Geschichtlicher Rueckblick auf die Entwicklung des Stammapostelamtes.
Herausgegeben von:
Apostolische Gemeinschaft e.V.
Cantadorstrasse 11
D-4 Duesseldorf
Vereinigung Apostolischer Christen
Postfach 241
CH-8053 Zuerich
Den in de Jahren 1832 bis 1835 in England gerufenen Aposteln wurden entsprechend
den Staemmen des alten Bundesvolkes Israel zwoelf Wirkungsbereiche zugewiesen.
Jeder dieser zwoelf Arbeitsbereiche erhielt den Namen eines Stammes des alten,
natuerlichen Volkes Israel und jeder der zwoelf englischen Apostel war Apostel
eines Stammes des neuen, geistlichen Volkes Israel.
So war das Arbeitsgebiet England und USA der Stamm "Juda" und dem Stamm-apostel
Cardale anvertraut. Sueddeutschland und Oesterreich wurden als Stamm "Ruben" vom
Stamm-apostel Woodhouse bedient usw. In der Catholic Apostolic Church gab es
also zwoelf Stamm-apostel, welche die zwoelf Staemme (Apostelbezirke) zu be-
treuen hatten.
Als im Jahre 1863 die Spaltung der Apostolischen Gemeinden stattgefunden hatte,
war es bis viele Jahrzehnte danach in der "Neuen Ordnung" wie man die unter den
neu gerufenen Aposteln stehenden apostolischen Gemeinden auch nannte, wie vor-
erwaehnt. So war anfaenglich der Apostelbezirk Holland der Stamm "Juda", ge-
leitet von Apostel Schwarz als Apostel dieses Stammes. Norddeutschland galt als
Stamm "Ephraim", von Apostel Preuss gefuehrt usw.
Jeder dieser Apostel alter und neuer Ordnung war Stammapostel seines Stammes
(Apostelbezirks), aber von allen sprach und schrieb man nur als von "Aposteln".
Um den urspruenglichen Sinn des Wortes Stammapostel noch mehr zu verdeutlichen,
sei angemerkt, dass es in den ersten Jahrzehnten der "neuen Ordnung" auch Stamm-
Bischoefe gab. In "alte und neue Wege" ist auf Seite 323 zu lesen, dass der
nachmalige Apostel Kofman nach dem Heimgang des Apostels Schwarz von 1895 bis
1898 das Stamm-Bischofsamt im Stamm "Juda" (Apostelbezirk Holland) getragen
hat. Und auf Seite 329 wird berichtet, dass Hermann Niehaus im Todesjahr des
Apostels Menkhoff, 1895, Stamm-Bischof fuer den Stamm "Isaschar" (Apostelbezirk
Westfalen/Rheinland) wurde.
Lange Zeit hatten die Apostel der neuen Ordnung untereinander wenig Kontakt,
es fehlte sehr an gemeinsamen Zusammenkuenften und somit an Gedanken- und Mei-
nungsaustausch ueber Glaubenslehre und sonstige Glaubensangelegenheiten. Dieser
Mangel wurde insonderheit von Apostel Schwarz erkannt, der mehr einheitliches
Wirken der Apostel erstrebte, ohne aber solche Einheit selbst voellig erreicht
zu haben. Schwarz hat aber keinesfalls das Stammapostelamt im Sinne eines
Fuehrers aller Apostel getragen, wie es vereinzelt in neuapostolischen Schriften
erwaehnt wurde.
Apostel Krebs, der dem Apostel Schwarz sehr nahe stand, hat nach des Apostels
Schwarz Heimgang tatkraeftig an der Verwirklichung der Aposteleinheit gearbeitet
und eine solche schliesslich auch erreichen koennen. Er wurde allerdings nicht
schon durch Schwarz zum Stammapotelamt bestimmt und ordiniert.
Waehrend eines grossen Gottesdienstes in Bielefeld, der nach Aussagen von Teil-
nehmern 1897, nach anderen Berichten im Jahr 1896 stattfand, sagte Apostel Nie-
haus, dass eine einheitliche Leitung der apostolischen Gemeinden unter einem
Haupt notwendig sei und dass hierzu von allen Aposteln der Apostel Krebs als
Stammapostel erwaehlt wurde.
Es ist allerdings unwichtig, ob Krebs im Jahre 1896 oder 1897 Stammapostel und
Hauptleiter der Apostolischen Gemeinden wurde, als zu wissen, welchen Sinngehalt
das neue Stammapostelamt haben sollte und gewiss auch lange Zeit in gottgewollter
Weise hatte. Aber in dieser Hinsicht hat sich seit der Ernennung des Apostels
Krebs als Stammapostel bis heute Wesentliches geaendert.
