"Unsere Familie", 6. Jahrgang, Nummer 10, 20. Mai 1939, Seiten 368-369.
"Was lange waehrt - wird gut." Die lieben Stettiner haben schon Anspruch darauf, dass dieses Sprichwort im Zusammenhang mit der Einweihung ihres neuen Gotteshauses gebraucht wird, denn hier ist ein seit vielen Jahren gehegter Wunsch nun endlich in Erfuellung gegangen. Es ist wohl schon an die 15 Jahre her, dass eine raeumlich ausreichende Versammlungsstaette in Stettin notwendig geworden war und zwischen dem heute im Ruhestand lebenden Apostel Scheel und dem heimgegangenen Apostel Lachs ist diese Frage schon zu jener Zeit eroertert worden. Die Geduld der Stettiner Geschwister ist also auf eine wirklich harte Probe gestellt worden, aber sie haben sie bestanden und sind dafuer nun auch mit einem besonders schoenen Gotteshaus belohnt worden. Apostel Landgraf erwarb das Gebaeude in der Gutenbergstrasse Nr. 14 im November vorigen Jahres und nach einer gruendlichen Renovierung und allerlei kleineren baulichen Aenderungen erfolgte die Einweihung bereits am 2. April dieses Jahres.
Wie sich alle unserer Geschwister wohl denken koennen, war der 2. April ein besonderer Festtag fuer die Stettiner Geschwister. Neben Apostel Landgraf waren Apostel Scheel und dazu saemtliche Vorsteher der pommerschen Gemeinden anwesend. An der Einweihung nahmen insgesamt 1200 Geschwister teil.
Apostel Landgraf, der dem Einweihungsgottesdienst den Text aus Psalm 84 "Wie lieblich sind Deine Wohnungen, o Herr" unterlegt hatte, ueberbrachte den Anwesenden die herzlichen Gruesse des Stammapostels, der kurz vorher auf der Rueckreise von Koeslin kurze Zeit in der neuen Kirche geweilt und so als Erster seinen Fuss in diese Versammlungsstaette gesetzt hatte. Ausser Apostel Landgraf sprachen noch die Bezirksaeltesten Ziegler und Arnold, die ebenfalls ihrer grossen Freude ueber das gelungene Werk beredten Ausdruck verliehen. Den Schluss des besonders feierlichen Gottesdienstes bildete die Hinnahme des Heiligen Mahles.
Wir beglueckwunschen nachtraeglich die lieben Stettiner zu ihrem neuen, schoenen Gotteshaus herzlich und verbinden damit unser aller guten Wuensche.
Mit dieser Einweihung ist die Zahl der in letzter Zeit neuentstandenen Kirchen unserer Gemeinde in Deutschland wiederum erhoeht worden, und wenn wir ein wenig zurueckblicken, brachten uns gerade die letzten Jahre eine ganze Anzahl neuer und schoener Kirchen. Ueberall dort, wo es notwendig geworden war, wurde gebaut oder ein geeignetes Gebaeude uebernommen und entsprechend seinem gottesdienstlichen Zweck umgestaltet und eingeweiht. Und immer wieder ist der Gemeinde bei der Errichtung ihrer Kirchenbauten seitens der Behoerden Entgegenkommen und freundliche Hilfsbereitschaft bewiesen worden. Es ist dies im Dritten Reich eine Selbstverstaendlichkeit, fuer die wir aber nichtsdestoweniger dankbar sind. Und diese Tatsachen, ueber die wir in Wort und Bild seit Jahr und Tag berichten, sind wohl die wirksamste Zurueckweisung der im Auslande verbreiteten juedischen Hetzpropaganda, die maerchenhafte Dinge von Kirchenzerstoerungen oder Christenverfolgungen in Deutschland zu berichten weiss, Behauptungen, die uns neuapostolischen Christen nur ein Laecheln abnoetigen.
Kommentar von Peter N.:
Und was hat unser Stammapostel am 10. Dezember 1995, mit einer europaweiten 'Festgemeinde'
und die "Unsere Familie" als Zeugen, zum Thema "NAK im Dritten Reich" erklaert?
