Dissertation von J.A. Schroeter "Die Katholisch-apostolischen
Gemeinden in Deutschland und der Fall Geyer", Marburg 1997
Anlass:
Etliche Bezirksaemter sind von dem Verfasser obiger Dissertation im
Dezember 1997 angeschrieben worden. Er machte auf sein Buch auf-
merksam und warb um Lektuere. Seinem Schreiben fuegte er das Vor-
wort seines "Doktorvaters" Obst bei, in dem eine negativ-kritische
Bewertung der Geschichte der Neuapostolischen Kirche angedeutet
wurde. Das fuehrte im Kreis der Bezirksaemter dazu, nach einer Stel-
lungnahme offizieller Art zu fragen.
Die folgenden Ausfuehrungen sollen diesem Wunsch entsprechen.
Kurze Stellungnahme:
1. Die Untersuchung Schroeters stellt eine wissenschaftliche Arbeit
dar, die hoechstbenotet wurde. Wenn der betreuende Professor Obst,
den wir von kritischen Untersuchungen ueber unsere Kirche her ken-
nen, dies im Vorwort mitteilt, so ist dies nicht nur unueblich, sondern
verrat eine bestimmte Interessenlage.
2. Die Arbeit ist eine Fleissarbeit. Die beeindruckende Materialfuelle
bedarf jedoch einer kritischen Ueberpruefung.
3. Schroeter verwendet zwar neue Quellen, aber die wichtigsten von
diesen werden nicht dokumentiert. Sie stammen aus privaten Auf-
zeichnungen von katholisch-apostolischen Christen und deren Um-
feld und sind nicht nachpruefbar.
4. Der Verfasser unterzieht die Quellen nicht immer einer erforder-
lichen Quellenkritik. So versaeumt er z.B., die herangezogenen Quel-
len praezise vorzustellen, fachgerecht auszuwerten und umfassend
zu wuerdigen.
Einige - Schroeter unbekannte - Quellen sind im Archiv Hamburg
vorhanden und geeignet, seine Argumentation in Frage zu stellen.
5. Schroeters Sympathie fuer die katholisch-apostolischen Gemein-
den ist offenkundig. Diese verleitet ihn allerdings mitunter zu einer
voreiligen Kritik an der Neuapostolischen Kirche. Um diese bewer-
ten zu koennen, haette er gruendlicher arbeiten muessen. Er nimmt
sich vor, die jeweiligen Glaubensrichtungen fachkundig zu ver-
gleichen (man nennt das "Konfessionskunde"). Diesen Anspruch
erfuellt er nicht. (Das gibt er uebrigens auch zu, vgl. S. 377, Anm.
17.)
6. Auch unter diesem Gesichtspunkt ist die zentrale These des Ver-
fassers nicht haltbar.
Schroeter behauptet (S. 267):
"Wenn sich die Neuapostolische Kirche selbst bis auf die Anfaenge
der Katholisch-apostolischen Gemeinde zurueckzufuehren sucht und
behauptet, eine direkte Fortfuehrung des Werkes der Albury-Apostel
zu sein, befindet sie sich damit weder historisch noch inhaltlich im
Recht."
Seine These bezieht sich auf die Ereignisse von 1878.
Damals trennte Geyer sich von den Aposteln, die er selbst gerufen
hatte.
Die Bewertung der Ereignisse durch Schroeter hat zwei Hauptmangel:
- Er hat ein nicht nachvollziehbares Verstaendnis davon, wie das
Werk des Herrn in seiner Geschichte sich im Sinne Christi folge-
richtig und ununterbrochen entwickelte (Kontinuitaet und Sukzes-
sion).
- Er bedenkt nicht hinreichend, dass es ausser Geyer auch noch
die Apostel (Schwartz, Preuss, Menkhoff) gab, die die Geschichte
der Gemeinden gepraegt haben.