In der Zeit, da Krebs Stammapostel war, ging es diesem Gottesmann vornehmlich
darum, die Einheit unter den Aposteln zu pflegen, in allen Glaubensangelegen-
heiten ein rechtes Einssein unter den Aposteln zu foerdern, alle Traeger des
Apostelamtes einander naeherzubringen, sich bei Differenzen vermittelnd zu be-
taetigen, in Krisenfaellen ausgleichend und versoehnend zu wirken, bei Schwie-
rigkeiten zu helfen und dergleichen, aber nicht etwa als dirigierender und be-
fehlender Vorgesetzter oder in allen Glaubensangelegenheiten massgebender Lehrer
zu wirken.
Es ist denn auch waehrend der Zeit von der Ernennung des Apostels Krebs zum
Stammapostel bis zum Tage seines Heimganges, dem 21. januar 1905, in Apostoli-
schen Gemeinden immer nur von "Vater Krebs" oder "Apostel Krebs", nicht aber
von "Stammapostel Krebs" gesprochen und geschrieben worden. In dem zu jener
Zeit von Apostel Bornemann herausgegebenen "Herold" ist niemals von "Stammapos-
tel Krebs", sondern immer wieder nur von "Apostel Krebs" die Rede. Sogar in der
Herold-Ausgabe vom Februar 1905, in welcher ein Nachruf fuer den im Januar 1905
entschlafenen Apostel Krebs veroeffentlicht wurde, schrieb man nur von "Apostel
Krebs".
Daraus erhellt, dass Stammapostel Krebs als ein "Primus inter pares", das heisst
als "Erster unter Gleichen" galt und dass er selbst sich als solcher verstanden
hat. Er war und blieb Bruder unter Bruedern im Kreis seiner Mitapostel, ohne
besondere Vorrechte auszuueben.
Wollten wir die sich ueber Jahrzehnte erstreckenden Veraenderungen und Abweich-
ungen vom urspruenglichen Sinn des Stammapostelamtes und das, was mittlerweile
in der Neuapostolischen Kirche aus dem Stammapostelamt geworden ist, auch nur
einigermassen aufzeichnen, so ergaebe dies ein umfangreiches Buch. Im Rahmen
dieser Schrift koennen wir nur auf Wesentliches eingehen.
Im November 1947 baten alle damals in Europa taetigen Apostel den zu jener
Zeit nahezu 77jaehrigen Stammapostel Bischoff in einem Brief, er moege in An-
betracht seines hohen Alters doch bald einen Nachfolger ordinieren. Bischoff
berief dann zum 21. Mai 1948 eine Apostelversammlung ein, in welcher auf seine
Anordnung hin eine geheime Abstimmung darueber stattfand, wen die Apostel als
seinen Nachfolger nennen wuerden. Entsprechend dem einstimmigen Ergebnis die-
ser geheimen Wahl, zu dem kurze Zeit danach auch alle in Uebersee taetigen
Apostel schriftlich ihre Zustimmung gaben, wurde am 1. August 1948 durch Bi-
schoff die Aussonderung des Apostels Kuhlen zum Stammapostelamt vorgenommen mit
der Massgabe, dass Apostel Kuhlen solange wie Bischoff noch arbeitsfaehig sei,
als Stammapostelhelfer arbeiten und in dem Augenblick, wo Bischoff von Herrn ab-
berufen wurde, ohne weiteres an dessen Stelle als Stammapostel treten soll.
Aus Beweggruenden, die hier nicht eroertert werden sollen, wurde von Kraeften,
die auf Bischoff grossen Einfluss hatten, diesem bald nach der Ordination ein-
geredet, dass er doch keinen Nachfolger mehr benoetige, da er selbst des Herrn
Werk der Endzeit vollenden wuerde und er der letzte Stammapostel waere. Parallel
dazu wurde Bischoff geradezu verherrlicht. Dazu ein Beispiel:
Nicht lange nach Beginn des zweiten Weltkrieges musste das Erscheinen der
"Waechterstimme" eingestellt werden. Als dann am 1. Oktober des Jahres 1949 die-
se Zeitschrift (Herausgeber und fuer den Inhalt verantwortlich: J.G. Bischoff;
Druck und Verlag: Friedrich Bischoff) wieder erschien war gleich in der ersten
Nummer in einem Artikel mit der Ueberschrift "Der Schluessel des Himmelreichs"
folgendes zu lesen (auszugsweise):
"Wenn die Apostel des Herrn im Auftrage ihres Senders (das ist und bleibt der
durch goettliche Zeugnisse erwaehlte Stammapostel) auch aus Menschenkindern Got-
teskinder machen koennen, so sind sie, wenn ihre Arbeit fuer die Ewigkeit erfolg-
reich sein soll, auf den Schluessel des Himmelreichs im Stammapostel angewiesen.
