Mitteilung des Stammapostels
(aus Leitgedanken November 1998)
Gottesdienst für Entschlafene
Zusammenhänge und Hintergründe
Alter Bund
Ein Beispiel dafür, dass schon zur Zeit des Alten Bundes an die Hilfe des Gebets für Entschlafene geglaubt wurde, finden wir in 2. Makkabäer, einem apokryphen Buch, das aus dem ersten vorchristlichem Jahrhundert stammt. Da nicht überall die Apokryphen Bestandteil der Bibel sind, wird hier der entsprechende Text aus Kapitel 12, Verse 39-46 wiedergegeben:
"Am andern Tage darnach kamen sie zu Judas, dass sie ihre Toten holten, wie man pflegt, und bei ihren Vätern begruben. Da sie nun auszogen, fanden sie bei einem jeden Erschlagenen unter dem Hemde Kleinode von den Götzen aus Jamnia, welches den Juden im Gesetz verboten ist. Da ward es offenbar vor jedermann, warum diese erschlagen wären. Da dankten sie Gott, dem gerechten Richter, der das Heimliche so an den Tag gebracht hatte, und baten ihn, er wolle ja um dieser Sünde willen sie nicht alle vertilgen. Und der Held Judas vermahnte den Haufen, dass sie sich forthin vor Sünden bewahren wollten, weil sie vor ihren Augen sähen, dass diese um ihre Sünde willen erschlagen wären. Darnach hieß er sie eine Steuer zusammenlegen, zweitausend Drachmen Silber; die schickte er gen Jerusalem zum Sündopfer. Und er tat wohl und fein daran, dieweil er dachte an die Auferstehung. Denn wo er nicht gehofft hätte, dass die, so erschlagen waren, würden auferstehen, wäre es vergeblich und ein Torheit gewesen, für die Toten zu bitten. Weil er aber bedachte, dass die, so im rechten Glauben sterben, Freude und Seligkeit zu hoffen haben, ist es eine gute und heilige Meinung gewesen. Darum hat er auch für die Toten gebeten, dass ihnen die Sünde vergeben würde."
Im Vordergrund stand hier das Gebet. Der Betrag, der gesammelt wurde, war für ein Sühnopfer bestimmt, das im Tempel in Jerusalem dargebracht werden sollte, Ein Sühnopfer mußte nach dem Gesetz des Alten Bundes mit Blut gebracht werden. Von dem Geld wurden also Opfertiere gekauft. Das Sühnopfer bedeckte dann die Sünden. Durch das Opfer Jesu wurde aber die Notwendigkeit, ein gesondertes Sühnopfer darzubringen, aufgehoben (vgl. Hebr. 7,26.27; 1. Petrus 3,18) Sein Opfer hat die Versöhnung mit Gott bewirkt (vgl. 2. Kor. 5,18.19)
Neuer Bund
Jesus Christus ging nach seinem Kreuzestod in die Bereiche der Entschlafenen und "hat gepredigt den Geistern im Gefängnis, die Vorzeiten nicht glaubten". So ist also durch ihn den Toten das Evangelium verkündigt worden (vgl. 1. Petrus 3,19.20; 4.6)
Apostel Paulus schreibt, den Glauben an ein Weiterleben nach dem Tod verteidigend, den Weg zum Heil zeigend und auf die dadurch begründete Hoffnung, der Auferstehung hinweisend: "Was machen sonst, die sich taufen lassen, über den Toten, so überhaupt die Toten nicht auferstehen? Was lassen sie sich taufen über den Toten?" (1. Korinther 15,29) Im griechischen Text wird noch deutlicher, wie einst diese Sakramentshandlung vollzogen wurde: "... Wenn überhaupt Tote nicht auferstehen, warum lassen sie sich taufen für sie?"
Nachapostolisches Schrifttum
Etwa um das Jahr 150. n. Chr. entstand eine Schrift mit Namen "Pastor Hermae" (Hirte des Hermas) die nicht zu den kanonischen Büchern des NT gehört, also kein Bibeltext ist. Die Entstehung dieses Buches liegt aber so dicht bei der Zeit, die noch von der Wirksamkeit der Apostel geprägt war, dass die darin enthaltenen Aussagen auch Einblicke in Gegebenheiten der Urkirche vermitteln. Diese Schrift "spricht sogar davon, dass Entschlafene durch die Apostel das "Siegel des Sohnes Gottes" empfingen" (siehe: Die Ämter und Sakramente der NAK, 1935, Seite 94).
