Sylvia Kranefeld

Sekten

Aufklärung statt Therapie

Ein Blick hinter die Fassade der Neuapostolischen Kirche

In Absprache mit der Verfasserin wurde deren Schrift aus dem Jahr 1994 in den Computer eingetippt, damit sich diese im Internet zur Aufklärung und Information verbreiten kann. Die Urheberrechte der Verfasserin bleiben dadurch unberührt.

In diesem Buch geht es um die Frage einer verantwortungsvollen Aufklärungsarbeit über Sekten, die die Verfasserin vom Staat und von den Kirchen fordert.

Am Beispiel der Neuapostolischen Kirche, der grössten Sekte in unserem Land, kommt die Autorin ihrer eigenen Forderung nach. Sie schildert die Glaubensinhalte dieser Sekte und wie sich diese Lehre auf das Leben der Mitglieder auswirkt. Dem Leser wird auch nicht verschwiegen, auf welche Art und Weise bereits Kinder und Jugendliche in dieser Sekte beeinflusst werden. Die Auswirkungen wie Abhängigkeit, Verunselbständigung, Isolation und Verlust der Eigenständigkeit werden ebenso berücksichtigt.

*

Vorwort

In der Bundesrepublik Deutschland gibt es sehr viele Sekten sowie religiöse Gemeinschaften. Allein in Berlin sind es laut Angabe des Landeskirchlichen Beauftragten für Sekten- und Weltanschauungsfragen zirka vierhundert.

Diese Zahlen sollen verdeutlichen, wie umfangreich das Thema "Sekten sowie religiöse und weltanschauliche Gemeinschaften" hierzulande ist.

Für einen Laien auf diesem Gebiet ist es kaum noch möglich, den Überblick zu behalten. Doch gerade das ist nötig, denn das Problem geht uns alle an.

Deshalb halte ich eine sachgemässe Information über die Inhalte der verschiedenen Gruppen für dringend erforderlich.

Nun ordnen die Grosskirchen (evangelische und katholische Kirche) die verschiedenen Gruppen bestimmten Kategorien zu. So findet man zum Beispiel im Handbuch religiöse Gemeinschaften1), das im Auftrag des Lutherischen Kirchenamtes herausgegeben wurde, folgende Unterteilung:

1. Freikirchen:

Kirchen und Gemeinschaften, die aus dem Bemühen um die Erneuerung urchristlichen Gemeindelebens entstanden sind und zu denen ökumenische Beziehungen bestehen oder möglich sind.

2. Sondergemeinschaften:

Gemeinschaften, die teilweise Beziehungen zu den Kirchen haben, aber Sonderlehren vertreten, die in einigen Fällen auch sektiererische Züge tragen; bei einigen dieser Gemeinschaften sind die Mitglieder zugleich Glieder der Landeskirche.

3. Sekten:

Gemeinschaften, die mit christlichen Überlieferungen wesentliche ausserbiblische Wahrheits- und Offenbarungsquellen verbinden und in der Regel ökumenische Beziehungen ablehnen.

4. Esoterisch-neugnostische Weltanschauungen und Bewegungen:

Weltdeutungssysteme mit religiösen Funktionen teils mit, teils ohne Kultgemeinschaft.

5. Missionierende Religionen des Ostens, Neureligionen und "Jugendreligionen":

Bewegungen mit Einflüssen aus unterschiedlichen Religionen.

6. Psycho-Organisationen:

Organisationen und Bewegungen, die Psychotechniken unterschiedlicher Herkunft gebrauchen, um das Leben und Verhalten ihrer Mitglieder zu ändern und zu regulieren.

 

Um des besseren Verständnisses willen werde ich in meiner Darstellung den Begriff Sekte ganz allgemein und wertfrei benutzen, da er in unserem Sprachgebrauch üblich ist.

Nur eine deutliche Aufklärung über Sekten kann davor schützen, in die Abhängigkeit einer solchen zu geraten.

Wie schwierig es ist, umfangreiche Informationen über eine Sekte zu bekommen, ist mir im Zusammenhang mit der Neuapostolischen Kirche, der hierzulande grössten Sekte, bewusst geworden.

Das Problem, auf das ich bei der Suche nach Informationen über diese Sekte gestossen bin, ist praktisch auf alle Sekten übertragbar, denn eine wirkliche Aufklärung findet in unserem Land nicht statt.

Die meisten evangelischen Landeskirchen in Deutschland haben zwar Sekten- und Weltanschauungsbeauftragte, und auch die katholische Kirche stellt entsprechende Ansprechpartner zur Verfügung, aber ist das nicht nur ein Tropfen auf den heissen Stein?

Für Berlin-Brandenburg zum Beispiel gibt es einen evangelischen Beauftragten für Sekten- und Weltanschauungsfragen sowie einen von der katholischen Kirche. Stellt man die Zahl von zirka vierhundert verschiedenen Gruppen den beiden Ansprechpartnern gegenüber, dann wird einem deutlich, wie dringend notwendig weitere Beratungsstellen wären.

Diese Beratungsstellen müssten auf zwei verschiedenen Ebenen tätig werden:

  1. Die präventieve Aufklärung für diejenigen, die sich umfangreich informieren möchten, bevor sie sich einer Sekte anschliessen oder nicht.
  2. Hilfestellung für Sektenmitglieder, die Schwierigkeiten mit ihrer Gemeinschaft haben und deshalb Hilfe von aussen benötigen.

Gerade für Hilfesuchende, die bereits einer Sekte angehören, wären konfessionsfreie Beratungsstellen dringend erforderlich. Wer mit einer "Kirche" Schwierigkeiten hat, wird sich mit seinen Problemen leichter an eine neutrale Stelle wenden als an eine andere Kirche. Deshalb sehe ich hier auch die Aufgabe unseres Staates, den Menschen Hilfe zu leisten, die bereits in die Abhängigkeit einer Sekte geraten sind. Wer in einer Sekte ist und dort Schwierigkeiten hat, befindet sich in einer aussergewöhnlichen Notlage.

Innerhalb seiner Gruppe kann und darf er nicht über seine Schwierigkeiten und seelischen Konflikte sprechen.

Ausserhalb findet er praktisch keine geeigneten Ansprechpartner, weil es kaum Beratungsstellen für dieses Problem gibt.

Des weiteren stösst ein Sektenmitglied im allgemeinen noch auf grosses Unverständnis bei seinen Mitmenschen, die ausserhalb leben, weil diese durch mangelnde Informationen kaum mit diesem Problem umgehen können und deshalb auch nicht in der Lage sind, sich in die Not des Hilfesuchenden zu versetzen. Auch diese Tatsache ist aus meiner Sicht ein wichtiger Grund, die Allgemeinheit über Sekten aufzuklären.

Eine gute Aufklärungsarbeit könnte so manche Not verhindern helfen. Dabei geht es mir weniger um die theologischen Inhalte, als darum, dass deutlich gemacht werden muss, in welche psychische Abhängigkeit Sektenmitglieder im allgemeinen geraten. Natürlich steht diese Abhängigkeit immer im Zusammenhang mit der entsprechenden Lehre der Sekte und kann auch nur aus diesem Zusammenhang heraus verstanden werden.

Solange es an ausreichenden Informationen über Sekten mangelt, ist der Weg in eine Sekte, und damit in eine Anhängigkeit, sehr schnell geschehen. Der Weg hinaus ist dagegen oftmals sehr schmerzhaft und langwierig.

An dieser Stelle möchte ich all denjenigen Mut machen, die Probleme mit einer Sekte haben oder hatten, sich damit an die Öffentlichkeit zu wenden. Die Öffentlichkeit muss erfahren, welche Not und Schwierigkeiten Sektenmitglieder haben, die an der Lehre ihrer Sekte Zweifel bekommen. Auch die Probleme ehemaliger Sektenmitglieder und der schwierige Weg heraus darf der Öffentlichkeit nicht länger verborgen bleiben.

Jeden einzelnen Menschen bitte ich, dieses Problem nicht zu belächeln und zu verharmlosen. Wer sich verantwortungsvoll seinen Mitmenschen gegenüber verhalten möchte, wird erkennen, welche Not aus jedem einzelnen Schicksal spricht.

Es gab einmal einen Werbespruch: "Vorbeugen ist besser als bohren."

Im Zusammenhang mit der Sektenproblematik sage ich:

 

Aufklären ist besser als therapieren !!!!!

 

Einige Religiöse Gemeinschaften

Die folgende Aufstellung ist ein Auszug aus dem Handbuch Religiöse Gemeinschaften. Sie soll dem Leser eine Hilfe sein, die bekanntesten Gruppen besser einordnen zu können.

  1. Freikirchen
    1. Evangelisch-methodistische Kirche
    2. Kirche des Nazareners
    3. Heilsarmee
    4. Mennoniten
    5. Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden / Baptisten
    6. Bund Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland
    7. Freier Brüderkreis
    8. Gemeinden Christi

  2. Sondergemeinschaften
    1. Katholisch-apostolische Gemeinden
    2. Philadelphia-Bewegung
    3. Tempelgesellschaft
    4. Gemeinschaft in Christo Jesu / Die Lorenzianer
    5. Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten

  3. Sekten
    1. Neuapostolische Kirche
    2. Apostelamt Juda
    3. Apostelamt Jesu Christi
    4. Zeugen Jehovas
    5. Kirche des Reiches Gottes
    6. Weltweite Kirche Gottes
    7. Johannische Kirche
    8. Die Christengemeinschaft
    9. Christliche Wissenschaft

  4. Esoterische und neugnostische Weltanschauungen und Bewegungen
    1. Theosophie / New Age
    2. Anthroposophie
    3. Spiritismus
    4. Universelles Leben / Heimholungswerk Jesu Christi

  5. Missionierende Religionen des Ostens, Neureligionen und "Jugendreligionen"
    1. Transzendentale Meditation
    2. Hare Krishna
    3. Die "Bhagwan"-Rajneesh-Bewegung
    4. Mun-Bewegung
    5. Kinder Gottes

  6. Psycho-Organisationen
    1. Scientology / Dianetik
    2. Aktionsanalytische Organisation
    3. EST / Forum / Center Network

 

Definition des Begriffes "Sekte"

Der Evangelische Erwachsenen Katechismus 2) definiert das Wort "Sekte" wie folgt:

"Die Herkunft des Wortes ist nicht ganz klar. Wahrscheinlich kommt es vom lateinischen Wort sequi = folgen, einem Lehrer oder Meister nachfolgen. Möglicherweise hat aber auch das lateinische Wort secare = abtrennen auf das Wort 'Sekte' eingewirkt."3)

 

 

 

Knaurs Lexikon A – Z gibt folgende Definition:

"Sekten (lateinisch 'secare = schneiden'), religiöse Sondergemeinschaften, die sich von einer Grosskirche getrennt haben; neben Freikirchen und christlichen Sondergemeinschaften aus dem angelsächsischen Raum in der Bundesrepublik heute auch zahlreiche fremdreligiöse Gruppen (z.B. Mun-Sekte, Hare-Krishna-Bewegung, Scientology, Transzendentale Meditation)."

