Kurze Zusammenfassung der Erlösungsabsicht Gottes
Ursprünglich
herausgegeben von der
Neuapostolischen Kirche Hamburg
1969
Nachgedruckt von der Neuapostolischen Kirche
in Bayern, München
1973
Gott erschuf die Menschen nach seinem Ebenbild. Er gab ihnen einen freien Willen. Damit war die Möglichkeit zu Ungehorsam und Übertretung gegeben. Gott wollte nicht, daß die Menschen in Sünde fielen. Weil sie aber den Vorspiegelungen und Einflüsterungen der Gott widerstrebenden Macht mehr Glauben schenkten als Gott selbst, willigten sie in die Sünde ein und gerieten dadurch in die Knechtschaft Satans. Die Lebensgemeinschaft mit Gott ging verloren; Trennung von Gott aber bedeutet ewigen Tod.
Gott hat keinen Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern daran, daß er sich bekehre (Hesekiel 18, 23). Durch den Sündenfall der Menschen ließ er sich von seinem großen Vorhaben, das mit der Erschaffung der Menschen begonnen hatte, nicht abbringen. In seiner unendlichen Liebe entwarf er den Plan zur Erlösung der Menschheit, legte einen Weg fest, der gegangen werden kann, aber auch gegangen werden muß, um Gnade zu erlangen, d.h. vom Fluch der Sünde und den damit verbundenen furchtbaren Folgen befreit zu werden. Noch im Paradies wies Gott auf den kommenden Erlöser hin (1. Mose 3, 15).
Dem Plan Gottes zur Menschheitserlösung stand durch alle Zeiten hindurch und steht auch heute noch das Nichtwollen vieler Menschen entgegen. Zwar wurde den Menschen schon bald von des Herrn Namen gepredigt (1. Mose 4, 26), sie kannten also seinen Willen, seine Gerechtigkeit und wußten, was sie tun sollten, aber sie achteten’s nicht.
"Da sprach der Herr: Die Menschen wollen sich von meinem Geist nicht mehr strafen lassen; denn sie sind Fleisch" (1. Mose 6, 3; siehe auch Matthäus 24, 38. 39)
Trotzdem gab Gott ihnen eine Frist von 120 Jahren. Seine Absicht zu helfen scheiterte aber am Nichtwollen der Menschen.
Die Folge war das angekündigte Verderben in der Sintflut. Davor bewahrt blieben allein Noah und die Seinen, die dem Wort Gottes geglaubt und seinen Anordnungen Folge geleistet hatten.
Nach Noah war es ein Abraham, der Gott glaubte und tat, was ihm geheißen worden war (1. Mose 12, 1–4). Weil Abraham nach den Geboten Gottes tat und seinen Willen dem Willen Gottes unterordnete, konnte er gesegnet und zu einem Segen für viele gemacht werden.
"Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und sollst ein Segen sein… In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden" (1. Mose 12, 2. 3).
Die Einstellung und Gesinnung eines Abraham machte es möglich, daß Gott ihn und seine Nachkommen erwählen konnte, um durch sie seinen Erlösungsplan weiterzuführen und die von ihm angekündigte Hilfe an alle Menschen heranzutragen.
Den Nachkommen Abrahams, die in die Knechtschaft der Ägypter geraten waren, erweckte Gott in Mose einen Führer, der das Volk Israel vom Frondienst befreien und in das gelobte Land geleiten sollte. Diesem Volk ließ der Herr durch Mose sagen:
"Werdet ihr nun meiner Stimme gehorchen und meinen Bund halten, so sollt ihr mein Eigentum sein vor allen Völkern: denn die ganze Erde ist mein. Und ihr sollt mir ein priesterlich Königreich und ein heiliges Volk sein" (2. Mose 19, 56).
Er gab ihnen seine Gebote und sein Gesetz. Aus den Reihen dieses Volkes berief Gott seine Propheten. Durch sie ließ er immer wieder auf den verheißenen Erlöser hinweisen und den Glauben und die Hoffnung auf sein Erscheinen wachhalten. Bis zu Einzelheiten vordringend, schilderten die Propheten Hunderte Jahre vor der Geburt des Herrn sein Leben, seine Tätigkeit, seinen göttlichen Auftrag. Micha, der um 730 v. Chr. lebte, nannte den Geburtsort:
"Und du, Bethlehem Ephratha, die du klein bist unter den Städten in Juda, aus dir soll mir der kommen, der in Israel Herr sei, welches Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist" (Micha 5, 1; Matthäus 2, 5. 6).
Der Prophet Jesaja, der um 780 v. Chr. lebte, weist auf die Geburt Jesu hin mit den Worten:
"Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie heißen Emanuel (d. h.: Gott mit uns)" (Jesaja 7,14).
Jesaja 9, 5. 6: "Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ist auf seiner Schulter. und er heißt Wunderbar, Rat, Kraft, Held, Ewigvater, Friedefürst: auf daß seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Stuhl Davids und in seinem Königreich, …"
Jesaja 11, 1. 2: "Und es wird eine Rute aufgehen von dem Stamm Isais und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen; auf welchem wird ruhen der Geist des Herrn, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rats und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn."
Auch den Opfertod Christi hat Jesaja vorausgesehen.
"Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf daß wir Frieden hätten; und durch seine Wunden sind wir geheilt. Wir gingen alle in der Irre wie Schafe, ein jeglicher sah auf seinen Weg; aber der Herr warf unser aller Sünde auf ihn. Da er gestraft und gemartert ward, tat er seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer und seinen Mund nicht auftut" (Jesaja 53, 5–7)
Weiter sagt Jesaja im 53. Kapitel, Vers 9:
"Und man gab ihm bei Gottlosen sein Grab und bei Reichen, da er gestorben war…"
Wie in Matthäus 27, 57–60 berichtet ist, wurde des Herrn Leib in das Grab des Joseph, eines reichen Mannes aus Arimathia, gelegt.
Bereits 500 Jahre vor Christi Geburt beschrieb der Prophet Sacharja den Einzug des Herrn in Jerusalem.
"Aber du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze: siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm, und reitet auf einem Esel und auf einem jungen Füllen der Eselin" (Sacharja 9, 9).
Sacharja sah auch voraus, daß der Herr für dreißig Silberlinge verraten, daß dieses Geld darnach wieder in den Tempel zurückgebracht und dann dem Töpfer als Kaufpreis für einen Acker gegeben werden würde (Sacharja 11, 12. 13; Matthäus 26, 15; Matthäus 27, 3–7).