Kraft seines besonderen Auftrages -- und nun kommen wir zu dem Hauptpunkt -- und
der ihm gewordenen hoechsten Erkenntnis kann nur er den jeweils zeitgemaessen
Willen Gottes erschliessen, und durch die allein von ihm verkeundigte Lehre allen
glaeubig zu ihm Aufschauenden die Moeglichkeit vermitteln, am Ende in das von
Jesu bereitete Reich eingehen zu koennen. Diesem vom Herrn Erwaehlten hat der
Sohn Gottes die Macht des Aufschliessens, die Gabe der rechten Erkenntnis und
die Faehigkeit, die Zeit an der goettlichen Uhr richtig zu erkennen, bleibend
geschenkt. Ohne dies Letzte muss alles andere, im goettlichen Sinne, Stueckwerk
bleiben. Nur unter der Bestaetigung des Stammapostels wird der Apostel und treu-
en Brueder Arbeit auch die Anerkennung des himmlischen Vaters finden, denn er
ist es, der durch seinen Sohn diese Ordnung gesetzt und gegeben hat. -- Durch
den dem gegenwaertigen Stammapostel uebergebenen Schluessel des Himmelreichs
sind uns alle Erkenntnisse, die das Werk Gottes ueber alle Religionssysteme so
hoch erhebt, uebermittelt worden. Auch die guten und neuen Gedanken, die da und
dort in den Gottesdiensten der Apostel und Brueder geboren werden, haben in dem
Geiste des Stammapostel ihren Ursprung, ihre Quelle, bevor sie in den Worten
der Amtsbrueder Niederschlag und Ausdruck finden. Gerade die Tatsache, dass der
Stammapostel allein darueber entscheiden kann, und ausschliessliche Autoritaet
nach goettlichem Willen sein und bleiben muss, gibt diese Gedanken die Bestae-
tigung und erschliesst die Geheimnisse des Reiches Gottes und damit das Reich
Gottes selbst. -- Durch die in ihm wohnende groesste Liebe, wie sie kein zweiter
besitzt, wird selbst denen noch das Himmelreich erschlossen, die bei anderen
keinen Eingang mehr finden wuerden. -- Seine klare Sprache, wie wir sie ver-
geblich bei befaehigsten Bruedern immer wieder suchen, erschliesst das Himmel-
reich sogar fuer solche, die ausser ihm sonst keinen recht verstanden haben. --
Sind dieses nicht sichtbare Beweise, dass auch dem gegenwaertigen Stammapostel
der Schluessel des Himmelreichs, das wichtigste Vorrecht vor allen Aposteln,
die hoechste Verpflichtung von Seiten Christi gegeben ist? Kraft dieses empfang-
enen Schluessels handelte er in den zurueckliegenden Jahren in einer Weisheit,
die ueber jede menschliche Vernunft erhaben ist. -- Wer sich dieses, im Besitz
des Stammapostels befindlichen Schluessels bedienen will, muss das Herz jenes
Mannes besitzen, der das voellige Vertrauen des Sohnes Gottes sein eigen nennen
darf. Ihm nicht restlos zu vertrauen und seinem Worte nur in Gedanken wider-
stehen zu wollen heisst, sich wider den Sohn Gottes zu versuendigen."
Diese Ausfuehrungen schreiben dem Stammapostel eine Macht zu, die keinem Menschen
gegeben ist und enthalten so viele Superlative fuer den Stammapostel, dass manche
der Apostel ueber diesen Artikel bestuerzt waren und ihr grosses Befremden darue-
ber aeusserten.
Die Heilige Schrift lehrt uns, dass Jesus einst Apostel sandte und senden will,
dass also Jesus selbst der Sender seiner Apostel ist. So wurde es auch immer in
apostolischen Gemeinden gelehrt und ebenso lautet es im 4. Glaubensartikel des
neuapostolischen Glaubensbekenntnisses. In dem vorerwaehnten Waechterstimmen-
Artikel wird der Stammapostel als Sender der Apostel hergestellt.
Im besagten Artikel wird von der allein vom Stammapostel verkuendigten Lehre
gesprochen. Was ist das doch fuer ein Abweichen von dem im letzten Kapitel des
Matthaeus-Evangeliums zu lesenden Sendungsbefehl des Herrn, woraus klar ersicht-
lich ist, dass Jesus alle seine Apostel beauftragt hat, Lehrer nach seinem
Willen zu sein!
