen in der Regel aus der heute ueblichen Einheitsuebersetzung, es sei denn, eine situativ treffendere Uebersetzung machte den Gebrauch anderer Werke – z.B. Elberfelder oder Schlachter-Bibel, oder auch andersprachige Bibelausgaben und Bibeluebersetzungen – notwendig.

Worum geht es bei diesem Thema? Der juedische Neutestamentler Pinchas Lapide hat es einmal treffend in die Worte gekleidet: Man kann die Bibel woertlich oder aber man kann sie ernst nehmen – beides zusammen vertraegt sich nicht.

Die echten Woertlichnehmer vertreten im Prinzip die Ansicht: Jegliches Hinterfragen der Bibel ist unzulaessig. Die Frage von Ungereihmtheiten ist lediglich eine Frage der Interpretation.

Diejenigen, welche die Bibel ernst nehmen, erlauben sich alles zu hinterfragen mit dem Verweis, dass auch Gott sich hinterfragen liesse, denn nur durch anzweifeln konnte bisher Goettliches von Menschlichem unterschieden werden.

All denjenigen, die sich mehr oder minder zoegerlich an einer Mischform festhalten, sei gesagt: Entweder die Bibel ist reinrassig goettlichen Ursprungs, ohne Hinzutun von Menschen, dann ist ihre Mischform – mit welchen Verteilungen auch immer – nicht angebracht. Oder aber man gesteht sich ein, dass Menschen mitgewirkt haben koennten, dann muss alles an ihr kritisch hinterfragt werden duerfen, geht es letztendlich dann doch darum, herauszufinden, was menschlich und was goettlich ist. In letzterem Fall wird ein Kriterium, wenn auch nicht ausschliesslich, auf jeden Fall das der Plausibilitaet und zwingenden Logik sein.

Vor einiger Zeit wurde mir von einem glaeubigen Christen, der einen meiner Aufsaetze gelesen hatte, folgende Frage gestellt: "Darf ich aus Ihrem Aufsatz schliessen, dass Sie die historische Zuverlaessigkeit der entsprechenden Jesuworte als gegeben ansehen?

Ich konnte der betreffenden Person nur antworten:

"Nein, sicherlich nicht. Dies hat in erster Linie mit der Verifikations-/Falsifikations-problematik jeder wissenschaftlichen Arbeitsweise, auch die der bibl. Exegese, zu tun.

Nach K.R. Popper ist bei allgemeinen empirischen Aussagen keine endgueltige Verifikation, wohl aber eine endgueltige Falsifikation, d.h. die Widerlegung durch empirische Beobachtungen, (aber auch logische Schlussfolgerung) moeglich. Dies betrifft auch die bibelwissenschaftliche Exegese. Er sieht deswegen das Prinzip der permanenten Fehlerkorrektur als das Hauptmoment jeder Theorienbildung an. Popper versuchte damit in erster Linie die als Verifikationsprinzip von den Philosophen des Wiener Kreises eingefuehrte methodische Norm der Wissenschaftskritik, nach der die wissenschaftlichen Behauptungssaetze (Aussagen) nur dann ueberhaupt sinnvoll sind, wenn es moeglich ist, sie auf formaler oder empirischer Basis zu verifizieren, zu widerlegen oder zumindest Teile deren ueberzogener Empiristik zu entkraeften. Vor dem Hintergrund einer von Geisteswissenschaftlern gerne suggerierten "absoluten Wahrheit" ist dies sicherlich eine nachvollziehbare Reaktion.

So lassen sich exegetisch Bibelstellen einerseits zwar ziemlich eindeutig als redaktioneller Nachtrag, Einschub, Veraenderung etc. erkennen. Andererseits koennen Stellen, die als nicht redaktionell bearbeitet gelten, aber lediglich als "nicht geaendert" bewertet werden. Eine Verifikation fuer eine Originalaussage waere hier nicht nur unredlich, sondern geradezu absurd.

Darueberhinaus geht es bei vielen biblischen Aussagen nicht nur um historische Aspekte und Lesearten (wofuer sich in erster Linie die traditionelle HKM zustaendig sieht), sondern um strukturelle, literarische, mythische, und – nicht erst seit Drewermann – auch um tiefen-psychologische Lese- und Deutungsarten (wiewohl das Feld der anthropologischen Exegese noch relativ jung ist), allesamt Faktoren, welche erst die neuere historisch-kritische Methode miteinzuschliessen faehig ist.

Jede der mittlerweile sehr vielschichtigen Deutungsarten und Interpretationsparameter unterliegt selber gewissen Anwendungskriterien, nach denen sie je nach Textart/-sorte/-herkunft/-entstehung etc. ausgesucht und entsprechend angewendet werden muessen.

Dies betrifft die juedische Tora ebenso wie das fuer uns Christen wesentlich wichtigere Neue Testament, ist doch bei beiden die Grundproblematik die gleiche. Die Grundfragen, die sich beim Lesen beispielsweise der Evangelien mit all ihren Widerspruechen und ihren meist zwangsweise notwendigen Auslegungsbeduerfnissen ergeben, sind folgende:

1. Inwieweit lassen sich Originalaussagen Jesu vor dem Hintergrund von zeit-, sprach-, kultur- und interessensbedingten Schwierigkeiten ueberhaupt rekonstruieren?
2. Wie lassen sich in diesem Zusammenhang redaktionelle Ueberarbeitungen erkennen und herausfiltern?
3. Welche Rolle spielte und welche Auswirkungen hatte die willkuerliche Auswahl und Kanonisierungsstrategie biblischer Texte im Verhaeltnis zu den tatsaechlichen hebraeischen/aramaeischen Urtexten sowohl des alten wie des neuen Testaments?
4. Was laesst sich aus der Rekonstruktion der geschichtlichen, kulturellen und politischen Verhaeltnisse der Originalzeit hinsichtlich moeglicher Schriftredaktionen ableiten?
5. Was hat sich durch die Textfunde vor allem von Nag Hammadi, Masada und Qumran sowohl am Auslegungsprozess als auch der Auslegungstradition der sog. Heiligen Schriften und damit verbunden am christlichen Jesu- und Gottesbild geaendert (i).

Die zur Beantwortung dieser Fragen angewandten exegetischen Verifikations-/Falsifikationsmuster sind im Rahmen der historisch-kritischen Methode (ii) folgende:

* Formengeschichtliche Analyse und Kritik
* Motivanalyse und -kritik
* Textanalyse und -kritik
* Literarische Analyse und Kritik
* Histo-archaeologische Analyse und Kritik
* Sprachwissenschaftliche Analyse und Kritik
* Religionsgeschichtliche Analyse und Kritik
* Zeitgeschichtliche Analyse und Kritik
* Sozialpsychologische und Anthropologische Analyse und Kritik
* Redaktionsanalyse und Kritik, und, vor allem seit Drewermann,
* Tiefenpsychologische Anlyse und Kritik

Ohne auf die jeweiligen Methoden und ihr Zusammenwirken in der Gesamtbetrachtung exegetischer Forschungen detaillierter eingehen zu wollen, lassen sich aber auch fuer den interessierten Laien viele der problematischen Fragestellungen im Zusammenhang mit biblischen Texten erkennen und beantworten.

Beispielhaft seien hierzu als Einstieg in diese Problematik die in vielen Glaubensrichtungen sehr polarisierenden Begriffe "Aemterkirche oder Jesulehre" angefuehrt:

Der Schreiber des Lukasevangeliums (LE) liess Jesus das Gleichnis mit dem Pharisaeer und Zoellner im Tempel konstruieren, um die wahre Gerechtigkeit und damit den goettlichen Charakter der Suendenvergebung zu illustrieren. Allein aufgrund der Haltung der beiden Charaktaere dieses Gleichnisses kommt Jesus zu der Schlussfolgerung: "Ich sage euch: Dieser (Zoellner) kehrt als Gerechter nach Hause zurueck, der andere (Pharisaeer) nicht." (Lk.18/14) Daraus geht klar hervor, dass fuer Jesus weder ein Amt noch eine Kirche im Sinne eines rituellen Kultes oder einer institutionalisierten Sakralhandlung entscheidend sein koennen, ob und inwieweit Suenden den Menschen vergeben werden, sondern allein die Einstellung des Einzelnen zu seinem Vergehen, was sich dann ja auch in seinem Mustergebet des Vater-Unsers, ein urjuedisches Gebet, niederschlug.

Andererseits laesst uns der Schreiber des Johannesevangeliums (JE) einige Jahre spaeter wissen, dass Jesus nach seiner Erscheinung bei den Juengern diesen den Heiligen Geist mit den Worten spendete: "...Empfanget den Heiligen Geist. Wem ihr die Suenden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert." (Joh.20/22-23) Mit dieser Aussage spricht der Schreiber des Johannesevangeliums (JE) deutlich die Amtsbefugnis der Juenger und aus dieser resultierend zumindest andeutungsweise eine bevorstehende und als solche noetige Amtskirche an.

Welche textkritischen (um ein Pruefverfahren vorzustellen, das auch fuer den exegetischen Laien reizvoll und nachvollziehbar ist) Elemente haben wir, um diesen Widerspuch bezuegl. der hier auftretenden Suendenvergebungsritualisierung zu klaeren?

Zuerst gilt es wohl, das historische Umfeld genau in Augenschein zu nehmen. Auffallend ist hier, dass der JE-Schreiber, obwohl oder gerade weil er der letzte Evangelienschreiber war, dessen Verfassungszeit bereits weit nach der Zerstoerung Jerusalems, also in einer Epoche politischen und damit religioesen Umbruchs, anzusiedeln ist, seine Aussage bezuegl. der Spendung des Heiligen Geistes in Widerspruch zu seinen Evangelienschreiberkollegen stellt, nach denen der Heilige Geist entweder an Pfingsten auf die Juenger ausgegossen worden sein sollte oder gar zu der Aussage, dass der Heilige Geist allen gegeben wird, die um ihn bitten (ohne menschliche Mittlerschaft!, Lk 11,13). Desweiteren widerspricht er sich letztendlich selber, da er an anderer Stelle den Heiligen Geist ausschliesslich jenen gewaehrt wissen will, die an Jesus und seine Lehre glauben (Joh.7,38-39). Bereits diese Ungereimheiten lassen die JE-Textstelle zumindest als spaeteren Einschub verdaechtig werden.

Wenn wir uns zweitens die geschichtliche und theologische Wahrscheinlichkeit betrachten, warum der JE-Schreiber diesen Einschub fuer notwendig erachten musste, erhaertet sich der Verdacht der redaktionellen Ueberarbeitung zur Gewissheit. Vor dem Hintergrund der Notwendigkeit, das Schicksal der nach dem Fall Jerusalems in alle Welt verstreuten und damit um ihren religioesen Ursprung gebrachten Judenchristen theologisch legitimieren und ihnen gleichzeitig den Sinn der goettlichen Fuehrung vor Augen halten zu koennen, musste ein religioeser Gegenpol zuerst zur zerstoerten Jerusalemer Urgemeinde und im Gefolge auch hinsichtlich des Erklaerungsbedarfes der Apostel geschaffen werden.

Drittens stehen hinsichtlich einer amtsbefugnisorientierten Suendenvergebung eine ganze Reihe neu- wie alttestamentlicher Aussagen gegen diese Bibelstelle. (siehe mein Aufsatz "Apostolische Befugnisse und Irrtuemer")

Viertens brachte Jesus selber den Begriff der Suendenvergebung ausschliesslich in Zusammenhang mit der Umkehr und damit Einstellungsaenderung des jeweiligen Suenders, niemals jedoch mit der Amtsbefugnis und dem Erloesungsmonopol einer daraus resultierenden Amtskirche (iii). Im Gegenteil: Keine der Stellen der Heiligen Schriften laesst auch nur annaeherungsweise auf den Wunsch einer heilsverwaltenden Kirche schliessen. Dies kann vor dem Hintergrund jesuanischer Erziehung und der Religionskultur, in die er unausweichlich gebettet war, auch gar nicht anders moeglich sein. Es erhebt sich somit nicht nur die gewichtige Frage, auf was also die Amtskirchen ihre angebliche Heilsspendungs-Legitimitaet zurueckfuehren, sondern es wird auch deutlich, welch umfangreiche und schwerwiegenden Folgen aufgrund von Missverstaendnissen oder Fehlinterpretationen im Woertlichnehmen biblischer Aussagen entstehen koennen.

Warum lassen sich viele Aussagen unseres christlichen Glaubens- und Gedankengutes nicht nur weder beweismaessig garantieren noch halten sie den logischen Schlussfolgerungen der Fuelle an neu gewonnenen Erkenntnissen stand, sondern weisen das geschulte Auge ueberdeutlich auf menschliches Einmischen und Wirken hin? Einer der vielen Gruende ist sicherlich die vollkommen falsche Auffassung dessen, was die Bibel oder die Heilige Schrift bedeutet und zu erklaeren imstande ist. Erst wenn die "Heiligen Schriften" enttabuisiert und ganz nuechtern als das betrachtet werden, was sie tatsaechlich sind - naemlich Menschenwerk in dem u.a. Gott vorkommt - wird man ueber die damit gewonnenen Erkenntnisse zum wahren Verstehen dieser Schriften kommen: eine unabdingabare Voraussetzung fuer einen ueberzeugten Glauben, der sowohl einen blinden Bibelglauben als auch einen fundamentalistischen Glaubensgehorsam im Sinne von "Gehorchen" ohnehin unnoetig macht.

Genau diese Einsicht scheint den Anhaengern biblischer Verbalinspiration aber zu fehlen, argumentieren sie doch stundenlang mit willkuerlich gewaehlten Bibelzitaten, die sie je nach eigenem Bedarf entsprechend interpretieren.

Ein Eindruck, zu welch grundverschiedenen biblischen Verbalauslegungen Biblizisten gelangen koennen, sei anhand eines Beispiels willkuerlich gewaehlter Vertreter zweier biblizistischer Lager illustriert, die, obwohl sie trotz ein und derselben Bibel zu keiner sinnvoll erkenntnisbringenden Ursachenforschung gelangen, jeder von seiner Interpretation felsenfest ueberzeugt ist. Kernpunkt der Thematik ist die Notwendigkeit und Moeglichkeit sakramentaler Handlungen fuer Verstorbene.

Thema: Kirchliche/Neuapostolische Entschlafenengottesdienste (Gottesdienste fuer Verstorbene)


Ein Vertreter der eher evangelikalen Seite:

Teil I
Lieber Neuapostolischer,

Nach neuapostolischer Lehre ist eine Errettung noch nach dem Tod des stofflichen Koerpers moeglich. Darum werden sogenannte Entschlafenengottesdienste abgehalten. Waehrend eines solchen Gottesdienstes sollen die schon Verstorbenen durch die lebenden Apostel der NaK an den "Gnadenhandlungen" teilhaben koennen, die stellvertretend fuer die Toten von Lebenden hingenommen werden (F&A Frage 248 u. 249).

ERRETTUNG NACH DEM TOD?
Aus der Heiligen Schrift geht ganz klar hervor, dass eine Erloesung und Errettung nach dem natuerlichen Tod nicht mehr moeglich ist. Der Tod markiert ein Grenze, nach deren Uebertritt der Mensch keine Moeglichkeit zur Umkehr mehr hat (Siehe das Gleichnis vom reichen Mann und dem armen Lazarus). Dies geht aus mehreren Textstellen ganz klar hervor:

1. "Und zu diesem allen ist zwischen uns und euch (den Bereichen in der Ewigkeit) eine grosse Kluft festgelegt, damit die, welche von hier zu euch hinuebergehen wollen, es nicht koennen, noch die, welche von dort zu uns herueberkommen wollen." (Luk 16,26)
2. "Und wie den Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht" (Heb. 9,27)
3. "Denn wir muessen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, damit jeder seinen Lohn empfange fuer das, was er getan hat BEI LEBZEITEN, es sei gut oder boese" (2Kor 5,10)

Was muessen wir aus diesen Textstellen schliessen? Es gibt verschiedenen Bereiche in der Ewigkeit. Zwischen diesen Bereichen ist aber eine grosse Kluft, die niemand ueberwinden kann. Das Gegenteil aber wird von der NaK gelehrt, denn dies waere die Voraussetzung zur Errettung Verstorbener. Darueber hinaus muessen wir feststellen: Was ein Mensch zu Lebzeiten geglaubt und getan hat entscheidet ueber Errettung oder Verdammnis (Hebr. 9,27; 2Kor 5,10; Off 20,11-15)

DENN EINEN ANDEREN GRUND KANN NIEMAND LEGEN AUSSER DEM, DER GELEGT IST, WELCHER IST JESUS CHRISTUS. (1KOR 3,11)

"...DAMIT JEDER, DER AN IHN GLAUBT, EWIGES LEBEN HABE. DENN SO HAT GOTT DIE WELT GELIEBT, DASS ER SEINEN EINGEBORENEN (EINZIGEN) SOHN GAB, DAMIT JEDER, DER AN IHN GLAUBT, NICHT VERLOREN GEHT, SONDERN EWIGES LEBEN" (JOH 3,15-16)

Teil II Antwort 2
Lieber Neuapostolischer

Es gibt wie jeka schreibt tatsaechlich andere Auslegungsmoeglichkeiten und die nicht nur bei den Zeugen Jehovas.

Hier eine Auffassung, der ich mich anschliesse und die in die Gesamtaussage der Heiligen Schrift zu diesem Thema passt:

1. Petrus 3,19-20:

"In diesem ist er auch hingegangen und hat den Geistern im Gefaengnis gepredigt, die einst ungehorsam gewesen waren, als die Langmut Gottes in den Tagen Noahs abwartete, waehrend die Arche gebaut wurde, in die wenige, das sind acht Seelen, durchs Wasser hindurch gerettet wurden".

Mit >diesem< in Vers 19 ist der Heilige Geist aus Vers 18 gemeint. Wenn dort in Vers 18 >dem Geist< steht, dann ist im NT immer vom Heiligen Geist die Rede. Dies weist H.L. Heijkoop in seinem Kommentar zum 1. Petrusbrief ab S. 333 eindrucksvoll und eindeutig nach.

Das heisst: Er, der von Anbeginn der Welt da war, JESUS CHRISTUS, war im Heiligen Geist schon zu Noahs Zeiten anwesend und hat das Evangelium durch die Predigt des Noah verkuendigt.