"Da aber die Zeit erfüllet ward, sandte Gott seinen Sohn" (Galater 4, 4).
Er sandte ihn so, wie es die Propheten Jahrhunderte vorher vorausgesagt hatten. Aufgenommen aber wurde er nur von wenigen.
"Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf" (Johannes 1, 11).
Das jüdische Volk damaliger Zeit verehrte zwar die alten Glaubensväter und die Propheten, wollte aber – mit wenigen Ausnahmen – nichts wissen von dem Wirken und Vornehmen Gottes in ihrer Zeit. Andere Interessen waren stärker. Sie folgten lieber den Gott widerstrebenden Mächten als dem Sohn Gottes. Den Schriftgelehrten waren die Bücher der Propheten, die Hinweise auf den Messias, sicherlich bekannt. Dennoch weigerten sie sich, den Sohn Gottes anzuerkennen, weil seine Lehren ihnen lästig waren und sie um ihren eigenen Einfluß, ihre Macht und ihre eigene Ehre fürchteten. Von Jerusalem mußte Jesus sagen:
"Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten und steinigest, die zu dir gesandt werden, wie oft habe ich wollen deine Kinder versammeln, wie eine Henne ihr Nest unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt! Sehet, euer Haus soll euch wüste gelassen werden" (Lukas 13, 34. 35).
Als Zwölfjähriger hatte der Herr den Tempel in Jerusalem noch als seines Vaters Haus bezeichnet (Lukas 2, 49). Später mußte er sagen:
"Es steht geschrieben: ‚Mein Haus ist ein Bethaus’; ihr aber habt’s gemacht zur Mördergrube" (Lukas 19, 46).
Und als Folge davon:
"Siehe, euer Haus soll euch wüst gelassen werden" (Matthäus 23, 38).
Als dem Volke die Wahl gegeben war zwischen dem Mörder Barabbas und Christus, dem Sohne Gottes, entschied es sich für Barabbas (Johannes 18, 40; Lukas 23, 18. 19). Sie zogen den in Barabbas stehenden Mordgeist dem in Jesu verkörperten göttlichen Geiste vor. – Es dauerte nur knapp vierzig Jahre, bis ganz Jerusalem unter die furchtbare Wirksamkeit dieses Mordgeistes kam und völlig zerstört wurde.
Das Volk Israel hatte den Sohn Gottes verworfen. Damit war aber der Plan zur Erlösung der Menschheit nicht aufgehoben. Anstelle des jüdischen Volkes berief Gott ein anderes Volk zur Mitarbeit.
"Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird von euch genommen und einem Volke gegeben werden, das seine Früchte bringt" (Matthäus 21, 43).
"Wie er denn auch durch Hosea spricht: Ich will das mein Volk heißen, das nicht mein Volk war und meine Liebe, die nicht die Liebe war" (Römer 9, 25).
Das Volk des neuen Bundes besteht aus denen, die den Sohn Gottes und die, die er sendet, im Glauben aufnehmen und sich von ihnen zu einem königlichen Priestertum bereiten lassen (1. Brief des Petrus 2, 9. 10).
Die überwältigende Mehrheit des jüdischen Volkes hatte zwar den Sohn Gottes abgelehnt; es waren aber auch etliche, die in ihm den von Gott Gesandten erkannten. Er traf auf Männer, die er berufen und zu seinen Jüngern machen konnte. Mit ihnen sprach er über seine Herkunft und seine Sendung. Ihnen offenbarte er den Willen seines Vaters, sagte, ihnen, was in der Zukunft geschehen würde. Es war ein Petrus, der als sprechender Mund der Jünger sagen konnte: "Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn!" (Matthäus 6, 16). Von seinen Jüngern sagte der Sohn Gottes:
"Ihr seid das Salz der Erde" (Matthäus 5, 13). "Ihr seid das Licht der Welt" (Matthäus 5, 14).
Von ihnen sagte er auch:
"Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf und wer mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat" (Matthäus 10, 40).
"Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet den, der mich gesandt hat" (Lukas 10, 16).
Er wies darauf hin, daß er ihnen später die Macht geben würde, Sünden zu vergeben. Einem Petrus galten die Worte:
"Und ich will dir des Himmelreichs Schlüssel geben; alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel los sein" (Matthäus 16, 19).
Zu allen Jüngern sagte er:
"Wahrlich, ich sage euch: was ihr auf Erden binden werdet, soll auch im Himmel gebunden sein, und was ihr auf Erden lösen werdet, soll auch im Himmel los sein" (Matthäus 18, 18).
Jesus kannte den Weg, der ihm von seinem Vater vorgezeichnet war. Er ging ihn freiwillig und gab sein Leben zur Erlösung für jene, die sein Verdienst an sich würden wirksam werden lassen. Auch davon sagte er seinen Jüngern:
"Von der Zeit an fing Jesus an und zeigte seinen Jüngern, wie er müßte hin gen Jerusalem gehen und viel leiden von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten und getötet werden und am dritten Tage auferstehen" (Matthäus 16, 21).
"Es wird geschehen, daß des Menschen Sohn überantwortet wird in der Menschen Hände; und sie werden ihn töten, und am dritten Tage wird er auferstehen" (Matthäus 17, 22. 23).
"Des Menschen Sohn ist nicht gekommen, daß er sich dienen lasse, sondern daß er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele" (Matthäus 20, 28).
Im Sterben am Kreuz konnte er das große Wort ausrufen: "Es ist vollbracht!" (Johannes 19, 30).
Damit war die im Paradies den Menschen gegebene Verheißung in Erfüllung gegangen. Jesus, der Sohn Gottes, der nicht sterben brauchte, hatte freiwillig sein Leben zum Sühneopfer gegeben für die Sünden derer, die sich helfen lassen würden.
Nachdem Jesus auferstanden war gab er seinen Jüngern den Auftrag, sein Werk fortzuführen:
"Gleichwie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Und da er das gesagt hatte, blies er sie an und spricht zu ihnen: Nehmet hin den heiligen Geist! Welchen ihr die Sünden erlasset, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten" (Johannes 20, 21–23; auch Matthäus 28, 19).
Aus Jüngern, die ihrem Meister nachfolgten, waren damit Apostel, d.h. Gesandte des Herrn, geworden.