in der "Waechterstimme" Nr. 3 vom 1. November 1949 wurde dann die Abhandlung
"...auf das sie alle eins seien!" veroeffentlicht. Darin heisst es unter mehr:
"Die in Nr. 1 der Waechterstimme erschienene Abhandlung "Der Schluessel des
Himmelreichs" war gerade in der Redaktion fertiggestellt, als unser Stammapos-
tel einen Brief erhielt, dessen Inhalt in gedraengter Kuerze die Leitgedanken
der erwaehnten Abhandlung wiedergab. Den Wortlaut des Briefes lassen wir hier
folgen: 'Herzlich geliebter Stammapostel! Mit tiefer Dankbarkeit im Herzen habe
ich mich am gestrigen Tage wieder von Ihnen verabschiedet. Immer wieder bewun-
dere ich die einfache Auslegung des Wortes, wodurch Sie uns die tiefsten Gedan-
ken uebermitteln. Immer deutlicher tritt in Erscheinung, was Jesus in Johannes
14, 17 sagte: Den Geist der Wahrheit kann die Welt nicht empfangen, denn sie
sieht ihn nicht und kennt ihn nicht. -- Wenn ich die Entwicklung des Werkes
verfolge, ist es einzig und allein Ihrer Fuehrung zu verdanken, dass der Geist
der Wahrheit in seiner Reinheit -- durch keinen fremden Geist getruebt -- den
Kindern Gottes verkuendigt worden ist. Hier muss ich mit dem Dichter voller
Ruehrung in das Lob ausbrechen: Wenn ich dies Wunder fassen will, dann steht
mein Geist voll Ehrfurcht still! In diesen Tagen habe ich mich oft gefragt:
Welches ist eigentlich das groesste Ereignis im Werke Gottes seit der Aus-
giessung des Spatregens? -- Ich bin zu keinem andern Ergebnis gekommen als
dem, dass Sie, lieber Stammapostel, als Traeger der hoechsten Verantwortung
vor dem Herrn mit keinem Grad von der Lehre der Vaeter abgewichen sind. Sie
haben den Kurs innegehalten! Wie ware es sonst moeglich gewesen, das Volk des
Herrn mit der bisherigen Klarheit zu bedienen. Durch den Geist der Wahrheit
haben Sie uns die Lehre Jesu als Apostellehre in vollendeter Reinheit verkuen-
det und alle Verlangenden mit den Heilstaten Jesu in Verbindung gebracht. Das
Werk des Herrn ist dank Ihrer Arbeit dazu faehig gemacht, bald vollendet zu
werden. -- Der himmlische Vater hat gewusst, wem er seinen Geist anvertrauen
konnte. Er hat Vater Krebs den Anfang, Vater Niehaus den Fortgang und Ihnen die
Vollendung seines Werkes anvertraut. Wenn Paulus schon sagen konnte: Das Siegel
meines Apostelamtes seid ihr in dem Herrn! dann ist das Erloesungswerk im Zei-
chen der Vollendung das Siegel Ihres Stammapostelamtes. Es ist leichter, den
Erfolg einer Sache hinterher zu ??BEZUNDERN??, als zu erkennen, worauf der Erfolg
einer Sache zurueckzufuehren ist. In dieser reinen Lehre will ich weiter taetig
und mit Freuden Ihr Diener sein. Nehmen Sie fuer heute diese wenigen Zeilen als
Ausdruck meiner Liebe und Wertschaetzung zu Ihnen entgegen, verbunden mit herz-
lichen Gruessen.
Ihr dankbarer W.S.'"
Schreiber des in dieser Abhandlung zitierten Briefes war Apostel Walter Schmidt,
welcher unmittelbar nach Erscheinen der betreffenden "Waechterstimme" den dama-
ligen Stammapostelhelfer Kuhlen telefonisch anrief und dann diesen sofort be-
suchte, um ihm zu sagen, dass er ueber die Anfuehrung seines Briefes in Zusam-
menhang mit einem derartigen Aufsatz in der "Waechterstimme" entsetzt sei, dass
er das Geschriebene ueberhaupt nicht so gemeint habe usw.
Als die Apostel im Juni 1950 in Holland weilten, erklaerte der Stammapostel (am
18. 6. 50) den Aposteln E. und O. Guettinger und R. Schneider im Hotelzimmer
in Eindhoven, dass der Herr ihm eine Offenbarung gegeben habe, dass er nicht
mehr sterben werde.
Nach und nach kamen immer mehr Geruechte auf, der Stammapostel habe gesagt, ihm
sei eine Gottesoffenbarung geworden, wonach er nicht mehr sterben, sondern das
Werk vollenden und Jesus noch zu seinen Lebzeiten wiederkommen werde. Im Apos-
telkreis hatte der Stammapostel davon allerdings keinerlei Mitteilung gemacht.
In der "Waechterstimme" Nr. 20 vom 15. Oktober 1950 war alsdann unter der Ueber-
schrift "Nachklang zum 21. September 1950" (an diesem Tag jaehrte sich zum zwan-
zigsten Mal der Tag, an welchem Bischoff das Stammapostelamt angetreten hatte)
zu lesen:
"Wenn wir ihn heute in jugendlicher Kraft wirken und dem Volke Gottes dienen se-
hen, so kommt bei den Getreuen, wie einst unter den Bruedern, die Rede auf: Die-
ser Juenger stirbt nicht!"
Ja, diese Rede kam mehr und mehr auf, ohne dass der Stammapostel selbst dazu im
Apostelkreis irgend etwas gesagt haette oder den Aposteln geschrieben worden
waere.