Selbst wenn die Stelle so ausgelegt werden muesste, wie sie die NaK sieht, naemlich, dass Christus im Totenreich persoenlich -im neuapostolischen Sinne- das Evangelium verkuendigt hat, wie kann man daraus die NaK-Praxis ableiten, dass lebende Menschen als Mittler zwischen Gott und den Menschen auftreten und den Verstorbenen die Taufe, das Abendmahl und die "Versiegelung" meinen spenden zu koennen? Im 1. Timotheus Brief heisst es:

"Denn {einer} ist Gott, und {einer} ist Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch Christus Jesus,..." (1 Tim 2,5)


Erwiderung des Vertreters der (neu)apostolischen Seite:

Teil I Antwort 1
Lieber Freund,

gerne kommen wir auf Deine Aussagen vom ...... hier in diesem Board zurueck.

1) Errettung nach dem Tod: Du schreibst, "dass gemaess Hlg. Schrift eine Erloesung und Errettung nach dem natuerlichen Tode nicht mehr moeglich ist." Das sehen wir anders.

- Gott will dass allen Menschen geholfen werden soll. Wenn alle, dann alle. Ob noch im irdischen Leib oder schon in der unsichtbaren Welt.
- Du zitierst aus der Jesuerzaehlung vom reichen Mann und dem armen Lazarus. (Lukas 16, 19ff). Diese erklaerende Geschichte erzaehlt Jesu, bevor er sein Opfer gebracht hat, um zu verdeutlichen, wie es in der Ewigkeit aussieht. Nach seinem Opfer waren die Bereiche in der Ewigkeit zu Gott (also die Kluft, von der Du sprichst) wieder offen bzw. wieder begehbar, denn es war Jesus allein, der nach seinem Opfertod in die untersten Orte fuhr, um auch denen zu predigen, die zu Noah`s Zeiten nicht glauben konnten.
- Die Offenbarung Jesu Christi spricht sagar davon, dass Jesu allein die Schluesselgewalt ueber den Tod hat, und damit die Bereiche in der Ewigkeit auf-und zuschliessen kann.
- Ewiges Leben, der an den Sohn glaubt: das ist korrekt, es kommt aber darauf an, wo eine Seele das ewige Leben verbringt.

Glaeubige, neuapostolische Christen wissen, dass sie gerade in der Kritik stehen, wenn es um das Entschlafenen-Wesen geht. Aber diese Kritik gehoert dazu, wie das Entschafenen-Wesen und die dazu gehoerigen Gottesdienste Bausteine goettlicher Vollendungsarbeit darstellen.

Auf dem Berg der Verklaerung sprach ja gerade Jesus mit den Repraesentanten der Ewigkeit, Mose und Elia, ueber sein bevorstehendes Opfer und die Erloesungsarbeit in der Ewigkeit.

Ausserdem tauften bereits die Urchristen in der Ewigkeit befindliche Seelen stellvertretend ueber Gemeindemitglieder.

Das Entschlafenen-Wesen ist der Christenheit nichts fremdes, wo aber die Gottesfurcht als Tuerhueterin der Herzen dem Geist Laodizaeas Platz macht, bleibt kaum noch Raum fuer Erloesungsarbeit an Entschlafenen.

Teil II Antwort 3
Lieber Freund,

Deine Ausfuehrungen sind schluessig und biblisch fundiert argumentiert.

Allerdings scheinen uns deine Bibelstellen Interpretationen alleine dahingehend aufgeschluesselt, dass es kein Weiterleben nach dem Tode geben kann und nicht darf. Das aber sehen wir aus dem Blickwinkel, dass es ein Weiterleben nach dem Tod gibt, dann anders.

Die Stellen, auf die sich die NAK beruft (und von Dir zitiert) deuten einwandtfrei auf ein Leben nach dem Tode hin und auf eine Moeglichkeit der Erloesung, auch im Totenbereich. - Wer allein aber darauf aus ist, alles gegen diese Aussage zu interpretieren kann es tun; dagegen koennen wir nichts sagen.

Gott will dass allen Menschen geholfen wird. Das kann allein der verstehen, der Gottes Geist traegt und ihm genug Raum gibt, sich zu entfallten. (Wir weisen auf den kommenden Sonntagsgottesdienst hin;) -

Sofern es kein Weiterleben nach dem Tod gibt, fragen wir uns, warum
a) der Herr Jesus sich noch vor seinem Opfertod den Repraesentanten der Ewigkeit, Mose und Elia, auf dem Verklaerungsberg gezeigt hat
b) warum er den Seher Johannes (in der Offenbarung) hat wissen lassen, dass er den Schluessel zum Totenreich besitzt
c) Warum er Petrus die Schluesselgewalt von Himmel und Erde gab und warum er
d) seinen Juengern entsprechende Loese- und Bindegewalt uebergab, und zwar fuer Himmel wie fuer Erden.

Wir wissen heute noch sehr sehr wenig ueber die Gesetzmaessigkeiten in der Ewigkeit. Es gibt aber viele Gesichter, Traeume, Erscheinungen etc., die auf das hindeuten, wie wir es glauben.

Letztendlich, beweisen koennen wir es nicht, wollen es auch nicht. Uns ist auch bewusst, dass die NAK u.a. auch wegen ihres Entschlafenen-Wesens kritisiert wird und es teilweise behauptet wird, wir taeten komische Dinge. Das, was als komisch abgetan wird, ist letztendlich Vollendungsarbeit Gottes auf Erden,wie auch in seiner unsichtbaren Gemeinde.

Es sei den geneigten Lesern ueberlassen, sich selber ein Urteil zur "Beweiskraft" dieser unterschiedlichen Bibelinterpretationen zu bilden. Deutlich sollte aus meiner Sicht dabei in erster Linie werden, dass auf Woertlichkeit basierende Verifikationsbeweise bei der Komplexitaet und faktischen Ungewissheit der Sachlage immer mit Vorsicht zu geniessen sein werden. Der Kernpunkt aller Aussagen ist jedoch: Glaubensdogmen lassen sich nicht beweisen, sie muessen geglaubt werden – diese Trennung wuerde vieles auch im Zusammenhang mit der Bibel erleichtern.

Die gesehene Problematik verschaerft sich dann zusehens, je mehr die betreffende biblische Aussage den Glaubenskern und damit das Glaubensgelaender der jeweiligen Gemeinschaft beruehrt. Eines der wichtigsten Glaubensgelaender im Zusammenhang mit der hier vorgestellten biblischen Thematik ist sicherlich der biblischerseits vorgestellte und durch die diversen Glaubensgemeinschaften bewusst gefoerderte Wunderglaube. Nicht nur biblisch orthodoxe Kreise, sondern im Prinzip allen kirchenglaeubigen Christen wurde diese Art von Glauben als unabdingbare Voraussetzung christlicher Mitgliedschaft suggeriert, ohne den eine Teilnahme an goettlichen Gnaden- und Heilsmitteln nicht vorstellbar waere. Dabei entpuppt sich bei naeherem Hinsehen gerade solcher Glaube letztendlich nur als eine weitere christliche Abart des heidnischen Aberglaubens, denn nicht das Vertrauen in ein hoeheres Wesen steht hier im Mittelpunkt der Mensch-Gott-Beziehung, sondern die Abhaengigkeit von aeusseren Wundern als scheinbar notwendiges, sichtbares Zeichen goettlicher Existenz. Fehlen solche Wunder oder erweisen sie sich anderweitig als menschliche Irrtuemer oder manipulierte Geschichts-schreibung, so bricht das so fest suggerierte Glaubensgelaender in sich zusammen. Auf einer solch bruechigen Basis basieren letzten Endes alle biblischen Wunder, geht es doch im Zusammenhang mit wahrer Gotteserfahrung und -beziehung eben nicht um das Fuerwahrhalten solcher Geschehnisse, sondern viel wesentlicher um ein wunderunabhaengiges, persoenliches und erlebbares Verhaeltnis zwischen Mensch und Gott. Mit anderen Worten: Wer nur aufgrund scheinbarer Wunder eine Beziehung zu einem hoeheren Wesen aufbauen gelernt hat, hat den Sinn und die Moeglichkeit von Gott-Mensch-Beziehung missverstanden – so jedenfalls funktioniert sie nicht. Wer hingegen Gottesbeziehung losgeloest von Himmelfahrtsriten und Sonne-stehe-still-Symboliken – um nichts anderes handelt es sich, wie die Bibel selber zu berichten weiss – als persoenliche Erfahrung in sein irdischen Leben einbeziehen gelernt hat, dessen Glaube ist zu einer ganz persoenlichen Vertrauenssache zwischen ihm/ihr und dem lebendigen Gott geworden – frei von jeder Beweis-Sucht und Bibeldogmatisierung.

Wenn wir uns christliche Aussagen betrachten wie: "Wir wissen, dass Jesus wiederkommt" (der eine Reihe biblischer Prophezeihungen dieser oder aehnlicher Art, und viele andere "Glaubenswahrheiten" hinzuzufuegen waeren, z.B. das beruehmte kath. Credo: Ich weiss, dass mein Erloeser lebt!) einschliesslich der damit zwangslaeufig verbundenen Wirklichkeits-manipulation, so laesst sich bereits erahnen, wie manipulierend solch missverstandener Bibelglaube instrumentalisiert werden kann von Gemeinschaften, denen es um andere Dinge geht als die Wahrheit einer Lehre, von der wir nur noch Bruchstuecke wissen, die in muehevoller Kleinarbeit recherchiert und erst fragmentarisch aus dem Schutt christlicher Lehrmeinungen befreit wurden.

Vielen suchenden Menschen wird auf diese Art religioeses Glaubensgut als beweisbares Wissen dargestellt und man ist erstaunt, wenn man dann von Menschen, die auf eine Beweislogik dieses scheinbaren Wissens draengen und dabei wiederum nur mit Glauben und Wissen verquickenden Schlagwoertern abgespeist werden koennen, als wirklichkeitsfremde Sektierer hingestellt wird - ein Ruf, der nur sehr schwer wieder gutzumachen ist. Glauben und Wissen muessen in die richtige Relation zueinander gebracht werden. Von Gustav Flaubert stammt der treffende Ausspruch: "Ein wenig Wissen entfernt vom Glauben. Sehr viel fuehrt zum Glauben zurueck." Dem ist, wenn man es richtig versteht, voll zuzustimmen. Der religioes geartete Glaube juedischen Ursprungs – denn dort ist sein Mutterboden – hat als Wurzel ein grenzenloses Vertrauen. Niemand kann ein solches Vertrauen gewinnen, ohne vorher ein Vollmass an Wissen ueber eine Person und ihre Sache in der Erfahrung mit ihr gewonnen zu haben.

Textkritische Infragestellungen der Bibel selber.

Folgende Fragestellungen/Erkenntnisse richten sich somit an all jene, die sich weiterhin krampfhaft an dem jegliche sinnvolle Eroerterung kurzschliessenden Glaubensgelaender festhalten, das verkuendet, die Bibel waere ein goettlich inspiriertes Rezeptbuch mit Langzeitgarantie fuer die grundsaetzliche und allzeit passende Eruierung, Uebernahme und Verkuendigung goettlichen Willens:

1. Warum konnte (wollte) Gott nicht die reine Jesulehre erhalten bzw. hat all die religioesen Verdrehungen zugelassen, welche in der Religionsgeschichte nachgewiesen werden koennen, und die sich allein in ueber 1000 sog. christlichen Gemeinschaften widerspiegeln, wenn er dies bei dem zeit- wie religionsgeschichtlich doch ungleich weniger wichtigen Medium Schrift angeblich verhindert haette?!

2. Wider das damals ganz ungeniert betriebene, weil weithin verbreitete Faelschen der Schriften musste schon der Petrusbriefschreiber wettern, wenn er sich (wahrscheinlich auf die Paulusbriefe beziehend) bereits gegenueber seinen urchristlichen Mitbruedern so eindeutig aeussern muss:
"In ihnen (den Briefen) ist manches schwer zu verstehen, und die Unwissenden, die noch nicht gefestigt sind, verdrehen diese Stellen ebenso wie die uebrigen Schriften zu ihrem eigenen Verderben. Ihr aber, liebe Brueder, sollt das im voraus wissen und acht geben, dass ihr euch nicht von dem Irrtum der Gottesveraechter (der Faelscher) mitreissen lasst, euren Halt verliert und zu Fall kommt...." (2.Petr.3,16-17).
Wenn schon damals gegenueber den noch relativ jungfraeulichen Schriften (was nichts ueber den grundsaetzlichen Wahrheitsgehalt des Geschriebenen selbst aussagt...) diese Warnung so wichtig war, um wieviel mehr ist sie es heute nach Abschluss einer vielhundertjaehrigen Geschichte aus Manipulation, Indoktrination, kirchenpolitischen Zwaengen und theologischem Machterhalt....
Und noch ein Zusammenhang schien dem Schreiber wichtig: "Die Unwissenden verdrehen die Schriften zu ihrem eigenen Verderben." Wie sich die Phaenomene doch gleichen. Auch heute verdrehen so manche selbsternannten Bibelkundigen und um Systemerhalt bemuehten "Geistlichen" den eigentlichen Sinn der Texte. Warum? Weil sie ihn ausserhalb jeglichen kontextualen (geschweige denn sonstigen) Wissens isoliert von seinem geschichtlichen, kulturellen, sprachlichen, ethologischen wie ethnologischen usw. Hintergrund betrachten.

3. Dass bereits zu Lebzeiten des Apostels Paulus – also noch in der ersten Haelfte des 1. Jahrhunderts christlicher Zeitrechnung, als die Zeitzeugen Jesu noch alle lebten – aus der einen Jesulehre verschiedene Lehren geworden waren, dies bezeugt Paulus in seinem 1. Korintherbrief wenn er schreibt: "Es wurde mir naemlich, meine Brueder, von der Leuten der Chloλ berichtet, dass es Zank und Streit unter euch gibt. Ich meine damit, dass jeder von euch etwas anderes sagt: "Ich halte zu Paulus – ich zu Apollos – ich zu Kephas – ich zu Christus..".; ist den Christus zerteilt?" (1.Kor.10-16)
Deutlich geht daraus hervor, dass bereits mehrere verschiedenartige Apostellehren im Umlauf waren und dass die Urchristen anhand duerftigster Quellen sich entscheiden mussten, welcher der Apostel und anderen Amtstraeger die reine Jesulehre verkuendigen wuerde bzw. ihr am naechsten kaeme. Vor allem die Apostel waren angesprochen, denn sie waren untereinander bereits hoechst zerstritten. Man muss sich bewusst machen, was dies bedeutete und noch bedeutet!
Ohne beispielsweise die Gruendung und erfolgreiche Entwicklung eines Fussballvereins kann es keine Anhaenger dieses Fussballvereins geben. Zuerst muss der Verein gegruendet werden, dann muss er sich hocharbeiten und erfolgreich sein, und erst dann werden sich Anhaenger finden, die sich mit diesem Verein identifizieren werden. Nicht anders ist es bei religioesen Lehren, deren verschiedene Welt- und Gottesbilder zuerst einmal Fuss fassen und verbreitet werden muessen, bevor sie Ueberzeugung hervorrufen koennen, so dass sich eine Anhaengerschaft bilden wird. Bereits im Korinth der 50er Jahre hatten sich also schon mindestens vier verschiedene "Jesulehren", die allesamt noch dazu von den Aposteln des Herrn hervorgebracht worden waren und mehr oder weniger vehement und oft auch "ausschliesslich" vertreten wurden, herausgebildet. Vertreten wurden u.a. von jenen, die spaeter als Schreiberlinge und Redakteure der Evangelien und damit eines Grossteils des Neuen Testaments auftreten und damit die Ueberlieferung goettlicher Worte und Taten begruenden sollten....; das Ergebnis ist bekannt.

4. Und noch spaeter erhebt sich die schwerwiegende Frage: Weshalb sollte Gott, nehmen wir die Offenbarung des Johannes einmal als goettlich inspirierte Aussage, seinen Diener die zukunftweisende Drohung aussprechen lassen: "Ich bezeuge allen, die da hoeren die Worte der Weissagung in diesem Buch (die Heiligen Schriften): So jemand dazusetzt, so wird Gott zusetzen auf ihn die Plagen, die in diesem Buch geschrieben stehen. Und so jemand davontut von den Worten dieses Buches, so wird Gott abtun sein Teil vom Holz des Lebens und von der Heiligen Stadt, davon in diesem Buch geschrieben ist" (Off.22,18-19), .......wenn diese 'Heiligen Schriften' unter SEINER Schirmherrschaft gegen jegliche menschliche Manipulation und menschliche 'Fehlinterpretation' gefeit, ja unantastbar waeren?! Noch dazu, wo der Schreiber doch damals schon wusste, dass die biblischen Schriften lange schon bevor sie noch ueberhaupt kanonisiert wurden, staendig ueberarbeitet, den jeweiligen Verhaeltnissen angepasst und auf theologischen wie ekklesiologische Notwendigkeiten hingetrimmt worden waren, wie uns bereits Lukas selber schon erahnen laesst wenn er deutlich macht: "Nachdem schon viele es unternommen haben, Bericht zu geben von den Geschichten, die unter uns geschehen sind, die uns das ueberliefert haben, die es von Anfang selbst gesehen und Diener des Wortes gewesen sind (...) hab ich΄s fuer gut angesehen, nachdem ich alles von Anbeginn mit Fleiss erkundet habe..." (Apg.22/18 u.21)

5. Dass sich selbst (angeblich) goettliche Inspiration und menschliche Redaktion nicht gegenseitig ausschliessen, beweisen Tonnen geistlicher Literatur, die je Wunschdenken und kirchlicher Opportunitaet an die Interessen ihrer (angeblichen) Verfasser "angepasst oder hingetrimmt" wurden und werden, was mehr als deutlich machen sollte, dass Menschen auch heute noch wie eh und je mit religioes inspirierten Gedanken und Texten sehr manipulativ umzugehen in der Lage sind. Warum also sollte dies vor tausenden von Jahren nicht so gewesen sein, noch dazu wo Schriftenfaelschung und Autorenschwindel damals nicht nur ueberhaupt nichts ungesetzliches, sondern geradezu an der Tagesordnung war (siehe Kriminalgeschichte des Christentums 3 – Die Alte Kirche, Faelschung, Verdummung, Ausbeutung und Vernichtung von Schriftmaterial in der Urkirche, Karlheinz Deschner 1990, rororo-Sachbuch, 1996).