Nach der Himmelfahrt Christi waren die Apostel die Künder des Wortes und des Willens Gottes. Schon im hohenpriesterlichen Gebet war Jesus für die bittend eingetreten, die durch der Apostel Wort gläubig werden würden.
"Ich bitte aber nicht allein für sie (d.h. die Apostel), sondern auch für die, so durch ihr Wort an mich glauben werden, auf daß sie alle eins seien" (Johannes 17, 20. 21).
Das Apostelamt war und ist die göttliche Heilseinrichtung durch die Christus den Dienst der Erlösung verrichtet. Die Apostel wirken nicht aus eigener Kraft und eigenem Vermögen, sondern als Gesandte des Sohnes Gottes aus der Kraft Gottes, die ihnen gegeben ist. Jesus wies darauf hin mit den Worten:
"Ich habe euch noch viel zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten… Und was zukünftig ist, wird er euch verkünden" (Johannes 16, 12. 13).
Kurz vor seiner Himmelfahrt gab er seinen Aposteln die Verheißung:
"Und siehe, ich will auf euch senden die Verheißung meines Vaters. Ihr aber sollt in der Stadt Jerusalem bleiben, bis daß ihr angetan werdet mit der Kraft aus der Höhe" (Lukas 24, 49).
Aufgabe und Bedeutung des Apostelamtes sind in der Heiligen Schrift klar umrissen und herausgestellt.
"Und Gott hat gesetzt in der Gemeinde aufs erste die Apostel, aufs andere die Propheten, aufs dritte die Lehrer…" (1.Korinther 12, 28).
Desgleichen in Epheser 4, 11–13:
"Und er (das ist Christus) hat etliche zu Aposteln gesetzt, etliche aber zu Propheten, etliche zu Evangelisten, etliche zu Hirten und Lehrern, daß die Heiligen zugerichtet werden zum Werk des Amts, dadurch der Leib Christi erbaut werde, bis daß wir alle hinankommen zu einerlei Glauben und Erkenntnis des Sohnes Gottes und ein vollkommener Mann werden, der da sei im Maße des vollkommenen Alters Christi…"
Den Aposteln war der Auftrag geworden, Sünden zu vergeben (Johannes 20, 23). Paulus bezeichnet daher das Apostelamt auch als das Amt der Gnade (Epheser 3, 2), als das Amt der Versöhnung (2. Korinther 5, 18).
Die Apostel waren Botschafter an Christi Statt (2. Korinther 5, 20), Haushalter über Gottes Geheimnisse (1. Korinther 4, 1). Sie waren Träger des Amtes der Klarheit (2. Korinther 3, 9). Durch ihr Wirken sollten "die Heiligen zugerichtet" und "der Leib Christi erbaut werden". Sie waren gesandt zu allen Menschen, nicht nur zu den Juden, sondern auch zu den Heiden. So u.a. Apostelgeschichte 28, 28:
"So sei es euch kundgetan, daß den Heiden gesandt ist dies Heil Gottes; und sie werden’s hören."
Römer 9, 24. 25:
"…welche er berufen hat, nämlich uns, nicht allein aus den Juden, sondern auch aus den Heiden. Wie er denn auch durch Hosea spricht: Ich will das mein Volk heißen, das nicht mein Volk war und meine Liebe, die nicht die Liebe war"; ferner Apostelgeschichte 10.
Die Aufgabe der Apostel war es, aus allen Menschen diejenigen zu sammeln, die bereit waren, auf ihr Wort – und damit auf das Wort ihres Senders – zu hören und sich nach dem Willen Gottes bilden zu lassen. Von diesen sagte Petrus:
"Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, das königliche Priestertum, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, daß ihr verkündigen sollt die Tugenden des, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht; die ihr weiland nicht in Gnaden waret, nun aber in Gnaden seid" (1. Brief des Petrus 2, 9. 10).
Von den Christen der ersten Zeit ist berichtet, daß sie beständig blieben in der Apostel Lehre (Apostelgeschichte 2, 42). Die urchristliche Kirche war eine apostolische Kirche. In Büchners Handkonkordanz heißt es wörtlich:
"Daraus folgt, daß der Apostel Lehre Jesu Lehre, daß der Unterschied zwischen einem apostolischen und christlichen Christentum ganz unstatthaft und dem Sinne Jesu geradezu zuwider ist, und daß, wer den Aposteln den Glauben versagt, keine Gewähr mehr hat, um es über Christi Lehre zur Gewißheit zu bringen,…: da es gar kein anderes Christentum geben kann als das apostolische" (M. Gottfried Büchner, Handkonkordanz, 20. Auflage, Braunschweig 1890, S. 70, 1. Spalte).
Das Apostelamt wird auch als das Amt bezeichnet, das den Geist gibt (2. Korinther 3, 8). Auf Christus hinweisend, sagte schon Johannes der Täufer:
"…der wird euch mit dem heiligen Geist und mit Feuer taufen" (Matthäus 3, 11).
Die Taufe mit dem Heiligen Geist bedeutet, daß in die Herzen derer, die dazu bereitet sind, göttliches Leben hineingelegt wird wie ein Samenkorn, woraus ein Neues entstehen soll, eine neue Kreatur in Christo. Nur dort, wo ein Samenkorn gelegt ist, kann neues Leben erstehen. Darum sagte der Herr einem Nikodemus:
"Es sei denn, daß jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen" (Johannes 3, 5).
Und Paulus sprach später die Worte:
"Wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein" (Römer 8, 9).
Damit ist der Weg festgelegt, der beschritten werden muß, um in die Gemeinschaft mit Gott zurückzukehren. An die Stelle des alten Wesens des Menschen muß etwas Neues, Geist vom Geiste Gottes, göttliches Leben treten. Die Voraussetzung dafür, daß sich in der Seele eines Menschen das neue göttliche Leben entwickeln kann, ist aber, daß das Samenkorn dieses Lebens zuvor durch die Geistestaufe in die Seele hineingelegt werden konnte. Den Auftrag und die Macht, das Sakrament der Wassertaufe und das Sakrament der Geistestaufe zu spenden, gab Jesus seinen Aposteln mit den Worten.
"Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker, indem ihr sie taufet auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes…" (Matthäus 28, 19).
