Die Schlüsselgewalt des Stammapostels
(Leitgedanken Januar 1991)
„Ist es notwendig, daß der Stammapostel im Zusammenhang mit den Entschlafenen - Gottesdiensten die jenseitigen Bereiche aufschließt?"
Um diese Frage beantworten zu können, ist es notwendig zu klären, was unter den „Schlüsseln des Himmelreiches" zu verstehen ist.
Die entscheidende Textstelle in der Heiligen Schrift finden wir in Matthäus 16, 19:
„Und ich will dir des Himmelreichs Schlüssel geben: alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel los sein."
In diesen Worten verwendet Jesus das Bild der Schlüssel. Das Tragen der Schlüssel galt als das Zeichen des Hausverwalters (vgl. Jesaja 22, 22).
Somit wird Petrus sinnbildhaft die Gewalt und Vollmacht verliehen, den Zugang zum Himmelreich zu ermöglichen.
Wenn von „Schlüsseln" (Plural) die Rede ist, so wird offensichtlich auf die zweierlei Formulierungen der Vollmacht verwiesen, nämlich einerseits zu binden (im Sinne von verschließen und den Zugang verwehren), andererseits zu lösen (im Sinne von aufschließen und den Zugang öffnen).
Nun betrifft diese Vollmacht den Zugang zum Himmelreich.
Das „Himmelreich" ist gleichbedeutend mit dem „Reich Gottes", dem Herrschaftsbereich Gottes und seiner Gesetze. Es offenbart sich in der Gemeinde der Gotteskinder, der Kirche Jesu Christi, und ist ein geistiges Reich. Die Herrschaft des Königs Jesus ist gegenwärtig noch nicht vollendet und nur im Glauben faßbar. Aufgerichtet wird das Reich durch die Erscheinung Jesu .
Durch die Übertragung der Amtsvollmacht an Petrus und die Apostel zeigt Jesus den Weg, wie an dem Reich Gottes weiterzubauen sei.
Ab Pfingsten stellt es sich in jenen durch die Apostel versiegelten Seelen dar.
Da auch den Toten das Evangelium verkündigt wird (1. Petrus 4, 6), den Entschlafenen durch die Apostel die Sakramente gereicht werden (1. Korinther 15, 29), Jesus der Herr über Tote und Lebendige ist (Römer 14, 9), somit die Herrschaft Jesu sich auch auf die jenseitigen Bereiche erstreckt, besteht das Reich Gottes schließlich aus der sichtbaren Gemeinde auf Erden und der unsichtbaren im Jenseits.
Zu der Kirche des Herrn, dem Haus, das Jesus nach Matthäus 16, 18 bauen will, empfing Petrus die Schlüsselgewalt. Somit ist ihm die Macht beigelegt, den Seelen sowohl im Diesseits als auch im Jenseits die Tür zum Reich Christi zu öffnen.
Nun galt dieser Auftrag Jesu nicht nur für die Person des Petrus, sondern gilt auch für die Träger des Stammapostelamtes. Jesus schuf in ihm die Einrichtung, die mit der Schlüsselgewalt ausgerüstet ist.
Die Schlüsselgewalt darf nicht mit der „Lossprechungsgewalt" (vgl. Matthäus 18, 18 und Johannes 20, 23) gleichgesetzt werden.
Die Macht zu lösen und zu binden ist den Aposteln in ihrer Gesamtheit gegeben. Ihnen in diesem Dienst voranzugehen und als Verwalter des Hauses Jesu die Kirche zu leiten und ihr im Namen seines Senders Gebote und Verordnungen zu geben, die im Himmel gültig sind, ist allein Aufgabe des Stammapostels. Die Vollmacht des Stammapostels ist somit die Tür zum segensreichen Handeln der Apostel.
Kommen wir nun zur Beantwortung der eingangs gestellten Frage:
Da auch den Toten das Evangelium verkündigt wird (1. Petrus 4, 5), gemäß Matthäus 16, 18 Jesus im Himmel anerkennt, was auf Erden gelöst und gebunden wird, umfaßt die Schlüsselgewalt des ersten Knechtes Jesu auf Erden auch die Macht, den Gnade suchenden Seelen in der jenseitigen Welt die Tür zum Reich Christi zu öffnen. Die Einrichtung der Gottesdienste für die Entschlafenen zeugt davon.