Da die Zuordnung einer christlichen Gemeinschaft in den Bereich der Sekten nicht ganz einfach ist, gibt der Evangelische Erwachsenen Katechismus hierzu einige Fragen als Hilfestellung. Sie sollen helfen, objektive Massstäbe an die verschiedenen Sekten zu setzten.

  1. Welche Bedeutung hat die Heilige Schrift?
  2. Wie wird sie ausgelegt, wie verkündigt?
  3. Welche Sakramente werden gefeiert, und wie werden sie vollzogen und gedeutet?
  4. Bejaht die Gemeinschaft den Glauben an den dreieinigen Gott?
  5. Hat sie ein eigenes Bekenntnis, und wie verhält sich dieses zu dem altkirchlichen Glaubensbekenntnis?
  6. Gibt es ein geistliches Amt? Wer leitet die Gemeinde?
  7. Wie steht man zu Christen ausserhalb der eigenen Gemeinschaft?4)

Da sich diese Fragen auf den christlichen Glauben beziehen, können sie nicht auf fremdreligiöse und freireligiöse Gruppen angewandt werden.

 

Schläft unser Staat?

In vielen Bereichen unseres täglichen Lebens spüren wir, wie der Staat durch Gesetze in unser Leben eingreift. So zum Beispiel hält es der Staat für seine Pflicht, die Landenöffnungszeiten vorzuschreiben.

Aber auch in aufklärerischer Weise wird unser Staat zum Teil tätig, um den einzelnen auf Gefahren aufmerksam zu machen und vor Risiken zu warnen. Seit Jahren hat es sich unser Staat zur Aufgabe gemacht, in grossem Masse vor Drogen und Alkohol zu warnen. Der Staat bedient sich hierfür sämtlicher Medien, um möglichst die gesamte Bevölkerung zu erreichen. Tagtäglich werden wir auf diese Gefahren aufmerksam gemacht, um vor den Folgen einer Drogenabhängigkeit oder denen des Alkoholismus gewarnt zu werden.

Eine solche Aufklärungsarbeit ist sinnvoll und in vielen Fällen erfolgreich. Haben diese Warnungen nicht auch dazu geführt, dass wir heute eine andere Einstellung zu diesem Thema haben? Hat sich nicht zumindest bei einem Teil der Bevölkerung die Einstellung zu Abhängigen geändert?

Ist der Alkoholismus nicht inzwischen sogar als Krankheit anerkannt worden und hat damit einen anderen Stellenwert in unserer Gesellschaft bekommen als noch vor einigen Jahren?

Natürlich hilft das alles nicht viel für die Menschen, die in einer dieser Abhängigkeiten leben. Ein Entzug ist immer qualvoll und langwierig. Aber ist es nicht doch ein Unterschied, ob ein Mensch als Penner und Versager behandelt wird oder als Kranker?

Gerade der Aspekt einer verantwortungsvollen Aufklärung auch durch den Staat liegt mir besonders am Herzen, denn ich bin der Meinung, dass unser Staat das Problem Sekten noch nicht voll erkannt hat.

Die Probleme unserer Zeit tragen dazu bei, dass Menschen in Abhängigkeiten geraten und nur sehr schwer wieder herausfinden – wenn überhaupt.

Suchen nicht gerade heute, in dieser schwierigen Zeit, viele Menschen nach einem neuen Halt in ihrem Leben, nachdem sie zum Teil den Boden unter den Füssen verloren haben?

Leben wir nicht in einer Zeit, die geradezu ein Nährboden für die Ausbreitung von Sekten ist?

In einem freiheitlichen Staat kann man natürlich keinem Menschen vorschreiben, wie er zu leben und was er zu glauben hat, aber man kann und muss aufklären und auf Gefahren hinweisen.

Wer ist nun dafür zuständig? Das sind meiner Meinung nach die Aufgaben des Staates und der Landeskirchen.

Bisher findet eine gezielte Aufklärung nicht statt, und die Gefahren werden zum Teil verharmlost.

Sind psychische Abhängigkeiten und Verunselbständigung keine Gefahren? Ist es keine Gefahr, wenn ein Mensch nicht mehr in der Lage ist, seine eigene Persönlichkeit zu entwickeln und zu entfalten?

Nun muss man sich auch einmal fragen, wodurch es zu einer so starken Aufklärungsaktion über Alkohol, Drogen und Aids gekommen ist.

Nachdem genügend Menschen ihr Leben verloren haben, wurde unser Staat wach und begann, sich mit diesem Problem zu beschäftigen.

Ähnlich ist es auch bei Sekten. Solange jedoch keine von dem Gesetzt greifbaren Straftaten geschehen, hält sich unser Staat bedeckt.

 

Müssen wirklich immer erst Straftaten begangen werden, ehe unser Staat ein Problem ernst nimmt und uns schützt? Die meisten Sekten sind keine kriminellen Vereinigungen, und deshalb werden Straftaten auch nur selten vorkommen. Sind sie deshalb ungefährlich? Nur weil wir keine Leichen am Strassenrand finden, kümmert sich unser Staat nicht darum. Was ist mit der psychischen Abhängigkeit, die im allgemeinen von Sekten ausgeht? Was ist mit der Verunselbständigung, die in vielen Sekten regelrecht trainiert wird? Was ist mit der Persönlichkeitsentwicklung und –entfaltung, die in den meisten Sekten unmöglich ist?

Interessiert das alles unseren Staat nicht?

Sekten sind meiner Meinung nach vergleichbar mit Drogen. Sie führen in eine psychische Abhängigkeit, und der Ausstieg ist genauso schwierig wie der Entzug von Drogen.

Es geht mir nicht darum, Sekten verbieten zu wollen oder zu diffamieren. Mir geht es darum, Menschen vor den Gefahren zu warnen, die von Sekten ausgehen. Wer sich trotz aller Warnungen einer Sekte anschliessen möchte, dem sei diese Freiheit gegeben. Wir leben in einem freien Land und haben das Recht auf die Freiheit unseres Glaubens. Wenn ich jedoch das Recht habe, mich frei für oder gegen eine Sache zu entscheiden, dann muss ich auch erfahren können, worum es wirklich geht.

Und hier fängt das Problem schon an. Wirklich verständliche und sachgemässe Aufklärung über die Inhalte der verschiedenen Sekten gibt es nur wenige. Die meiste Literatur zum Thema Sekten stellt hauptsächlich die theologischen Inhalte dar. Die Auswirkungen auf das tägliche Leben eines Sektenmitgliedes und die psychischen Probleme werden kaum behandelt. Eine verantwortungsvolle Aufklärungsarbeit sollte diese Punkte jedoch berücksichtigen.

Wird man von einem Sektenmitglied angesprochen, so kann man wohl kaum erwarten, wirklich sachgemäss und umfassend aufgeklärt zu werden.

Nun dürfen wir das ganze Problem aber auch nicht zu leicht nehmen und sagen, dass jeder allein herausfinden sollte, ob er sich einer Sekte anschliesst oder nicht. Die Abhängigkeit, in die man gerät, entsteht sehr schnell, und deshalb kann man niemandem raten, es einfach auszuprobieren. Aufklärung muss vorher geschehen und nicht erst dann, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist.

Wie aber soll man wissen, hinter welchem Namen, hinter welcher Organisation sich eine Sekte verbirgt? Eine solche Gemeinschaft wird sich niemals als Sekte zu erkennen geben, da sie sich selbst auch nicht als solche versteht.

Auch die Mitglieder sind sich dieses Problems nicht bewusst, solange sie sich mit ihrer Gemeinschaft identifizieren können. Kommen jedoch Zweifel auf und setzt kritisches Denken wieder ein, beginnen die Probleme.

Wir sollten uns davor hüten, Mitglieder einer Sekte als Spinner zu sehen. Es sind Menschen wie wir, die aus irgendwelchen Gründen in eine solche Abhängigkeit geraten sind und deshalb viel eher unsere Unterstützung benötigen denn ein mitleidiges Lächeln.

Sektenmitglieder kommen aus allen Schichten unserer Gesellschaft. Wir können uns nicht damit beruhigen, indem wir das Problem auf bestimmte gesellschaftliche Gruppen übertragen. Damit würden wir uns nur etwas vormachen, um das Problem von uns zu schieben. Dieses Problem geht uns alle an. Früher hat man das Drogenproblem, den Alkoholismus und auch Aids so sehen wollen. Heute wissen wir, dass auch diese Einstellung nicht der Wahrheit entspricht.

Allerdings hat auch eine gezielte Aufklärungsarbeit dazu beigetragen, dass wir diese Dinge heute anders, ja, verantwortungsvoller sehen und beurteilen können.

Hier hat der Staat mit dazu beigetragen, uns auf Gefahren aufmerksam zu machen. Was jedoch eine gezielte Aufklärungsarbeit über Sekten angeht, so hat er bisher mehr oder weniger geschwiegen und aus meiner Sicht versagt.

An dieser Stelle möchte ich noch einmal deutlich machen, was ich unter einer gezielten und verantwortungsvollen Aufklärungsarbeit verstehe:

  1. Die namentliche Nennung der Sekten.

Es ist keine Aufklärung, wenn die Öffentlichkeit zwar weiss, dass Sekten gefährlich sind, jedoch nicht weiss, hinter welchem Namen oder welcher Organisation sich eine solche verbirgt.

2. Eine sachlich fundierte Aufklärung über die Inhalte der einzelnen Sekten.

Sachlich fundiert heisst für mich: inhaltlich richtig und verständlich. Es geht mir hierbei darum, die Besonderheiten einzelner Gruppen darzustellen.

3. Auswirkungen auf das tägliche Leben eines Sektenmitgliedes.

  1. Dabei muss deutlich werden, in welcher Art und Weise die Sekte Einfluss auf das Leben des einzelnen Mitgliedes nimmt, welche Einschränkungen und Veränderungen eine Mitgliedschaft zur Folge hat.