6. Wie haben wir – beispielhaft – uns den ebenso einfachen wie eindeutigen Tatbestand anhand des folgenden, willkuerlich gewaehlten Beispiels zu erklaeren:
a) Vor dem Hintergrund unserer technischen Entwicklung, bei der beispielsweise jede Art von Archivierung nicht mehr muehsam in Buechern festgehalten werden muss, sondern mittels Datenbanken auf elektronischen Speichermedien gelagert werden, waere ein Woertlichnehmen der Aussage des Offenbarungsautoren "...und Buecher wurden aufgetan (...) und die Toten wurden nach ihren Werken gerichtet, nachdem, was in den Buechern aufgeschrieben war" (Offb.20,12) blanker Unsinn, vor allem wenn man bedenkt, dass es sich hier ja eindeutig um "goettliche Buecher" handeln muss, die also auf dem "neuesten Stand der Datenverarbeitung" sein muessten. Noch unsinniger wird die Aussage, wenn wir uns vergegenwaertigen, dass es zur Zeit der Schriftsetzung der Offenbarung offensichtlich noch gar keine Buecher in unserem Sinne gab – alles Geschriebene stand gewoehnlich auf Schriftrollen (die Erfindungen von Buchdruck und Buchbinderei, war selbst zur Zeit der Uebersetzung dieses Offenbarungstextes ins Deutsche noch taufrisch). Jeder, selbst der eingefleischteste evangelikale Biblizist wuerde ohne mit der Wimper zu zucken zugeben muessen, dass ein Festhalten an der abendlaendischen Vorstellung eines Buches unsinnig waere.
b) Warum, und wir machen damit die Probe aufs Exempel, werden dann mindestens ebenso bildliche Aussagen, beispielsweise die lukanischen Himmelfahrtsworte "...und waehrend er (Jesus) sie segnete, verliess er sie und wurde zum Himmel emporgehoben" (Luk.24,50-53) oder die markanische Himmelfahrtsvorstellung "Nachdem Jesus dies zu ihnen gesagt hatte, wurde er in den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes" (eine Aussage, die fuer einen Juden undenkbar gewesen waere, da allein schon jeder, der Gott sieht, gemaess der juedischen Glaubensvorstellung sofort sterben wuerde; Mar.16,19), warum muessen diese doch eindeutig bildhaften und im Prinzip noch viel unsinnigeren Vorstellungen woertlich genommen werden? Jesus der erste Raumfahrer, der Thron Gottes, wohl bestuhlt, irgendwo hinter den Wolken, allerdings nicht allzu weit, sonst haetten seine Juenger ja nicht sehen koennen, dass Jesus zur Rechten Gottes Platz genommen hatte; und dann wird auch noch die wohl intelligenteste Aussage der ganzen Bibel einem Engel in den Mund gelegt, der laut Evangelienredaktoren nun die geistig hochstehende Frage stellen muss: Warum steht ihr da und seht gen Himmel....? (warum wohl...)
Es ist nur legitim, hier nachzufragen, warum nun ploetzlich hier unter dem Begriff "Himmelfahrt" nicht ein ebenso bildhafter, auf die damaligen Vorstellungen angepasster Denkinhalt erkannt werden kann, wo doch der neudeutsche Begriff "Himmelfahrt" den gleichen sprach- und uebersetzungstechnischen Gesetzmaessigkeiten unterliegt, wie der ebenfalls neudeutsche Begriff "Buch" – ganz zu schweigen von allen sonstigen Ungereimtheiten bei dieser Himmelfahrt??? (siehe dazu u.a. "Nein und Amen" – Anleitung zum Glaubenszweifel (U. Ranke-Heinemann, Hoffmann und Campe, 1992))

7. Der Schreiber des Hebraeerbriefes (es war dies nicht Paulus!) schreibt zur Ueberlegenheit Christi ueber das traditionelle levitische Priestertum folgendes: "Das ist noch viel offenkundiger, wenn nach dem Vorbild Melchisedeks ein anderer Priester eingesetzt wird, der nicht, wie das Gesetz es fordert, aufgrund leiblicher Abstammung Priester geworden ist, sondern durch die Kraft des unzerstoerbaren Lebens." Er nimmt hier als juedischer Autor also Bezug auf das angeblich von Gott gegebene, ueberlieferte Gesetz des Alten Bundes, nach dem das Priestertum nur durch Vererbung innerhalb eines Stammes weitergegeben werden durfte. Und dabei kommt er zum alles relativierenden Schluss: "Das fruehere Gebot wird naemlich aufgehoben, weil es schwach und nutzlos war – denn das Gesetz hat nicht zur Vollendung gefuehrt –, und eine bessere Hoffnung wird eingefuehrt, durch die wir Gott nahekommen." (Heb.7,15-19) Klar bringt er damit zum Ausdruck, dass weder das ueberlieferte Gebot noch sein Inhalt von Gott verordnet oder gegeben sein konnten, ja mehr noch, das ganze daran haengende Gesetz (jued. Thora) selber wird ja als schwach und nutzlos erkannt, und damit des menschlichen Ursprungs ueberfuehrt.

8. Warum hat wohl bereits Paulus an die Korinther schreiben muessen, dass Gott ihn faehig gemacht hat (und sie faehig machen will), Diener des neuen Bundes zu sein, nicht des Buchstabens (damit meinte er das Gesetz des AT), sondern des Geistes (das innere Gesetz des NT). Denn der Buchstabe toetet (ist tot), der Geist aber macht lebendig, ... wenn das Lesen der Schriften zur Seligkeit fuehren koennte? Das beste Beispiel sind die Schriftgelehrten der Bibel selber – ihr Geist war tot geworden, gegenueber dem Goettlichen, was Jesus ihnen wiederholt verdeutlichen musste! Auch hier stellt sich die bange Frage: Wie kann geistgewirkter und goettlich inspirierter Buchstabe tot sein, ja sogar toeten...?

9. Und so musste auch Jesus schon gegen die Woertlichnehmer der Schriften kaempfen, wenn er den Sadduzaeern, welche ihm bezuegl. der Auferstehungsfrage die mosaischen Schriften und Gesetze woertlich zitierten, entgegenhalten musste, dass sie sich bezueglich ihrer woertlichen Schriftenauslegung irrten, ja damit weder die Schriften noch die Macht Gottes wirklich kannten und verstanden. Jene Sadduzaeer waren die Biblizisten der damaligen Zeit, die sich im woertlichen Sinn an die geschriebene Ueberlieferung des Pentateuchs klammerten und mit dieser Verbalinspiration argumentierten (siehe Matt.22, 23-33)

10. Abschliessend sei noch einmal auf den scheinbar nicht auszurottenden Einwand hingewiesen, dass angeblich nicht Wissenschaft und menschlicher Verstand die Bibel auslegen koenne, sondern nur der Heilige Geist entsprechend inspirierter Zeitgenossen, deren meist einzige Voraussetzung ein kindlich glaeubiges Herze sei. Warum, so stellt sich die Frage, hat bis heute keine der Kirchen und religioesen Gemeinschaften dann die Kinderpredigt eingefuehrt, besonders da Jesus selber sagte: So ihr nicht werdet, wie diese Kindlein, ...koennt ihr nicht ins Reich Gottes kommen, also dahin, wovon der Heilige Geist als biblischer Inspirator ausgeht, nicht wahr.

Ja wenn selbst Begriffe wie Himmelfahrt nicht woertlich, sondern eben nur metaphorisch zu verstehen sind, so wird der mitdenkende Leser nun fragen, dann deutet solches unter Umstaenden gar darauf hin, dass die ganze Passionsgeschichte mit ihrer Erloesungsdramatik des stellvertretenden Opferganges Christi, als Grundlage der christlichen Heilstheologie sich am Ende so gar nicht wirklich abgespielt hat?! – Nun, selbstverstaendlich hat auch die Passionsgeschichte keinen Mantel der Unantastbarkeit um sich gelegt. Auch hier sollte wie ueberall die naturgegebene menschliche Vernunft nachfragen duerfen, was an dieser Geschichte nun schluessig ist und was nicht. Hier einen Heiligenschirm aufzubauen oder sie nur deshalb zu einem nicht nachfragetauglichen Tabuthema zu erklaeren, weil die Kirche es einmal so bestimmt hat und als Folge davon das Glaubensgeruest ihrer Nachfolger ueber Jahrhunderte hinweg die ehemals als reine Vorstellungshilfen gedachten Bilder zur geistigen Realitaet und scheinbar unabdingbaren Notwendigkeit verwandelt haben, weil dabei von einer wie auch immer zu verstehenden Gottessohnschaft die Rede ist, weil diese Geschichte bis heute unser christliches Leben, unsere Kultur, ja unser religioeses Denken ueberhaupt gepraegt hat, usw., all das darf kein Grund sein, den nach Wahrheit suchenden Glaeubigen nur wegen seines kritisch forschenden Hinterfragens zum Heiligenschaender und Ketzer abzustempeln. Nur weil die Kirchen um die Hinrichtung Jesus einen heiligen Schrein gebaut haben, kann dies noch lange nicht heissen, dass der Verstand gerade beim Kernpunkt christlicher Lehre nun abgeschaltet zu werden haette. Zu viele falsche Apostel haben mit ihren Geschichten schon viel zu viel schreckliches Leid und Elend bewirkt als dass Geschichten und Erzaehlungen, nur weil sie eben in die Bibel Eingang gefunden haben, sofort als unantastbare weil inspirierte "Reichs-Gottes-Geschichte" glorifiziert und als solche zu goettlicher Willenkundgebung hochstilisiert werden koennten. Wohl gemerkt, es kann im Zusammenhang mit der Eroerterung und Eruierung von Moeglichkeiten wie sich biblische Ereignisse abgespielt haben koennten bzw. wie und warum sie veraendert worden sind, nicht in erster Linie um faktische Wahrheit versus faktischer Unwahrheit gehen, sondern um verschiedene Grade von Schluessigkeit und Plausibilitaet, um logische Widerspruchsfreiheit und historische Authentifizierbarkeit.

Wie bei den Erlaeuterungen zur Himmelfahrtsproblematik bereits angedeutet, muss konsequenter- und fairerweise deshalb auch jene paulinische Erloesungstheorie eines angeblich heilsnotwendigen Opfertodes Jesu und die daraus abgeleitete Suendenvergebung kritisch hinterfragt werden, sind beide doch nach genauerem Bibelstudium mit der Lehre des biblischen Jesus nicht deckungsgleich. Wenn Jesus einen 'Vater' verkuendete, der nicht erst durch suehnende Mittlerschaft dem bereuenden Suender vergibt, sondern jedem, der selbst zur Vergebung und Umkehr bereit ist; der den Suender, wie im Gleichnis vom verlorenen Sohn, sogar sucht, macht er die Suendervergebung niemals abhaengig von seinem Tod, sondern wie er im Vaterunser und an anderen Stellen lehrt, einzig vom vergebenden Verhalten des Menschen gegenueber seinem Mitmenschen. Nicht einmal inwieweit dies der einzelne schafft ist massgebend fuer Jesus, allein der Wille den anderen in seiner Schuld verstehen zu lernen ist ausschlaggebend. Waere sein Tod von ihm als notwendig fuer Erloesung und Suendenvergebung erachtet worden, wie haette er sagen koennen, der Kelch moege an ihm voruebergehen? Wie haette er ausserdem vor seinem Opfertod selber Suenden vergeben koennen?

Dazu ein Zitat aus einem Brief des beruehmten Biologen Richard Dawkins an den katholischen Historiker Paul Johnson: "Neben anderen bizarren Dogmen verlangt die kathl. Kirche von ihren Glaeubigen tatsaechlich das Absurdeste anzunehmen, naemlich dass Gott seinen Sohn (der in einem verwirrten obskurantischen Sinn wiederum er selber war...) fuer ein Verbrechen hinrichtete, das Adam begangen hatte und fuer das die gesamte Menschheit, trotz des felsenfesten Alibis, NACH der Tat geboren zu sein, sonst die Pruegel haette einstecken muessen. Noch absurder wird diese Vorstellung vor dem Hintergrund der Tatsache, dass jetzt wo die Kirche die Evolutionslehre mehr und mehr akzeptiert, durch diese barbarische Kreuzigung nun gar ein Verbrechen gesuehnt wurde, das anerkanntermassen niemals begangen wurde." Und dies, so stellt sich die Frage, obwohl nicht einmal die Bibel selbst..., die nachsintflutliche Menschheit als Opfer oder Taeter darstellt, sondern, und jetzt kommt die Crux, ganz eindeutig als Nachkommen des unbeteiligten Dritten, naemlich Schet.

Der juedische Religionswissenschaftler Pinchas Lapide schreibt hierzu: "Ich und mit mir alle Artgenossen – Schwarz, Weiss, Rot und Gelb – sind, unglaublich aber wahr, samt und sonders Nachfahren von Kains juengstem Bruder Schet. Bekanntlich hat nur er den Supergau namens Sintflut ueberlebt. Abel war ja bekanntlich von Kain totgeschlagen worden und seine Familie ging ebenso wie die Nachkommen Kains in den Fluten unter." (P.Lapide, Von Kain bis Judas)

All dies besagt nichts anderes, als dass niemand ueber welche Erbsuendentheorien auch immer erblich belastet ist und von einer Kollektivschuld, zumindest biblischerseits, schon gar nicht die Rede sein kann. Viel eher stellt sich wohl die Frage: Haette die kath. Kirche, einschliesslich ihrer Nachfolgegemeinschaften wohl ueberlebt, haette sie niemals die kirchliche Verwaltung und theologische Neuinterpretation des Kreuzestodes Jesu und die damit verbundenen Kontrollmechanismen innegehabt...? Kontrollmechanismen, die auf einem solch abartig gestoerten Bild einer Gottheit fundieren, das allein durch den Ungehorsam eines einzigen Menschen derart beleidigt worden ist, dass die ganze Menschheit scheinbar nur durch Menschenblut im Suehnetod des eigenen Sohnes (oder wie auch immer dessen zirkelschluessige Sohnschaft gesehen werden mag) versoehnt werden durfte.Nein, dies ist, wie Blueher treffend schrieb, eine zu offensichtlich menschliche Rechnung. Laengst konnte naemlich nachgewiesen werden, dass die Erloesungstheorie erst entstand, als das ueberraschende Aergernis des Kreuzestodes - aller Wahrscheinlichkeit und neuerer Erkenntnis zufolge ein Ungluecksfall und nichts weiter - die Christen zu einer Umdeutung zwang. Damit aber wurde die urspruenglich Lehre nicht nur gewandelt, sondern entwertet. Wie vieles, was spaeter die Kirche betonte, spielt auch die Erloesungslehre bei den Synoptikern kaum eine Rolle. Nur an zwei Stellen wird sie ueberhaupt angedeutet, die aber nach Auffassung der meisten Exegeten nicht echt sind. Die Wendung von der Hingabe des Lebens als Loesegeld fuer "viele", die Matthaeus und Markus Jesu in den Mund legen, waehrend sie bei Lukas fehlt, geht entweder auf paulinische Gedanken zurueck, oder sie ist eine Praegung der hellenistischen, vielleicht sogar schon der palaestinensischen Jesusgemeinde, welche die Uebernahme eines Verses aus dem 53. Kapitel des Jesaja aus politischen Motiven uminterpretieren musste. Die zweite und letzte Stelle, die Jesu Kreuzestod ausdruecklich mit der Vergebung der Suenden in Beziehung setzt, steht nur bei Matthaeus und fehlt bei Markus, Lukas und im 1. Korintherbrief. Es ist bezeichnend, dass fuer die Ebioniten, eine der unmittelbaren Nachkommen der Jerusalemer Urgemeinde, Jesu Kreuzestod keinen Versoehnungscharakter, keine Heilsbedeutung besass.

Die damaligen kirchlichen Entscheidungskraefte standen damit im Prinzip vor der schwerwiegenden Entscheidung: Entweder wir institutionalisieren und dogmatisieren die paulinische Erloesungstheorie, wonach Christus ein Suehneopfer fuer die ganze Menschheit brachte, dann koennen wir auch seine Gottessohnschaft aufrecht erhalten, oder aber wir lehnen diese Theorie ab, dann muessen wir konsequenterweise auch die ohnehin voellig unjuedische Gottessohnschaft zu den Akten legen, denn wozu haette ein Gott eine wie auch immer zu verstehende eigene Geistesschoepfung auf eine suendige Welt senden muessen, wenn deren Aufgabe auch von jedem "menschlichen" Prophet oder Priester haette ausgefuehrt werden koennen ...?!

Daraus ergibt sich folgendes: Die Schriften der Bibel sind allesamt das Werk mehr oder minder gottesfuerchtiger (aber auch bigottischer) Zeitgenossen, die sich im Laufe der Jahrhunderte durch Redaktion und Kompilation in eine bestimmte geistige Richtung draengen liessen, welche ebenfalls in keinster Weise mit goettlichem Willen gleichzusetzen sein duerfte. Als naechstes muss deshalb trotz aller gebotenen Kuerze auf die tatsaechliche Schriftentwicklung hingewiesen werden, die eine unter goettlicher Aufsicht stehende Inspiration der Schriften als propagandistische Luege entlarvt, vor allem wenn wir uns bewusst machen, dass der Inspirationsgedanke selber erst viel spaeter in die theolog. Bibelkunde und damit biblische Vorstellung Eingang gefunden hatte.

Erst auf dem Konzil von Florenz (Bulle "Cantate Domino" vom 4. Februar 1442) naemlich machte die katholische Kirche die Lehre von der Inspiration der Bibel, die bekanntlich Irrtumslosigkeit in sich einschliesst, zu einem Glaubensdogma, was auf den folgenden Konzilien Bestaetigung fand [Konzil von Trient (4. Sitzung vom 8. April 1546) und atikanisches Konzil (3. Sitzung vom 24. April 1870)].

Unter allen neutestamentlichen Traktaten aber erhebt nur die Apokalypse, die mit knapper Not in die Bibel kam, den Anspruch, ihrem Verfasser von Gott diktiert worden zu sein. Und sie beansprucht Autoritaet nicht als kanonisches, sondern - nach juedischen Vorbildern - als prophetisches Buch, wenngleich von apokalyptischen Bildern ueberlagert, ja veraendert. Sie will Weissagung sein. Die Erfuellung ihrer Weissagungen, die sich zum groessten Teil auf die unmittelbar nachfolgende Zeit bezogen hatte, steht allerdings noch aus. Wie sehr die Offenbarung von zeit- und kulturbedingten Vorstellung und damit Gottesbildern ueberlagert ist, wird etwas spaeter noch naeher zu durchleuchten sein.

Kein sonstiger neutestamentlicher Autor aber deklarierte seine Produktion als goettlich. Auch der erste christliche Theologe, Paulus, nicht. Haeufig unterscheidet er ausdruecklich und sehr scharf zwischen dem, was er als vom Herrn stammend anfuehrt und seiner Privatmeinung, und nennt zudem sein Erkennen blosses Stueckwerk. Soweit bekannt ist ordnet Paulus ueberhaupt nur ein einziges Mal die Verlesung eines Briefes in einer zweiten Gemeinde an. Doch spricht er auch dabei nicht von einer Verbreitung in allen Gemeinden oder gar in der ganzen Kirche und Nachwelt.