Katholisch-apostolische Kirche
Während der Wirksamkeit der ersten zwölf englischen Apostel (1832-1901) wurde in die Eucharistiefeier (Feier des Heiligen Abendmahls) "das Gedächtnis der Entschlafenen" einbezogen. In der Liturgie finden wir folgenden Text: "Und nun, himmlischer Vater, freuen wir uns in der seligen Gemeinschaft aller Deiner Heiligen und gedenken vor Dir aller, die im Glauben entschlafen sind ... Wir bitten Dich, Du wollest sie nach Deiner Barmherzigkeit in Ruhe und Frieden bewahren, bis zu unserer gemeinsamen Vollendung in der Seligkeit am Tage der herrlichen Auferstehung, Amen ... Wir befehlen Dir die Entschlafenen, welche sich in diesen letzten Zeiten gefreut haben über die Wiederkehr Deiner Gnade zu Deiner Kirche, über die Neubelebung Deiner ursprünglichen Ordnungen und die Offenbarung der Gaben des Heiligen Geistes."
Am katholischen Feiertag "Allerseelen" - am 1. November jeden Jahres - wurde darüber hinaus der Entschlafenen in besonderer Weise gedacht.
Neuapostolische Kirche
Es liegen Berichte vor, dass Apostel Schwarz (1815-1895; Apostel seit 1863) das Heilige Abendmahl auch für Entschlafene gefeiert hat. Das Sakrament der Heiligen Versiegelung spendete er Entschlafenen dann, wenn er durch Weissagung dazu aufgefordert wurde und Stellvertreter (Paten) für die Verstorbenen vorhanden waren.
Bei Apostel Menkhoff (1826-1895) bekam der kirchliche Totensonntag in Deutschland eine gewisse Bedeutung. Aus Amtsblättern geht jedoch hervor, dass sehr wohl unterschieden wurde, zwischen dem Totengedenken und dem Entschlafenengottesdienst, an dem für die Seelen aus jener Welt die sakramentalen Handlungen vollzogen wurden.
In Reiseberichten der Apostel, die im damaligen Schrifttum unserer Kirche veröffentlicht wurden, finden wir oft den Hinweis, wieviel Lebende und wieviel Tote versiegelt wurden.
Entsprechende Eintragungen sind auch im Jahreskalender des Stammapostels Krebs (1832-1905) enthalten. Die Praxis sah so aus, dass vor oder während des Gottesdienstes Geschwister bekannt gegeben haben, welche ihrer Angehörigen an diesem Tag versiegelt werden sollten, wobei nicht mehr bekannt ist, aufgrund welcher Hinweise sie diese benennen konnten.
Stammapostel Niehaus (1848-1932) hielt in den zwanziger Jahren regelmäßig am 2. Weihnachtsfeiertag einen GD für die Entschlafenen, mit Vorliebe aber auch am 2. Pfingstfeiertag oder ebenso zu anderen Zeiten. Damit war der Übergang zu der heutigen Handhabe gegeben, besondere Gottesdienste anzuberaumen,
In der Ausgabe des "Amtsblattes" vom 15. Dezember 1929 heißt es in dem Beitrag "Erlösung den Entschlafenen" unter anderem: "An dem Tag, an dem von dem Bezirksapostel der besondere Gottesdienst zur Hilfe für die Entschlafenen angesetzt ist (zu dem nur versiegelte Seelen zugelassen sind) müssen die Vorsteher der Gemeinden die Heiligung anstreben ..." In einigen Apostelbezirken wurde der Totensonntag zu diesem Zweck genutzt.
