Um jede Unklarheit ueber die Stellung der Neuapostolischen
in Staat und Gemeinde zu beseitigen, teile ich folgendes mit:
Die Mitglieder der Neuapostolischen Kirche sind
von dem Glaubensbewusstsein durchdrungen, dass alles, was sie hier
auf der Erde in Staat und Gemeinde tun, im Jenseits seine gerechte Vergeltung
findet, so dass der Trunk kalten Wassers, dem Naechsten gereicht, belohnt,
aber der Betrug an Staat, Gemeinde oder dem Naechsten, selbst wenn es sich
nur um Kleinigkeiten handelt, bestraft wird. Diese Einstellung duerfte
schon hinreichend sein, jedem zu beweisen, dass es die Neuapostolischen
mit ihrem Glaubensleben ernst nehmen.
In der Urkirche war dies ebenso; denn wir lesen
in der Schrift:
"Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt
ueber ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit ohne von Gott; wo aber Obrigkeit
ist, die ist von Gott verordnet. Wer sich nun die Obrigkeit widersetzt,
der widerstrebet Gottes Ordnung; die aber widerstreben, werden ueber sich
ein Urteil empfangen. Denn die Gewaltigen sind nicht den guten Werken,
sondern den boesen zu fuerchten. Willst du dich aber nicht fuerchten vor
der Obrigkeit, so tue Gutes, so wirst du Lob von ihr haben. Denn sie ist
Gottes Dienerin, eine Raecherin zur Strafe ueber den, der Boeses tut. Darum
ist's not, untertan zu sein, nicht allein um der Strafe willen, sondern
auch um des Gewissens willen. - Seid untertan aller menschlichen Ordnung
um des Herrn willen, es sei dem Koenige, als dem Obersten, oder den Hauptleuten,
als die von ihm gesandt sind zur Rache ueber die Uebeltaeter und zu Lobe
der Frommen. - So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen tue zuerst
Bitte, Gebet, Fuerbitte und Danksagung fuer alle menschen, fuer die Koenige
und fuer alle Obrigkeit, auf dass wir ein ruhiges und stilles Leben fuehren
moegen in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit. Denn solches ist gut und
angenehm vor Gott, unserm Heiland. - Erinnere sie, dass sie den Fuersten
und der Obrigkeit untertan und gehorsam seien, zu allem guten Werk bereit
seien."
Alle Diener und Mitglieder der Neuapostolischen
Kirche haben also nach obigen Worten die Pflicht, der von Gott gegebenen
Obrigkeit untertan und gehorsam zu sein.
Die Erde ist dem Menschen als Wohnplatz angewiesen,
dass er sie baue und bewahre. Er soll an dem Platz, an den er im Leben
gestellt ist, das Seine in treuer Pflichterfuellung tun. Es ist somit von
Gott gewollt, dass der Mensch in erster Linie das ihm anvertraute irdische
Gut ehrlich und rechtschaffen verwalten soll. Personen, die einen wirklichen
seelischen Aufstieg erlebt haben, alles den Menschen erniedrigende Wesen
ueberwinden und Christen der Tat geworden sind, werden fuer die Familie,
die Gemeinde und den Staat ein Fundament sein, das den mancherlei Stuermen
standhaelt.
Ein solches Tatenchristentum ist frei von Irrungen
und wird sich in jedem Falle zum Segen der Mitmenschen auswirken. Auf einer
solchen Gewissensgrundlage stehend, wird man auf seine ganze Umgebung bessernd
wirken und sich Ansehen und Achtung bei seinen Mitmenschen erwerben. Solche
Tatenchristen sind ein Vorbild und Segen. Nichts ist abscheulicher und
verwerflicher als ein Heuchel- und Scheinchristentum.
Ein Apostolischer wird daher fuer seinen Arbeitgeber
sowie auch fuer die Obrigkeit beten und im Gemeinde- und Staatsleben die
gegebenen Gesetze und Verordnungen befolgen; denn er weiss, dass ihm der
Arbeitgeber zum Segen und die Obrigkeit von Gott zum Schutze gegeben sind.