  1. Eine kontinuierliche Aufklärung der Öffentlichkeit.

Darunter verstehe ich eine ständig beibehaltene und wiederkehrende Aufklärungsarbeit, damit wirklich jeder die Möglichkeit hat, diese Informationen zu erhalten, zu verarbeiten und zu verinnerlichen.

 

 

Eine solche Aufklärung kann in Form von Broschüren, in Zeitschriften und über das Fernsehen geschehen.

Ausserdem wären Beratungsstellen erforderlich. Nicht einige wenige, die völlig überlastet sind, sondern ausreichend viele, die sich intensiv mit diesem Problem befassen, um sinnvoll helfen zu können.

Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn Menschen Hilfe suchen und einfach abgewimmelt werden, weil sie niemanden finden, der sich wirklich mit ihnen und ihren Problemen hilfreich beschäftigt.

Nun kommt natürlich der Einwand des Staates, dass er sich immer wieder mit bestimmten Sekten beschäftige. Das ist sogar richtig. Es handelt sich bei diesen Gruppen, um die unser Staat sich kümmert und die er in der Öffentlichkeit bekannt macht, immer um solche, die in extremer Weise auffällig geworden sind. Medienwirksame Ereignisse werden in die Öffentlichkeit getragen. Also doch nach dem Motto, dass immer erst etwas passieren muss, ehe der Staat seine Verantwortlichkeit erkennt und sich dieser stellt? Oder geht es vielmehr darum, ob eine Sekte dem Staat "unbequem" erscheint?

Ich denke da zum Beispiel an die Zeugen Jehovas. Es kommt nicht selten vor, dass wir über diese Sekte etwas in den Medien hören oder lesen. Hier geht es immer wieder darum, dass diese Gruppe unter anderem Bluttransfusionen verbietet. Sicher ein wichtiger Punkt als Information für die Öffentlichkeit. Diese Sekte hat aber auch eine eigene Einstellung zum Staat. Sie zahlen zwar Steuern und erfüllen die Schulpflicht, aber sie lehnen strikt die Symbole eines Staates (Hymne, Flagge) ab. Des weiteren lehnen sie den Wehr- und Zivildienst ab und beteiligen sich nicht an Wahlen.

Auch Scientology dürfte inzwischen dem grössten Teil der Bevölkerung ein Begriff geworden sein. Diese Gruppe kommt ebenfalls immer wieder in den Medien zur Sprache. Hier geht es auch um wirtschaftliche Aspekte, und diese sind für unseren Staat nun mal von grosser Bedeutung.

Bei meinen Bemühungen um Unterstützung durch den Staat für eine verantwortungsvolle Aufklärungsarbeit wurde mir deutlich, dass der Staat sich nicht so richtig an eine gezielte Aufklärungsarbeit über Sekten herantraut.

Von der Senatsverwaltung für Kulturelle Angelegenheiten in Berlin erhielt ich die Auskunft, dass der Senat bereits von einer Sekte verklagt worden sei und nun befürchte, auch andere Sekten könnten – bei einer entsprechenden Aufklärungsaktion – gegen den Senat klagen.

Muss man hier nicht doch einmal hellhörig werden? Welche Gruppe oder Organisation hat es denn nötig, den Staat oder einfache Bürger zu verklagen, nur weil diese öffentlich über sie berichten? Ist diese Tatsache allein nicht schon ein Hinweis darauf, dass dort etwas nicht stimmt? Ist solch ein Verhalten nicht Anlass genug, eine verantwortungsvolle Aufklärungsarbeit zu betreiben?

Dass es solche Klagen gibt, sei anhand eines Zeitungsartikels vom 21.1.1989 deutlich gemacht.

Sekten–Kirche zeigt ffn–Kirchenfunk an

rgs HANNOVER. Wirbel um Kirchenfunksendung: Die"Neuapostolische Kirche" hat Strafanzeige gegen den evangelischen Kirchenfunk erstattet. Grund: Ein Beitrag über Sekten-Aussteiger, der am 6. November des vergangenen Jahres bei "Radio ffn" gelaufen war.

Der verantwortliche Redakteur, Jürgen Gutowski (33), liess dabei den Schriftsteller und Journalisten Heinz-Peter Tjaden (39) zu Wort kommen, der ein Buch ("Insel des Zweifels") über seine eigene Sekten-Karriere geschrieben hat. Gegen Gutowski und Tjaden laufen nun Vorermittlungen der hannoverschen Staatsanwaltschaft wonach beide eine Weltanschauung und eine Kirche verunglimpft haben.

Der 39jährige Hannoveraner warf der "Neuapostolischen Kirche" vor, sie habe kein Interesse an mündigen Mitgliedern. Und: "Die Neuapostolische Kirche bezeichnet Diktaturen als Gottes Dienerinnen, die Kirchenleitung hat im Dritten Reich mit Hitler zusammengearbeitet." Unmittelbar nach der Sendung waren Protestanrufe wütender Gemeindemitglieder eingegangen. Die "Neuapostolische Kirche" stellte Strafanzeige.

Die Verklagten nehmen's gelassen. Gutowski: "Ich kann mir keine Vorwürfe machen, da wir nach demokratischen Grundsätzen arbeiten. Im Februar senden wir wieder Beiträge über Sektenaussteiger. Darin wird eine ehemalige Neuapostolische zu Wort kommen." Derzeit will sich die "Neuapostolische Kirche" zu ihrer Strafanzeige nicht äussern.

Auch die Tatsache, dass einige Sekten ihre Literatur nicht öffentlich vertreiben, scheint mir nicht uninteressant und sollte kritisch hinterfragt werden. Gerade diese Tatsache macht es auch sehr schwer, sich selbständig zu informieren. Sämtliche Werbebroschüren der verschiedenen Gruppen beinhalten natürlich nur die Tatsachen, die ein positives Bild abgeben. Sie entsprechen sicher nicht der Unwahrheit, aber ist es nicht andererseits nur eine Teilwahrheit, wenn nicht alles gesagt wird, was wichtig ist?

Mir geht es aber um die ganze Wahrheit im Sinne einer verantwortungsvollen Aufklärung.

 

Ich habe gefordert, dass Sekten namentlich genannt werden müssen, damit man sie besser erkennen kann. Das möchte ich hier tun und anhand eines Beispiels meiner Forderung, Aufklärung zu betreiben, selbst nachkommen.

 

Die Neuapostolische Kirche

  1. Eine Werbebroschüre

Die Werbebroschüre der Neuapostolischen Kirche ist ein sechzehnseitiges Heft im DIN-A5-Format. Viele Farbfotos, zum grössten Teil mit strahlenden Menschen, umrahmen die Selbstdarstellung der Neuapostolischen Kirche.

Die gesamte Aufmachung dieser Werbebroschüre ist sehr ansprechend und lässt erkennen, dass hier ein Werbefachmann sein Können eingesetzt hat.

Abweichend von den Originaltexten der Neuapostolischen Kirche werde ich einige Passagen daraus jeweils durch Fettdruck besonders hervorheben, um somit in besonderer Weise darauf aufmerksam zu machen. Alle neuapostolischen Texte werden zur Verdeutlichung kursiv angeführt.

Im folgenden nun der Text der Broschüre, die den Titel Die Neuapostolische Kirche hat und deren Zahlenangaben dem Stand von 1991 entsprechen.

Vorwort

Die Neuapostolische Kirche umfasst in mehr als 170 Ländern auf allen Kontinenten über 40'000 Gemeinden.

Zu ihr bekennen sich gegenwärtig rund sieben Millionen Menschen aller Hautfarben und Bevölkerungsschichten.

Auch in unserem Ort, in unserer Region gibt es die Neuapostolische Kirche:

Anlass für uns, Sie aus erster Hand zu informieren.

Die Neuapostolische Kirche

Die von Jesus gegründete Gemeinde, die Urkirche, war apostolisch, denn sie wurde von Aposteln geleitet.

Der Name Neuapostolische Kirche besagt, dass die ursprüngliche apostolische Kirche wieder aufgerichtet ist.

Als Fortsetzung der Urkirche stimmt die Neuapostolische Kirche mit ihrer Vorangängerin überein.

Wie damals

Staatliche Unterstützung wird nicht beansprucht, Kirchensteuer nicht erhoben.

Die Kirche erlässt keine Verbote, sondern sie gibt Ratschläge.

Die Amtsträger sind Laien, ein Theologiestudium ist für sie nicht erforderlich.

Sie üben ihre Seelsorgetätigkeit ehrenamtlich und ohne Bezahlung aus.

Unentgeltlich werden alle Segnungen und kirchlichen Handlungen ausgeführt, z.B. bei Trauungen, Hochzeitsjubiläen und Trauerfeiern.

Familien- und Krankenbesuche sowie die Betreuung von Kindern und Jugendlichen nehmen in der Seelsorge einen wichtigen Platz ein.

Der neuapostolische Christ

 

 

 

Die Organisation

Zum neuapostolischen Glauben bekennen sich Menschen aller Hautfarben und Bevölkerungsschichten, verteilt auf alle Kontinente und viele Nationen.

Die Gottesdienste werden in den Landes- und Stammessprachen gehalten. In den meisten Ländern ist die Neuapostolische Kirche als juristische Person anerkannt.

Alle neuapostolischen Gemeinden der Erde bilden zusammen die Neuapostolische Kirche, geleitet vom Stammapostel. Die neuapostolischen Gemeinden eines Landes oder einer Region sind zusammengefasst zu einem Apostelbezirk, dem ein Bezirksapostel vorsteht. Apostel, Bischöfe und Bezirksvorsteher betreuen im Auftrag des Bezirksapostels die ihnen zugewiesenen Arbeitsbereiche.

Die seelsorgerische Betreuung jeder Gemeinde ist einem Vorsteher anvertraut, der ein priesterliches Amt trägt. Ihm sind weitere Amtsträger zur Hilfe gegeben. Die Seelsorger der Neuapostolischen Kirche sind Männer aus den verschiedensten Berufen und Bevölkerungsschichten. Ihren Dienst verrichten sie bis auf wenige Ausnahmen nebenberuflich und unentgeltlich.

Die Neuapostolische Kirche hat ihren Hauptsitz in der Schweiz (Zürich) und wird von Stammapostel Richard Fehr geleitet.