Wie Paulus und die anderen Verfasser der neutestamentlichen Briefe, so gibt auch keiner der Evangelienschreiber vor, von Gott inspiriert worden zu sein. Im Gegenteil! Der Prolog des Lukasevangeliums, in dem der Autor versichert, "allen Tatsachen von den Anfaengen an sorgfaeltig nachgeforscht" zu haben, ist einer der vielen Belege dafuer, dass der Schreiber gar nicht daran dachte, sich fuer inspiriert zu halten. Lukas war auch nicht der Meinung, etwas Ungewoehnliches zu tun. Bekennt er doch im ersten Vers, "schon viele" haetten vor ihm solche Berichte verfasst. Sie befriedigten ihn aber nicht, weil sie nicht "von den Anfaengen an" und "in richtiger Reihenfolge" erzaehlten (z.B. weil damit falsche Schluesse gezogen wuerden). So will er offensichtlich verbessern, damit sich der "hochedle Theophilus", fuer den er sein Opus schreibt, von der "Zuverlaessigkeit" der Nachrichten, in denen er unterwiesen ist, ueberzeugen koenne. Der Evangelienschreiber tritt also nicht als von Gott inspirierter Autor auf, sondern als ein Sammler der in Umlauf befindlichen mundpropagandistischen Legenden, Geschichten und Geschichtchen, deren Authentizitaet und damit Ueberzeugungskraft er steigern will. Wie wenig unantastbar diese Geschichten damals waren beweist beispielsweise das Unternehmen des Syrers Tatian, der aus den vier Evangelien durch schwerwiegende redaktionelle Eingriffe im Sinne von Auslassungen, Umschreibungen und Verkuerzungen ein einziges Evangelium genannt Evangelienharmonie (eine von mehreren im Lauf der Religionsgeschichte) erstellte.

Was Hans Kueng so treffend ueber die Werke des grossen Theologen Thomas von Aquin schreibt:

"Als Aristotelianer in seinem Kern, bediente sich Thomas in der Aufschluesselung und Relativierung der Augustinischen Theologie viel mehr als alle seine mittelalterlichen Kollegen vor ihm und viele nach ihm der Ratio und der begrifflichen Analyse. Er tat dies mit nicht geringer Objektivitaet und logischer Schaerfe, freilich oft auch unkritisch und die Aussagen der Autoritaeten unhistorisch umdeutend – in der damals eben ueblichen "expositio reverentialis", der achtungsvollen Auslegung."(H. Kueng: Grosse christl. Denker)

...trifft uneingeschraenkt auch auf die Schreiber und Exegeten der neutestamentlichen Schriften zu. Auch sie forschten und schrieben in ihren zeitbedingten Vorstellungen und vor dem Hintergrund ihrer jeweiligen eigenen religioesen Erziehung und kulturellen Bildung, welche die "achtungsvolle Auslegung", d.h. das Hintrimmen auf geistliche Notwendigkeiten der jeweiligen Adressaten, zur Tagesordnung werden liess. Gerade die lehrbedingte Unbedarftheit ihrer Zuhoerer/Leser machte ein geistlich-redaktionelles Anpassen an den jeweiligen Empfaenger unausweichlich.

Nicht zuletzt durch diese und aehnliche Phaenomene bedingt, hatten nicht wenige Schriften unter dem Missbrauch durch bestimmte Christen oder christliche Tendenzen zu leiden. So veraenderte z.B. die montanistische Vorliebe fuer gnostische Offenbarungsliteratur christliche Texte in eine ganz bestimmte Richtung. Bereits seit den fruehen Tagen des Christentums war versucht worden, eine Trennungslinie zu ziehen zwischen wahren und falschen Versionen der christlichen Botschaft. Rivalisierende Evangelien wurden von einer Gruppe rundheraus verdammt, von anderen wiederum gefoerdert. In Galatien verfluchte Paulus jene, die dem Evangelium juedische Gesetzesbestimmungen hinzufuegten. Der 1. Johannesbrief schaerfte den Christen ein, an den ins Fleisch gekommenen Christus zu glauben. Der 1. Korintherbrief verwies auf die Auferstehung Jesu als unaufgebbaren Grund des Glaubens. Paulus war ein Verfechter der Glaubensthese – Jakobus ein Streiter fuer die Gesetzeslehre. Zwischen diesen Polen entwickelten sich auch die unterschiedlichsten Schriftauslegungen – und neuen Schrifterstellungen.

Tim Dowley schreibt in seinem "Handbuch des Christentums", (...) "dass seit den Anfaengen des Christentums falsche Meinungen und Beschreibungen ueber Christus im Umlauf waren. Viele Historiker haben den Eindruck, dass in manchen Gebieten zuerst Lehren dominierten, die spaeter als Haeresie verurteilt wurden. In Alexandria scheint die christliche Lehre sehr frueh mit juedischen und griechischen Lehren verbunden worden zu sein. Es entstanden gnostische Gruppen, bevor das orthodoxe Christentum am Ende des 2. Jahrhunderts in den Vordergrund trat. In der syrisch sprechenden Christenheit gewann die orthodoxe auch erst in dieser Zeit die Oberhand. Hier blieb allerdings das als "Enkratismus" bekannte, strikte Asketentum, das aus einem unorthodoxen Judenchristentum erwachsen war, weiterhin dominierend. Aber selbst die Orthodoxie spaltete sich und damit das Schriftentum durch die teilweise gegensaetzliche Denkweise ihrer Theologen. So benutzte beispielsweise Tertullian Sprache und Denkform der Juristen, der Rhetorik und Stoa – und des Montanismus; Clemens und Origines benutzten platonische und pythagoreische Konzeptionen – und den christlichen Gnostizismus. Beide Lager waren dabei so weit von ihren Denkkonzepten beeinflusst, dass sie die schmale Grenze zwischen Orthodoxie und Haeresie, zwischen offiziell genehmigten Lehren und als ketzerisch verworfenen, selber nie einhielten."

Die Christen ererbten von den Juden neben dem Glauben, dass Gott die Welt erschuf, die arrogante Einbildung, auf ein nicht verifizierbares, aber dafuer umso privilegierteres Alleinvertretungsrecht Gottes bauen zu koennen. Gemaess paulinischer und anderer Lehren und Denkstroemungen ging der Schoepfer auch in der Inkarnation vollstaendig ins menschliche Leben ein. Das Wort, das Fleisch wurde, war dasselbe, durch das alle Dinge geschaffen worden waren. Die Philosophen lehnten diese fundamentalen christlichen Saetze ab. Fuer sie konnte ein transzendentaler Gott weder in die physikalische Welt eingehen noch sich aendern – wie dies die Schoepfungs- und Inkarnationslehren voraussetzten. Auch die Gnostiker leugneten sie, weil fuer sie allein der Geist Gott angehoert, nicht aber die verderbte, materielle Welt. Fuer viele Gnostiker war Christus aus genau diesem Grund daher nur scheinbar Mensch gewesen – ein Gedankengang, den vor allem Paulus weiterentwickelte und mit seiner Erloesungslehre im Christentum verankerte. Dieselbe Auffassung vertraten die Doketisten, die der 1. und 2. Johannesbrief so vehement bekaempft. Auch die Judenchristen lehnten wie ihre juedischen Mitbrueder die Vorstellung einer goettlichen Inkarnation ab. Vor allem die gnostisch behafteten Judenchristen beschrieben das irdische Leben Christi teilweise als Theophanie – als einen engelhaften Besuch Gottes bei den Menschen.

Einige christliche Schriftsteller entwickelten eine Logostheologie, um ihren Glauben an eine goettliche Schoepfung und gleichzeitig an eine Inkarnation zu verteidigen. Logos, der in Joh.1 mit "Wort" uebersetzte Begriff, meint auch Vernunft, Zweck oder auch Weisheit. Er wurde in Stoa, mittlerem Platonismus und von Philo (Philon von Alexandria) benutzt, ein Ordnungs- und Harmonieprinzip zu bezeichnen oder die Machtstruktur, durch die Gott auf die Welt einwirkt. Justin der Maertyrer und andere nahmen diese beiden Bedeutungen auf und lehrten, dass der Logos in Ewigkeit bei Gott war, und zwar als sein Sinn oder seine Weisheit. Aber in Schoepfung, Offenbarung und zuletzt in der Inkarnation ging der Logos aus, ueber und in der Welt zu handeln. Gott der Vater war darum nicht direkt mit der physikalischen Welt verbunden oder der Veraenderung unterworfen, denn der Logos hoerte nicht auf, seine ewige Weisheit zu sein. Einige christliche Autoren waren zu stark von der philosophischen Vorstellung der goettlichen Unveraenderlichkeit beeinflusst, die sich radikal von der bleibenden Treue des lebendigen Gottes der juedischen Bibel unterschied. Der von Gott ausgehende Logos wurde durchaus als goettlich angesehen, aber er erschien immer mehr als eine unpersoenliche, goettliche Macht. Oft wurde herausgestellt, dass der Logos erst vor der Schoepfung (Tertullian) oder gar vor der Inkarnation (Hippolyt) als Sohn gezeugt sei (so dass Gott Vater des Sohnes wurde).

Weitere Schwierigkeiten erwuchsen aus der Sprache. War Gott der Vater, schien dies einzuschliessen, dass er einst ohne Sohn existiert hatte. Origines behauptete dagegen, diese Sprache weise lediglich auf eine ewige Beziehung zwischen Vater und Sohn hin. Im Gottesdienst moegen die Christen diese Spannungsfelder nicht wahrgenommen haben. Aber sowohl die Juden wie auch die Heiden warfen ihnen zunehmend vor, zwei Goetter zu haben. Damit tauchte programmgemaess die Notwendigkeit auf, sich mit der Frage der Trinitaet auseinanderzusetzen. Wie die vorlaufenden Stroemungen, so sollte auch die Loesung dieser Frage einschneidende Veraenderungen der Lehre wie der Schriftstuecke nach sich ziehen. Doch all diese Vorgaenge waren im Prinzip nichts Neues.

Als Folge der zunehmenden Kanonisierungstendenzen wurde das Christenum immer mehr zur Buchreligion, eine Vorstellung, die der heidnischen Welt so gut wie unbekannt, dem Judentum dafuer umso vertrauter war. Diese Gewichtsverlagerung schuf ein theologisches Problem. Die zu kanonisierenden Buecher der Bibel sind durch eine reiche Vielfalt der Gattung, des Inhalts und des Stils gekennzeichnet. Bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts begannen manche Erklaerer und Interpreten (Cypiran, Origines) von den Buechern als von einem einzigen Buch zu sprechen, weil es von einem Autor, Gott, gegeben war. Dies wiederum fuehrte zur Annahme, dass Mannigfaeltigkeit tunlichst vermieden werden muesste, dass verschiedene Standpunkte innerhalb der biblischen Buecher harmonisiert zu werden haetten, um die goettliche Autoritaet der Schriften nicht zu beeintraechtigen. Erste Zeugnisse dieses Harmonisierungs-prozesses finden wir nach den bereits in der Schrift selber erwaehnten Hinweisen am Ende des ersten groesseren Sammlungs- und Sichtungsprozesses aller damals in Umlauf befindlichen Schriftstuecke und vor allem muendlichen Erzaehlungen um 180 n.Chr. bei Irenaeus. Ebenso war die Unklarheit von Teilen der Heiligen Schriften eine Quelle des Unbehagens, sobald man die Buecher insgesamt als wesentliches Medium goettlicher Offenbarung nahm; dies liess sich nur durch Anpassungen und Auslassungen retuschieren.

Vor der Zeit des Irenaeus waren die Heiligen Buecher der Christen in der Hauptsache die hebraeische Bibel. Die Ueberlieferung des Wortes Gottes erfolgte weitgehend muendlich, und auch seit die kanonischen Evangelien offen im Umlauf waren, lassen Erwaehnungen der Lehre Jesu haeufig eher auf muendliche als auf schriftliche Ueberlieferung schliessen. Um das Jahr 130 berichtete Papias von Hierapolis in Kleinasien von Ueberlieferungen der Evangelien von Matthaeus und Markus, kannte aber auch eine Erzaehlung ueber Jesus, die sich im nichtkanonischen Hebraeerevangelium fand. Er war fest davon ueberzeugt, dass das Denken und Wirken Jesu weniger durch geschriebene Schriftrollen als durch die Lehren derjenigen Alten uebermittelt werden konnte, die selbst noch Apostel gekannt hatten. Durch diese fast ausschliesslich muendliche Uebermittlung ergeben sich naturgemaess viele Fehlerquellen, Missverstaendnisse und Verdrehungen, nicht zuletzt durch jene damals ueblichen uebersteigerten Glorifizierungskampagnen. Von Generation zu Generation wurde das mehr und mehr verherrlicht, was den kirchlichen Notwendigkeiten wichtig war und es geriet das immer mehr in Vergessenheit, was zwar jesuanischen Ursprungs sein mochte, aber den damaligen politischen Vorgaben und dem Machtstreben der Kirche nichts nuetzte.

Gleichzeitig hatte die Aufstellung des Kanons eines Neuen Testaments neben dem Alten Auswirkungen auf den Gedanken der "Inspiration". In der vorchristlichen Antike waren zwei Theorien der Inspiration im Umlauf. So wurde behauptet, Inspiration sei eine Erweiterung des natuerlichen, vernunftmaessigen Wahrnehmungsvermoegens, nicht dessen zeitweilige oder gaenzliche Aufhebung. Diese Ansicht liess Raum fuer Widersprueche zwischen den Propheten, und sie erkannte die Menschlichkeit und die Grenzen der Mittlerschaft an.

Wichtige Kirchenfuehrer setzten Inspiration jedoch mit prophetischer Besessenheit und mystischer Begabung gleich, eine Vorstellung, die im 18. Jahrhundert wieder neu aufflackerte: Die goettliche Inspiration bemaechtigte sich der Stimme oder Feder des Propheten, sie setzte den Menschen als Mittel ein, wie ein Musiker etwa seinem Instrument Toene entlockt. Beide Theorien fanden sich bei Christen, die die biblische Autoritaet zu deuten suchten. Die prophetische Sicht ging davon aus, dass die Worte von Gott eingegeben waren; also konnte jeder Text im Lichte anderer Texte, in denen dieselben Worte vorkamen, interpretiert werden.

Die Theorie der Verbalinspiration traf besonders auf die griechische Uebersetzung des Alten Testaments zu, allgemein Septuaginta genannt, die im 3. Jahrhundert v.Chr. in Alexandria erstellt wurde. Die Legende berichtet, dass 70 Uebersetzer in getrennten Zellen gearbeitet und alle die gleiche Version des geheiligten Textes vorgelegt haetten. Wichtige Kirchenvaeter wie Augustinus hielten unverrueckbar an dem Wahrheitsgehalt dieser Legende fest, was sowohl nach modernen sprachwissenschaftlichen Erkenntnissen als auch in Bezug auf serioese religioese Gotteserfahrungen ein hanebuechener Unsinn ist.

Gerne werden in diesem Zusammenhang moderne Bibeluebersetzungen zitiert mit der Begruendung, dass diese ja nun endlich nicht mehr auf griechische oder gar lateinische Uebersetzungen zurueckgreifen mussten, sondern direkt auf den Hebraeischen Urtext Zugang haetten. Dies ist nur sehr begrenzt richtig, denn das heutige Hebraeisch birgt eine ganze Reihe von sprachlichen Minenfeldern, die, fuer den unkritischen Kirchenexegeten oftmals nur schwer zu beseitigen sind. Dabei haben viele juedische Gelehrte mit den gleichen Problemen zu kaempfen wie ihre aehnlich kirchlicherseits gebundenen Kollegen der traditionellen christlichen Seite.

Das im Mittelalter entstandene "Neuhebraeisch", das in geringer Abwandlung heute in Israel gesprochen und gelernt wird, taugt nur sehr bedingt zur Erschliessung und Deutung alttestamentarischer Textstellen. Es basiert naemlich auf einer Unzahl von religioes motivierten Fehlinterpretationen, die im Verlauf der Jahrhunderte in alttestamentarische Texte hinein-gedacht worden waren, und mit deren Hilfe dann die verschiedenen Bedeutungen und Bedeutungsnuancen der Konsonanten-Fetzen der althebraeischen Sprache (iv) bestimmt wurden. So ist es auch zu erklaeren, dass viele der alten Begriffe in den verschiedenen Texten mit einer erheblichen Anzahl weit voneinander abweichender Begriffe uebersetzt werden mussten. Aus dieser mit Hilfe der aramaeischen, griechischen und lateinischen Interpretationen erreichten Rekonstruktion der althebraeischen Wortbedeutungen entwickelte sich das heute gesprochene und gelehrte Hebraeisch. Es bietet wohl durch den Gebrauch der ueberlieferten Schrift und Woerter Zugang zu fliessendem Lesen der alten Texte, aber dies geschieht mit den Wortbedeutungen der nachplatonisch-mittelalterlichen Rekonstruktion. Niemand, so schreibt auch der bekannte Alttestamentler Paul Hengge, kann mit wissenschaftlichem Ernst behaupten, es waeren dies der Sprachklang und die Denkinhalte der vor 3000 und mehr Jahren geschriebenen und gesprochenen althebraeischen Sprache. Zu viele Raetsel, die von der alten Sprache immer noch aufgegeben werden, geben davon ein beredtes Zeugnis. Dabei ist im Zusammenhang mit einer wie auch immer interpretier- und deutbaren Urbedeutung die Frage noch nicht einmal angedacht, ob es denn wirklich auch Sinn machen koenne, die rudimentaeren Gottes- und Goettervorstellungen von primitiven Nomadenvoelkern, fuer welche beispielsweise Naturphaenomene wie Gewitter, Sturm und Ueberschwemmungen goettlichen (oder goetterhaft-mystischen) Ursprungs waren, fuer die religioesen Erkenntnisse des 21. Jahrhunderts zu rekonstruieren.

Sicherlich entspringt es einem urmenschlichen Sicherheitsbeduerfnis gerade in religioesen Dingen Erklaerungen zu finden, welche als scheinbar erkanntes goettliches Steuern Sicherheit in die Deutungspluralitaet menschlicher Zukunftsaengste und Sehnsuechte bringen koennten. So war es das Bemuehen der also wahrheitssuchenden Frommen zu allen Zeiten, die urspruengliche Wortbedeutung zu finden, um damit nach dem offenbarten Willen Gottes zu forschen. Dies machte sie allerdings auch anfaellig fuer sog. geistig inspirierten Deutungen, die letztendlich nur als Bestaetigung fuer die eigene Glaubenstheorie der betreffenden Verkuender herhalten mussten. Die meisten der aeltesten Texte wurden so uebersetzt, redaktionell ueberarbeitet und nicht selten umgedeutet, dass viel spaeter erdachte Lehrsaetze der Religionen durch sie gestuetzt werden konnten. Dies trifft in starkem Masse auch auf die juedische Religion und ihre thoraischen Ueberlieferungen zu.