Jesus hat die Schlüssel zum Tod und zur Hölle (Offenbarung 1, 18). Ihm ist alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben (Matthäus 28, 18). Darum öffnet er in der jenseitigen Welt jenen Seelen, die auf Erlösung warten, die Bereiche (= Gefängnisse) und führt sie zu der Stätte der Hilfe, die auf Erden im Stammapostel und den Aposteln aufgerichtet ist.
Durch den Stammapostel wird ihnen kraft seines Amtes die Tür zum Reich Gottes geöffnet. Je nach ihrem Seelenzustand empfangen sie aus dem Apostelamt, das die Löse- und Bindegewalt zur Anwendung bringt, die Sakramente.
Das Öffnen der Gefängnisse ist Sache Jesu –
das Öffnen des Reiches Gottes obliegt dem Stammapostel.
Wohl aber vermag der Stammapostel gemäß seiner Fähigkeit, neue Offenbarungen zu empfangen und zu verkündigen (Schlüssel im Sinne von Erschließen neuer Erkenntnisse), den Blick auf besondere Zusammenhänge (z.B. spezielle Gruppen von Seelen) zu richten und diese Seelen im Gebet einzuladen. Damit eröffnet er ihnen den Zugang zum Reich Christi.
Als Beispiel diene das Gebet des Stammapostels am Samstag, 30. 6. 1990, in Marseille/ Frankreich, in dem die Zugänge zum Altar geöffnet wurden:
„Himmlischer und guter Vater, wir kommen abermals zu Dir in einem besonderen und heiligen Augenblick, wo ich als Knecht und Diener Gottes von den Schlüsseln Gebrauch machen will, die mir übertragen worden sind kraft des Amtes und Auftrages. So öffne ich nun im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes mit dem Schlüssel des Himmelreichs die Zugänge zum Hause und Werke Gottes. Ich öffne die Zugänge zum lebendigen Altar und damit zu der Quelle des Wortes und zu dem Ort, wo die Sakramente gespendet werden.
An allen Orten, wo morgen Entschlafenendienste sind, eine betende Gemeinde arbeitet und priesterliche Ämter wirken, da sei der Zugang geöffnet. Kein Teufel und kein Geist kann eine verlangende Seele abhalten, weil der Zugang geöffnet ist. Wir bitten Dich, Vater der Liebe, gib Deinen Engeldienst, daß diese Zugänge offenbleiben, bis alle Erlösungsarbeit getan ist. Mit dem Schlüssel des Himmelreichs öffne ich den Zugang zum Apostolat Jesu Christi. Über 200 Apostel Jesu Christi wirken auf Erden in so verschiedenen und vielen Ländern. Sie haben die Macht, zu lösen und zu binden, auf Erden und im Himmel. Mit dem Schlüssel des Himmelreichs sind die Zugänge zum Apostolat geöffnet.
Ja, wir freuen uns auch, alle unsere Lieben aus der Welt des Geistes willkommen zu heißen, die im Bereich der Erlösten sind, der Versiegelten und Wiedergeborenen. Mit dem Schlüssel des Himmelreichs ist auch ihnen der Zugang geöffnet ins Heiligtum, und sie seien uns willkommen.
Nun bitte ich Dich, Herr Jesus, unser Meister und Seelenbräutigam, öffne mit Deinen Schlüsseln, mit den Schlüsseln des Todes und der Hölle, alle Gefängnisse in jener Welt, all die vielen Bereiche. Einige können wir uns im Geiste vorstellen. Wie muß es aussehen im Bereich der Lügner, wo jeder den andern anlügt. Wie muß es sein im Bereich der Heuchler, wo gar nichts Ehrliches ist. Aber es gibt Hunderte, ja vielleicht Tausende solcher Bereiche. Du kennst sie, denn Dein Weg ging nach Deinem Opfer zuerst in die untersten Örter.
Und darum bitten wir Dich, öffne diese Bereiche, Türen und Tore, daß alle hinzutreten können zum Gnadenstuhl. Lege Dein Wohlgefallen auf die betende Gemeinde und auf die Arbeit der Apostel Jesu, und lege Deinen Segen auf alles, was wir tun.
Lieber Vater, wir bitten Dich nun, erhöre uns um Deines lieben Sohnes Willen. Amen."