Über die Geistestaufe in der ersten urchristlichen Kirche ist in der Heiligen Schrift ausführlich berichtet. In Apostelgeschichte 8, 5–13 wird geschildert, wie der Evangelist Philippus nach Samarien kam, dort predigte, und viele durch sein Wort gläubig wurden. Weiter heißt es:
"Da aber die Apostel hörten zu Jerusalem, daß Samarien das Wort Gottes angenommen hatte, sandten sie zu ihnen Petrus und Johannes, welche, da sie hinabkamen, beteten sie über sie, daß sie den heiligen Geist empfingen. (Denn er war noch auf keinen gefallen, sondern sie waren allein getauft auf den Namen Christi Jesu.) Da legten sie die Hände auf sie, und sie empfingen den heiligen Geist" (Apostelgeschichte 8, 14–17).
Sehr deutlich heißt es in den nächsten Versen:
"Da aber Simon sah, daß der heilige Geist gegeben ward, wenn die Apostel die Hände auflegten, bot er ihnen Geld an und sprach: Gebt mir auch die Macht, daß, so ich jemand die Hände auflege, derselbe den heiligen Geist empfange" (Apostelgeschichte 8, 18. 19).
Aus diesem Bericht wie auch aus anderen Stellen der heiligen Schrift geht klar hervor, daß die Wassertaufe und die Geistestaufe zwei verschiedene Sakramente sind.
In Apostelgeschichte 19, 6 wird von Paulus berichtet:
"Und da Paulus die Hände auf sie legte, kam der heilige Geist auf sie, und sie redeten mit Zungen und weissagten."
Ferner kann in diesem Zusammenhang auf Apostelgeschichte 10, 44 hingewiesen werden: Der Heilige Geist wurde dem Hauptmann Cornelius und seinem Haus in Gegenwart des Apostels Petrus unmittelbar gegeben, nachdem Cornelius im Auftrage des Engels nach Petrus hatte senden müssen, dem zuvor in einem Gesicht gezeigt worden war, daß auch Heiden von Gott angenommen werden würden.
Aus dem Berichteten wird deutlich, warum Paulus das Apostelamt als das Amt, das den Geist gibt, bezeichnet. Für die Gläubigen der ersten christlichen Zeit bestand kein Zweifel, daß sie zu Trägern des Heiligen Geistes geworden waren.
(Über die Geistestaufe, d. h. die Spendung des Heiligen Geistes, schrieben u. a.:
Johannes Böhlig, Paulus. Ein Lebensbild für die Gemeinde, 1938, S. 24: "Die Apostel nehmen in jedem Fall die oberste Stellung ein. Ihnen allein bleibt es vorbehalten, durch Handauflegen den Geist auf die Gläubigen zu übertragen."
Nikolaus Adler (kath.), Taufe und Handauflegung, Neutestamentliche Abhandlungen, Münster, XIX. Band. 3. Heft, S. 115: "…daß überall, wo das Neue Testament von einer Handauflegung mit Geistesempfang nach der Taufe redet, die Handauflegung immer nur von Aposteln vollzogen wird."
Ludwig Albrecht, Abhandlungen über die Kirche, besonders ihre Ämter und Gottesdienste, Berlin 1937, S. 100: "Nur durch Apostel kann die ganze Segensfülle des Evangeliums dargereicht werden; nur durch ihren Dienst spendet der Herr das volle Maß seines Geistes, der da ist ein Geist der Stärke und der Kraft."
So konnte Paulus sagen:
"Derselbe Geist (d. i. der Heilige Geist) gibt Zeugnis unserem Geist, daß wir Gottes Kinder sind" (Römer 8, 16).
Ferner:
"Wisset ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?" (1. Korinther 3, 16).
Oder:
"Der uns aber dazu bereitet, das ist Gott, der uns das Pfand, den Geist, gegeben hat" (2. Korinther 5, 5).
Oder:
"Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unser Herz durch den heiligen Geist, welcher uns gegeben ist" (Römer 5, 5).
Auch ermahnt er:
"Und betrübet nicht den heiligen Geist Gottes, mit dem ihr versiegelt seid auf den Tag der Erlösung" (Epheser 4, 30).
Schon durch die Propheten des alten Bundes ist auf die Ausgießung, die Spendung des Heiligen Geistes hingewiesen:
"Und ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben; ich will meinen Geist in euch geben" (Hesekiel 36, 26. 27).
"Und nach diesem will ich meinen Geist ausgießen über alles Fleisch, und eure Söhne und Töchter sollen weissagen; eure Ältesten sollen Träume haben, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen; auch will ich zur selben Zeit über Knechte und Mägde meinen Geist ausgießen" (Joel 3, 1. 2 und Apostelgeschichte 2, 16–18).
Daß der Sohn Gottes das Samenkorn göttlichen Lebens durch von ihm erwählte Männer in die Herzen derer legen läßt, die dazu bereit sind, wird verständlich, wenn man bedenkt, daß dieses Leben der Pflege bedarf, um sich entfalten und den Geist des Menschen erneuern zu können. Auch im Natürlichen wird ein Kind in eine Familie hineingeboren. Vater und Mutter sorgen dafür, daß das Kindlein, welches sich selbst nicht helfen kann, gepflegt und genährt wird und heranwachsen kann. Wer durch die Spendung der Geistestaufe die Wiedergeburt aus dem Geiste Gottes an sich erfährt, wird in die Gemeinschaft der Apostel und derer, die durch der Apostel Wort gläubig geworden sind, hineingeboren. In dieser Gemeinschaft wird das in die Seele hineingelegte göttliche Leben durch den von Gott gesandten Heiligen Geist, wirksam im Apostelamt, genährt und gepflegt, so daß sich der in den dieses göttliche Leben hineingelegt worden ist, zu einem neuen, aus Gott geborenen Menschen, wie Paulus es ausdrückt: zu einer neuen Kreatur in Christo, entwickeln kann.
Aus der Heiligen Schrift geht deutlich hervor, daß die Zahl der Apostel in der urchristlichen Kirche nicht auf zwölf beschränkt war. Außer den zwölf Jüngern des Herrn – an die Stelle des Judas Ischariot trat Matthias (Apostelgeschichte l, 26) – sind u. a. genannt Paulus und Barnabas (Apostelgeschichte 14, 14), Andronikus und Junias, welche Paulus berühmte Apostel nennt, die vor ihm in Christo gewesen seien (Römer 16, 7). Als Apostel werden weiter bezeichnet Timotheus und Silvanus (1. Thessalonicher 2, 7: ,,…hätten euch auch mögen schwer sein als Christi Apostel." Paulus spricht hier, wie aus dem 1. Vers des ersten Kapitels dieses Briefes hervorgeht, von sich selbst, von Silvanus und von Timotheus).