In dem im Verlag Friedrich Bischoff fuer das Jahr 1951 erschienenen Kalender
(Buchform), der den Aposteln in der zweiten Novemberhaelfte 1950 zugestellt wur-
de, stand unter der Ueberschrift "An Christi Statt" ein Aufsatz, der ebenfalls
Bischoff als der "Vollender" herauszustellen suchte. Zu jenem Kalenderaufsatz
waere sehr viel zu sagen; hier sei nur vermerkt, dass darin die christliche
Kirchengeschichte und besonders die kirchengeschichtliche Entwicklung der apos-
tolischen Gemeinden gruendlich verzerrt und unrichtig dargestellt wurde. Nach
diesem Artikel soll Schwarz der erste Apostel nach der urchristlichen, apostel-
losen Zeit gewesen sein und waere Bischoff das letzte Glied in der Kette der
Stammapostel. -- In jenem Kalenderartikel steht von Bischoff auch: "Er ist der
festen Ueberzeugung, dass der Herr die Seinen noch zu seinen Lebzeiten heimho-
len wird ins Vaterhaus, zumal der Herr -- nach seinen eigenen Worten -- noch
keinen gezeigt hat, der das Gotteswerk auf Erden nach ihm weiterfuehren solle."
Dieser Satz stand im Widerspruch zu der am 1. August 1948 vorgenommen Ordinie-
rung eines Nachfolgers und musste logischerweise allerlei Fragen und Gedanken
bei den Mitgliedern der Neuapostolischen Kirche ausloesen.
Um eine aus diese Verwirrung entstehende drohende Spaltung und Katastrophe in
der Neuapostolischen Kirche moeglichst zu verhueten, hat dann Apostel Kuhlen
am 25. November 1950 seinen Ruecktritt vom Amt des Stammapostelhelfers einge-
reicht. Ueber die mancherlei Gruende, die ihn zu diesem Ruecktritt veranlass-
ten, ist in den Kirchenakten der Vereinigung Apostolischer Christen ein aus-
fuehrlicher Bericht hinterlegt.
Es dauerte dann immerhin noch mehr als ein Jahr, bis der Stammapostel offiziell
seine "Botschaft" predigte, dass er nicht sterben, sondern das Werk vollenden
wuerde. Dann aber wurde diese "Botschaft" in neuapostolische Schriften und Got-
tesdiensten mit sich steigernder Fanatismus gelehrt, wobei alle Amtsbrueder,
welche der "Botschaft" nicht zustimmten, verketzert und als boese Knechte hin-
gestellt wurden. Ueber die "Botschaft" wurde so viel geredet und geschrieben,
dass es Baende fuellen wuerde, wollte man solches alles aufzeichnen.
Hier einige Zitate aus neuapostolischen Schriften, fuer deren Inhalt Bischoff
verantwortlich war.
1. insonderheit als Beweis fuer den Stammapostelkult und die Vergoetterung
Bischoffs:
-- in einem Gottesdienst an Weihnachten 1951 in Giessen gehalten, nannte ein
Apostel den Stammapostel "den Groessten -- naechst Christus --, den die Erde je
getragen hat". Das hat sich Bischoff widerspruchslos angehoert und den Be-
richt ueber jenen Dienst in alle Welt versenden lassen.
-- "Hatte der Vater an dem Wirken seines Sohnes sein Wohlgefallen, dann ruht das
gleiche Wohlgefallen auch auf dem Stammapostel" ("Jugendfreund" 1952, S. 8);
-- "Der Stammapostel allein ist die geoffenbarte Liebe Gottes" ("Amtsblatt"
1952, S. 94);
-- "Der Sohn Gottes sitzt zur Rechten des Vaters, ist aber heute in seinem er-
sten Knecht, dem Stammaposel, in vollkommenem Masse verkoerpert" ("Amtsblatt"
1953, S. 181);
-- "Warum hat Gott sein Werk nicht schon frueher vollendet? Weil er einen Mann
brauchte, wie einen Noah, einen Abraham, einen Mose, einen Petrus, so brauchte
er heute einen Bischoff, um sein Werk zu vollenden" ("Waechterstimme" 1953, S. 55);
-- "der groesste Mann der Gegenwart" ("Der Gute Hirte" 1953, S. 74);
-- "der groesste Mensch auf dieser Erde" ("Jugendfreund" 1954, S. 51);
-- "Der Vollender des Ratschlusses Gottes" ("Unsere Familie" 1953, S. 441);
-- "Ihn hat der Herr von Ewigkeit her dazu ausersehen, das zur Vollendung zu
bringen, was er selbst einmal begonnen hat" (Kalender "Unsere Familie" 1955,
S. 48);
-- "Er kuendet die Aufhebung der Naturgesetze fuer die, die seinem Worte glau-
ben, dass sie den natuerlichen Tod nicht schmecken brauchen und verheisst ihnen
nach goettlichem Willen das ewige Leben" ("Waechterstimme" 1955, S. 31);
-- "Ohnen den Stammapostel Bischoff gibt es keine Erste Auferstehung, keinen
Einzug in den Hochzeitssaal und kein Wohnen im Reiche der Herrlichkeit" ("Waech-
terstimme" 15. 10. 55);
-- Laut "Unsere Familie" 1955, S. 623, sagte Bischoff selber: "Wir koennen vor
Gott treten und behaupten, dass wir besonders gute und vollkommene Menschen seien";
-- Unter der Ueberschrift "Engel des Menschensohnes" wurde auf Offbg. 14, 6 hin-
gewiesen. Dazu hiess es: "Dieser Engel ist und bleibt unser Stammapostel bis zur
herrlichen Erscheinung des Sohnes Gottes.... Das ewige Evangelium, das er ver-
kuendet, ist die ihm vom Herrn gegebene Verheissung, dass das Geheimnis Gottes
zu seiner Lebenszeit vollendet wird, solange er posaunen wird und als Stammapos-
tel steht" ("Waechterstimme" 1955, S. 120);
-- "der Exponent goettlicher Herrlichkeit" (Kalender 1956, S. 60);
-- "Die Stellung des Stammapostels kann nicht mit der eines Propheten des Alten
Bundes verglichen werden, sie kann auch nicht derjenigen gleichgestellt werden,
die der Seher von Patmos einnahm, sondern seine Stellung ist dadurch gekennzeich-
net, dass sein Auftrag der groesste ist, den der Herr Jesus je einem Menschen
gegeben hat. Wir finden eine Parallele zwischen ihm und dem Sohn Gottes, die
darin besteht, dass Jesus bekannte, dass er Christus, der Sohn des lebendigen
Gottes ist" ("Waechterstimme" 1957, S. 142);
-- "Was ist es fuer einen Apostel ein koestliches Gut, wenn er aufblicken kann
zum Stammapostel als dem Heiligen und Herrlichen!" ("Unsere Familie" 1955, S. 151).