Aber der Zweck heiligt ja bekanntlich die Mittel. Jetzt wurden Widersprueche zwischen biblischen Texten damit erklaert, dass sie von ihrem goettlichen Urheber absichtlich eingefuegt worden waren, um auf eine tiefere Bedeutung hinter dem buchstaeblichen Sinn zu verweisen und den Leser zum eigenstaendigen Forschen anzuregen. Origines und Augustinus erklaerten die Unterschiede zwischen den Evangelien unter anderem aber auch damit, dass verschiedene Augenzeugen normalerweise unterschiedliche Berichte von ein und demselben Ereignis gaeben. Ausfluchtmaessiges Urgestein dieser eher biederen Art (vor dem Hintergrund der tatsaechlichen Unterschiede innerhalb der Evangelien) finden sich in evangelikalen (oder biblisch orientierten) Zeitschriften oder Home Pages haufenweise.

Eine noch unverschaemtere Variante dieses Themas bildete die im 2. Jahrhundert von Autoren der orthodoxen Tradition aufgestellte Behauptung, in den wesentlichen Dingen seien alle wirklich glaeubigen Christen einer Meinung. Meinungsverschiedenheiten wurden zu einem Merkmal von Ketzern wie von heidnischen Philosophen erklaert, wodurch der Druck zur Vereinheitlichung von Schriftentum und Lehre stetig weiterwuchs. (Aehnlichkeiten mit heutigen Praktiken sind selbstverstaendlich rein zufaelliger Natur...)

Diese Vereinheitlichungsbestrebungen betrafen selbstverstaendlich auch die Schriften des Alten Testaments, wurden sie doch haeufig zum Beleg fuer die Richtigkeit neutestamentlicher Gotteserfahrung umfunktioniert. Aber selbst wenn wir das alte Testament, die Bibel der Juden, ohne diese neutestamentliche Redaktionsbrille betrachten, so ist eindeutig festzustellen, wie wenig auch hier von heiliger goettlicher Inspiration die Rede sein kann. Dies laesst sich am besten nachweisen, wenn wir die "Goettlichste" der in ihr enthaltenen Schriften naeher unter die Lupe logischer Nachvollziehbarkeit und Verifizierbarkeit, als bewaehrtes Kriterium zum Auffinden menschlicher Eingriffe, nehmen.

Wenn wir uns die Mythologie des sog. Zehngebots vor Augen fuehren, stellen wir unzweideutig fest, dass dieser alte Codex Humanis im Umfeld alttestamentarischer Geschichte (und Geschichten) sich selbst am meisten eines goettlichen Ursprungs widerlegt. Eine genauere Untersuchung dieser angeblich goettlichen "Verheissungen" verraet naemlich sehr wenig Goettliches, dafuer umsomehr an volkstuemlichen Vorurteilen, Stereotypen und der begrenzten Erkenntnis derer, die sich diesen Verheissungscodex ausgedacht hatten.

Innerhalb dieses uns vertrauten und von vielen verehrten Zehngebots finden sich naemlich Elemente und Einstellungen, die von unserem heutigen Kenntnisstand als unannehmbar verworfen werden muessten.

Es tritt zudem ganz offen zutage, dass diese angeblich goettlichen Gesetze weder dazu ausersehen waren, den Willen eines universalen Gottes zu manifestieren noch diesen ueber alle Zeiten hinweg aufrecht zu erhalten.

Nicht zuletzt deshalb haben diese "Gebote" – trotz ihrer christlichen Verehrung – im Prinzip ihre Urkraft verloren. Sie sind zu einem blossen Lippenbekenntnis geschrumpft, deren individuelles menschliches Sprachrohr oft nicht einmal mehr weiss, welche Gebote nun tatsaechlich in diesem Codex Humanis enthalten waren, geschweige denn, welchen sie in ihrem Lebensumfeld prinzipiell nicht gehorchen oder durch ihre Handlungen widersprechen.

Ausserdem zeigen sich bei naeherer Betrachtung einige Aspekte ihrer Aussagen als voellig unmoralisch und sollten vor dem Hintergrund heutiger ethisch-moralischer Richtlinien als zumindest unannehmbar, wenn nicht gar ungoettlich gebrandmarkt werden.

Der erste biblische Hinweis, dass dieser Codex Humanis menschlichen und nicht goettlichen Urspungs ist, erhellt sich aus der Tatsache, dass dieses Regelwerk grundsaetzlich zu umgehen war und also gebrochen wurde, wenn es sich um Menschen ausserhalb der juedischen Gemeinschaft handelte.

So einigte es zwar die juedischen Mitbewohner vor der Abgabe eines falschen Zeugnisses (wider den Naechsten), gleichzeitig sehen wir Moses beim Verhandeln mit den Aegyptern aber genau gegen diese Regel verstossen, mehr noch, es wird uns gar noch als goettlich angeordnet suggeriert (Exodus 3,18), wenn Moses im Text den Pharao ueberzeugt, dass die israelitischen Sklaven gar nicht auf die (von Gott versprochene) Freiheit aus waren (Ex.3,7-12). Sie wollten, Originalton Moses, nur 3 Tage in die Wueste, um ihrem Gott zu dienen um daraufhin, so laesst der Text vermuten, wieder in die Sklaverei zurueckzukehren. Weder Moses noch Pharao glaubten indes an ein derartig falsches Zeugnis (Ex.5,1-3).

Ein Mose durfte auch ohne weiteres (jedenfalls ohne goettliche Rechenschaftsnahme und Strafe) den aegyptischen Aufseher ins Jenseits befoerdern, denn hier wie ueberall heiligte der Zweck ja bekanntlich die Mittel. Damit aber nicht genug! Einmal diesem Gott(esbild) hoerig, liess er auch gleich noch 3000 Juden umbringen, die das goldene Kalb angebetet hatten. (Ex. Mose 32,27-28)

Weiter verlangte eines der Gebote nicht zu morden (was in den meisten Bibeln faelschlicherweise mit "nicht toeten" uebersetzt wurde, wodurch beispielsweise auch das Toeten durch Verteidigung oder Notwehr auch religioes gebrandmarkt wurde), wogegen ausgerechnet Joshua verstiess, als er 5 Kanaanitische Koenige ermordete/ermorden liess (Josh.10,22-27).

Oder man erinnere sich der Geschichte des Propheten Elisa. Der ging hinauf gen Beth-El. Und als er auf dem Weg hinanging, kamen kleine Knaben zur Stadt heraus und spotteten sein und sprachen zu ihm: Kahlkopf komm herauf! Kahlkopf komm herauf! Und er wandte sich um und da er sie sah, fluchte er ihnen im Namen des Herrn. Da kamen zwei Baeren aus dem Walde und zerrissen der Kinder zweiundvierzig......(2. Koenige 2, 23-24)

Von Samuel lesen wir, dass er einen anderen Koenig, namens Agag, mit seinem Schwert in Stuecke haute (1.Sam.15,32-33).

Ja Gott selber wird nachgesagt, dass er Israel gebot gegen zwei Nationen in den Krieg zu ziehen und dabei weder Mann noch Frau noch Kind zu schonen (1.Sam.15,1-13 und Richter 21,8-13). Scheinbar nahm Gott selber seine Gebote ausserhalb seines Volkes nicht allzu ernst.

Somit betraf das Gebot eines universalen Schoepfergottes nur ein angeblich gottwohlgefaelliges, innervoelkisches Zusammenleben, wodurch es eines menschlichen Ursprungs gerade seitens dieses Volkes sehr deutlich ueberfuehrt sein duerfte (wobei allerdings anzumerken ist, dass auch die Israeliten die Grundessenz dieses Zehngebots von viel aelteren Kulturen uebernommen hatten).

Desweiteren spiegelten diese Gebote die patriarchalische Mentalitaet des israelitischen Bundesvolkes, da es von dem Grundsatz ausging, dass die Frau Eigentum des Mannes war. Diese sexistische Haltung wird gerade im letzten Gebot sehr deutlich, wenn Gott angeblich verlauten laesst: Lass dich nicht geluesten deines Naechsten Weibes..., wodurch ein Verbot des Ehebruchs impliziert werden soll. Da aber nirgendwo etwas zu finden ist ueber deines Naechsten Mannes wird auch hier dieses Gebot eindeutig menschlichen Ursprungs ueberfuehrt.

Dein Naechster/Nachbar ist ausschliesslich maennlich zu verstehen, weshalb sein Vermoegen in absteigender Ordnung nach seinem Wert taxiert wurde. Als Wertvollstes wurde sein Haus betrachtet, dann seine Frau, seine Sklaven (!), seine Ochsen und Esel, und weiterer Besitz. Diese Eigentumsbetrachtung ist heute noch in vielen christl. Gemeinschaften vorherrschend, wo bei Hochzeiten der eine Mann (Vater) die Frau einem anderen (Braeutigam) uebergibt, als waere die Frau das "Eigentum" einer der beiden.

Das siebente Gebot gegen Ehebruch entstammte einer Gesellschaftsform, bei welcher die Vielehe an der Tagesordnung war. Ein Mann konnte so viele Frauen besitzen, wie er sich leisten konnte. In seiner urspruenglichen Bedeutung verbot dieses Gebot die "Benutzung" einer Frau, die Eigentum eines anderen war. Dies laesst sich recht einfach recherchieren, wenn wir uns vergegenwaertigen, dass, wenn ein juedischer Mann eine sexuelle Beziehung zu einer unverheirateten Frau pflegte, es sich dann um keinen Ehebruch (gegen seine eigene Frau) handelte, sondern vielmehr um ein Vergehen gegen das Eigentum des Vaters dieser Frau, weswegen es sich bei der Strafe um eine rein finanzielle Angelegenheit handelte, da dieser Vater dadurch geschaedigt wurde, dass sich der Wert seiner Tochter durch diese "Warenbeschaedigung" erheblich minderte. Ein Gesetzeskodex, der den Mitmenschen zur Ware herabstempelt, kann nur als amoralisch verworfen werden. Teile dieser Gebote gehoeren definitiv in diese Kategorie.

Wie gering die "Allgemeingueltigkeit" und damit zeitlose Gueltigkeit des aus angeblich goettlichem Geist Geborenen war und ist, liegt auf der Hand. Bis in unsere Zeit hat die Geschichte gezeigt, dass diese Gebote immer dann aufgegeben worden waren, wenn sie unangenehm wurden. Nur wenige von ihnen sind heute noch in Anwendung, unabhaengig davon, wie oft Prediger oder Politiker sie als der Menschlichkeit letzter Schluss zitieren.

Wo gibt es heute noch ein Verbot gegen den angeblich goettlichen Willen, der verbot, sich ein Ebenbild von IHM zu machen? Die Kirchen sind voll davon, denn alles, was sich auf Gott persoenlich bezieht, faellt unter dieses Verbot.

Auch wird beispielsweise kein Vertrag mehr "im Namen des Herrn/Gottes" geschlossen, wodurch ein Vertragsbruch gegen das Gebot verstossen wuerde, dass man den Namen des Herrn nicht unnuetz im Munde fuehren sollte.

Wo wird der Sabbath/Sonntag geheiligt, ja nur der Versuch gemacht, diesen wuerdevoll zu gestalten?

All diese Vorschriften sind in einer gaenzlich anderen Kultur und Umwelt letztendlich als impraktikabel aufgegeben worden.

Heute debattiert man ueber Abtreibung und eine der Fragen, die sich stellen ist: Wessen Leben hat im Notfall Vorrang – das des Kindes oder das der Mutter? Oder, hat die Mutter eine Schwangerschaft auszutragen, wenn das Kind durch Vergewaltigung gezeugt wurde. Philosophisch wird die Problematik, wenn wir uns fragen, ob auch Geburtenkontrolle und Schwangerschaftsverhuetung als Mord betrachtet werden sollte, da ein potentielles Leben erst gar nicht ermoeglicht wurde (siehe auch der Ursprung des biblischen Onanieverbotes), usw.

Ich will mit diesen Beispielen nur aufzeigen, was fuer gesellschaftliche Konstellationen sich heute ergeben haben, von denen die Gesellschafts- und Kulturform des Zehngebots keinerlei Ahnung haben konnte, mit anderen Worten: Dieser uralte Codex Humanis ist wie alles in den Heiligen Schriften und letztendlich ueberall auf dieser Welt ein Produkt seiner Zeit und seiner Umwelt. Wenn wir also weiter daran festhalten wollten, dass einer goettlichen Person quasi die Autorenschaft dieser Gebote unterstellt zu werden haette, so koennten wir dies nur mit der Schlussfolgerung tun, dass der Gott, den wir als ihren Urheber postulieren, nicht in der Lage war, die technologischen Umwaelzungen der Zukunft miteinzukalkulieren, wodurch IHM selber wie auch seinen Geboten zumindest eine gewisse Unvollstaendigkeit anzuhaften scheint...

Weitaus gravierender als alttestamentarische Gottesbilder, die missverstanden auf christliche Dogmatik uebertragen wurden, sind jedoch Gottesvorstellungen, die im Neuen Testament und hier vor allem durch die angebliche Johannes-Offenbarung in christliche Denkvorstellungen gerueckt und also solche von verschiedenen Glaubensrichtungen als eschatologisch garantierte goettliche Terminplaene gehandelt werden.

Beispielhaft seien die Reformbestrebungen einer aus der Reformierten Ecke hervorgegangen Kirchen (die Neuapostolischen Kirche) vor allem im Hinblick auf die aus der Erweckungsbewegung stammenden Vorstellungen bezueglich der Johannesoffenbarung beschrieben, zeigen sie doch deutlich die grundsaetzliche Problematik auf im Umgang mit biblischen Texten, bei dem die Interpretationsparameter eher wunschorientiert als wissenschaftlich rational und damit real sind.

Wohl kann im Rahmen dieses Aufsatzes nur auf einige eher allgemeine Missverstaendnisse hingewiesen werden, welche den Offenbarungstext wunschorientiert verzerrt und damit letztendlich theologisch unbrauchbar gemacht haben. Gleichwohl sollte bereits darin die Gefahr erkannt werden, die jegliche wunsch- bzw. interessenorientierte Schriftenauslegung nicht nur fuer den Rahmen der jeweiligen Religionsgemeinschaft, sondern fuer gesellschaftsuebergreifende soziale Parameter hat; und seien es auch nur solche, dass Anhaenger von Glaubensgemeinschaften, die eine prinzipielle Unveraenderbarkeit irdischer Missstaende als Glaubensinhalt hochstilisiert zur Grundlage nehmen, um sich denjenigen gesellschaftlichen Pflichten zu entziehen, die gerade Kerngehalt der Frohbotschaft Christi sein sollten.

Doch sehen wir uns einige der Ursachen falsch verstandener Offenbarungswunsch-vorstellungen im Lichte faktischer Realitaet und bibelwissenschaftlicher Exegese etwas naeher an.

1. Grundsaetzliche Missverstaendnisse

Vor allem calvinistische Glaubensableger, hervorgegangen aus den, durch die Wirren der franz. Revolution bedingten, geistigen Unruhen und der damit verbundenen spirituellen Unsicherheit, haben gerade hier ihre anti-rationale Hinwendung zu einer pietistisch extremen Woertlichnehmerei der sog. Heiligen Schriften bis zum geistigen Exzess betrieben, wodurch in keinster Weise der historische Kontext, geschweige denn weitere bibelwissenschaftliche Erkenntnisse und Forschungsergebnisse beruecksichtigt wurden, ja diese vielmehr komplett unter den Glaubensteppich kindlicher (Wunsch-)Vorstellungen gekehrt wurden.

Grundsaetzlich ist dazu folgendes zu sagen:

Wenngleich sich biblische Schriftlegung im allgemeinen und Offenbarung im besonderen auch in Saetzen ereignet, primaer und grundlegend sind die personale Struktur und der Ereignischarakter. Die Heilsereignisse beduerfen aber ebenso der Deutung wie die Person und die Worte des historischen Jesus – soweit und insofern wir solche ueberhaupt in direkten Zusammenhang mit Jesus bringen koennen. Damit ist gesagt, dass man von Offenbarung nur sprechen kann, wenn der die Geschichte deutende und die Worte vernehmende Mensch mit einbezogen wird. Offenbarung als solche, d.h. nur insofern sich jemand offenbart oder sich etwas ereignet, gibt es nicht. Ein Wort, das nur gesprochen, aber nicht vernommen wird, ist kein Wort, und ein Geschehen, dessen innere Bedeutsamkeit nicht erkannt wird, haette unter diesem Gesichtspunkt auch genauso gut nicht geschehen sein koennen. Damit Offenbarung in Wirklichkeit Offenbarung sei, ist es erforderlich, dass das Geoffenbarte vernommen wird. Das Vernehmen der Offenbarung durch den Menschen ist fuer die Offenbarung selbst konstitutiv. Damit stellt Offenbarung eine Synthese von goettlicher Initiative und menschlicher Antwort im Sinne von Wahrnehmung und nachfolgender Reaktion dar. Weil also zur Offenbarung der die Offenbarung Vernehmende gehoert, sind die Strukturen menschlichen Vernehmens und daraus resultierend Erkennens von allem Anfang an mit im Spiel.

Damit ist eine weitere, fuer diese Ueberlegungen wichtige Einsicht gewonnen. Die reine Botschaft als solche, die revelatio pura, jenseits irgend einer geschichtlichen Gestalt oder anderen irdischen Wahrnehmungsparametern, gibt es nicht. Bereits von den ersten Zeugen wurde sie von ihrem je eigenen Glaubensverstaendnis unter den Voraussetzungen ihres konkreten menschlichen Daseins aufgenommen und bezeugt. So wie Christus selbst Mensch einer bestimmten Kultur und Zeit geworden ist, so ist jedes Zeugnis von ihm, auch das der Schrift, immer Zeugnis einer ganz bestimmten, konkreten und damit einmaligen geschichtlichen Situation. Dabei darf die Sprache - verstanden als Ausdruck aller geschichtlichen Bedingtheiten - als die Ausdrucksgestalt des Offenbarungszeugnisses nicht so gesehen werden, als ob es moeglich waere, die Substanz der Offenbarung selbst daraus wie aus einem Gefaess zu entnehmen. Die Sprache ist vielmehr der Leib der Offenbarung, und wie wir dem Menschen nur in seiner Leiblichkeit begegnen koennen, so treffen wir die Offenbarung nur in der Verleiblichung einer konkreten geschichtlichen Gestalt an. Indem so die Offenbarung in den verschiedenen Kulturen und Epochen immer neue Ausdrucksgestalten annimmt, sich in der Geschichte immer aufs neue verleiblicht, hat sie eine durch den Menschen bedingte Geschichte des immer neuen Vemehmens der Offenbarung und des je anderen Eindringens in ihre Wahrheit.