Auch von Apollos spricht Paulus als von einem Apostel des Herrn (1. Korinther 4, 6–9; auch 1. Korinther 3, 4–6). Weitere Apostel der urchristlichen Kirche waren Jakobus, der Bruder des Herrn (Galater 1, 19) und Epaphroditus (Philipper 2, 25). (Anmerkung: in Bibelausgaben nach 1913 ist das Wort Apostel durch das Wort Gesandter ersetzt.)
Auch auf Offenbarung 2, 2 sei in diesem Zusammenhang hingewiesen.
Aus den neutestamentlichen Apokryphen, z. B. dem "Hirten des Hermas" und der "Didache" (Lehre der zwölf Apostel) geht hervor, daß noch um etwa 120 n.Chr. Apostel tätig waren.
Es lag nicht im Willen Gottes, die Heilseinrichtung des Apostelamtes wieder hinwegzunehmen. Dennoch ging es verloren, weil die Gemeinde, die die Trägerin dieses Lichtes sein sollte, mehr und mehr von dem ihr vorgezeichneten Wege abwich. In der Offenbarung weist der Sohn Gottes auf diese Entwicklung hin mit den Worten:
"Aber ich habe wider dich, daß du die erste Liebe verlässest. Gedenke, wovon du gefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke. Wo aber nicht, werde ich dir bald kommen und deinen Leuchter wegstoßen von seiner Stätte, wo du nicht Buße tust" (Offenbarung 2, 4. 5).
Die Kirchengeschichte lehrt, daß diese Mahnung ungehört verhallte. Die apostellose Zeit brach an. Die Entwicklung, die damit begann, ist von dem Sohn Gottes selbst in der Offenbarung mit aller Deutlichkeit geschildert worden. In der Kirchengeschichte findet diese, dem Apostel Johannes gegebene Prophezeiung ihre volle Bestätigung. Ihren Tiefpunkt erreichte diese Entwicklung im dunklen Mittelalter, etwa im 14. und 15. Jahrhundert.
Mit dem Beginn des 16. Jahrhunderts wird etwas Neues erkennbar. War bis dahin das Lesen der Bibel den Laien verboten, wurden nicht selten diejenigen, die es dennoch taten, als Ketzer verfolgt und getötet, so konnte jetzt durch die Tat Luthers die frohe Botschaft der Bibel an alle herangetragen werden, die sich danach sehnten. In der Offenbarung ist dieses mit den Worten beschrieben:
"Siehe, ich habe vor dir gegeben eine offene Tür, und niemand kann sie zuschließen" (Offenbarung 3, 8).
Im Zuge der Reformation und der nun wieder möglich gewordenen Verkündigung des Wortes der Heiligen Schrift wurde in den Herzen derer, die es ehrlich meinten, ein Sehnen lebendig nach dem Zustand, wie er in der ersten christlichen Zeit bestanden hatte. Dieses Sehnen kommt in vielen Liedern zum Ausdruck, die in dieser Zeit entstanden: "Wach’ auf, du Geist der ersten Zeugen,…"; "Herr, wann wirst du Zion bauen, Zion, die geliebte Stadt?"; "Löwen, laßt euch wiederfinden wie im ersten Christentum".
Besonders in Bayern, Schottland und England fanden sich zahlreiche gläubige Menschen, die in der Heiligen Schrift forschten und Gott baten, das wieder herzustellen, was am Anfang war. Solches geschah, unabhängig voneinander, an verschiedenen Orten. Die Gaben des Heiligen Geistes zeigten sich zuerst in Karlshuld (Bayern) und zwei Jahre später in Schottland.
"In einem jeglichen zeigen sich die Gaben des Geistes zum gemeinen Nutzen. Einem wird gegeben durch den Geist, zu reden von der Weisheit; dem andern wird gegeben, zu reden von der Erkenntnis nach demselben Geist; einem andern der Glaube in demselben Geist; einem andern die Gabe, gesund zu machen in demselben Geist; einem andern, Wunder zu tun; einem andern Weissagung; einem andern, Geister zu unterscheiden; einem andern mancherlei Sprachen; einem andern, die Sprachen auszulegen" (1. Korinther 12, 7–10).
In Karlshuld waren es ganz einfache Menschen, die im Gottesdienst des gläubigen katholischen Priesters Lutz eindringlich durch Weissagungen darauf hinwiesen, daß Gott sich vorgenommen habe, der verzagten Christenheit wieder Apostel zu geben, um die gläubigen Herzen auf Jesu Wiederkunft vorzubereiten.
Dies geschah ohne jegliche Kenntnis der Dinge, die sich wenig später in Schottland vorzubereiten begannen.
Dort war ein einfacher Arbeiter (Flachszieher) in einer Tauwerkfabrik der erste, durch den Gott sprach. Er weissagt von dem bevorstehenden Kommen des Herrn, aber auch, daß zuvor noch eine besondere Arbeit verrichtet werden müsse. Anderen wird die gleiche Gabe geschenkt; die Fähigkeit, in fremden Zungen zu reden, wird offenbar: Kranke werden geheilt.
Ähnlich ist die Entwicklung in England. Es erfüllt sich das, was der Prophet Joel sah:
"Und nach diesem will ich meinen Geist ausgießen über alles Fleisch, und eure Söhne und Töchter sollen weissagen; eure Ältesten sollen Träume haben, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen" (Joel 3, 1).
Durch das Wort der Weissagung, das nicht nur an einer Stelle, sondern mit der Zeit in vielen Kirchen, ja schließlich in allen Grafschaften Englands gehört wurde, führte Gott von nun an die, die bereit waren, seinem Wort zu folgen. Von der Weissagung lesen wir in Offenbarung 19, 10:
"Das Zeugnis aber Jesu ist der Geist der Weissagung."
Und der Apostel Petrus schreibt davon:
"Und wir haben desto fester das prophetische Wort, und ihr tut wohl, daß ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint an einem dunklen Ort" (2. Brief des Petrus 1, 19).
Paulus schließlich mahnt:
"Darum liebe Brüder, fleißigt euch des Weissagens und wehret nicht, mit Zungen zu reden" (1. Korinther 14, 39).