Der Hauptleiter der Neuapostolischen Kirche, Hermann
Niehaus, schrieb im Jahre 1908 in dem Hilfsbuch fuer die Priester und Diener,
dass die Apostolischen in Staat und Gemeinde sich so bewegen sollen, dass
ihre Mitmenschen von ihnen lernen koennen, und dass sie die Ersten
in der Treue zu Obrigkeit und zum Vaterlande sein sollen.
In meinem Rundschreiben vom 18.7.1932 habe ich,
also zu einer Zeit, da wir noch keine nationale Regierung in Deutschland
hatten, die Stellung und das Verhalten der Religionsdiener der Neuapostolischen
Gemeinde zu der nationalen Bewegung erlaeutert. Besonders habe ich den
Hinweis gegeben, uniformierte Nationalsozialisten in den Gottesdiensten
genau so freundlich zu behandeln wie Personen in Zivilkleidung. Dieser
damalige Hinweis hat den Dienern die noetige Sicherheit in ihrem Verhalten
gegeben, und der Gehorsam an mein Wort liess den Erfolg nicht ausbleiben.
Wie mir bekannt ist, haben des oefteren uniformierte Nationalsozialisten
an den Gottesdiensten teilgenommen, die unsere diesbezuegliche Einstellung
stets dankbar begruesst haben. Auch die Beisetzung eines Nationalsozialisten,
die von anderen Richtungen verweigert wurde, haben wir vorgenommen, was
von den Beteiligten dankbar anerkannt wurde.
Die Richtigkeit meiner Ausfuehrungen, die ich zum
Teil schon voriges Jahr gemacht habe, bestaetigt eine im "Duesseldorfer
Tageblatt" vom Montag, dem 13.3.1933, gebrachte Mitteilung aus Wuelfrath,
wonach ein katholischer Pfarrer verhaftet wurde, nachdem er vor einer Messe
eine Anzahl uniformierter Nationalsozialisten bat, das Gotteshaus zu verlassen.
Ebenso wurde ein evangelischer Geistlicher in Herrhausen laut Mitteilung
des Frankfurter Generalzanzeigers vom 20.3.1933 in Schutzhaft genommen,
weil er bei der Predigt gegen die Reichsregierung Stellung nahm.
Um die Arbeitslosigkeit beseitigen zu helfen, rate
ich den Bezirksleitern, nunmehr die Erstellung von Kirchen und Kapellen
mit Wohnungen, soweit es die finanziellen Verhaeltnisse gestatten, vorzunehmen.
Dadurch helfen wir mit, die Zahl der Arbeitslosen zu verringern.
Wie man ueber unsere Kirchenbauten im Auslande denkt,
zeigt folgender Bericht der "Tuebinger Chronik" vom Donnerstag, 16.2.1933:
Internationale Kunstausstellung in Mailand.
"In Mailand findet diesen Sommer von Mai bis September eine internationale
Kunstausstellung statt, die "Es posizione Triennale". Dabei soll ausser
anderen Gebieten auch auf dem der Baukunst ein Ueberblick ueber "Die bedeutendsten
modernen Bauten aller Laender" gegeben werden, und zwar durch die Ausstellung
der "typischen Werke, in welchen man mit Sicherheit die originellen und
musterhaften Charakteristiken der derzeitigen Architekten erkennen kann."
Auch Deutschland wird mit einer Sammlung von Abbildungen und Plaenen moderner
Banken in Mailand vertreten sein.
Darueber hinaus liess das Direktorium der Ausstellung
zusammen mit dem nationalen faschistischen Syndikat der italienischen Architekten
von sich aus eine persoenliche Einladung an den hiesigen Architekten Dr.
Ing. Weidle ergehen, die von ihm hier erbaute Neuapostolische Kirche auszustellen.
Der Kuenstler wird dieser fuer ihn sehr ehrenvollen Einladung Folge leisten."
Dies zur gefl. Kenntnisnahme
mit herzlichem Gruss
Euer J.G. B i s c h o f f