Dies aber setzt nun eine rationale Beschaeftigung mit biblischen Texten und in vorliegendem Beispiel speziell mit der Johannesoffenbarung voraus, ja macht sie geradezu unabdingbar fuer einen verantwortungsvollen Umgang mit den dort gemachten Aussagen oder Anspielungen. Gerade die Notwendigkeit dieser rationalen und damit wissenschaftlichen Beschaeftigung mit biblischer Materie aber wird von vielen evangelikalen Bibelforschern verneint. Damit verschliesst man sich aber den Zugang zu jeglicher Interpretation, verneint man doch genau das, was Interpretation zum Inhalt hat, naemlich vorlaufender Einschluss aller moeglichen Alternativen zu nachfolgender Auswertung.

Allein beim vorlaufenden Studium des historischen Offenbarungsumfeldes haette dann beispielsweise auffallen muessen, wie sehr bereits urchristliche Gemeinden in heftigstem Zwiespalt bezuegl. dieser urchristlich-juedischen Offenbarung waren.

So wandten sich beispielsweise die Aloger (von griech. a logos = gegen das Wort, in der zweiten Haelfte des 2. Jhrds auftretende Sondergemeinschaft von Kritikern des damaligen christlichen Schriftentums) vehement gegen die zu Beginn des 2. Jhrds. einsetzende "Vergoettlichung" des Christus im Sinne des menschgewordenen goettliches Wortes. Diese Gleichsetzung Christi mit dem Logos Gottes ist kennzeichnendes Merkmal der Offenbarung des Johannes; in der ganzen sog. Johanneischen Literatur ist der von den Alogern verworfene Begriff des Logos das durch Jesus personifizierte Wort Gottes (z.B. Offb.19,13).

Die Aloger wandten sich damit gegen den wachsenden griechischen Einfluss auf die christliche "Theologie" und wiesen diesen Einfluss in eben dieser Offenbarung des Johannes nach. Die aus der stoischen Philosophie stammende Deutung des Logos als das universale Lenkungsprinzip wurde im zweiten Jahrhundert auf die Johanneische Theologie umgedeutet. Diese Personifizierung Christi als universales goettliches Prinzip ebnete letztendlich auch den Weg fuer die Entwicklung einer aus orientalen Vorbildern stammenden Trinitaetslehre.

Die Botschaft der Offenbarung lebt aus der Vorstellung, dass durch Christus Gottes Heilshandeln fuer die ganze Welt wirksam wird und er mit seiner glanzvollen Wiederkunft die duestere Geschichte der Welt durch eine neue Schoepfung abloest. Fuer den Verfasser ist mit der historischen Menschwerdung Jesu als Gottessohn die verheissene Endzeit bereits gekommen (z.B. Offb. 5 f)

Diese, unter griechischen, gnostischen und anderen Einfluessen (u.a. juedische Apokalyptik) entstandene Vision des Offenbarungsautors entsprach fuer die Aloger nicht der jesuanischen Lehre, weswegen fuer sie eine apostolische Autorenschaft der Offenbarung als erwiesenermassen falsch erkannt und verfochten wurde.

Die textkritische Analyse konfrontiert uns mit dutzenden von Aspekten, deren Problematik fuer den Laien wenig nachvollziehbar ist.

Um nur einen Aspekt der vielschichtigen Problematik allein im Rahmen der Textanalyse im Zusammenhang mit der Offenbarung zu nennen, moechte ich stichpunktartig auf den im Einzelfall aeusserst schwierigen Nachweis hinweisen, ob bibl. Begriffe in ihren jeweiligen Kontexten beispielsweise im woertlichen Sinne gebraucht und niedergeschrieben wurden, oder im aphoristischen, im figurativen oder zum Zwecke alliterativer Anspielung usw.

Ein Beispiel fuer den metaphorischen Gebrauch von Begriffen liefert uns juengste Zeitungsmeldung. Sie sticht deshalb ins Auge, da sie trefflich zu gegebener Offenbarungs-thematik passt:

"Buch des Lebens geoeffnet"

"Erstes Chromosom entschluesselt: Genetiker feiern "Jahrtausend-Erfolg"
London (dpa). Mit der Entschluesselung des ersten menschlichen Chromosoms haben britische Forscher nach eigenen Worten das "Buch des Lebens" geoeffnet. Der Dezember 1999 werde in die Wissenschaftsgeschichte eingehen, weil in diesem Monat erstmals die Abfolge aller Erbinformationen auf einem der 23 Chromosomen veroeffentlicht worden sei. "Die Variationsbreite der Gene ist aeusserst ueberraschend", sagte Ian Dunham, der Leiter des Forschungsprojekts am Sanger-Zentrum in Cambridge, auf einer Pressekonferenz am Mittwoch in London."

Koennen wir heute erahnen, wie Menschen gewisser religioeser Stroemungen diese Ueberschrift in einigen hundert Jahren umdeuten wuerden, wenn der dazugehoerige Kon-Text verlorengehen wuerde?

2. Offenbarungsspezifische Missverstaendnisse

Nicht nur die "Sieben Sendschreiben" fielen der Periodisierung (Einteilung in biblisch interpretierte goettliche Zeitalter) evangelikaler Vorstellungen zum Opfer, nein, wir muessen selbst den Kern christlicher Glaubensdoktrin auf diesen Irrtum hin untersuchen.

Aufgrund kirchengeschichtlicher Periodisierung und damit Fehlinterpretation (teilweise noch erschwert durch falsches Lesen bzw. dekontextualisierte Arbeit mit der Bibel...) wurden aus dem Offenbarungstext zeitgeschichtliche Epochen herausinterpretiert oder ueberhaupt erst hinzugedeutet, welche den Ablauf der christlichen Zukunft gleich einem Fahrplan vorfuehren und damit nicht selten aus der Frohbotschaft des Evangeliums eine Drohbotschaft angeblich zukuenftig auftretender und religioes konditionierter Ereignisse projiziert haben. So gleicht die periodisierende Zeiteinteilung einiger pietistischer Glaubensrichtungen und durch angeblich goettliche Weissagung gefuehrter Erweckungsbewegungen des 18. und 19. Jahrhunderts einem exakten goettlichen Fahrplan, der unter der Erfuellung vorgegebener Bedingungen einen ebenso minutioes gesteuerten wie heilsversprechenden Ablauf suggeriert.

1. Zeitraum A: Neuausgiessung des Heiligen Geistes am Abend der Kirche Christi zur Vorbereitung auf das Wiederkommen Jesus (vor allem in einigen apostolischen Gemeinschaften)
2. Zeitraum B: Wiederkunft Jesus zu einer sogenannten ersten Auferstehung
3. Zeitraum C: Hochzeit im Himmel (3 1/2 Jahre)
4. Zeitraum D: Friedensreich auf der Erde (1000 Jahre)
5. Zeitraum E: Auferstehung aller Toten
6. Zeitraum F: Endgericht / Juengster Tag

Es seien wegen der dogmatischen Einengung der religioesen Zielgruppe nur ganz wenige Punkte zu den betreffenden Zeitraeumen zum eigenstaendigen Nachdenken aufgeworfen – jede wissenschaftlich exakte Untersuchung waere zielgruppenbedingt fehl am Platz.

Zu A:
Dass der Heilige Geist durchaus in besonderer Form von einem Menschen Besitz ergreifen kann, sei von vorneherein nicht verneint. Aber dass eine, allen damaligen (Ende 18. – Anfang 19. Jahrhundert) Erweckungsbewegungen eigene, ekstatische Erwartung eine Neuausgiessung des Heiligen Geistes im Sinn eines zweiten Pfingstgeschehens ausloesen sollte, als zwingende Voraussetzung fuer eine nunmehr erneut einsetzende Geistestaufe durch wiedererweckte Apostel, verneint selbst der apostolische Prof. Thiersch, einer der eingefleischtesten und angesehensten Anhaenger der damaligen kath.-apostol. Bewegung.

Er hat als damaliger Zeitzeuge das Geisteswirken innerhalb der Irvingianerbewegung als eine angeblich zweite Geistesausgiessung ausdruecklich verneint, wenn er sagte: "Unter denen, die diese Predigt glaubten, hat Gott ploetzlich Seinen Heiligen Geist ausgegossen. Das heisst nicht, dass ein neues Pfingsten geschah. Einfuerallemal ist der Heilige Geist gegeben, aber Er ist gekraenkt worden, ja sozusagen begraben worden unter dem Unglauben der Christen." (Als unveraenderter, wortgetreuer Abdruck der vom sel. Prof. Dr. H. W. J. Thiersch im Jahre 1851 verfassten, in Berlin bei C.G. Brandis erschienenen Broschuere: Thomas Carlyle - Geschichte des apostolischen Werkes in kurzer Uebersicht)

Zu B:
Die Vorstellung von apokalyptischen Auferstehungsidee ist eine Weiterentwicklung aus den vielen, damals kursierenden Auferstehungsgeschichten um Jesus. Diese wiederum finden ihr Vorbild in viel aelteren Mythen, z.B. im aegyptischen Mythos des Koenigssohns, der jungfraeulich geboren, im Tode zur Sonne auffaehrt, um dort zur Rechten Gottes zu sitzen. Dieser Mythos existiert, seit der Mensch 'aus dem Paradies' vertrieben ist. Das Ziel ist also eine 'Rueckkehr ins Paradies', ein Vorbeigehen am (Angst)Waechter vor den Toren des Paradieses. Ein diesseitiges Erleben Gottes als Vater/Mutterfigur, nicht als Richterfigur.

Diese archetypischen, gesamtmenschheitlichen Bilder (siehe auch Braut, Hochzeit...) koennen, wenn ueberhaupt sinnvoll, dann nur mythologisch/psychologisch, keinesfalls aber woertlich gedeutet werden. Es geht hierbei um die beruhigende und hoffnungmachende Wirkung dieser Bilder.

Was den biblischen Text selber betrifft: Einen biblischen Beleg fuer die "Erste Auferstehung" gibt es in der Bibel nur ein einziges mal und zwar in der Offenbarung des Johannes im 20. Kapitel, Vers 6. Dabei sollte allerdings nocheinmal darauf hingewiesen werden, dass diese Offenbarung (deren Urheber sicherlich nicht der Apostel Johannes ist) vielerlei geistige Stroemungen vermischt und verarbeitet hat – ja ihr thematisch-syntaktischer Aufbau beweist, dass sie aus mehreren (mindestens vier!) miteinander verwobenen Geschichten besteht –, was auf mehr als einen weiteren Redaktor hinweist.

Jesus und sein Umfeld in den vier Evangelien kennen keine "Erste Auferstehung", sondern wissen nur von einer "allgemeinen Auferstehung der Toten am Juengsten Tage".

1. So laesst Johannes beispielsweise Jesu sagen (Ev.Johannes, Kapitel 6, Vers 40):
"Denn das ist der Wille des, der mich gesandt hat, dass, wer den Sohn sieht und glaubt an ihn, habe das ewige Leben; und ich werde ihn auferwecken am Juengsten Tage."

Es erhebt sich die berechtigte Frage: Laesst sich ein – gemaess christlicher Lehre "Gottessohn" – Jesus vorstellen, der seinen Nachfolgern solch ein Versprechen macht und dabei den tatsaechlichen Hoehepunkt, das eigentliche Ziel – naemlich eine vorlaufende und allein seinen Nachfolgern geltende "Erste Auferstehung" – mit keinem Sterbenswoertchen erwaehnt?

2. In Joh. 11,24 lesen wir folgenden Dialog:
Martha spricht zu ihm (Jesus): "Ich weiss wohl, dass er auferstehen wird in der Auferstehung am Juengsten Tage."

Sicherlich waere Lazarus als treuer Nachfolger Jesus fuer eine "Erste Auferstehung" in Frage gekommen. Trotzdem verneint Jesus weder Marthas Hinweis auf die Auferstehung am Juengsten Tag noch berichtigt er sie in irgendeiner Weise, die den Unterschied zwischen einer zukuenftigen Ersten und einer nachfolgenden Zweiten Auferstehung deutlich machen wuerde – trotz des immens wichtigen religioesen Kerngehalts und der absoluten Brisanz dieser Thematik...

3. Auch der Matthaeus-Redaktor (Matthaeus 25, Verse 31-41) laesst das Wiederkommen Jesus mit dem Gericht zeitlich zusammen fallen:
"Wenn aber des Menschen Sohn kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle heiligen Engel mit ihm, dann wird er sitzen auf dem Stuhl seiner Herrlichkeit. Und werden vor ihm alle Voelker versammelt werden. Und er wird sie voneinander scheiden, gleich als ein Hirte die Schafe von den Boecken scheidet."

Jesus spricht hier von seinem Kommen in aller Herrlichkeit. Wenn wir diesen Vers nicht als redaktionellen Einschub betrachten wollen – was ohnehin kaum moeglich sein duerfte – , so muessen wir uns fragen, ob dies wirklich die Wortwahl sein kann von jemandem, der von seinem zweiten Wiederkommen spricht (wobei das erste noch gar nicht stattgefunden hat!). Das waere so seltsam und unwirklich, dass nur der starke Legimitationsdruck einer eschatologisch elitaer ausgerichteten Gemeinschaft oder eines religioesen Machtanspruches solches ueberhaupt in Erwaegung ziehen kann.

Nein, hier spricht, wenn ueberhaupt der juedische Jesus, dann hoechstenfalls in seiner Funktion als der grosse juedische Rabbi und Prophet, der er unzweifelhaft war, und der ganz in der religioesen Tradition seines Volkes zu seinem Volk spricht.

Zu unterscheiden ist dabei allemal das bevorstehende Ereignis des Reiches Gottes, das er selber noch erwartet, und die gaenzlich andere Vorstellung eines Wiederkommens in aller Herrlichkeit. Dies sind, wenn wir auf der Originalitaet des Verses beharren wollen, zwei verschiedene Ereignisse. Ganz offensichtlich liegen wir indes viel naeher an der tatsaechlichen Wahrheit der Ereignisse, wenn wir letzteres als urchristlichen Ersatz fuer das Ausbleiben des Ersteren erkennen – alle anderen Erklaerungsversuche machen ausserhalb des Bereichs wunschorientierter Hoffnungsduseleien so oder so keinen Sinn.

Sehen wir uns nun die einzige Bibelstelle, in der ein Hinweis auf eine "Erste Auferstehung" gemacht wird (Offenbarung 20, Vers 6) naeher an, so merken selbst in der Text- und Literaturkritik Unbedarfte, dass da etwas nicht stimmen kann:

"Und ich sah Stuehle, und sie setzten sich darauf, und ihnen ward gegeben das Gericht; und die Seelen derer, die enthauptet sind um des Zeugnisses Jesu und um des Wortes Gottes willen, und die nicht angebetet hatten das Tier noch sein Bild und nicht genommen hatten sein Malzeichen an ihre Stirn und auf ihre Hand, diese lebten und regierten mit Christo tausend Jahre. Die anderen Toten aber wurden nicht wieder lebendig, bis dass tausend Jahre vollendet wurden.

. . . . . Dies ist die erste Auferstehung.

. . . . . Selig ist der und heilig, der teilhat an der ersten Auferstehung .....

Und wenn tausend Jahre vollendet sind, wird der Satan los werden aus seinem Gefaengnis."

Der Satz mit der zweimaligen Erwaehnung der "Ersten Auferstehung" ist fuer nicht dogmatisch orientierte Menschen meilenweit als nachtraeglicher Einschub erkenntlich. Davor und danach lesen wir ein und denselben Gedankengang, der Vers 6 aber steht quasi im luftleeren Raum. Auch der Stil und die Wortwahl, besonders erkennbar fuer Leser, welche die griechischen Urtexte vergleichen, sind anders. Es ist eindeutig: der Vers 6 ist kein Original – man mag es drehen und wenden wie man will. Aber, was noch viel entscheidender ist: Jesus weiss selbst nichts von einer "Ersten Auferstehung".

Als weiteres Falsifikationskriterium gegen eine grundsaetzliche Sinnfaelligkeit des Auferstehungsgedankens waere auch Torsten Klebes Hinweis zu beachten, dass der Begriff "Auferstehung" eigentlich nur mythologisch im Sinne eines Fluchtziels zu deuten waere, denn woertlich genommen bedeutet Auferstehung ein ewiges Leben hier auf dieser Erde. Dies macht aber keinen Sinn, denn diese Erde ist erstens schon voll genug und zweitens hat sie sich als Austragungsort himmlischer Kraefte aeusserst defizitaer erwiesen. Fuer ein Leben aber im Jenseits, in einem sogenannten neuen Jerusalem, ist, wie schon Klebe in seiner F&A-Revision (nachzulesen auf der Homepage von Michael Hass) richtig bemerkte, keine Auferstehung noetig, da der neue Himmel und die neue Erde ja jenseitig verstanden werden. Dorthin gelangt man ohne Auferstehung, es genuegt der ganz normale Tod und die Annahme Gottes.

Zu C:
Nirgendwo in der Offenbarung ist von einer 3½-jaehrigen Hochzeit im Himmel die Rede. Der genannte Zeitraum taucht ausserhalb jeglichen Zusammenhangs mit der Lammeshochzeit auf, und zwar in Offb.11,2 (unter Bezugnahme auf Luk 21,24, unter Offb.11,3 (unter Bezugnahme auf Daniel 7,25) sowie Offb. 12,14 (unter Bezugnahme auf Offb. 11,3).

Die Hochzeit des Lammes erscheint in anderem Zusammenhang in Offb. 19,7-9, und das sog. Himmlische Jerusalem, das oft als Sinnbild fuer die Stadt genommmen wird, in der die Hochzeit des Lammes stattfinden wuerde, erscheint unter nochmals gaenzlich anderem Zusammenhang in Offb. 21,1-3.

Ebenso die Vorstufe, welche in die Hochzeit des Lammes muenden soll. Nach Ansicht gewisser Glaubensrichtungen ist dies zugleich die irdische Entwicklung hin zum grossen Verderben, welches ueber diesen Erdkreis kommen soll. Diese Glaubensgemeinschaften beziehen sich dabei vor allem auf Offb. 7,1, nach der die vier Engel an den vier Enden der Erde die Verderben bringenden Winde solange aufhalten, bis die Braut Christi in den Hochzeitssaal entrueckt wuerde.

Wer sich nur einmal die beiden Weltkriege mit zusammen fast 100 Mio. Toten, den Holocaust in seiner ganzen Scheusslichkeit, die politischen Verbrechen bis hin zum Atombombenabwurf auf japanische Staedte usw. vor Augen fuehrt, der wird sich zunehmend ungenierter fragen, was denn diese vier Engel hier tatsaechlich aufgehalten haben. Aber auch die menschenverachtenden Grausamkeiten auf dem afrikanischen Kontinent gaeben Anlass zum Nachdenken. Ein die ganze Erde erfassender Atomkrieg o.ae. koennte, individuell gesehen, nicht grausamer sein.