Es waren Menschen der verschiedensten Glaubensbekenntnisse, die, jeweils im Rahmen ihrer Kirche, um die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes und die Wiederausgießung des Heiligen Geistes baten. Als Gott begann, diese Bitten zu erhören, schieden sich die Geister. Insbesondere die jeweiligen Kirchenleitungen wandten sich gegen das mit Macht zutage tretende neue Leben, wollten es nicht wahrhaben und suchten es zu unterdrücken. Beispielhaft ist der Weg Irvings, eines Geistlichen der schottischen Kirche, und seiner Gemeinde. Irving hatte die Geistesgaben, die in Schottland und England offenbar geworden waren, sorgfältig geprüft und für wahr befunden. Davon kündete er in seiner Gemeinde. An einem Sonntagmorgen, als er und seine Gemeinde zum Gottesdienst kamen, fanden sie die Kirchentür verschlossen. Die Ältesten, unter deren Hand die Verwaltung der Kirche stand, hatten sich gegen ihn gestellt. Irving und seine Anhänger mieteten daraufhin einen eigenen Raum, in dem sie ihre Gottesdienste abhalten konnten. Damit war die erste Gemeinde in London entstanden, die sich später unter die Hand der Apostel begab.
Irving empfing 1835 aus der Hand des ersten Apostels Cardale, dessen Seelsorger er zuvor gewesen war, das Bischofsamt. Träger des Apostelamtes war Irving nie.
Ähnlich wie Irving erging es Miller, einem Geistlichen der Kongregationalisten, und seiner Gemeinde.
Die dritte Gemeinde entstand in Southwark unter der Hand Armstrongs. Als Geistlicher der anglikanischen Hochkirche hatte er von den offenbar gewordenen Geistesgaben gepredigt und sich dafür eingesetzt. Sein Zeugnis rief in bestimmten Kreisen große Erregung hervor. Schließlich wurde ihm untersagt, in anglikanischen Kirchen zu sprechen. Er wandte sich daraufhin den anderen Glaubensgemeinschaften zu und predigte, wo man ihm Gelegenheit dazu gab. Auf diese Weise entstand die Gemeinde in Southwark, der Leute aller Glaubensrichtungen angehörten. Armstrong fühlte sich zunächst nicht berufen, das Abendmahl mit seiner Gemeinde zu feiern. Er tat dies erst später, als er das dazu nötige Amtsvermögen von den Aposteln empfangen hatte.
Außer in den drei genannten Gemeinden hatten sich auch an anderen Plätzen – in London selbst, in Albury (Anglikaler und Methodisten), in Oxford (Baptisten), ferner in Karlshuld in Bayern (Katholiken und Protestanten) – Gruppen gläubiger Menschen zusammengefunden, die um die Erneuerung des ursprünglich Gegebenen baten und das, was Gott offenbarte, im Glauben ergriffen. Noch standen diese Gruppen, obwohl es der gleiche Geist war, der sie leitete, nur in loser oder gar keiner Verbindung. Sie strebten mehr oder weniger eine Erneuerung im Rahmen ihrer jeweiligen Kirche an.
Am 7. November 1832 wird Cardale durch den Geist der Weissagung als Apostel bezeichnet, nachdem in allen Gemeinden durch zahlreiche Zeugnisse auf die Einsetzung des Apostelamtes hingewiesen worden war. Cardale, der zu dieser Zeit ein Mitglied der Gemeinde Irvings ist, geht zu einem früheren Seelsorger, um sich Rat zu holen.
Noch ist unklar, welche Bedeutung und welche Aufgaben dem Apostelamt zukommen. Zeugnisse werden laut, die auf die Herstellung einer bestimmten Ordnung drängen. In einem Gottesdienst, der Ende 1832 in Albury gehalten wird, und an dem Cardale teilnimmt, ergeht an ihn durch das Wort der Weissagung die Aufforderung, Drummond, der ebenfalls durch Weissagung im Oktober 1832 zum Hirten der Gemeinde zu Albury bestimmt worden war in sein Amt einzusetzen. Die letzten Worte der Weissagung lauten:
"Der Herr gebietet dir, der du sein Apostel bist, die Hand auf den Engel der Gemeinde zu legen, daß er sein Volk führen, leiten und mit dem Leib und Blut des Herrn bedienen kann. Sei gläubig und gehorsam, und Jesus wird mit dir sein!"
In den folgenden Jahren werden weitere Apostel – insgesamt zwölf – gerufen. Unter ihrer Hand schließen sich die bereits bestehenden Gemeinden zusammen; neue Gemeinden werden gegründet. Im Jahre 1836 richten die Apostel eine Botschaft an die führenden Männer der Kirche und des Staates, in der sie Zeugnis ablegen von dem Vornehmen Gottes, der Wiedererrichtung der ursprünglichen Ordnung.
Noch hofften sie auf eine allgemeine Erneuerung der gesamten Kirche mit all ihren verschiedenen Abteilungen und Glaubensrichtungen. Diese Hoffnung ging nicht in Erfüllung. So wie dem Sohne Gottes von den Schriftgelehrten und Pharisäern des jüdischen Volkes widersprochen wurde, so wie man sich gegen die Apostel der ersten urchristlichen Zeit stellte nach den Worten der Apostelgeschichte 28, 22: "Von dieser Sekte ist uns kund, daß ihr wird an allen Enden widersprochen", so wurde auch das Zeugnis der Apostel der Endzeit von dem größten Teil der führenden Männer der Kirche abgelehnt. War damit auch eine Erneuerung der gesamten Kirche von innen heraus unmöglich geworden, so fanden sich doch aus den verschiedensten Glaubensrichtungen viele, die das Wirken Gottes in ihrer Zeit erkannten, den Worten der Apostel glaubten und sich unter ihre Pflege begaben.
Der Glaube an die Wiederkunft Christi war das vornehmste Kennzeichen der apostolischen Kirche der ersten Zeit. In dem gleichen lebendigen Glauben steht die apostolische Kirche der Endzeit. Grundlage dieses Glaubens sind die Worte des Sohnes Gottes selbst.
"Und wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, so will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen, auf daß ihr seid, wo ich bin" (Johannes 14, 3).