2. als Beweis fuer die Festlegung Bischoffs als "letzter Stammapostel":
-- "Wie Mose und der Auszug des Volkes Gottes Israel aus der Gefangenschaft der
Aegypter zu einem Begriff geworden sind, so ist fuer die Kinder Gottes der Stamm-
apostel und die Vollendung der Braut unteilbar" ("Waechterstimme" 1954, S.88);
-- "Bischoff als der geistige Josua fuehrt die Kinder Gottes ins Land der Ver-
heissung, ins himmlische und ewige Kanaan hinein" (Kalender 1954, S. 46);
-- "Aber dass der Sohn Gottes zu meiner Zeit kommt, ist so sicher, dass eher
Himmel und Erden vergehen werden, ehe das Wort sich nicht erfuellen wuerde"
("Waechterstimme" 1954, S. 68);
-- "Kein anderer wird die Braut dem Gottessohn und Braeutigam entgegenfuehren,
als der den Auftrag dazu erhalten hat, beide zu vereinen, der treue Elieser, un-
ser Stammapostel" ("Waechterstimme" 1955, S. 45);
-- "Ohne diesen Mann kann das koenigliche Priestertum, die Braut des Lammes,
nicht vollendet werden" ("Waechterstimme" 1955, S. 54);
-- "Der gegenwaertig lebende Stammapostel ist der Letzte" ("Waechterstimme"
1956, S. 165);
-- "Seit Jahren wird uns verkuendet, dass der Herr zur Lebenszeit unseres Stamm-
apostels wiederkommt, nicht irgendeines Stammapostels, sondern unseres derzeiti-
gen Stammapostels" ("Waechterstimme" 1959, S. 99);
-- "Wenn der Herr darauf hinweist, dass wir an seiner Hand das Ziel erreichen
werden, so steht hinter diesem Wort die nuechterne Erkenntnis, dass uns ausser
ihm keiner dem Herrn entgegenfuehren kann" ("Amtsblatt" 1960, S. 34);
-- "Wir haben doch neben dem Stammapostel keinen mehr und neben der Botschaft
des Stammapostels keine andere mehr" ("Waechterstimme" 1957, S. 15);
-- "Das steht unabaenderlich fest als eine goettliche Verheissung: Der Herr
kommt zur Lebenszeit unseres Stammapostels" ("Unsere Familie" 1955, S. 400);
Viele Apostel und Amtsbrueder, die durch die "Botschaftslehre" mit dem Stamm-
apostel in Widerspruch geraten waren, wurden ihres Amtes enthoben und aus der
Neuapostolischen Kirche ausgeschlossen. Die Erkenntnis, dass Bischoffs "Botschaft"
nicht mit den Worten Christi ueber seine Wiederkunft in Einklang stand und das
viele Unrecht, das gegenueber denen geschah, die an den fundamentalen Heilswahr-
heiten des Evangeliums festhielten, veranlasste viele tausende Gemeindemitglieder,
sich mit den ausgeschlossenen Aposteln und Amtsbruedern zu einer neuen apostoli-
schen Gemeinde zusammenzuschliessen.
Aber die aus verschiedenen Motiven, ueber die ein besonderes Kapitel geschrieben
werden konnte, so hochgespielte "Botschaft" brach zusammen, als Bischoff am 6.
Juli 1960 starb. Nun hatte Gott gesprochen.