Wenn es sich, wie einige zu wissen meinen, aber nicht um koerperliche Plagen, sondern eher um seelische Grausamkeiten oder gar antichristliches Offenbarwerden des Satans handeln sollte, was einige aus den Versen 7-9 in Offenbarung 20 herauslesen wollen, dann wuerden im Prinzip alle sogenannten christlosen Zeitepochen mit mindestens dem gleichen Anspruch darunterfallen. Gerade auch das sog. Dunkle Mittelalter haette hervorragende Chancen, zumindest in die Wertung zu kommen. Nein, wer hier faktische Gegebenheiten suggeriert, ist der wahre antichristliche Spekulant, spekuliert er doch mit der Panikmache und der Angst der Menschen.

Dies zur formalen Seite. Nun zur inhaltlichen:

Die Offenbarung nach Johannes ist eine rein juedisch-urchristliche Offenbarung, die aus urjuedischen Vorstellungen und Gottesbildern gespeist wird (z.B. der schadenfreudige alttestamentarische Rachegott in Offb. 18,20, welcher der Jesulehre der ersten Christen diametral entgegenstehen musste), die keinerlei Bezug zu anderen Voelkern oder viel spaeteren Zeiten erwecken will (siehe z.B. Offb.21,12-14). Sie ist eine "presentative Offenbarung", die juedische Urvorstellungen mit hellenistischen und anderen Einfluessen verquickt. Sie versteht die damals gegenwaertige Lage (Ausbleiben der Basilea, politisches Desaster, religioese Ueberfremdung, Diasporaproblematik usw.) als notweniges Durchgangsstadium in einem Prozess, den meist eine rel. Autoritaet der Vergangenheit (jued. Traditionsgebundenheit, z.B. Henoch, Abraham, Elija, Daniel, Jesaija etc.) fiktiv vorhersagt. Periodisierungen des Ablaufs der Geschichte (z.B. 4-Reiche-Schema: Dan.2) und die Einschaltung von Zwischenwesen (z.B. Engel: Dan.10,13,20 f.) lassen die sich immer verschlimmernde Geschichte doch unter der Kontrolle Gottes erscheinen. Wo das Boese uebermaechtig wird, setzt ER ihm eine Grenze. Nach dem Zusammenbruch der bestehenden wird eine total neue, oft der idealen Urzeit entsprechende Welt verheissen (siehe Offb. 21,1 bis 22,5; in soweit decken sich die apokalyptischen Mythen aller Voelker), in der die Wertvorstellungen der/einer Gemeinschaft Bestaetigung und Belohnung erhalten (weltweit verbreitete Muster: Wiederkunft, Gericht, Auferstehung etc.).

Insofern unterscheidet sich die juedische Johannesoffenbarung nicht von ihren heidnischen Entwuerfen. Sie ist vielleicht noch mehr ueberfrachtet mit Mischbildern, deren Mysterium gerade darin liegt, dass sie allem und jedem zugeordnet werden koennen und bewusst ueberinterpretierbar sind. So auch die Hochzeit des Lammes mit einer Braut, deren Teilnehmerschaft von einzelnen Getreuen ueber die beruechtigte Schar der 144.000 (die Schar der versiegelten "Knechte" als das 12fache, zum Quadrat erhobene Apostelamt, dessen Tausendermultiplikation auf eine Gesamtheit hindeuten soll) bis hin zu einer religioesen Gesamtheit (Gesamtkirche, Gesamtheit aller Glaeubigen etc.) geht. Selbst ueber die Inhaberschaft des Lammes kann getrost gestritten werden, denn viel zu uneindeutig sind die Aussagen fuer all diejenigen, die sich in nuechterner, unvoreingenommener Taetigkeit mit diesem Thema befassen. Interessant ist im Zusammenhang mit den unmittelbaren Ursachen des noch in Schranken gehaltenen Verderbens, naemlich in Offb. 7,3, ebenso davon die Rede ist, dass scheinbar nur "Knechte" dieses goettliche Siegel auf die Stirn gedrueckt wird – von Glaeubigen/allg. Christen etc. ist nirgendwo die Rede – es sei denn, wir schenken all denen Glauben, die aus den Evangelien herauslesen moechten, dass alle, die sich auf den Namen Jesu berufen, "Knechte Gottes" genannt zu werden haetten, ein Gedanke, der obige Zahl noch schwerer verstaendlich machen duerfte.

Zu D:
Inwieweit unser irdischer Planet Station fuer das Friedensreich, das angeblich 1000 Jahre waehren soll (auch hier laesst die juedisch-mystische Zahlensymbolik keinerlei Woertlich-nehmerei, geschweige denn eine wie auch immer interpretierte Periodisierung zu!), sein wird, ist und bleibt offen fuer Spekulation.

Es handelt sich jedenfalls wohl um ein messianisches Reich der glaeubigen Anhaenger Christi, das bereits in Kapitel 5,9-10 angekuendigt worden war. In Offb. 21,9 – 22,2 und 22,6–15 wird es wahrscheinlich unter dem Symbol des kuenftigen Jerusalem beschrieben. Allerdings ist auch hier eine Zuordnung kaum moeglich, da dieser Abschnitt erst hinter der Ausrufung des Endgerichts eingefuegt wurde (Offb. 20,13-15). Die gaenzliche Identifizierung von 20,4-6 mit dem in 21,9 – 22,5 geschilderten Jerusalem entspricht nicht den Interpretationsrichtungen der neueren Bibelforschung. Gemaess dieser koennen die apokalyptischen Bilder (koenigliches Priestertum, Friedensreich, Hochzeit des Lammes usw.) nur mythologisch gedeutet werden, da es sich um uralte Gottesvorstellungen handelt, die bei allen Menschen in allen Kulturen vorhanden sind, und deren archetypische Eigenschaften und Herkunft/Entstehung erkannt werden muessen, bevor eine sinnvolle Deutung einsetzen kann.

Zu E:
Unter Auferstehung aller Toten sind hier die "Rest-Toten" gemeint, die nicht zu den in Offb. 20,4 beschriebenen Maertyrern um des Evangeliums willen gehoerten. Auch hier entspricht die in gewissen kirchlichen Kreisen vertretene Interpretation, dass die Entschlafenen zusammen mit den Lebenden am Tag des Herrn (der hier beschriebenen Ersten Auferstehung) mit Jesu in den Hochzeitsaal entrueckt wuerden, nicht einmal dem biblischen Text.

Zu F:
Das Endgericht, Weltgericht oder der "Juengste Tag" ist ein Bild der gerechten Vergeltung. Es findet allerdings erst nach der sog. zweiten eschatologischen Schlacht (Offb. 20,7-10) statt, wenn der Satan nach voruebergehender Freilassung fuer immer verbannt sein wird. Auch hier bedient sich der Seher alttestamentlich-juedischer Motive und Bezeichnungen. Im Gegensatz zu der gaengigen Auffassung, dass dieses Gericht alle Menschenseelen auf irgendeine Art und Weise betreffen wuerde, handelt es sich nur vom Gericht ueber die Toten und ueber die Macht des Todes (vgl. 1 Kor. 15,26).

Interessant ist der Vers 15, widerspricht er doch eindeutig der neuapostol. Glaubensdoktrin. Dieser letzte Vers des 20. Kapitels spricht am Ende des Weltengerichts davon, dass wer nicht im Buch des Lebens verzeichnet waere, wuerde in den Feuersee ewiger Verdammnis geworfen werden.

Gemaess neuapostol. Lehr- und Glaubensdoktrin aber sind diejenigen, die im Buch des Lebens verzeichnet sind, Teilnehmer an der Hochzeit des Lammes und kommen als solche, die ja an der Ersten Auferstehung zum Leben erweckt wurden, gar nicht fuer das End- oder Weltengericht in Betracht.

Der Begriff "Feuersee" (man beachte die metaphorische Gleichnishaftigkeit dieses Bildes) ist nach judeo-griechischer Auffassung - und alleine darum geht es in der Offenbarung - der Endzustand des Urhebers allen Uebels und eben nicht seiner menschlichen Gefolgschaft, die ohnehin nur juedischer Natur sein konnte, da diese Offenbarung ausschliesslich an Juden - dazu zaehlten damals auch die Judenchristen - gerichtet war.

Allein aus den "Beteiligten" geht hervor, dass es sich um pure "uebermenschliche" (und deshalb nicht in realen Begriffen auszudrueckende) Vorstellungswelten der damaligen urchristlichen Umwelt handelte. Diese Denk- und Vorstellungswelten nun ebenso non-challant wie naiv 1:1 ins Hier und Heute uebertragen zu wollen waere genauso unsinnig, wie den Klapperstorch oder Weihnachtsmann der Kinder als Realfiguren in die Erwachsenenwelt zu projizieren.

Als Ergebnis alles bisher Gesagten duerfte festzustellen sein:

Selbst nach dem Wenigen duerfte klar geworden sein, die Schriftlegung der Bibel war ein jahrhundertelanger Prozess menschlichen Wirkens, menschlicher Vorstellungen und politischer Notwendigkeiten, in die goettlicher Geist nur dann hineinwirken konnte, wenn ihre menschlichen Schoepfer dies zuliessen.

Prof. Lapide schreibt zurecht, (...) "dass es etliche Jahrhunderte der Bibelforschung, Aufklaerung und kritischer theologischer Forschung bedurft hatte, bis man darauf kam, dass dieses Sammelsurium willkuerlich zusammengestellter Versatzstuecke wohl eher aus menschlicher Urheberschaft stammen muesste. Aber es sollte noch viel laenger dauern, bis die Erkenntnis reifte, dass auch beim detaillierten Inhalt dieser Schriften der menschliche Anteil an deren Entstehung bei weitem unterschaetzt wurde, muessten ansonsten doch die Propheten zu Schreibmaschinen Gottes und die Evangelisten zu einer Art Tippfraeulein des Heiligen Geistes entwuerdigt werden. Begnadete "Mitarbeiter Gottes" also und Traeger seiner Botschaft, die hiermit zu willenlosen Schreiberlingen reduziert wurden, welche nichts anderes als mechanische Handlangerdienste geleistet haben sollten...! Abermals verfloss ein langes Jahrhundert, ehe die Wissenschaft gewahr wurde, dass in jedes der Buecher der Bibel nicht nur die Mitarbeit vieler Menschen eingeflossen war; dass das muendliche Wort am Anfang stand, lange ehe es schriftlich erarbeitet wurde und dass die Evangelienschreiber auf viel aeltere Traditionen zurueckgegriffen hatten – sondern, und das ist noch viel entscheidender, dass sie den alten Quellen ihre eigenen Denkfruechte hinzugesellten, so dass die endgueltige Niederschrift nur als die Schlussphase eines langen, vielgestaltigen Werdegangs zu verstehen war." (P. Lapide, Ist die Bibel richtig uebersetzt?)

Heutzutage, nachdem das Gottesbild vieler glaeubiger Christen zu neuer Muendigkeit herangereift ist, teilen viele die Meinung Martin Bubers, der in seinen "Fragmenten ueber Offenbarung" geschrieben hat:

"Das tatsaechliche Offenbarungsereignis (...) bedeutet nicht, dass sich ein goettlicher Inhalt in ein leeres menschliches Gefaess ergiesse (dies ist auch im gottesdienstlichen Zuhoeren der Fall, da allein schon der individuell unterschiedliche Erfahrungs- und Erkenntnisvorsprung des einzelnen die Leere des Gefaesses utopisch erscheinen laesst...), ...die tatsaechliche Offenbarung bedeutet die Brechung des einigen goettlichen Lichtes in der menschlichen Vielfaeltigkeit (ein Geist und viele Gaben...). Wir kennen keine andere Offenbarung als die der Begegnung vom Goettlichen und Menschlichen, an der das Menschliche faktisch beteiligt ist. Das Goettliche ist ein Feuer, das das menschliche Erz umschmilzt, aber was sich ergibt, ist nicht von der Art des Feuers." (v)

Hiermit wird klar, dass wir des goettlichen Feuers nicht habhaft werden koennen, wohl aber Seine Spuren zu erkennen vermoegen, auch wenn wir Gottes Wahrheit eben nur in menschlichen Worten zu hoeren bekommen. Das Pauluswort an die Roemer (Roemer 8,14-16) "Gottes Geist gibt Zeugnis unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind", zeigt selbst in der direkten Beziehung mit und zu Gott die Unvollkommenheit der "geistigen" Uebermittlung bedingt durch die Verschiedenartigkeit von Sender und Empfaenger. Mit den Worten des katholischen Theologen Norbert Lohfink: "Niemals werden wir hier auf Erden, wenn Gott spricht, das reine, absolute Wort Gottes hoeren; schon immer, bevor wir es "bewusst" hoeren, ist es eingedrungen in unsere Menschlichkeit und irdische Fehlbarkeit." (vi)

Gottes Wort gleicht vielmehr einem Samen, der, in die Erde der Menschlichkeit gelegt, etwas wachsen laesst, was nicht mehr dem Samen gleicht, wohl aber von ihm bestimmt wird. Aber genausowenig wie die Erde erkennen kann, was fuer eine Frucht im Samen angelegt ist - sie stellt nur die irdischen Naehrstoffe zur Verfuegung -, genausowenig laesst sich die eigentliche Anlage des Goettlichen fuer uns Menschen erkennen - wir stellen gleichermassen nur unsere sprachlich-gedanklichen Faehigkeiten zur Verfuegung.

Ein Grund fuer diesen Aufsatz war, den leider auch heute noch oft verbreiteten Irrtum, dass der allmaechtige Gott, Schoepfer Himmels und der Erden, sich sprachlich fixieren liesse, schwarz auf weiss nach Hause getragen werden koennte, oder dass Sein Wille oder Seine Offenbarung in irgendeiner Bekenntnisformel eingefangen werden koennten, ein wenig zu relativieren. Lapide weist zurecht auf dieses "urmenschliche" Phaenomen hin wenn er sagt: "Verstaendlich ist das Verlangen nach einem Machtwort goettlicher Autoritaet, das all das menschliche Gewirr der Deutungspluralitaet majestaetisch entmachtet, jedoch verkennt der Dogmatismus das wahre Verhaeltnis zwischen Religion und Sprachwissenschaft. Denn alle Sprachlichkeit auf Erden entspringt unserer diesseitigen Erfahrungswelt und taugt nur fuer endliche, irdische und sterbliche Angelegenheiten. Gott in Seiner unenthuellbaren Weisheit entzieht sich aller gedanklichen und damit sprachlichen Fassungskraft und Fassbarkeit. Mit dieser Entlarvung des Buchstabilismus und damit letztendlich des Biblizismuses jeder Schattierung als Kinderkrankheit jeglichen Predigens, entfaltet sich schrittweise die Einsicht, dass jeder Mensch, der auf die Stimme des Heiligen Geistes hoert, zwar grundsaetzlich imstande ist, zu verstehen, was Gott ihm sagen will - sei es durch vom goettlichen Geist erweckte Gedanken oder durch ein zunehmendes Verstaendnis der Heiligen Schrift - dass er aber auch faehig ist, die Botschaft misszuverstehen. Denn der im Menschen wohnende gottgewollte freie Wille horcht nicht immer ausschliesslich auf das ihm Zugesprochene, er vermengt schon im Hoeren "Himmelsgebot und Menschensatzung", und im Gehirn des Hoerers verquicken sich oft Gottes-Sinn und Eigen-Sinn zu einer individuellen Vorstellung, die jeder – Schriftenersteller wie Schriftenprediger – sich selbst zurechtmacht." (aus P. Lapide: Ist die Bibel richtig uebersetzt?)

Fazit:
Ich schliesse ein partielles Mitwirken des Geistes Gottes bei der Entstehung und Zusammenstellung der biblischen Schriften nicht von vorneherein aus, bei den alten Pergamenten ebensowenig wie bei der heutigen Entstehung geistlicher Texte. Allerdings gilt auch damals wie heute eben auch ein biblischer Text:

....nur die sich vom Geiste Gottes treiben lassen.... (bei der Erstellung wie bei der Interpretation der bibl. Texte), kann bzw. konnte Gott gedanklich anleiten, so dass menschliche Interessen tatsaechlich zurueckstanden. Wo nicht, und genau das laesst sich unabhaengig von jeglicher Deutungsproblematik immer wieder zweifelsfrei nachweisen, ist es eben Menschenwerk - unabhaengig von der ohnehin situativen, kulturellen und geistigen Einbindung in die jeweilige Zeit und den jeweilen Menschenschlag, auf die sich die jeweiligen biblischen Aussagen bezogen – und in deren Zusammenhang ihre Gueltigkeit liegt.

Konsequenzen fuer religioese Institutionen:

Aus dem Gesagten sollte auch deutlich geworden sein, dass die fuer die Kirche und das Lehramt entscheidende Problematik nicht zwischen katholischen, protestantischen und anderen Schrift-Auffassungen verlaeuft, und sie buendelt sich auch nicht in erster Linie in der Frage, ob die Form oder der Inhalt entscheidend sind, sondern sie gruendet sich in der groesstmoeglichen Vielfalt der Kontinuitaet der Kernaussagen des Evangeliums. Die Sorge um diese Kontinuitaet mag wohl einen Grossteil der Aufmerksamkeit der Kirchen in Anspruch nehmen, doch eine uebereifrige Aufsicht kann, besonders in Zeiten weitreichenden und schnellen Wandels, leicht dazu fuehren, dass die Hueter die Formen mit einem Inhalt verwechseln, der selber erst im Begriff steht, sich aus dem Schutt von Theologie und Philosophie zu befreien. Dann setzen sie die Bedeutung von Gottes Selbstoffenbarung mit dem tatsaechlichen Wortlaut der Bibel gleich. Die Gabe des geistlichen Amtes wird damit von der Art und Weise abhaengig, wie es uebertragen wird, sowie vom Geschlecht des Empfaengers. Die Struktur der Kirchenleitung wird mit ihrer Katholizitaet oder Apostolizitaet verwechselt, ihre Einheitlichkeit wird zum Mass ihrer Glaubwuerdigkeit. Unausweichlich kommt dann die Zeit, in der das Evangelium selbst, wie der junge David, alle hinderliche Ruestung abwirft und in seine verletzliche Freiheit hinausschreitet. Der Gegensatz zwischen diesen Haltungen wurde an der Lambethkonferenz von 1988 lebhaft von Elizabeth Templeton skizziert, als sie auf die Schrift des Erzbischofs von Canterbury ueber "die Einheit, die wir suchen" antwortete:

"Es gibt unter uns einige, die glauben, die Unbesiegbarkeit der Liebe Gottes enthuelle sich in einer Art absoluter, geschuetzter Artikulation, sei es in der Heiligen Schrift, der Kirche, der Tradition, klerikaler Richtlinien, vereinbarter Glaubensgesetze, charismatischer Gaben, anerkannter Religionspraxis oder jeder beliebigen Kombination solcher Elemente. Und es gibt unter uns andere, die glauben, die Unbesiegbarkeit der Liebe Gottes offenbare sich in der Relativitaet der Dogmen, der Exegese, der Moral, der Froemmigkeit und der kirchlichen Struktur, die in einer unbestimmten Ferne von der persoenlichen Wahrheit Gottes existieren. Welche Einheit in der konkreten Existenz zwischen den Menschen auf beiden Seiten der transkonfessionellen Trennungslinien moeglich ist, scheint mit die schwierigste oekumenische Aufgabe zu sein. Wenn wir einen Weg durch diese eine finden, vermute ich, dass alle unsere spezifischen Probleme des Dogmas, des Amtes und der Autoritaet so leicht wie eine Nachgeburt verschwinden.