"Unsere Familie", 56. Jahrgang, Nummer 2, 20. Januar 1996, Seite 19.
8. Verhalten der Neuapostolischen Kirche in der Zeit des Nationalsozialismus und ihr Verhaeltnis zu totalitaeren Regierungen
Es wird uns vorgeworfen, unsere Kirche habe zu eng mit dem nationalsozialistischen Regime zusammengearbeitet und gehe auch heute zum Teil noch zu unkritisch mit totalitaeren Regimen um.
"[...] Unbestritten hat die Kirchenleitung dem nationalsozialistischen Regime Zugestaendnisse entgegengebracht, doch das war - wie Zeitzeugen wissen und Dokumente belegen - noetig, um den drohenden Verbot zu entgehen. Die Kirche wurde - speziell von der Gestapo - als staatsfeindlich bewertet. Mitte des Jahres 1933 mussten etliche Gemeinden geschlossen werden. Diese Massnahmen wurden zwar bald wieder zurueckgenommen. Dennoch drohte der Kirche auch weiterhin ein generelles Verbot. [...]"
Stammapostel Fehr behauptet hier also, nicht ohne Dramatik, dass staendig das Schwert von Damokles (Kirchenschliessungen, sogar "ein generelles Verbot") ueber die NAK gehaengt haette. Was sagt aber die zeitgemaesse Quelle, der obenstehende Artikel von 1939?
"Mit dieser Einweihung ist die Zahl der in letzter Zeit neuentstandenen Kirchen unserer
Gemeinde in Deutschland wiederum erhoeht worden, und wenn wir ein wenig zurueckblicken, brachten
uns gerade die letzten Jahre eine ganze Anzahl neuer und schoener Kirchen."
In diesem Satz steht "in Deutschland", hier wird also nicht nur ueber
Stettin, oder ueber einen einzelnen (Apostel-)Bezirk geredet. Nein, in ganz Deutschland durfte
die NAK neue und schoene Kirchen bauen.
"Ueberall dort, wo es notwendig geworden war, wurde gebaut oder ein geeignetes Gebaeude
uebernommen und entsprechend seinem gottesdienstlichen Zweck umgestaltet und eingeweiht.
Und immer wieder ist der Gemeinde bei der Errichtung ihrer Kirchenbauten seitens der Behoerden
Entgegenkommen und freundliche Hilfsbereitschaft bewiesen worden."
Es wurde "ueberall" gebaut und "immer wieder" wurde der NAK
"Entgegenkommen und freundliche Hilfsbereitschaft bewiesen"!
Und was sagt Stammapostel Fehr? "Die Kirche wurde - speziell von der Gestapo - als
staatsfeindlich bewertet" und "Dennoch drohte der Kirche auch weiterhin ein generelles Verbot".
Wenn dies der Fall gewesen waere, haette dann die NAK so ueberschwenglich viel Entgegenkommen
und Hilfsbereitschaft bekommen?
Zum Schluss wird noch erwaehnt was von denjenigen zu halten ist, die behaupten, dass im Dritten Reich Kirchenzerstoerungen oder Christenverfolgungen stattfaenden, die also behaupten dass die Christen oder die kirchliche Gemeinschaften Verfolgungen ausgesetzt waren. Das sei naemlich "juedische Hetzpropaganda, die maerchenhafte Dinge [...] zu berichten weiss".
Und wie sollten wir jetzt - im Lichte obenstehender Geisteserkenntnisse - Stammapostel Fehrs Stellungnahme werten, wenn er behauptet, dass die NAK "dem nationalsozialistischen Regime Zugestaendnisse entgegengebracht" hat, weil dies "noetig" war, um einen "drohenden Verbot zu entgehen"? Zufaelligerweise hat der zeitlose Geist des Herrn in dem obenstehenden Artikel die einzig richtige Antwort darauf gegeben. Die Aussagen des Stammapostels sind: "Behauptungen, die uns neuapostolischen Christen nur ein Laecheln abnoetigen."