Die Geschichte

In Schottland, England und Deutschland sehnten sich im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts gläubige Christen zurück nach der ursprünglichen Jesulehre. Sie beteten um die erneute Ausgiessung des Heiligen Geistes und die erneute Sendung von Aposteln. Die Bitten wurden erhört. Durch Weissagungen aus dem Heiligen Geist wurden 1832 die ersten Apostel und weitere kirchliche Amtsträger gerufen.

Die ersten Gemeinden des neuen apostolischen Glaubens entstanden in England, und zwar in Albury und London.

Von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an entwickelte sich aus diesen Anfängen die Neuapostolische Kirche.

Der Glaube

Die neuapostolischen Christen glauben an Gott, seinen Sohn Jesus Christus, an den Heiligen Geist, an die Sendung von Aposteln. Sie stehen in der Erwartung der nahen Wiederkunft Christi. Die Vorbereitung auf dieses Ereignis, den Tag der Ersten Auferstehung, geschieht vor allem in den Gottesdiensten durch das Wort Gottes und die Sakramente.

Die verkündete Lehre gründet auf der Heiligen Schrift.

Die Heilige Wassertaufe

ist der erste Schritt in die Gemeinschaft mit Gott und wird durch die priesterlichen Amtsträger an Menschen jeden Alters vollzogen.

Die Heilige Versiegelung

ist die Spendung des Heiligen Geistes. Sie macht Menschen zu Gotteskindern. Wie in den urchristlichen Gemeinden wird sie durch Handauflegung und Gebet eines Apostels durchgeführt.

Das Heilige Abendmahl

wird gefeiert zum Gedächtnis an das Leiden und Sterben Jesu. Es vermittelt die Lebensgemeinschaft mit Jesu Christo, dem Sohn Gottes, und wird nach der Sündenvergebung gefeiert.

Das Glaubensziel

besteht in der Gemeinschaft mit Gott dem Vater und seinem Sohn Jesus Christus. Zentralpunkt im Leben eines neuapostolischen Christen ist daher die Erste Auferstehung – der Tag, an dem Jesus, gemäss seiner Verheissung, wiederkommt, um die Seinen zu sich zu nehmen.

Die Gottesdienste

Die äussere Gestaltung der Gottesdienste ist schlicht und feierlich. In freier Predigt, also ohne Manuskript, verkündigen die Seelsorger das Evangelium. Sie verlassen sich dabei auf die Kraft des Heiligen Geistes.

Höhepunkt des Sonntagsgottesdienstes ist die Feier des Heiligen Abendmahls nach dem gemeinsam gesprochenen Gebet unser Vater und der Sündenvergebung.

Bei Konfirmation, Trauung und Hochzeitsjubiläen empfangen die Gläubigen einen besonderen Segen.

Meistens umrahmt ein gemischter Chor die Gottesdienste.

 

 

Die Seelsorge

Die Neuapostolische Kirche sieht ihre wichtigste Aufgabe in der Verkündigung des Evangeliums und in der Seelsorge. Dazu zählen regelmässige Hausbesuche und die besondere Betreuung der Kranken, Behinderten, Alleinstehenden und Älteren. Die Jugendlichen treffen sich zu Jugendgottesdiensten und Jugendveranstaltungen. Die Kinder besuchen, je nach Altersstufe, Sonntagsschule, Kindergottesdienst, Religions- und Konfirmandenunterricht.

Die Offenheit

Die Neuapostolische Kirche ist politisch neutral: Sie enthält sich in allen Ländern jeder politischen Betätigung.

Ihre Gottesdienste sind keine geschlossenen Veranstaltungen.

Alle sind herzlich willkommen.

Wer die neuapostolische Glaubenslehre prüfen will, darf dies tun, solange er will.

Die Mitgliedschaft wird mit der Spendung des Heiligen Geistes – der Heiligen Versiegelung – erlangt.

 

  1. Kurze Vorbemerkung zur weiteren Darstellung

In den folgenden Abschnitten möchte ich deutlich machen, worum es in der neuapostolischen Glaubenslehre geht und wie sich dieser Glaube auf das Leben der Mitglieder auswirkt.

Im wesentlichen werde ich hierzu Zitate aus neuapostolischer Literatur5) verwenden. Das Lehrbuch der Neuapostolischen Kirche Fragen und Antworten über den neuapostolischen Glauben6) mit seinen 258 Fragen und Antworten gehört zu den Standardwerken der NAK. Der Inhalt ist wie folgt gegliedert:

Vorwort

Erster Teil

Die Bibel

Zweiter Teil

Gott, seine Schöpfung und Offenbarung bis auf die Geburt Jesu Christi

  1. Gottes Wesen und Werke
  2. Gottes Führungen und Offenbarungen im Alten Bund, seine Gebote und Gesetzte

Dritter Teil

Jesus Christus und seine Sendung

  1. Jesu Leben vor seinem öffentlichen Auftreten
  2. Jesu Lehrtätigkeit und Wirksamkeit
  3. Jesu Leiden und Sterben
  4. Jesus im Reich der Toten
  5. Jesu Auferstehung, anschliessendes Erdenwirken und Himmelfahrt

Vierter Teil

Der Heilige Geist, die Apostel und die erste apostolische Kirche

Fünfter Teil

Entwicklung der christlichen Kirche bis in das 19. Jahrhundert

Sechster Teil

Die Neuapostolische Kirche als Kirche Jesu Christi in der Vollendungszeit

  1. Die Neuapostolische Kirche als göttliche Einrichtung
  2. Die Ämter der Neuapostolischen Kirche
  3. Die Gaben des Heiligen Geistes
  4. Die Sakramente

  1. Die Heilige Wassertaufe
  2. Das Heilige Abendmahl
  3. Die Heilige Versiegelung

  1. Segenshandlungen
  2. Das neuapostolische Glaubensbekenntnis und die Zehn Gebote
  3. Der neuapostolische Christ und sein Glaubensleben
  4. Das Leben nach dem Tod

 

Siebter Teil

Zukunft und Ewigkeit

 

c. Darstellung der Organisation

Die Neuapostolische Kirche7) sagt selbst, dass es sich bei dieser Kirche um "eine Gemeinschaft der Apostel, der Ämter und Glieder"8) handelt.

Sehen wir uns anhand eines Schaubildes die Ordnung der Ämter einmal genauer an.

STAMMAPOSTEL

Bezirksapostel

Apostel   Apostel

Bischof      Bischof

Bezirksältester         Bezirksältester

Bezirksevangelist            Bezirksevangelist

Gemeindeältester               Gemeindeältester

Hirte                  Hirte

Gemeindeevangelist                     Gemeindeevangelist

Priester                        Priester

Diakon                           Diakon

Unterdiakon                              Unterdiakon

Wie das Schaubild deutlich macht, steht das Amt des Stammapostels an oberster Stelle.

"Der Stammapostel ist grundsätzlich auf Lebenszeit ordiniert und eingesetzt. Die Bezirksapostel und die Apostel werden durch den Stammapostel ordiniert und in ihr Amt eingewiesen. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Stammapostels kann kein Apostel ordiniert werden."9)

Vor ihrer Ordination müssen die Apostel folgendes Gelöbnis ablegen:

"Vor Gott, dem Allmächtigen und Allwissenden, gelobe ich, dem Stammapostel im Gehorsam des Glaubens zu folgen und den von ihm erhaltenen Auftrag sorgfältig und gewissenhaft auszuführen, entsprechend dem Wort des Herrn. Ich verpflichte mich, gemäss den neuapostolischen Glaubensgrundsätzen, die den Statuten des Apostelbundes vorangestellt sind, sowie dem Inhalt des neuapostolischen Glaubensbekenntnisses zu lehren und zu leben und die Bestimmungen der Statuten des Apostelbundes zu achten und zu befolgen."10)

Das Gelöbnis macht deutlich, welch hohe Macht und Autorität der Stammapostel besitzt. Hier wird kein Gehorsam gegenüber Gott oder Christus gefordert, sondern ein Gehorsam gegenüber dem Stammapostel.

Alle Amtsträger der NAK sind Laien. Sie kommen aus den verschienensten Berufen und haben weder eine theologische noch eine seelsorgerische Ausbildung.

Der seit 1988 amtierende Stammapostel, Richard Fehr, war früher Schriftsetzer.

Fast alle Ämter werden ehrenamtlich, das heisst ohne Bezahlung ausgeübt. Nur die oberen Ämter, vom Stammapostel bis zum Bischof, erhalten ein Gehalt.

Jedes männliche neuapostolische Gemeindemitglied hat die Möglichkeit, in eines der oben genannten Ämter eingeführt zu werden und eventuell aufzusteigen.

Nun darf man jedoch die Amtsbezeichnungen der NAK nicht mit denen der Evangelischen oder Katholoschen Kirche vergleichen, da es sich um Laienämter handelt, denen keinerlei Ausbildung zugrunde liegt.

In der Organisation der Neuapostolischen Kirche spielt die Hierarchie eine grosse Rolle. Jedes Amt, ausser dem des Stammapostels, ist einem anderen Amt untergeordnet.

Das Amt des Unterdiakons und Diakons zählt noch nicht zu den priesterlichen Ämtern. Vom Priester bis zum Bischof handelt es sich um die priesterlichen Ämter, die befugt sind, "im Auftrag des Apostels die Taufe mit Wasser zu spenden, in dem Namen Jesu und im Auftrag des Apostels Vergebung der Sünden zu verkündigen und das Heilige Abendmahl auszusondern und darzureichen. Diese sakramentalen Handlungen sind Obliegenheiten aller priesterlichen Ämter."11)

über einige Aufgaben und Grundregeln, die die verschiedenen Ämter der NAK betreffen, geben die Richtlinien für die Amtsträger der Neuapostolischen Kirche12) Aufschluss. Anhand einiger Zitate aus diesem Buch möchte ich deutlich machen, welche Aufgaben und Pflichten mit einem Amt verbunden sind. Es handelt sich hierbei jedoch um eine sehr verkürzte Darstellung, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.

 

Da jedoch eine Amtsübernahme auch starke Auswirkungen auf das Privatleben hat, möchte ich diesen Aspekt nicht unbeachtet lassen.

Im folgenden nun einige Zitate aus dem oben angegebenen Buch.