Schon historisch ist keine einzige Form dieser Reaktion auf die christliche Botschaft gewachsen und gediehen. Um wieviel mehr sehen wir heute, dass es viele moegliche Reaktionen auf die christliche Botschaft geben muss, die bisher weder gefoerdert noch gestattet worden sind. Es muss die Ueberzeugung wachsen, dass jede gueltige, positive Reaktion auf die christliche Botschaft als Kirche anerkannt und akzeptiert werden koennte und sollte. Das ist die Kirche, die es haette geben koennen und die es vielleicht noch geben wird."

© Copyright, Rudolf Stiegelmeyr, Maerz 2000

(i) Die neutestamentlichen Bibeltexte, wie wir sie heute kennen, sind nicht die ersten schriftlichen Zeugnisse, sondern bereits mehrfach redigierte Fassungen aelterer Dokumente, wie dies ja auch Lukas bereits einraeumt: "Nachdem schon viele es unternommen haben, Bericht zu geben von den Geschichten, die unter uns geschehen sind, die uns das ueberliefert haben, die es von Anfang selbst gesehen und Diener des Wortes gewesen sind (...) hab ich΄s fuer gut angesehen, nachdem ich alles von Anbeginn mit Fleiss erkundet habe..." (Apg.22,18 u. 21)
Allein der Vergleich von Neuem Testament mit den Qumranhandschriften zeigt, dass nicht nur eine Aehnlichkeit, sondern eine direkte Abhaengigkeit bis in einzelne Worte und Gedanken bezuegl. der Jesulehre besteht, weshalb dann auch kein Widerspruch noch fromm-glaeubiges Negieren etwas nuetzen. Es ist und bleibt Faktum, dass Jesus bestenfalls die Lehre von Qumran auf sich bezog, punktuell veraenderte und auf sich konzentrierte, aber dass er nicht Schoepfer dieser Lehre ist, die wir ihm in christlich-fundamentalistischer Ausschliesslichkeit zuschreiben.

(ii) Es handelt sich hier um die wissenschaftliche Fortfuehrung und Erweiterung der Historisch-Kritischen Methode/Exegese, in die neuste sprachwissenschaftliche, anthropologische, naturwissenschaftliche etc. Kenntnisse Eingang gefunden haben.

(iii) Jesus stand wie Johannes der Taeufer in und zur essenischen Tradition der Busstaufe, die eine etwas aufgelockerte Form der rituellen Baeder der Qumransekte darstellte. Beide betonten – ebenso wie das qumran΄sche Handbuch der Unterweisung (der Sektenkanon) – dass ohne vorhergehende geistige Reinigung ein Bad im Wasser keine Schuld tilgen kann. Daraus entwickelte sich Mitte des ersten Jahrhunderts bei einem Teil der jerusalemer Urgemeinde (Ebioniten) die ebionitische Taufe als einmalige Eintritts- und Wiedergeburtstaufe, die unter Anrufung des Namens Jesu erfolgte, waehrend die taeglichen Waschungen rituelle Reinigungswaschungen in der jued. Gesetzestradition waren (Hans Joachim Schoeps: Theologie und Geschichte des Judenchristentums – eine Untersuchung ueber Gruppenbildung und Parteikaempfe im Urchristentum, Bern 1964).

(iv) Das Althebraeische stellt keinen einheitlichen semitischen Dialekt dar, sondern enthaelt Elemente aus zahlreichen semitischen Dialekten, vorrangig aramaeischen. Es bedarf viel Einfuehlungsvermoegens, um den Denkinhalten dieser Sprache und ihrer Vertreter auch nur ansatzweise gerecht zu werden.

(v) Martin Buber: Begegnungen, S 46 f. fgl. Autobiographische Fragmente: P.A.Schilpp - M. Friedmann, S. 135 f.

(vi) Norbert Lohfink: "Gotteswort im Menschenwort", Kath. Bibelwerk Stuttgart, III. Auflage 1967, S. 54

Selektive Literaturauswahl zur kritischen Forschung zum Neuen Testament:

1. Ketzer, Dogmen, Denkverbote – Christ Sein Heute (Prof. Rupert Lay, ECON-Verlag, 1996)
2. Nachkirchliches Christentum – der lebende Christus und die sterbende Kirche (Prof. Rupert Lay, Econ-Verlag, 1995)
3. Die Lehre des Unheils – Fundamentalkritik am Christentum (Edgar Dahl, Goldmann Taschenbuch, 1995)
4. Kleiner Atheismus-Katechismus – Zwingende Zweifel an christlicher Gotteslehre (Gerd Haffmans und viele andere, Haffmans Verlag, 1993)
5. An ihren Fruechten sollt ihr sie erkennen – die tatsaechliche Rolle der Tiefenpsychologie in Theologie und Exegese (Eugen Drewermann, Walter Verlag, 1988, 5. Auflage 1992)
6. Strukturen der Kirche – Aemterkirche und ihre Entwicklung (Hand Kueng, Serie Piper, 1987)
7. Widerworte (U. Ranke-Heinemann, Torso-Verlag, 1985 mit Anhangs-Essays d. Autorin 1987 - 89)
8. Von der Macht zur Ideologie – Was die Urchristen versteckten, verfaelschten und vertuschten (Johannes Lehmann, Rasch und Roehring Verlag, Hamburg, 1985)
9. Das Abendmahl – der gefaelschte Glaube. Eine kritische Betrachtung kirchlicher Lehren und ihrer historischen Hintergruende (Karlheinz Deschner, Verlag Knesebeck, Muenchen, 1988)
10. Abermals kraehte der Hahn – Eine kritische Kirchengeschichte (Karlheinz Deschner 1962, btb-Sachbuch, 1996)
11. Kriminalgeschichte des Christentums 3 – Die Alte Kirche, Faelschung, Verdummung, Ausbeutung und Vernichtung von Schriftmaterial in der Urkirche (Karlheinz Deschner 1990, rororo-Sachbuch, 1996)
12. Apostelamt und Kirche – Eine theologisch-exegetische Untersuchung des paulinischen Apostelbegriffes (Sass G., 1939)
13. Das Leben Jesu im geschichtlichen Umriss (David Friedrich Strauss 1808-74, herausgegeben von Gerhard Strube, Kindler Verlag, Muenchen, 1972
14. Das Bilderbuch Gottes – Die Gleichnisse Jesu erklaert und interpretiert (Helmut Thielicke, Quell Verlag Stuttgart, 1957, 7. Auflage 1995)
15. Was wirklich in der Bibel steht (M. Barthel, ECON, aktualisierte Neubearbeitung 1991)
16. Liberating the Gospels – Ein Freimachen der Jesulehre von 2000jaehriger kirchlicher Manipulation und Redaktion (John Shelby Spong, Harper Collins, 1996)
17. Rescuing the Bible from Fundamentalism – Entruempelung der biblischen Buecher von Kirchendoktrinen (John Shelby Spong, Harper Collins, 1991)
18. Resurrection: Myth or Reality? - geschichtstheolog. Interpretation vom Tod und Auferstehung Jesu (J. Shelby Spong, Harper, San Francisco, 1993)
19. Handbook of Christian Apologetics – Handbuch christlicher Apologetik (Peter Kreeft & Ronald Tacelli, Monarch Publications, British Edition 1995)
20. Meeting Jesus Again for the First Time (Marcus J. Borg, ISBN 0-06-060917-6)
21. The Five Gospels - What did Jesus really say? (The Jesus Seminar, ISBN 0-02-541949-8)
22. Jesus - A Revolutionary Biography (John Dominic Crossan)
23. Er wandelte nicht auf dem Meer (P. Lapide, Gueterloher Verlagshaus, 1984)
24. Ist die Bibel richtig uebersetzt? Teil 1(P. Lapide, Gueterloher Verlagshaus, 1986)
25. Jesus – ein gekreuzigter Pharisaeer (P. Lapide, Gueterloher Verlagshaus, 1990)
26. Jesus, das Geld und der Weltfrieden (P. Lapide, Guetersloher Verlagshaus, 1991)
27. Ist die Bibel richtig uebersetzt? Teil 2 (P. Lapide, Guetersloher Verlagshaus, 1994)
28. Paulus zwischen Damaskus und Qumran – Fehldeutungen und Uebersetzungsfehler (P. Lapide, Gueterloher Verlagshaus, 1993)
29. Paul: The Mind of the Apostle – Ursachen der paulinischen Geistesverkuendigung und seiner geaenderten Auffassung der Jesulehre (A.N. Wilson, Edition Pimlico, 1998)
30. Paulus in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten (C. Tresmontant, Rowohlt-Verlag, 1959)
31. Paulus – Rabbi, Apostel oder Ketzer? Theologische Schriften und wissenschaftliche Erkenntnisse zum Leben und Wirken von Paulus (R. Niemann, Kreuz Verlag Stuttgart, 1994)
32. Petrus – Der Fels des Anstosses! Theologische Schriften und wissenschaftliche Erkenntnisse zum Leben und Wirken von Petrus (R. Niemann, Kreuz Verlag Stuttgart, 1994)
33. Johannes – ein theologisches Portrait (Josef Ernst, Patmos-Verlag Duesseldorf, 1991)
34. Der Zorn des Lammes – Leben und Wirken des Apostels Johannes (Originaltitel: La coliθre de l`Agneau; Guy Hocquenghem, nymphenburger-Verlag, 1985)
35. Johannes der Taeufer – einer der Lehrer Jesu? (Josef Ernst, Verlag Herder, Freiburg, 1994)
36. Auslegung der Apokalypse und zehn Gesichte (B. Holzhauser, Kreuz-Verlag Wien, 1972)
37. Apokalypsen – ein Buch der geheimen Offenbarungen (R. Termolen, Pattloch-Verlag, 1990)
38. Das Letzte Buch, Die Bedeutung der Offenbarung des Johannes in unserer Zeit (Prof. Uwe Topper, Heinrich Hugendubelverlag, Muenchen, 1993)
39. Die Hure Babylon und die Verfuehrung der Heiligen – Eine Studie zur Apokalypse des Johannes (Mathias Rissi, Beitraege zur Wissenschaft vom Neuen und Alten Testament, Kohlhammer-Verlag, 1995)
40. Die Gnosis des Christentums (Georg Koepgen, Spee-Verlag Trier, 3. Auflage 1978; Erstauflage 1939)
41. Goetter und Kaiser – Antike Vorbilder Jesu (Rudolf Reiser, Koesel-Verlag, 1995)
42. The Case against Christ (J. Young, Hodder & Stoughton, Revised Edition 1994)
43. Jesus Christus – Die Wahrheit ueber den wahren Menschen Christus (Alfred Worm, Edition Va bene, 1992)
44. Vom Menschensohn zum Judenstern, (Alfred Worm, Edition Va Bene, 1993)
45. Das Leben Jesu (Jean-Claude Barreau, Wilhelm Heyne Verlag, Muenchen 1995; Originaltitel: Biographie de Jesus, 1993)
46. Die Essener, Qumran, Johannes der Taeufer und Jesus – Urchristliche Geschichte erklaert (Hartmut Stegemann, Herder Spektrum, Taschenbuchausgabe, Verlag Herder, 3. Auflage 1994)
47. Jesus und die Schriftrollen von Qumran - Wurde die Bibel verfaelscht ? (Alexander Schick - Prof. Otto Betz - Prof. Frank M. Cross, Schengeler Verlag 1996, ISBN: 3-85666-395-9)
48. Die Schriftrollen von Qumran (Prof. Dr. A. Laepple, Pattloch-Verlag, Neue erweiterte Auflage, 1997)
49. The Dead Sea Scrolls (Wise/Abegg/Cook, Harper, San Francisco, 1996)
50. Das Geheimnis des Rabbi Jesus, Die Wahrheit von Qumran und was Urchristen und Kirche daraus machten (Johannes Lehmann, fourier-Verlag, 1996)
51. Als die Heiden Christen wurden, Zur Geschichte des fruehen Christentums, (Rosenthal, Dexinger, Verlag Ueberreuter, 1992)
52. Geist, Religion und absolutes Wissen – ein Kommentar zu den drei gleichnamigen Kapiteln aus Hegels Phaenomenologie des Geistes (Josef Schmidt, Muenchener philosophische Studien/Neue Folge 13, Kohlhammer-Verlag, 1997)
53. Die religioese Umwelt des Urchristentums Band 1 – Stadt- und Hausreligion, Mysterienkulte, Volksglaube (Hans-Josef Klauck, Studienbuecher Theologie, Kohlhammer-Verlag, 1995)
54. Die religioese Umwelt des Urchristentums Band 2 – Herrscher- und Kaiserkuld, Philosophie, Gnosis, (Hans-Josef Klauck, Studienbuecher Theologie, Kohlhammer-Verlag, 1996)
55. Die subversive Kraft der Bibel – eine Befreiung der Hebraeischen Bibel von Verkrustungen von Redaktion und Vorurteil (Jonathan Magonet, Guetersloher Verlagshaus, 1998/Originaltitel: The Subversive Bible, SCM Press London, 1997)
56. Im Wuergegriff der Kirche (G. Luedemann/Klampen-Verlag, 1998)
57. Luegt die Bibel (E. Mertes/Historia Verlag, 1998)
58. (Blueher, Die Aristie des Jesus von Nazareth – Philosophische Grundlegung der Lehre und der Erscheinung Christi, 1921)
59. Das Kreuz – Zeichen des Widerspruchs und des Heils, Bedeutung des Kreuzes im christlichen Abendland (Laepple, Weltbild-Verlag, 1983)
60. Das Grabtuch Christi (J. Walsh, Bastei-Luebbe-Verlag, 1963; Originaltitel: The Shroud, 1963)
61. Die Nazareth Tafel – das letzte Raetser der Juenger Jesu (Gustav Pfirrmann, Herbig Verlag, 1994)
62. Handbuch der Geschichte des Christentums (Tim Dowley, Brockhaus-Verlag, revidierte Ausgabe 1992; Originaltitel: The Lion Handbook – The History of Christianity)
63. Geschichte des Christentums – die weltweit differenzierten Formen und Stroemungen des Christentums in seiner 2000jaehrigen Entwicklung (John McManners, Parklandverlag Koeln 1998, Originaltitel: The Oxford Illustrated History of Christianity, Campus Verlag, 1993)
64. Die verborgene Botschaft der Bibel – neuzeitliche Prophetien anhand biblizistischer Bibelinterpretationen (Jeffrey Satinover, Orbis Verlag, 1998/Originalausgabe: Cracking the Bible Code, New York, 1997)
65. Die verbotenen Evangelien – alte apokryphe Schriften (Katharina Ceming/Juergen Werlitz, Pattloch Verlag, 1999)
66. Am Anfang war die Liebe – Dokumente, Briefe und Texte der Urchristen (Arnold Eberhard, Coprint-Verlag, 1986)
67. Goetter und Kaiser – Antike Vorbilder Jesu (Rudolf Reiser, Koesel-Verlag, 1995)
68. Jesus – ein kritisches Lesebuch (Holger Wolandt, Droemer-Knaur, 1993)
69. Der geteilte Jesus – Gotteskind oder Menschensohn (A.N.Wilson, Bertelsmannverlag, 1993; Titel der Originalausgabe: Jesus/Sinclair-Stevenson Ltd. 1992)
70. Der Messias – das Erloesersyndrom aus juedischer Sicht erklaert (Nathan Peter Levinson, Kreuz Verlag, 1994)
71. Nah ist und schwer zu fassen...der Gott – 3000 Jahre Glaubensgeschichte (Karen Armstrong, Droemer-Knaur, 1993; Originaltitel: A History of God, 1993)
72. Mutmassungen ueber Gott – das Gottesverstaendnis der protestantischen Theologie (Heinz Zahrnt, Piper-Verlag, 1994)
73. Falls es keinen Gott gibt – Dialog zwischen wissenschaftlicher Rationalitaet und Weisheit (Leszek Kolakowski, Herder Spektrum Verlag, 1992)
74. Christlicher Glaube und der Anspruch des Denkens (Richard Heinzmann, Kohlhammer-Verlag 1998)
75. Die neuen Gottesbeweise – Naturwissenschaftler und Theologen diskutieren die Beweisbarkeit eines hoeheren Wesens, (Reinhard Loew, Pattloch-Verlag, 1994)
76. Und die Bibel hat doch recht (W. Keller, ECON 1955)
77. Es steht in der Bibel – alttestamentarische Aussagen relativiert, erlaeutert und kommentiert (Paul Hengge, Verlag Wissenschaft und Politik, 1993)
78. El – Jahwe – Abba – Gottesverstaendnis der Bibel (Georg Baudler, Patmos-Verlag, 1996)
79. Der gefallene Engel – Ursprung und Geschichte der Daemonen des Lebens (Uwe Wolf, Herder-Verlag, 1995)
80. Satans Ursprung – Ursprung und Geschichte Satans in der Bibel (Elaine Pagels, Berlin Verlag, 1996/Titel der Originalausgabe: The Origin of Satan, Random House New York, 1995)
81. Die Erschaffung der Goetter – das Opfer als Ursprung der Religion (Gunnar Heinsohn, Rowohlt Verlag, 1996)
82. Trinitaet – Bestandteil menschlicher Gottesvorstellungen in allen Religionen (Raimon Panikkar, Koesel-Verlag, 1993/Titel der Originalausgabe: The Trinity and the Religious Experiences of Man, Orbis Book New York, 1973)
83. 6000 Jahre und ein Buch – die Bibel, Biographie eines Bestsellers (Guenther S. Wegener, Oncken-Verlag 1997)

 

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