"Lebendig wie das Christentum vor 2000 Jahren
Glauben und Leben in der Neuapostolischen Kirche"
Richard Fehr: Stammapostel der Neuapostolischen Kirche
Christian M. Doermer: freier Journalist
Chr. M. Doermer:
Nun, die Glaubensinhalte, das Glaubensbekenntnis der Neuapostolischen Kirche, basiert auf und beruft sich auf die Heilige Schrift.
Richard Fehr:
Richtig!
Chr. M. Doermer:
Nun gibt es aber Unterschiede zu anderen christlichen Glaubenslehren.
Richard Fehr:
Ja! Diese Unterschiede kurz auf zwei, drei Zeilen gebracht:
1. Wir kennen in der Neuapostolischen Kirche das Apostelamt. Das Amt hat Jesus selbst gesetzt in der Urkirche - ist keine Erfindung von uns.
2. Wir kennen im Unterschied zu anderen großen Kirchen drei Sakramente: die Heilige Wassertaufe, das Heilige Abendmahl die Heilige Versiegelung.
3. Und was ein wesentlicher Faktor unserer Lehre ist: die Naherwartung der Wiederkunft Christi.
Chr. M. Doermer:
Welche Beziehungspunkte gibt es zwischen der Neuapostolischen Kirche und der Ökumene?
Richard Fehr:
Es gibt sie hauptsächlich auf lokaler Ebene, sei das hier in Europa, vor allem dann aber auch in den sogenannten Missionsländern. Da ist eine Zusammenarbeit da und dort bereits erfolgt.
Ja, es stimmt, wir sind nicht Mitglied der Ökumene.
Aber ich mache mir ernsthaft Gedanken darüber und habe kürzlich extra eine Projektgruppe gegründet, die mir Vorschläge ausarbeiten soll:
Ich tendiere für eine Öffnung der Kirche.
Chr. M. Doermer:
Woher kommt das Geld, das die Neuapostolische Kirche hat und wozu wird es ausgegeben?
Richard Fehr:
Wir leben einzig und allein von den freiwilligen Spenden, von den Opfern die der Gottesdienstbesucher in den Opferstock oder Opferkasten wie wir sagen legt.
Wir orientieren uns am biblischen Zehnten. Eine Verpflichtung ist es nicht. Jeder kann geben, was ihm sein Glaube wert ist.
Und dann fragen Sie, wofür wird das Geld hauptsächlich ausgegeben?
Hauptsächlich kommt das Geld wieder den Spendern zugute, indem wir Kirchen bauen, Kirchengebäude unterhalten.
Es fließen auch Mittel in soziale Werke. Immer mehr eigentlich gegenüber früher und ein wesentlicher Bestandteil der Kosten sind die vielseitigen großen Missionsaufgaben rund um die Welt.
Chr. M. Doermer:
Ja, Herr Fehr, wie sieht die Neuapostolische Kirche die Zukunft aus? Welche Veränderungen sind notwendig, um auch im nächsten Jahrtausend ein fester Bestandteil dieser Gesellschaft zu sein.
Richard Fehr:
Ja, wie sieht die Kirche aus im nächsten Jahrtausend?
Das frag΄ ich mich wirklich oft. Gesellschaft ändert sich. In unserer Zeit sehr schnell. Innerhalb von 5 oder 10 Jahren gilt vieles nicht mehr, was vorher fast ehernes Gesetz war.
So wird sich auch in der Kirche selbst äußerlich gesehen in der Organisation, in der Struktur der Mitglieder gewiß manches ändern.
Aber eines ändert nich: die ewige Wahrheit des Evangeliums und die Verkündigung des Wortes Gottes aus der Kraft des heiligen Geistes.
Und weil das nicht ändert und vor allem auch heutzutage bei der Jugend vermehrt festzustellen ist, dass sie wieder interessiert ist an Glauben, sehe ich eine schöne Zukunft.
Gewiß manchmal ein dorniger Weg, aber auch ein erfolgversprechender Weg.
Anmerkung des Kommentators:
Sprachliche Ungenauigkeiten sowohl von Doermer als auch von Fehr wurden hier wörtlich wiedergegeben. Überschriften, Numerierungen und Hervorhebungen sind von mir.
Wer mehr über Christian Michael Doermer erfahren will, der in diesem Werbevideo den neutralen Journalisten mimt, findet dazu im Internet Informationen unter http://agdok.de/agbook/agm0051.htm (dort ist auch ein Mailkontakt angegeben).