"Die Unterdiakone und Diakone sollen dem Vorsteher hauptsächlich in allen äusseren Dingen zur Seite stehen. Sie sorgen für die Ordnung im Kirchenlokal in den Gottesdiensten, sehen darauf, dass das Inventar vollzählig bleibt [ ... ]

Ein besonderes Augenmerk haben die Unterdiakone auf die Fremden zu richten, die unsere Gottesdienste besuchen. Auch suchen sie durch Geschwister Adressen von solchen Personen zu erhalten, die besucht und zu den Gottesdiensten eingeladen werden können. Gerade hierin sollen sie ihre besondere Aufgabe sehen und als Eiferer allen vorangehen. Haben sie Eingang bei einer Familie gefunden, so melden sie dies dem Vorsteher oder dem priesterlichen Amt des betreffenden Bezirks, so dass diese sie bei einem späteren Besuch begleiten können."13)

In ihrer Werbebroschüre, unter der Überschrift Offenheit, bietet die Neuapostolische Kirche mit freundlichen Worten an: "Wer die neuapostolische Glaubenslehre prüfen will, darf dies tun, solange er will."

Ich halte es jedoch für notwendig, davor zu warnen, eine Sekte "auszuprobieren", da man sehr schnell in eine Abhängigkeit geraten kann. Der Besuch der Gottesdienste gibt keinen Einblick darüber, was die Gemeinschaft von ihren Mitgliedern wirklich erwartet und fordert. Ausser der Werbebroschüre erhält man kaum Literatur, die Näheres über die Inhalte aussagt.

Aus den gerade zitierten Aufgaben der Unterdiakone und Diakone wird ersichtlich, dass man sehr schnell angesprochen wird. Auch hierzu gibt es in den Richtlinien für die Amtsträger entsprechende Ratschläge.

"Wenn Fremde unsere Gottesdienste besuchen, sollen sie von den an der Tür stehenden Brüdern, die dort ihren Dienst tun, freundlich begrüsst und empfangen werden. Es wird den Fremden ein geeigneter Platz angewiesen und ein Gesangbuch gereicht. Nach Schluss des Gottesdienstes erkundigt man sich freundlich, was sie zu uns geführt hat und, allerdings in taktvoller Weise, nach ihrem Namen, ihrer Wohnung und ob es erwünscht sei, sie einmal zu besuchen. Oft ist es zwar geraten, dies erst nach einem zweiten oder dritten Gottesdienstbesuch zu tun. Nie aber soll man es unterlassen, sie immer wieder freundlich zu begrüssen und beim Weggehen aufs neue einzuladen. Solche Seelen sind durch öftere Besuche sorgfältig zu pflegen, sobald dies möglich ist. Der Vorsteher, der stets über solche Seelen in Kenntnis gesetzt werden muss, wird hierzu bestimmte Amtsbrüder beauftragen und auf diese Weise die Besuche regeln."14)

Soviel zu der Frage, ob man eine Sekte, wie die Neuapostolische Kirche, selber prüfen sollte, oder ob es nicht besser wäre, vorher entsprechend von neutraler Seite Informationen einzuholen.

Nun aber noch einmal zurück zu den Aufgaben und Pflichten der Amtsträger:

"Jeder Amtsträger soll das eine Streben haben, dem Herrn, dem Apostel, der Gemeinde Gottes zu dienen und abermals zu dienen."15)

"Die Amtsträger sind bei ihrer Arbeit in der Gemeinde zuerst dem Gemeindevorsteher verantwortlich. Sie befolgen seine Anweisungen, haben für seine Ratschläge und Belehrungen ein offenes Ohr und geben ihm über ihre Tätigkeit eingehenden Bericht, wobei alles Erfreuliche und Unerfreuliche in der Gemeinde zur Sprache kommen muss. Da muss unbedingte Offenheit herrschen."16)

"Bei den Zusammenkünften der Priester müssen alle Verhältnisse der Gemeinde dem Vorsteher offen unterbreitet werden [ ... ] Sollte ein Amtsbruder besonders vertrauliche Mitteilungen zu machen haben, so hat er dies dem Vorsteher unter vier Augen zu sagen. Die Amtsbrüder sind verpflichtet, über alles strengstes Stillschweigen zu wahren. Verletzt ein Amtsbruder diese Schweigepflicht, so geht er seines Amtes verlustig; denn es kann unseren Geschwistern nicht zugemutet werden, solchen Amtsbrüdern weiterhin ihr Vertrauen entgegenzubringen."17)

An dieser sogenannten Schweigepflicht möchte ich doch meine Kritik anbringen. Wie vereinbart sich strenges Stillschweigen damit, dass alle Amtsträger ihrem Vorsteher alles mitteilen müssen? Steht solch eine Verpflichtung nicht eher im Widerspruch zur Schweigepflicht? Dabei sollte man auch bedenken, dass die Neuapostolische Kirche gerade ihre Seelsorge so besonders betont. In der Werbebroschüre werden unter anderem die regelmässigen Hausbesuche genannt. Für mich stellt sich jedoch die Frage, ob diese Besuche eine wirkliche Seelsorge darstellen oder vielmehr eine gewisse Kontrolle beinhalten.

"In dem Bezirk soll nach Möglichkeit jede Familie in vier bis sechs Wochen einmal besucht werden. Die Priester berichten alsdann dem Vorsteher über ihre Tätigkeit, also über alles, was sie gewirkt und gefunden haben, sei es nun Günstiges oder Ungünstiges, damit der Vorsteher bei seinen Besuchen wiederum weiss, wo und wie er zu arbeiten hat."18)

 

 

"In der Regel macht man die Besuche unangemeldet. Man sieht und erfährt dann manches, was auf den inneren Zustand der Geschwister und auch auf die äussere Ordnung in der Familie einen Schluss ziehen lässt."19)

Dieses Gedankengut lässt sich aus der Werbebroschüre nicht herauslesen. Es scheint mir jedoch wichtig zu wissen, dass die Mitglieder der NAK einer ständigen Kontrolle durch ihre Amtsträger unterliegen.

Gerade die Seelsorge und die damit verbundenen Besuche sind für viele Menschen ein sehr ansprechender Aspekt, um sich für diese Sekte zu entscheiden

In einer Zeit wie heute, wo viele Menschen sehr einsam und allein leben, sind sie dankbar für jede Zuwendung, die ihnen entgegengebracht wird.

"Es muss aber von vornherein im Auge behalten werden, dass die Familienbesuche keine Freundschaftsbesuche sind, sondern dass sie ausschliesslich dazu dienen, näher an die Seelen heranzukommen, ihr Vertrauen zu gewinnen und zu erhalten und dann seelsorgerisch auf sie einzuwirken."20)

Mit dieser Art von Seelsorge habe ich so meine Schwierigkeiten. Geht es hier überhaupt noch um die Sorgen und Nöte des einzelnen, oder ist es nur eine ständige Kontrolle und Beeinflussung hinsichtlich der neuapostolischen Lehre?

Um welche Art der Lehre es hier geht, wird später noch dargestellt werden.

Aber auch die Amtsträger unterstehen einer ständigen Kontrolle. Einerseits sind sie immer dem ihnen übergeordneten Amt verpflichtet, und andererseits können sie auch nicht mehr frei ihres Weges gehen.

"Es muss für jeden Asmtsbruder selbstverständlich sein, dass er die Gemeinde ohne Wissen des Vorstehers nicht verlassen kann. Tritt er eine Reise an oder geht er in Erholung, so hat er dies vorher dem Gemeindevorsteher zu melden, der den Bezirksvorsteher davon unterrichtet. Der Gemeindevorsteher wiederum darf seine Gemeinde nicht verlassen ohne Wissen und Einverständnis des Bezirksvorstehers, der dann während der Abwesenheit des Vorstehers die nötigen Anordnungen trifft und dem Bischof oder Apostel davon Kenntnis gibt."21)

Bei diesen Anordnungen darf man nicht vergessen, dass es sich bei den hier genannten Ämtern um ehrenamtliche, also nebenberufliche Aufgaben handelt. Ein normales Familienleben wird für einen Amtsträger sehr schwierig. Ausser der Tatsache, dass er seine Gemeinde nicht ohne Erlaubnis verlassen darf, ist er praktisch jeden Abend kraft seines Amtes unterwegs und macht Besuche.

Neben dieser Aufgabe ist er dann ausserdem sonntags zweimal und an einem Abend in der Woche (meistens mittwochs) in den Gottesdiensten tätig.

Frauen werden in der Neuapostolischen Kirche in kein Amt eingeführt.

"Sorgfältig sollen die Amtsbrüder auf ihre Familienangehörigemn achten. Auch sie dürfen niemand und nirgends zum Anstoss gereichen. Die Frauen sollen insbesondere ihrem Haushalt wohl vorstehen, nicht über andere ungut sprechen, jedermann freundlich begegnen und doch mit dem nötigen Ernst. Die Frauen der Amtsbrüder dienen dem Herrn am besten, wenn sie ihren Männern treu zur Seite stehen, so dass diese ungehindert, sauber und anständig gekleidet, Gottes Werk treiben können."22)

Zur Stellung der Frau in der Neuapostolischen Kirche später noch etwas mehr.

Soviel zu den Ämtern dieser Gemeinschaft. Über das Apostelamt und das Amt des Stammapostels wird noch ausführlich berichtet.

 

d) Fragen und Antworten

"Wer ist die Neuapostolische Kirche?

Die Neuapostolische Kirche ist die Kirche Jesu Christi, gleich den apostolischen Gemeinden zur Zeit der ersten Apostel. Als das wiederaufgerichtete Erlösungswerk des Herrn wird sie vom Heiligen Geist regiert.

In dieser Kirche, die eine Gemeinschaft der Apostel, der Ämter und Glieder mit dem Herrn Jesus Christus ist, sind Liebe und Glaubensgehorsam die tragenden Kräfte allen Handelns und Strebens. Der Heilige Geist selbst ist die Lebenskraft der in Christo Wiedergeborenen.

Das durch den Heiligen Geist geoffenbarte Wort Gottes bewirkt den Glauben an den ewigen Gott, seinen Sohn Jesus Christus, den Heiligen Geist und die Kirche des Herrn mit ihren Sakramenten und Amtsgaben.

Ziel der neuapostolischen Glaubenslehre ist die Zubereitung gläubiger Seelen auf die Wiederkunft Jesu Christi."23)

In dieser Definition der Neuapostolischen Kirche werden verschiedene Punkte angesprochen, die noch im einzelnen erläutert werden sollen.

 

über die Ämter habe ich schon in der Darstellung der Organisation gesprochen.

Die NAK sagt, dass sie die Kirche Jesu Christi sei. Damit stellt sie ihren Exklusivanspruch deutlich dar. Sie gehört auch keiner ökumenischen Organisation an.