Die Wiederkunft Jesu, um die Seinen zu sich zu nehmen, darf nicht mit dem Tag des Jüngsten Gerichts verwechselt werden, der viel später sein wird. Sein Kommen, das hier gemeint ist, gilt nicht allen Menschen, sondern nur den Seinen. Ihnen sind die Worte gesagt:
"So seid nun wach allezeit und betet, daß ihr würdig werden möget, zu entfliehen diesem allen, das geschehen soll, und zu stehen vor des Menschen Sohn" (Lukas 21, 36).
In Matthäus 24, 37–39 weist Jesus darauf hin, daß es zur Zeit seiner Wiederkunft sein wird wie zur Zeit Noahs: Nur wenige achten auf das Vornehmen Gottes, und lassen sich entsprechend zubereiten. Diese werden – wie einst Noah vor der Sintflut – vor dem bewahrt, was auf Erden geschehen wird, und zwar dadurch, daß der Sohn Gottes kommt und sie zu sich nimmt. Die anderen dagegen geraten unter die Folgen ihres Handelns gegen den Willen Gottes.
"Und ein großer Hagel, wie ein Zentner fiel vom Himmel auf die Menschen; und die Menschen lästerten Gott über die Plage des Hagels, denn seine Plage ist sehr groß" (Offenbarung 16, 21).
In Matthäus 24 und 25 antwortet Jesus seinen Jüngern auf die Frage, wie seine Zukunft sein wird, unter anderem mit den Worten:
"Dann werden zwei auf dem Felde sein; einer wird angenommen und der andere wird verlassen werden. Zwei werden mahlen auf der Mühle; eine wird angenommen, und die andere wird verlassen werden. Darum wachet; denn ihr wisset nicht, welche Stunde euer Herr kommen wird.
…darum seid ihr auch bereit; denn des Menschen Sohn wird kommen zu einer Stunde, da ihr’s nicht meinet" (Matthäus 24, 40–42, 44).
Auch in dem Gleichnis von den zehn Jungfrauen weist Christus mit aller Deutlichkeit auf sein Kommen hin und darauf, daß nur die angenommen werden, die bereit sind, während die anderen auf Erden zurückgelassen werden.
"Darum wachet: denn ihr wisset weder Tag noch Stunde, in welcher des Menschen Sohn kommen wird" (Matthäus 25, 1–13).
In Apostelgeschichte 1, 10. 11 ist folgendes Geschehnis berichtet: Als die Jünger Jesu nachsahen, wie er gen Himmel fuhr, standen bei ihnen zwei Männer in weißen Kleidern und sagten ihnen: "Ihr Männer von Galiläa, was stehet ihr und sehet gen Himmel? Dieser Jesus, welcher von euch ist aufgenommen gen Himmel, wird kommen, wie ihr ihn gesehen habt gen Himmel fahren."
Nochmals in der Offenbarung, dem Buche, das gegeben ist, "seinen Knechten zu zeigen, was in der Kürze geschehen soll", bezeugt Christus mit allem Nachdruck seine Wiederkunft: "Siehe, ich komme bald. Selig ist, der da hält die Worte der Weissagung in diesem Buch" (Offenbarung 22, 7).
"Ich, Jesus, habe gesandt meinen Engel, solches euch zu bezeugen an die Gemeinden. Ich bin die Wurzel des Geschlechts David, der helle Morgenstern. Und der Geist und die Braut sprechen: Komm! Und wer es hört, der spreche: Komm!" (Offenbarung 22, 16. 17).
"Es spricht, der solches bezeugt: Ja, ich komme bald, Amen, ja komm, Herr Jesus!" (Offenbarung 22, 20).
Vergleiche auch Offenbarung 19, 6–9; Offenbarung 20, 4–6.
Mit dem Kommen Jesu, um die Seinen (seine Braut) heimzuholen, findet die Zubereitung des königlichen Priestertums, derjenigen, die dann allen anderen Menschen eine Hilfe sein sollen, ihren Abschluß.
Der Glaube an die Wiederkunft Christi stand unverrückbar in den Herzen derer, die die erste christliche Kirche ausmachten. So schrieb Paulus an die Korinther:
"Denn gleichwie sie in Adam alle sterben, also werden sie in Christo alle lebendig gemacht werden. Ein jeglicher aber in seiner Ordnung: Der Erstling Christus; danach die Christo angehören, wenn er kommen wird; danach das Ende, wenn er das Reich Gott, dem Vater, überantworten wird" (1. Korinther 15, 22–24).
In seinem ersten Brief an die Gemeinde zu Thessalonich lehrt er:
"Denn so wir glauben, daß Jesus gestorben und auferstanden ist, also wird Gott auch, die da entschlafen sind, durch Jesum mit ihm führen. Denn das sagen wir euch als ein Wort des Herrn, daß wir die wir leben und übrig bleiben auf die Zukunft des Herrn, werden denen nicht zuvorkommen, die da schlafen (Anm.: entschlafen sind). Denn er selbst, der Herr wird … herniederkommen vom Himmel und die Toten in Christo werden auferstehen zuerst. Danach wir die wir leben und übrig bleiben, werden zugleich mit ihnen hingerückt werden in den Wolken dem Herrn entgegen in der Luft, und werden also bei dem Herrn sein allezeit" (1. Thessalonicher 4, 14–17).
Und weiter:
"Von den Zeiten aber und Stunden, liebe Brüder, ist nicht not euch zu schreiben; denn ihr selbst wisset gewiß, daß der Tag des Herrn wird kommen wie ein Dieb in der Nacht. Denn wenn sie werden sagen: Es ist Friede, es hat keine Gefahr, – so wird sie das Verderben schnell überfallen" (1. Thessalonicher 5, 1–3).
Im gleichen Sinne siehe 1. Korinther 15, 51. 52:
"Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden; und dasselbe plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune schallen, und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden."
Auch Petrus weist auf das Kommen des Herrn hin:
"Es wird aber des Herrn Tag kommen wie ein Dieb in der Nacht, an welchem die Himmel zergehen werden mit großem Krachen; die Elemente aber werden vor Hitze schmelzen, und die Erde und die Werke, die darauf sind, werden verbrennen" (2. Petrus 3, 9. 10).