Danach ist Doermer nicht nur Produzent und Regisseur, sondern auch Schauspieler. Es wäre interessant zu erfahren, in welcher Funktion Doermer seitens der NAKI für diese Werbe-Produktion engagiert war. Auf Anfrage war er leider nicht bereit, darüber Auskunft zu geben. Auch auf andere Fragen, die in Zusammenhang mit dieser Produktion und zu seinem Verhältnis zur NAK gestellt wurden, gab es nur ausweichende bzw. keine Antworten.
Einer seiner Filme trägt übrigens den für neuapostolische Verhältnisse vielsagenden Titel "Weinberg am Kilimanjaro".
Doermers Auftritt als "freier Journalist" (Untertitel im Video) in dieser Werbeproduktion erzeugt natürlich einen ganz bestimmten Eindruck von Seriösitiät und Offenheit. Aber genauso klar ist, dass die Fragen und Antworten abgesprochen sind. Das dürfte zwar üblich sein, dennoch stellt sich die Frage, welche besondere Affinität ein "freier Journalist" zum neuapostolischen Glauben hat, um seinen Beitrag zu einer solchen Produktion zu leisten, denn eine solche Affinität müßte aufgrund der kritischen Berichterstattung zur NAK der letzten Jahre eigentlich vorhanden sein.
Fehr äußert sich zu vier Themenkomplexen: Glaubenslehre, Ökumene, Finanzen und Zukunft der Neuapostolischen Kirche. Zum 1. Thema "Glaubenslehre" fällt auf, dass Fehr ein wesentliches Element der neuapostolischen Gaubenslehre unterschlägt: das Entschlafenenwesen. Auch auf der offiziellen Homepage der NAKI wird darüber kein Wort verloren. Das kann zwei Gründe haben. Entweder traut man sich nicht, den sich gerade auch in der Entschlafenenlehre manifestierenden Heilsegoismus der NAK öffentlich zur Schau zu stellen oder aber in der Entschlafenenlehre sind mittelfristig tiefgreifende Veränderungen geplant. Sicher ist es erlaubt, diese Unterschlagung auf der Homepage und in diesem Werbefilm als unaufrichtig zu bezeichnen.
Zum 2. Themenkomplex "Ökumene" läßt sich feststellen, dass zum Zeitpunkt der Erstellung und Veröffentlichung dieses Videos die stammapostolische Haltung zur Ökumene den Kirchenmitgliedern noch nicht allgemein bekannt gemacht wurde! Und da stellt sich schon die Frage, ob eine Werbeproduktion geeignet ist, solche gravierenden Veränderungen erstmals öffentlich bekanntzugeben. Der erst später veröffentlichte Artikel über die Ökumene in der UF zeigt ausserdem, dass die ökumenische Haltung der NAK noch veränderungsbedürftig ist. Wer die christliche Ökumene als "Bollwerk gegen andere Weltreligionen" interpretiert, hat sie gründlich missverstanden. Der Dialog mit den anderen Religionen gehört wesentlich zu den ökumenischen Arbeitfeldern.
Zum 3. Thema "Finanzen" nur soviel: Wenn Fehr sagt: "Wir orientieren uns am biblischen Zehnten. Eine Verpflichtung ist es nicht. Jeder kann geben, was ihm sein Glaube wert ist.", dann ist offensichtlich, wie "freiwillig" diese Opfer sind. Denn kann ein Naki, dem "sein Glaube" noch nicht "den Zehnten" wert ist, mit der Teilnahme an der 1. Auferstehung, dem höchsten Ziel eines Gläubigen der NAK, rechnen?
Und dann zum Thema "Zukunft der Neuapostolischen Kirche": Wenn es in Predigten heißt: "Wir haben eine schöne Zukunft!", dann ist wohl mitnichten das gemeint, was Fehr hier ausführt. 1. Auferstehung, Hochzeit des Lammes und gleichzeitige Bluthochzeit auf Erden, König und Priester sein im Tausendjährigen Friedensreich wo bleiben diese "schönen" Zukunftsaussichten in den Äußerungen des Oberhauptes der Neuapostolischen Kirche?
Und wenn Fehr ganz allgemein über die Jugend spricht und feststellt, "dass sie wieder interessiert ist an Glauben", dann vermisst man die entscheidende Einschränkung. Unübersehbar ist nämlich, dass gerade junge Leute sich zunehmend von kirchlich organisierter und dogmatisch geprägter Religionsausübung distanzieren.
HF