Wie die Neuapostolische Kirche den Begriff Glaubensgehorsam definiert, soll die nächste Frage erläutern.

"Was ist Glaubensgehorsam?

Unter Glaubensgehorsam verstehen wir das Unterordnen des menschlichen Willens unter den göttlichen Willen, der sich für den neuapostolischen Christen in Wort und Lehre der Apostel offenbart."24)

Soweit es den ersten Teil dieser Antwort betrifft, stimme ich mit dieser überein. Der zweite Teil jedoch lässt mich meine Bedenken anmelden und zur Vorsicht rufen. Aus meiner Sicht wird hier ganz klar ein Gehorsam Menschen gegenüber gefordert. Ist der christliche Glaube denn davon abhängig, dass wir den Worten und der Lehre anderer Menschen gehorsam folgen? Nein!

Der Glaubensgehorsam spielt aber im Leben der Neuapostolischen eine grosse Rolle.

Die NAK sagt in ihrer Werbebroschüre, dass sie keine Verbote erlässt, sondern Ratschläge gibt. Das ist wörtlich genommen richtig, aber wenn man den sogenannten Glaubensgehorsam noch etwas genauer betrachtet, dann stellt man fest, dass es in der Praxis anders verstanden werden muss.

Nach der neuapostolischen Lehre verkündigen die Apostel durch den Heiligen Geist das geoffenbarte Wort Gottes. Erteilt er also, in seiner "Eigenschaft" als Apostel, Ratschläge, so müssen diese auf den Glaubensgehorsam bezogen, angenommen und befolgt werden.

Unter der Überschrift Auswirkungen auf das tägliche Leben werde ich noch einige Beispiele hierzu anfügen.

Die Neuapostolische Kirche kennt drei Sakramente.

"Was ist die Heilige Wassertaufe?

Die Heilige Wassertaufe ist ein Bestandteil der Wiedergeburt und die notwendige Voraussetzung zur Hinnahme des Heiligen Geistes. Sie ist ferner der Bund eines guten Gewissens mit Gott. Mit ihr verbunden ist die Abwaschung der Erbsünde, die durch den Sündenfall Adams und Evas bewirkte Sündhaftigkeit des Menschengeschlechts."25)

Die Taufe in der NAK wird unabhängig vom Alter des Täuflings durchgeführt. Kinder und Erwachsene können getauft werden. Ein Patenamt gibt es nicht.

"Welchen Wert hat die in anderen christlichen Gemeinschaften vollzogene Taufe?

Die Wassertaufe, die in einer anderen christlichen Gemeinschaft oder Kirche im dreieinigen Namen Gottes empfangen wurde, wird von der Neuapostolischen Kirche als ein für diese Gemeinschaft gültiges Sakrament anerkannt. Zur Erlangung der Wiedergeburt aus Wqsser und Geist ist die Bestätigung dieser Taufe durch den Apostel oder einen von ihm beauftragten Amtsträger Voraussetzung."26)

Deutlich gesagt heisst das, dass die in einer anderen Gemeinschaft vollzogene Taufe für die Neuapostolische Kirche keine sakramentale Wirkung hat und deshalb von einem priesterlichen Amt bestätigt werden muss. Der Taufakt wird dabei jedoch nicht wiederholt.

"Was ist das Heilige Abendmahl?

Das Heilige Abendmahl ist jenes Sakrament, das von Jesus selbst zum Gedächtnis an sein bitteres Leiden und Sterben und an das von ihm gebrachte vollgültige Opfer gestiftet worden ist."27)

"In welcher Form wird das Heilige Abendmahl gespendet?

In der Neuapostolischen Kirche wird das Heilige Abendmahl mit ungesäuertem Brot und Wein gefeiert.

Im Jahre 1917 wurde durch den Stammapostel Niehaus festgelegt, dass Brot und Wein in einer mit drei Tropfen Wein beträufelten Hostie gereicht werden."28)

Das Heilige Abendmahl wird in jedem Sonntagsgottesdienst (vormittags) gefeiert. Dabei bekommt jeder eine Hostie, in die drei Tropfen Wein eingebacken sind. Des weiteren reichen die Apostel sonntags auch den Toten das Abendmahl. Stellvertretend für die Toten nehmen Amtsträger das Abendmahl in Empfang.

Dreimal pro Jahr finden ausserdem die sogenannten Entschlafenengottesdienste statt, in denen Verstorbene durch die Apostel getauft oder versiegelt werden können. Auch diese Handlungen werden stellvertretend für die Toten an Lebenden vollzogen.

"Was ist die Heilige Versiegelung?

Die Heilige Versiegelung ist die Spendung des Heiligen Geistes und damit der wesentliche Teil der Wiedergeburt. Sie ist die Grundlage einer völligen Erneuerung des inneren Menschen.

Durch sie wird der Mensch zu einem Kind Gottes mit dem Anrecht auf das Erbe Christi. Somit ist der Besitz des Heiligen Geistes das Unterpfand zur ewigen Herrlichkeit."29)

"Wer spendet den Heiligen Geist in unserer Zeit?

Wie in der Urkirche sind auch in der Neuapostolischen Kirche die Apostel Jesu tätig, den Heiligen Geist zu spenden."30)

 

"Wer kann den Heiligen Geist empfangen?

Der Mensch, der bereit und willens ist, den Heiligen Geist zu empfangen, muss folgende Voraussetzungen erfüllen:

Er muss die Taufe mit Wasser empfangen, durch das Wort der Predigt zum Glauben an die Lehre der Apostel gelangt sein, und Vergebung der Sünden hingenommen haben. Er muss bekennen, entschlossen zu sein, sein Leben nach der Grundlage der Lehre der Apostel, die Jesu Lehre ist, einzurichten.

Auch Kinder empfangen durch Handauflegung eines Apostels den Heiligen Geist. Bei ihnen wird das Bekenntnis durch die schon bei der Wassertaufe übernommene Verpflichtung der Eltern ersetzt, das Kind in der Apostellehre zu erziehen."31)

Das Sakrament der Heiligen Versiegelung nimmt in der Neuapostolischen Kirche einen ganz besonderen Stellenwert ein. Die sogenannte Spendung des Heiligen Geistes ist allein den Aposteln vorbehalten, wärend die Wassertaufe und das Abendmahl von allen priesterlichen Ämtern gespendet werden dürfen.

Erst durch die Versiegelung erlangt man die endgültige Mitgliedschaft in der NAK. Sie ist zugleich nach neuapostolischer Meinung der einzige Weg, um ein Kind Gottes zu werden.

Versucht man, diese Gedanken noch etwas zu entschlüsseln, dann heisst das: Nur ein Mitglied der Neuapostolischen Kirche ist ein Kind Gottes, denn die sogenannte Versiegelung, Spendung des Heiligen Geistes, kann nur durch einen Apostel gespendet werden. Apostel wiederum gibt es nach dieser Lehre nur in der Neuapostolischen Kirche, in der Kirche Jesu Christi.

Nach dieser Lehre sind also Mitglieder dieser Sekte Gotteskinder. Das zeigt deutlich den Exklusiv-anspruch dieser Gemeinschaft. Dies widerspricht meiner Meinung nach der Aussage in der Werbebroschüre, wo es heisst:

"Der neuapostolische Christ erhebt keinerlei Anspruch darauf, besser zu sein als Andersgläubige."32)

Sehr aufschlussreich erscheint mir die Darstellung des Theologen Kurt Hutten in seinem Buch Seher – Grübler – Enthusiasten33) Über die Versiegelung. Er schreibt dazu folgendes:

"Von einem Sakrament der Versiegelung weiss die Bibel nichts. Es ist weder von Jesus gestiftet noch von seinen Aposteln praktiziert worden [ ... ]

Nach einer neuapostolischen Lehre besteht die Versiegelung darin, dass der Apostel dem Gläubigen die Hand auflegt und ihm damit den Heiligen Geist übermittelt. Nun findet sich in der Bibel des öfteren der Begriff 'versiegeln'. Er wird im doppelten Sinn gebraucht: einmal in seiner ursprünglichen Bedeutung als Versiegeln von Briefen, Schriften, Kaufverträgen u.a., sodann in einer übertragenen Bedeutung als Bestätigung einer Verheissung, einer Vollmacht oder eines Heilsstandes. Im ersten Fall ist durchweg der Mensch, im zweiten Fall aber Gott oder Christus der Versiegelnde (Joh. 6, 27; 1. Kor. 9, 2; 2. Kor. 1, 22; Eph. 1, 13; Eph. 4, 30: Offb. 7, 3).

Die Neuapostolischen aber gebrauchen das Wort in einer dritten Bedeutung, die es in der Bibel überhaupt nicht gibt: sie machen aus der Bestätigung eines verheissenen Heilsstandes eine Übertragung von Heilskräften.

Die neuen Apostel vollziehen die Versiegelung durch den Akt der Handauflegung. Es gibt keine einzige Schriftstelle, welche auch nur andeutend oder indirekt sagt, dass die Handauflegung durch einen Apostel für den Gläubigen notwendig sei, damit er das Heil empfange. Wohl wird an einigen Stellen von einer 'Handauflegung' gesprochen, und die Neuapostolischen berufen sich auf sie. Aber sie dürfen z.B. 1. Tim. 5, 22 nicht als Beweis anführen. Denn nach ihrer Lehre kann nur ein Apostel die Versiegelung vornehmen; Timotheus aber war kein Apostel. Die Handauflegung, von der hier die Rede ist, hat denn auch mit einem Sakrament der Versiegelung nichts zu tun; sie war die Einsegnung eines Amtsträgers (ebenso 1. Tim. 4, 14 und 2. Tim, 1, 6).

Die urchristliche Ordination erfolgte nach dem Vorbild der Ordination des Josua durch Mose (4. Mose 27, 18-23; 5. Mose 34, 9) in der Form der Handauflegung (Apg. 6, 6; Apg. 13, 3).

Die Handauflegung Hebr. 6, 2 und Apg. 19, 5f. war die mit der Taufe verbundene Segensgebärde, also nicht ein selbständiger sakramentaler Akt.

Bleibt noch die Stelle Apg. 8, 14-17. Hier heisst es in der Tat: 'Da legten sie die Hände auf sie, und sie empfingen den heiligen Geist.' Also eine biblische Begründung des Sakraments der Versiegelung? Doch kann man aus der Begebenheit in Samarien keine Regel machen: Beim Geistesempfang der Jünger Apg. 2, 1 ff. gab es keine Handauflegung. Nach Apg. 2, 37f.; Apg. 10, 44; Apg. 15, 7-9; Gal. 3,2 kommt der Heilige Geist durch die Predigt des Wortes in die Herzen.