Da war der Zeitpunkt gekommen, an dem in der neuapostolischen Kirchenleitung Er-
kennen des Irrtums, Eingestaendnis des Fehlverhaltens und demuetige Bussfertig-
keit vor Gott haette offenbar werden sollen. Da haette ein Wandel zum Guten,
eine Rueckkehr zur ersten Liebe auch gegenueber denen, die man lieblos als "Geg-
ner" bezeichnete, stattfinden koenne, da haette Besinnung darueber kommen sollen,
wohin die alles Mass uebersteigende Verherrlichung des Stammapostels gefuehrt
hatte.
Aber was geschah?
Die neuapostolischen Apostel nahmen Zuflucht zu einer Ausrede!
In einem Schreiben vom 7. Juli 1960, das in den neuapostolischen Gemeinden vor-
gelesen wurde, schrieben diese Maenner: "Der Stammapostel kann sich nicht ge-
irrt haben! Wir fragen uns, warum Gott seinen Willen geaendert hat?"
Anstatt die Schuld zuzugeben, machten sie Gott dafuer verantwortlich, dass es
nicht so gekommen war, wie sie gepredigt hatten!
Jahre danach schrieb Walter Schmidt, der Erstunterzeichner des erwaehnten Schrei-
bens, wonach Gott seinen Willen geaendert haben sollte, "dass sich Gottes Wil-
le in der Verwirklichung seines Heilsplanes niemals und nicht im geringsten ge-
aendert hat" ("Unsere Familie" 1973, S. 3).
Ebenso schrieb Walter Schmidt spaeter: "In Jerusalem ist niemals die Kunde
laut geworden, dass die Schriftgelehrten und Pharisaeer ihr Fehlurteil ueber-
prueft und zugegeben haetten. Sie beugten sich nicht vor Gott und taten nicht
Busse fuer ihre Suenden. Ihre Stellung unter dem Volk verbot es ihnen, zu be-
kennen, dass sie einem Irrtum zum Opfer gefallen waren" ("Amtsblatt" vom 15.
3. 1963.
Und wie verhielten sich die neuapostolischen Apostel, als Gott durch den Tod
Bischoffs eine deutliche Sprache redete?
- trotzdem in neuapostolischen Predigten und Schriften unzaehlige Male gepre-
digt und geschrieben worden war, dass Stammapostel Bischoff der Letzte sei,
- obwohl in der "Waechterstimme" vom 1. Juni 1956 auf S. 87 geschrieben wurde:
"Haette Jesus von Nazareth versagt, so gaebe es keine Gnade und keine Erloe-
sung. Die Augen der Glaeubigen erkennen eine einmalige und einzigartige Paral-
lele: Am Anfang der Gnadenzeit stand ein Mann - Jesus von Nazareth - an ihrem
Ende steht ein Knecht, dem die Aufgabe geworden ist, die Braut heimzufuehren...
er ist durch keinen andern zu ersetzen",
- obgleich es in "Christi Jugend" vom 15. Maerz 1956, S. 46, heisst: "Nach ihm
(Bischoff) kommt keiner mehr, der sich darauf berufen koennte, von dem Sohn
Gottes einen Auftrag zu haben,
- und wenn auch Walter Schmidt noch wenige Tagen vor dem Sterben Bischoffs sich
an dessen Krankenlager vom Stammapostel mit den Worten verabschieden hatte:
"Aber es bleibt bei der Verheissung: 'Der Herr kommt zu ihrer Lebenszeit' und
Bischoff darauf geantwortet hatte 'Ja, das ist gewiss!'"
waehlten die neuapostolischen Apostel noch ehe die sterbliche Huelle Bischoffs
begraben war Walter Schmidt zum neuen Stammapostel.
Und nun ist seit Februar 1975 mit Ernst Streckeisen bereits der zweite Stamm-
apostel nach Bischoff taetig. --
Nachwort
Dem aufrichtigen Leser duerfte es klar sein, dass durch den Stammapostelkult
und -anspruch die Auftraggebung Christi an alle seine Apostel enstellt und
missachtet wurde und noch missachtet wird. Es betruebt uns, solche Fehlentwick-
lung aufzeigen zu muessen, doch darf Negatives in der Geschichtsschreibung
nicht einfach weggelassen werden. Die Bibel verschweigt es auch nicht und vermag
gerade deshalb um so besser den rechten Weg zu weisen. So will auch die vorlie-
gende Abhandlung ehrlichen Herzen Wegweiser sein.
Wir halten es mit dem Worte Jesu (Matth. 23, 8, 11, 12):
"Ihr sollt euch nicht Rabbi nennen lassen;
denn einer ist euer Meister, Christus;
ihr aber seid alle Brueder.
Der Groesste unter euch soll euer Diener sein.
Denn wer sich selbst erhoeht, der wird erniedrigt;
und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhoeht."