In der ersten christlichen Zeit ging die Verheißung, daß Christus wiederkommen würde, nicht in Erfüllung; die Arbeit der Apostel konnte in dieser Zeit aus Gründen, die bereits genannt wurden (vgl. Offenbarung 2, 4. 5) nicht zu Ende geführt werden. Mit der Wiederaufrichtung des Apostelamtes in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts und der Wiedererweckung der Geistesgaben wurde die Zubereitungsarbeit auf das Kommen Jesu wieder aufgenommen, und sie wird solange fortgeführt werden, bis dieser Tag gekommen ist. Auf diese letzte Periode in der Entwicklung der christlichen Kirche weist Petrus hin mit den Worten:
"Und wisset das aufs erste, daß in den letzten Tagen kommen werden Spötter, die nach ihren eigenen Lüsten wandeln und sagen: Wo ist die Verheißung seiner Zukunft? denn nachdem die Väter entschlafen sind, bleibt es alles, wie es von Anfang der Kreatur gewesen ist" (2. Petrus 3, 3. 4).
Und weiter:
"Eins aber sei euch unverhalten, ihr Lieben, daß ein Tag vor dem Herrn ist wie tausend Jahre, und tausend Jahre wie ein Tag. Der Herr verzieht nicht die Verheißung, wie es etliche für einen Verzug achten; sondern er hat Geduld mit uns und will nicht, daß jemand verloren werde, sondern sich jedermann zur Buße kehre. Es wird aber des Herrn Tag kommen wie ein Dieb in der Nacht…" (2. Petrus 3, 8–10).
Im gleichen Sinne schreibt Paulus, daß die Wiederkunft Christi zur Zeit der letzten Posaune stattfinden wird. Posaune bedeutet die Verkündigung des Evangeliums. Die letzte Posaune ist die siebte, von der in der Offenbarung gesagt ist, daß "in den Tagen der Stimme des siebenten Engels, wenn er posaunen wird, soll vollendet werden das Geheimnis Gottes, wie er hat verkündiget seinen Knechten, den Propheten" (Offenbarung 10, 7).
Waren es am Anfang Apostel, durch die Christus seine Kirche gründete und baute, so sind es auch in unserer Zeit wieder Apostel, d. h. Männer, gesandt und beauftragt von Ihm, durch die Er seine Kirche vollendet. Daß das Apostelamt bis zu Seinem Kommen bestehen bleiben sollte – und nur zeitweilig verdeckt werden konnte, weil der Leuchter, die Gemeinde, der dieses Licht anvertraut war, falsch stand – bezeugt der Sohn Gottes selbst durch den Auftrag, den er seinen Aposteln gab, seine Zeugen zu sein zu Jerusalem und ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde (Apostelgeschichte 1, 8) und durch die ihnen gegebene Verheißung, bei ihnen zu sein alle Tage bis an der Welt Ende (Matthäus 28, 20). Ähnlich spricht Paulus von dem Apostelamt, dem Amt des Neuen Testaments und der Klarheit, als von dem Amt, das da bleibt (2. Korinther 3, 11).
Bevor Christus erscheint, wie er verheißen hat, wird seine Braut gesammelt und bereitet. Diese Zubereitung geht über das Apostelamt, so wie es auch in der ersten christlichen Zeit war (vgl. hierzu Offenbarung 3, 18; 7, 2; 8, 5; ferner Jesaja 1, 26; Joel 3).
Gemessen an der gesamten Menschheit werden es nicht viele sein, die auf das Wiederkommen Jesu warten und sich zubereiten lassen.
"Doch wenn des Menschen Sohn kommen wird, meinst du, daß er auch werde Glauben finden auf Erden?" (Lukas 18, 8).
Den allgemeinen Zustand in dieser Zeit kennzeichnet der Sohn Gottes mit den Worten:
"Ich weiß deine Werke, daß du weder kalt noch warm bist. Ach, daß du kalt oder warm wärest! Weil du aber lau bist und weder kalt noch warm, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde. Du sprichst: Ich bin reich und habe gar satt und bedarf nichts! Und weißt nicht, daß du bist elend und jämmerlich, arm, blind und bloß" (Offenbarung 3, 15–17). Für die gleiche Zeit gibt der Herr den Rat:
"Ich rate dir, daß du Gold von mir kaufest, das mit Feuer durchläutert ist, daß du reich werdest, und weiße Kleider, daß du dich antust und nicht offenbart werde die Schande deiner Blöße; und salbe deine Augen mit Augensalbe, daß du sehen mögest" (Offenbarung 3, 18).
Aus diesen Worten geht hervor, daß in dieser Zeit, die mit der Wiederkunft Jesu ihren Abschluß findet, wieder wie am Anfang die Möglichkeit gegeben sein muß, das Gold der göttlichen Wahrheit, die weißen Kleider der vor Gott gelten- den Gerechtigkeit und die Erkenntnis des göttlichen Vornehmens zu erlangen.
Die letzten Worte der Offenbarung geben Aufschluß über die Vollendung der Brautgemeinde:
"Und der Geist und die Braut sprechen: Komm!" (Offenbarung 22, 17).
Und weiter:
"Es spricht, der solches bezeugt: Ja, ich komme bald." (Offenbarung 22, 20).
Nachdem Christus die Seinen, seine Braut, zu sich genommen hat, nachdem ferner der Sturm der antichristlichen Zeit über die Erde hinweggefegt ist, wird Jesus zum andern Male wiederkommen, jetzt als König aller Könige und zusammen mit den Seinen das Tausendjährige Friedensreich aufrichten (Offenbarung 19, 11–21 und 20, 1–6).
In diesem Reiche wird das Evangelium zu allen Völkern getragen und in unverfälschter Form allen Menschen verkündet werden, die je auf Erden gelebt haben. Diese Arbeit wird von jenen durchgeführt, die Jesus durch seine Apostel sammeln und zu einem königlichen Priestertum zubereiten konnte. Danach erst wird der Tag des Jüngsten Gerichtes sein, wovon u. a. in Offenbarung 20, 11–15 berichtet ist.
Endlich wird in Erfüllung gehen, was Johannes auf Patmos sehen durfte:
"Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde verging, und das Meer ist nicht mehr. Und ich, Johannes, sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabfahren, bereitet als eine geschmückte Braut ihrem Mann. Und ich hörte eine große Stimme von dem Stuhl, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! und er wird bei ihnen wohnen und sie werden sein Volk sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Stuhl saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu!" (Offenbarung 21, 1–5).
Der erhabene Plan Gottes zur Erlösung der Menschheit ist damit abgeschlossen. Die Ewigkeit aber wird für jeden Menschen so sein, wie er sich dem Willen und Vornehmen Gottes gegenüber eingestellt hat.
H.J.