Nach Luk. 11, 13 kommt es auf das gläubige Bitten um den Heiligen Geist an.

Woher hatte Paulus den Heiligen Geist? Ananias, der ihm die Hände auflegte (Apg. 9, 17) war kein Apostel. Woher hatten die Christen in Rom ihre Geistesgaben (Röm. 12, 6-8)? Es war, als Paulus seinen Brief an sie schrieb, noch kein Apostel bei ihnen gewesen.

Die Urgemeinde kannte eine Handauflegung als Segenshandlung. Aber sie war nicht den Aposteln allein vorbehalten. Gelegentlich war mit ihr ein Geistesempfang verbunden, der sich in Zungenreden äusserte (Apg. 19, 6); einen Geistesempfang dieser Art kann man bei den neuapostolischen Versiegelten nicht bemerken. Das alles lässt sich eben nicht imitieren."34)

 

Die im Text von Kurt Hutten angegebenen Bibelstellen werden im Anhang unter der Überschrift Bibelstellen zum Thema Versiegelung aufgeführt.

 

e. Der Stammapostel – Das Apostelamt

Versucht man die neuapostolische Lehre wirklich zu verstehen, dann kommt man nicht daran vorbei, sich mit den Begriffen Apostel und Stammapostel zu beschäftigen.

Hier zunächst auszugsweise eine Definition aus dem Calwer Bibellexikon.35)

"Der Begriff Apostel (=Gesandter, Bote) wird durch das Judentum vorbereitet. Hier gab es rechtsgültige Vertretung einer Person und Sache durch einen anderen (2. Chr. 17, 7-9).

Das Urchristentum denkt geistlich, auch wenn alte Rechtsformen zugrunde liegen. In den Jesuworten Matth. 10, 40; Lk. 10, 16; Joh. 13, 16 liegt das alte Botenrecht noch vor: Der Beauftragte hat die Autorität, aber auch die begrenzende Weisung des Senders.

Erst durch die Ereignisse nach Ostern erhält der Begriff des Apostels seine klassische Ausprägung. Die Erneuerung der Jüngerschaft, die Proklamation der Messianität Jesu, Bussruf und Erneuerung der Taufbewegung wirken dabei mit.

Der Apostel wird Träger eines neuen Auftrags, Zeuge der Auferstehung Jesu und Empfänger des Heiligen Geistes. Das Apostolat wird nunmehr zum grundlegenden Amt der entstehenden Kirche (1. Kor. 12, 28).

Auf die Schüler der Apostel wird das Apostolat nicht übertragen."36)

Anhand einiger Fragen und Antworten soll deutlich gemacht werden, wie die Neuapostolische Kirche das Apostelamt definiert.

"Was ist ein Amt?

Allgemein ist ein Amt ein Dienst, der auftragsgemäss getan wird. Ein geistliches Amt ist ein Dienst durch göttliche Beauftragung und wird in der Kraft des Heiligen Geistes ausgeübt.

Jesus Christus hat nur ein Amt gestiftet, das Apostelamt. Aus demselben sind alle weiteren Ämter seiner Kirche hervorgegangen. Sie bildeten sich je nach Bedürfnis und gingen auf die verschiedenen Geistesgaben zurück.

Erst in späterer Zeit entwickelte sich eine Ordnung von festen kirchlichen Ämtern."37)

Das Apostelamt ist demnach das von Christus selbst gestiftete Amt innerhalb seiner Kirche. Daraus ergibt sich auch die Autorität dieser Apostel. Alle anderen Ämter sind diesem Amt untergeordnet.

Es gibt nur ein Amt, das dem des Apostels übergeordnet ist, und das ist das des Stammapostels.

"Welche Stellung nimmt der Stammapostel innerhalb der Neuapostolischen Kirche ein?

Der Stammapostel ist als das sichtbare Haupt der Kirche Jesu Christi in allen ihren Angelegenheiten oberste Instanz. Er wird von den Mitgliedern der Neuapostolischen Kirche als Repräsentant des Herrn auf Erden angesehen und weiss sich selbst als Gehilfe des Glaubens seiner Brüder und Geschwister.

Es ist der Wille Jesu, dass seine Kirche ein sichtbares Haupt habe, zu dem die Apostel und alle Gläubigen aufschauen. Dadurch wird das Werk des Herrn zielbewusst und einheitlich geführt.

Aus der Schar der Apostel wird jener Apostel in das Stammapostelamt gerufen, der durch besondere Zeugnisse von Gott dem amtierenden Stammapostel bzw. dem Kreis der Apostel offenbar wurde."38)

"Welche Aufgaben fallen dem Stammapostel zu?

Der Stammapostel hat vor allem die Aufgabe, die von Jesu erbetene, gewünschte und gebotene Einheit innerhalb der Apostelschar zu schaffen und zu erhalten. Im weiteren hat er die Lehre Christi zu verkündigen, neue Offenbarungen des Heiligen Geistes zu fördern, die Reinheit des Glaubens zu überwachen, die Aussonderung der zu Aposteln erwählten Amtsträger vorzunehmen sowie für die Ausbreitung der Jesu- und Apostellehre in einheitlicher Weise Sorge zu tragen."39)

Das Stammapostelamt nimmt in der NAK eine ganz besonders hohe Autorität in Anspruch. Wie diese Autorität im einzelnen verstanden werden muss, soll zunächst an einem Beispiel aus der Geschichte der Neuapostolischen Kirche erläutert werden:

Von 1930 bis 1960 amtierte Johann Gottfried Bischoff als Stammapostel der NAK. Anfang der fünfziger Jahre verkündigte der damals Achtzigjährige eine neue Offenbarung. Er machte bekannt, dass er erfahren habe, der Herr werde noch zu seinen Lebzeiten wiederkommen. In einem Ämtergottesdienst, der 1952 von ihm gehalten wurde, sagte er unter anderem:

"Nun habe ich gesucht, euch mit den zeitgemässen Offenbarungen bekanntzumachen. Ich sage nochmals: Ich erwarte den Herrn täglich und ich glaube bestimmt und positiv, dass der Herr zu meiner Lebzeit kommt.Davon gehe ich auch nicht einen Fingerbreit ab."40)

 

Diese Offenbarung Bischoffs wurde in jener Zeit Hauptthema und Lehrinhalt der Neuapostolischen Kirche. Da es auch zu den Aufgaben des Stammapostels gehört, die Reinheit des Glaubens zu überwachen, hat diese Offenbarung damals so manchen Amtsträger sein Amt gekostet. Zweifel am Wort und der Lehre des Stammapostels gelten als die grösste Sünde. Man bezeichnet sie auch als die Sünde wider den Heiligen Geist, denn das Wort des Stammapostels gilt als das zeitgemässe Wort Christi auf Erden.

Als der Stammapostel 1960 starb, wurde seine über Jahre gelehrte Offenbarung nicht für falsch erklärt, sondern man gab bekannt:

"Der Stammapostel kann sich nicht geirrt haben! Wir fragen uns nur, warum Gott seinen Willen geändert hat."41)

Die Autorität des Stammapostels durfte also nicht in Frage gestellt werden. Für den wahrhaft Gläubigen war dieses Ereignis eine schlimme Tatsache.

Wurde hier nicht sehr eichtfertig mit dem Glauben und der damit verbundenen Hoffnung vieler Menschen umgegangen?

Ein weiteres Zitat soll deutlich machen, welch grosse Autorität dem Stammapostel zugemessen wird.

"Der Stammapostel allein ist die geoffenbarte Liebe Gottes. Wer sich von ihm trennt, hat sein eigenes Todesurteil unterschrieben. Solche sind zu ihrem eigenen Richter geworden. Der liebe Gott will seine Kinder selig machen, aber nicht solche, die alles besser wissen. Wir sollen keine Sklaven sein, sondern freigemachte Gotteskinder. Wir lieben nicht allein Gott, sondern auch den, den er gesandt hat."42)

Wenn ich solch eine Darstellung lese, dann fällt es mir schwer, mir wirklich freigemachte Gotteskinder vorstellen zu können. Engt eine solche Einstellung nicht eher ein, als dass sie frei macht? Ist Kritik denn wirklich etwas so Unverzeihliches? In der Neuapostolischen Kirche scheint es so zu sein.

Der Stammapostel Bischoff schrieb dazu einmal folgendes:

"Was ist die Sünde wider den Heiligen Geist?

Die Sünde wieder den Heiligen Geist ist geistiger Selbstmord. Aus diesem Tod gibt es keine Erlösung, weder hier noch im Jenseits.

In der ganzen Schöpfungs- und Reichsgottesgeschichte kam es immer darauf an, wie sich die Menschen zu dem zeitgemässen göttlichen Wort und den gegenwärtigen Offenbarungen gegenüber einstellten. Dementsprechend waren die damit verbundenen Folgen."43)

Hierzu sei nur kurz erwähnt, dass die NAK unter dem zeitgemässen göttlichen Wort das Wort des Stammapostels versteht. Das gleiche gilt für die gegenwärtigen Offenbarungen.

Der Stammapostel erläuterte dann weiter:

"Es ist etwas Furchtbares, wenn der Mensch mutwillig das ablehnt oder sogar verlästert und bekämpft, was der Herr zur Errettung der so hilfsbedürftigen, verschuldeten Menschheit verordnet hat. Damit widerstrebt er dem Bemühen des Heiligen Geistes, begeht also die Sünde wider den Heiligen Geist [ ... ]

Die Sünde wider den Heiligen Geist kann deshalb nicht vergeben werden, weil solche Personen den Weg verachten und verlästern, auf dem Gnade und Vergebung übermittelt werden."44)

Nach dieser Darstellung des Apostelamts aus neuapostolische Sicht und meiner Interpretation möchte ich nun noch die Ausführungen des Theologen Kurt Hutten zu diesem Thema zitieren:

"Um das Apostelamt als eine von Jesus gewollte Dauereinrichtung der Kirche zu retten, zitieren die Neuapostolischen allerlei Bibelstellen. Da heisst es z.B. 1.Kor. 12, 28: 'Gott hat gesetzt in der Gemeinde aufs erste die Apostel, aufs andere die Propheten, aufs dritte die Lehrer, danach die Wundertäter' usw. Damit sei doch schwarz auf weiss bewiesen, dass das Apostelamt ein von Gott 'gesetzte' und also gewollte Dauereinrichtung ist! Wirklich?