7. Abschliessend ist zu vermerken, dass neben anderen Schroeters
Lehrer, Prof. Obst, und zwar nach Erscheinen der Dissertation sei-
nes Schuelers, abweichend von diesem die Wurzeln der Neuapos-
tolischen Kirche in den katholisch-apostolischen Gemeinden sieht.
Zusammenfassung:
Eine Veranlassung zur Veraenderung der Aussagen der Neuapos-
tolischen Geschichte zu ihrer Entstehung besteht aufgrund der
Untersuchung Schroeters nicht.
(gez.) Walter Drave
06.MRZ1998
[(Anm RF) Die naechste Stellungnahme ist zwar nicht unterzeichnet,
ist aber so aehnlich an die Stellungnahme vom 6. Maerz dass wir
annehmen koennen, auch diese ist von Ap. Drave geschrieben worden.]
Stand: 23. Juni 1998
Dissertation von J.A. Schroeter "Die Katholisch-apostolischen
Gemeinden in Deutschland und der Fall Geyer", Marburg 1997
Kurze Stellungnahme:
1997 ist in erster, 1998 in leich verbesserter zweiter Auflage die
Dissertation von J.A. Schroeter erschienen, die u.a. die These ent-
haelt, die Neuapostolische Kirche sei erst 1878 entstanden. Woert-
lich heisst es (S. 267):
"Wenn sich die Neuapostolische Kirche selbst bis auf die Anfaenge
der Katholisch-apostolischen Gemeinde zurueckzufuehren sucht und
behauptet, eine direkte Fortfuehrung des Werkes der Albury-Apostel
zu sein, befindet sie sich damit weder historisch noch inhaltlich im
Recht."
Diese These ist nicht zu halten, und zwar im wesentlichen aus folgen-
den Gruenden:
1. Schroeter konzentriert sich zu sehr auf die Person Geyers und
nimmt zu wenig Bezug auf die vor 1878 wirkenden Apostel, vor
allem Apostel Schwartz und Menkhoff.
2. Er hat ein umstrittenes Verstaendnis von Fortdauer und Nach-
folge (Kontinuitaet und Sukzession).
3. Einige Aspekte der Bewertung der Ereignisse bleiben unbe-
ruecksigtigt (z.B. oekonomische Interessen Geyers).
Schroeters Sympathie fuer die katholisch-apostolischen Gemein-
den ist offensichtlich. Diese verleitet ihn zu einer voreiligen Kritik
an der Neuapostolischen Kirche. Um letztere bewerten zu koennen,
haette er im Sinn einer konfessionskundlichen Analyse sorgfael-
tiger arbeiten muessen.
Schroeter erweckt zudem den Eindruck - und der Verfasser des
Vorworts, Helmut Obst, verstaerkt diesen - die Neuapostolische
Kirche habe ihr unbequemes Archivmaterial unterdrueckt. Diesem
ist mit Nachdruck entgegenzutreten. Die entscheidende Materia-
lien, die Ereignisse von 1878 betreffend, sind in dem Buch von
Karl Weinmann *) vorgestellt und angemessen ausgewertet wor-
den. Schroeter ergaenzt die Befunde lediglich durch Quellen,
denen er ihrerseits nicht mit der erforderlichen wissenschaft-
lichen Sorgfalt begegnet (im Sinn einer Quellenkritik). Wichtige
Materialien werden nicht dokumentiert. Sie stammen aus priva-
ten Aufzeichnungen von katholisch-apostolischen Christen und
Mitgliedern der Geyer-Gemeinde und sind nicht nachpruefbar.
Abschliessend ist festzuhalten:
Es besteht keine Veranlassung, auf Grund der Ergebnisse der
Arbeit Schroeters die Aussagen der Neuapostolischen Kirche
zur Geschichte ihrer Entstehung zu aendern.
*) ("100 Jahre Neuapostolische Kirche 1863-1963". Apostel-
bezirk Hamburg. Hamburg 1963)
Fuer diese kurze Stellungnahme ist verantwortlich die Neuapos-
tolische Kirche Hamburg.
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