Erst bei Stammapostel Bischoff (1871-1960) wurde eine einheitliche Regelung vorgenommen. Ausführlich handelte dieses Thema die "Wächterstimme" vom 1. November 1950 ab:
"In der zurückliegenden Zeit konnte leider dieser besondere Tag nicht in allen Erdteilen, in denen heute Gottes Werk verbreitet ist, zu gleicher Zeit gehalten werden. Denn viele Länder feiern den Tag zum Gedächtnis ihrer Toten zu verschiedenen Zeiten. Nun soll aber doch im Werke Gottes alles nach göttlichem Willen und einheitlich geschehen. Darum hat unser Stammapostel angeordnet, dass die Segenshandlungen für unsere Entschlafenen im gesamten Gotteswerk auf einen bestimmten Tag vorgenommen werden und zwar jeweils am ersten Sonntag im Monat November. So werden im Jahre 1950 zum ersten Mal in der Reichsgottesgeschichte diese heiligen Handlungen in allen 5 Erdteilen am gleichen Tage durchgeführt werden ... Die Apostel des Herrn werden an diesem Tag den ihnen gewordenen Auftrag auch an jenen Seelen erfüllen"
Im "Amtsblatt" vom 1. November 1950 ist eine Kurzfassung dieses Hinweises enthalten.
Im Hinblick auf die nahe Wiederkunft des Herrn legte Stammapostel Bischoff in Übereinstimmung mit der Apostelversammlung durch RS vom 3. Juni 1954 fest, dass die Gottesdienste für die Entschlafenen künftig dreimal jährlich stattfinden sollten, und zwar jeweils am ersten Sonntag der Monate November, März und Juli, beginnend mit dem 4. Juli 1954.
Charakteristisch war für diese Zeit, dass am Mittwoch zuvor viele Erlebnisse im Gottesdienst vorgelesen wurden, die Begegnungen mit Entschlafenen in verschiedenen Situationen zum Gegenstand hatten und die ein Empfinden für jene Seelen, aber auch Einblicke für dort herrschende Ordnungen vermitteln sollten.
Unter Stammapostel Schmidt (1891-1981) wurde diese Praxis fortgeführt. Das Gebet, in dem er von der Schlüsselgewalt Gebrauch machte, wurde vom Stammapostel am Beginn des Entschlafenengottesdienstes gesprochen.
Aufgrund einer Anfrage aus Gebieten, in denen infolge der verschiedenen Zeitzonen der Gottesdienst schon begonnen hatte oder sogar schon beendet war, bevor der Stammapostel in Europa das genannte Gebet sprach, teilte Stammapostel Schmidt in einem Schreiben von 1963 mit: "Ich werde deshalb für Sie schon neun Stunden früher als zu unserer Zeit in ernstem Gebet von der empfangenen Schlüsselgewalt Gebrauch machen und, wie bisher der heimgegangene Stammapostel, die Jenseitsbereiche aufschliessen: ... Ich werde an diesem Tag (im November 1963) in besonderer Weise der überseeischen Apostel gedenken ..."
Erst der Stammapostel Streckeisen (1905-1978) führte einen gesonderten Vorbereitungsgottesdienst ein, der am Mittwoch/Donnerstag vor dem Entschlafenengottesdienst stattfand.
Stammapostel Urwyler (1925-1994) ging dazu über, am Samstag vor dem Gottesdienst für die Entschlafenen eine Feierstunde anzuberaumen, die dem Öffnen der jenseitigen Bereiche galt.
Außerdem verlegte er ab 27. Juni 1982 den Vorbereitungsdienst vom Mittwoch auf den Sonntag vor dem Gottesdienst für die Entschlafenen.
Zum Verständnis der Schlüsselgewalt des Stammapostels erschien ein Artikel in den "Leitgedanken" vom Januar 1991. In den Ausführungen wird dargelegt, dass das Öffnen der "Gefängnisse" Sache Jesu ist und der Stammapostel den Zugang zum lebendigen Altar im Apostolat Jesu Christi öffnet (vgl. Offenbarung 1,18; Matth. 16,19).
In der Bezirksapostelversammlung vom 12. Mai 1989 in Waterloo, Kanada, wurde das Thema "Überweisung der Seelen aus der Ewigkeit bei Gottesdiensten für die Entschlafene" behandelt. Hierzu führte der Stammapostel sinngemäß aus: Für die Seelen aus den jenseitigen Bereichen spielt die Uhrzeit auf Erden keine Rolle, da sie nicht an diese Zeitzonen gebunden sind. - Eine "Überweisung" der Seelen ist nicht notwendig. Aus diesem Grund wird nun ein Gebet gesprochen, das den Zeitpunkt offenläßt, wann die bereiteten Seelen dorthin gelangen, wo der Bezirksapostel oder Stammapostel die Handlungen durchführen. Anregungen für solch ein Gebet sind in den "Leitgedanken" vom November 1995 enthalten.
(aus Leitgedanken November 1998)