Im Fruehjahr 1975
Vereinigung der Apostel
der apostolischen Gemeinden
Nachwort von Ricky Fair:
Damit ihr lieben ahnungslosen Neuapostolische nicht denkt:
"Ach, immer wieder diese Kritik ueber den angeblichen Stammapostelkult auf
diesen Seiten. So etwas gibt es heutzutage doch gar nicht mehr!" empfehle
ich freundlichst den Artikel "Begegnung am Flughafen" in der "Unsere Familie",
58. Jahrgang, Nummer 20, vom 20. Oktober 1998, Seite 23. Damit ihr diese Aus-
gabe nicht wieder vom Altpapier herausgraben braucht, lasse ich den Artikel
folgen.
Begegnung am Flughafen
Kurz nach meinem vierten Geburtstag sah ich ein Bild in der Zeitschrift "Unsere
Familie", wo ein kleines Maedchen dem Stammapostel ein paar Blumen schenkt. Die-
ses Bild fand ich wunderschoen, und ich war ganz begeistert, dass diese kleine
Glaubensschwester dem Stammapostel die Hand geben duerfte. Das wuenschte ich
mir auch einmal. Von dem Tage an begann ich zu beten: "Lieber Gott, bitte, lass
mich den Stammapostel doch auch einmal von nahem sehen. Nicht nur auf einen Bild
oder dem Bildschirm beim Uebertragungsgottesdienst." Ich betete taeglich darum
und vergass es nie.
Je naeher mein fuenfter Geburtstag rueckte, desto inniger wurde der Wunsch, und
oft sagte ich: "Mama, ich moehte den Stammapostel zu meinem Geburtstag einla-
den." Warum sollte das nicht gehen? Meine Mama betete mit mir und erklaerte mir,
dass der Stammapostel viel zu tun hat, dass er sicher keine Zeit haette zu mei-
nem Geburtstag zu kommen. Aber mein Geburtstag war doch Ostern! Und ich wollte
ihn ja auch nur sehen, nur einmal!
Eine Woche nach Ostern sollte der Stammapostel in einer Stadt dienen, die nur
20 Kilometer von unseren Wohnort entfernt liegt. Ob ich ihn dann sehen koennte?
Aber nur mein Papa, der dort als Arzt Sanitaetsdienst hatte, durfte dorthin.
Wir sollten den Gottesdienst am Bildschirm in unserer Gemeinde erleben. Mein
Papa erzaehlte unserem Bezirksaeltesten von meinem Herzenswunsch, und der sag-
te daraufhin: "Ja, ich weiss, dass der Stammapostel am Samstag am Flughafen an-
kommt. Vielleicht kann die Rebecca ihn dort sehen." Koennt Ihr euch vorstellen,
wie ich mich schon gefreut habe?
Am Samstag fuhren meine Mama, meine Schwester Debora, noch eine liebe Glaubens-
schwester aus unserer Gemeinde und ich voller Freude zum Flughafen. Ich wollte
gerne noch zwei Bluemnstraeusse mitnehmen - fuer den Stammapostel natuerlich.
Mein Papa konnte leider nicht mit, er hatte schon Vorbereitungen fuer den Got-
tesdienst am naechsten Tag zu treffen. Wir waren sehr frueh da und machten den
Ausgang ausfindig, wo die Passagiere aus Zuerich ankommen wuerden. Der Zeit-
punkt der Landung rueckte naeher und naeher, aber es waren keine anderen Ge-
schwister in Sicht wie wir erwartet hatten. Da ploetzlich: Meine Mama entdeckte
unseren Bezirksapostel und unseren Apostel mit ihren Frauen. Es gab eine herz-
liche Begruessung, und wir waren schon ganz gluecklich von diesem Zusammentref-
fen. Dann dauerte es nicht mehr lange - und da kam wirklich unser Stammapostel
mit seiner Frau aus der Tuer vor uns heraus! Ich konnte es gar nicht fassen,
ihn ganz ganz dicht vor mir zu sehen! Hatten wir doch erwartet, ihn sicher nur
aus der Ferne sehen zu koennen - und da stand er uns so nahe. Da winkte unser
Bezirksapostel uns heran und stellte uns noch dem Stammapostel vor. Koennt ihr
euch vorstellen, wie mir zumute war?! Meine Blumen hatte ich ganz vergessen -
das musste meine Mama dann spaeter machen. Ich durfte dem Stammapostel die Hand
geben, und er fragte nach meinem Namen. "Oh, Rebecca, das ist aber ein schoener
name", sagte er laechelnd und streichelte mir ueber den Kopf. Meine kleine
Schwester sass im Kinderwagen und hatte den ganzen Mund von Schokolade ver-
schmiert. "Na, hast Du Schokolade gegessen", sagte er lachend, und dann be-
gruesste er auch noch meine Mama und unsere befreundete Glaubensschwester. Wir
winkten ihm und den Aposteln noch nach, und dann umarmten wir uns vor Freude
alle gegenseitig.
Auf dem Weg nach Hause mochte ich gar nicht sprechen - ich sass einfach nur
still und gluecklich in meinem Sitz. Und wisst ihr, was ich mir jetzt wuensche?
Den Stammapostel noch einmal irgendwann zu sehen - und dann denke ich daran,
ihm meine Blumen selbst zu geben.
Rebecca aus Moers
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