Kann es des Paulus Meinung gewesen sein, dass jede Gemeinde ihren Apostel haben müsse und dass es sich hier um ein Daueramt für alle Zeiten handle?

Hätte er dies gemeint, dann hätte er für die von ihm gegründete Gemeinde in Korinth bei seinem Weggang einen Apostel berufen müssen. Er hat es nicht getan. Er hat auch für die Gemeinden in Ephesus keinen Apostel bestellt. Als er sie später wieder besuchte, versammelte er die 'Ältesten der Gemeinde' (Apg. 20, 17) und mahnte sie, auf die Gemeinde achtzugeben, 'unter welche euch der heilige Geist gesetzt hat zu Bischöfen' (Apg. 20, 28). Er hat den Titus über die Gemeinden in Kreta gesetzt und ihn bevollmächtigt, Älteste einzusetzen, aber zum Apostel hat er ihn nicht ernannt (Tit. 1, 5).

Nirgendwo ist von Aposteln als Nachfolger der Apostel Christi die Rede, und wenn Paulus sie in Eph. 4, 11-13, einer Lieblingsstelle der Neuapostolischen, erwähnt, dann meint er da nicht irgendwelche neu berufenen Apostel, die es gar nicht gab, sondern die Urapostel, die als Augenzeugen Christi für die jungen, vielfach ungefestigten Gemeinden eine Lebensnotwendigkeit waren (vgl. Eph. 2, 20) und deren Kreise er mit seiner eigenen Berufung als abgeschlossen betrachtete (1. Kor. 15, 5-9).

Aber selbst wenn sich aus den biblischen Texten das Apostelamt als Dauereinrichtung nachweisen liesse, bestünde eine tiefe Kluft zwischen den neuapostolischen und den neutestamentlichen Aposteln. Um bei Äusserlichkeiten zu beginnen: Nach dem 5. Glaubensartikel [der Neuapostolischen Kirche – Anm. d. Vf.in] steht

 

allein den Aposteln das Recht zu, Amtsträger zu ernennen und einzusetzen. Die Urgemeinde kannte dies nicht als Regel; da kam es vor, dass die Gemeinde ihre Amtsträger selbst wählte (Apg. 6, 5).

Nach neuapostolischer Anschauung entsprach in der Apostelschar Christi die Stellung des Petrus der des heutigen Stammapostels.

Das Neue Testament kennt keine solche Rangstufe. Auf der Suche nach einem biblischen Beweis, dass Jesus ein übergeordnetes Stammapostelamt gewollt habe, gerieten die Neuapostolischen an Matth. 23, 8 und Matth. 23, 11. Sie bemerken dazu: 'Als bei einer Gelegenheit die Jünger die Frage aufwarfen, wer der Grösste unter ihnen sei, sagte Jesus: >Der Grösste unter euch soll euer Diener sein. – Einer ist euer Meister; ihr aber seid alle Brüder.< Diese Worte Jesu besagen also, dass unter den Aposteln ein >Grösster< vorhanden ist.' [45)]

Nun heisst es in der Lutherübersetzung: 'Einer ist euer Meister; >Christus<. Dieser Zusatz 'Christus' fehlt zwar in einer Reihe von Handschriften; aber es ist klar, dass in Matth. 23, 8 Christus gemeint ist, und in Matth. 23, 10 ist er in einer parallel lautenden Stelle in allen Handschriften ausdrücklich genannt.

Matth. 23, 8 widerspricht also gerade in der neuapostolischen Stufung in Apostel und Stammapostel.

Es ist uns auch nirgends ein Wort von Paulus oder Johannes überliefert, dass sie ohne den Stammapostel Petrus nichts tun könnten.

Wenden wir uns mehr den inneren Gebieten zu, auf denen sich die Gegensätze zwischen den Aposteln Christi und den neuen Aposteln zeigen: Den alten Aposteln gab Jesus Anweisung und Vollmacht, Kranke und Aussätzige zu heilen, Teufel auszutreiben und Tote aufzuerwecken (Matth. 10, 8).

Von den neuen Aposteln hat noch keiner, auch kein Stammapostel, bewiesen, dass er diese Vollmacht hat. Die neuen Apostel und sonderlich der Stammapostel beanspruchen, dank ihrem Erfülltsein mit dem Heiligen Geist, das 'zeitgemässe Wort Gottes' zu verkündigen, und lehnen die alleinige Bindung an die Heilige Schrift ab.

Paulus dachte sehr viel anders über die Schrift: ' ... weil du von Kind auf die Heilige Schrift weisst, die dich unterweisen kann zur Seligkeit durch den Glauben an Christus Jesus.' (2. Tim. 3, 15)

Bei den Neuapostolischen gilt es als heilswichtige Pflicht, dem Stammapostel 'nachzufolgen'. Das Neue Testament verwendet den Begriff der 'Nachfolge' durchweg nur für das Verhältnis zwischen den Jüngern und Christus.

Und während die neuapostolischen Gläubigen angewiesen werden, zu glauben, zu lieben, zu beten und zu hoffen wie der Stammapostel, schreibt Paulus der Gemeinde in Philippi: 'Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war.' (Phil. 2, 5)."46)

Die im Text von Kurt Hutten angegebenen Bibelstellen werden im Anhang unter der Überschrift Bibelstellen zum Apostelamt aufgeführt.

Kurt Hutten schreibt, dass die Neuapostolischen die alleinige Bindung an die Heilige Schrift ablehnen. Hierzu möchte ich noch neuapostolische Zitate anfügen.

"Wertvolle Worte des Stammapostels:

Unsere Erlösung hat ihre Ursache nicht darin, dass wir die Berichte der Heiligen Schrift gläubig hinnehmen, sondern hängt davon ab, wie wir uns der gegenwärtigen Gottesoffenbarung gegenüber verhalten."47)

"Die Erfahrung hat gelehrt, dass man mit dem Glauben von gestern noch lange nicht in der Lage ist, das heute von Gott Gegebene zu erfassen."48)

Diese Zitate machen deutlich, welche Stellung die Heilige Schrift in der neuapostolischen Lehre hat und welche Autorität der Lehre des Stammapostels zugewiesen wird.

Der Glaube an die Apostellehre steht hier klar im Vordergrund. In der Werbebroschüre heisst es allerdings: "Die verkündigte Lehre gründet auf der Heiligen Schrift." –

"Welche Bedeutung hat die Bibel für die Lehre der Neuapostolischen Kirche und für das Leben des neuapostolischen Christen?

Die Bibel ist die Grundlage für die Lehre der Neuapostolischen Kirche.

Im Leben des neuapostolischen Christen hat sie eine besondere Bedeutung. Die Heilige Schrift bietet ihm Tröstung, Erbauung und Wegweisung und dient der Förderung der Glaubenserkenntnis. Zu einem nutzbringenden Bibellesen gehört ein Verlangen nach göttlicher Erleuchtung.

Das Lesen in der Bibel kann die Wirksamkeit der Apostel Jesu in der Verkündigung der Lehre und Spendung der Sakramente allerdings nicht ersetzen."49)

"Wer ist berufen und fähig, die Bibel auszulegen?

Allein der Heilige Geist ist imstande, den rechten Aufschluss über Gottes Willen zu geben, denn er erforscht alle Dinge, auch die Tiefen der Gottheit.

Die mit der Führung des Erlösungswerkes auf Erden von Christo beauftragten Boten, der Stammapostell und die Apostel, haben zu ihrer Aufgabe das aus dem Heiligen Geist kommende Amtsvermögen empfangen. Mit diesen Gaben sind sie befähigt, die Absichten Gottes zu verstehen, sie den Gläubigen mitzuteilen und die ihnen Nachfolgenden dem göttlichen Willen entsprechend an das Ziel des Glaubens zu führen."50)

 

Das heisst also, dass das Lesen in der Bibel zwar nicht schaden kann, die Lehre der Apostel jedoch wichtiger ist. Ausserdem spricht die NAK den Gläubigen ab, die Bibel verstehen zu können, da dies allein dem Stammapostel und den Aposteln vorbehalten bleibt.

Nun heisst es zwar, dass allein der Heilige Geist imstande ist, Aufschluss über den Willen Gottes zu geben, aber das scheint die NAK auch dem Heiligen Geist nicht richtig zuzutrauen. Denn nach dieser Lehre hat doch jeder Versiegelte, also jedes Mitglied der NAK, den Heiligen Geist. Trotzdem heisst es, dass nur der Stammapostel und die Apostel die Absichten Gottes verstehen könnten. Es scheint mir ein Absurdum, wie hier von vornherein die Wirksamkeit des Heiligen Geistes festgelegt wird. Nicht der Heilige Geist entscheidet, wie und durch welchen Menschen er wirksam wird, sondern diese Festlegung nimmt die NAK vor.

 

  1. Erwerb und Verlust der Mitgliedschaft

Auch diesen Punkt halte ich für wissenswert, bevor man sich mit dieser Sekte einlässt.

"JUSTIFY">

In den Allgemeinen Hausregeln51) der Neuapostolischen Kirche heisst es zum Erwerb der Mitgliedschaft:

"Mitglied kann jede Person werden, die gelobt hat, nach der neuapostolischen Lehre, dem Glaubensbekenntnis und in Übereinstimmung mit den Lehren der Heiligen Schrift zu leben und den Anordnungen der Kirchenleitung Folge zu leisten [ ... ]

Die endgültige Mitgliedschaft zur Kirche wird erst durch die Heilige Versiegelung erlangt."52)

über die neuapostolische Lehre haben wir schon einiges gehört, gerade was das Verhältnis der Gläubigen zu den Aposteln und dem Stammapostel angeht. Wenn hier die Rede von den Anordnungen der Kirchenleitung ist, so sind damit die Anordnungen des Stammapostels und der Apostel gemeint. Auch die Einstellung der NAK zur Heiligen Schrift haben wir bereits kennengelernt. Bleibt zunächst nur noch die Frage nach dem Glaubensbekenntnis offen.

"Wie lautet das neuapostolische Glaubensbekenntnis?

Der 1. Glaubensartikel: Ich glaube an Gott den Vater, den allmächtigen Schöpfer Himmels und der Erde.

Der 2. Glaubensartikel: Ich glaube an Jesum Christum, Gottes Sohn, unseren Herrn, der empfangen ist vom Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben, begraben, eingegangen in das Reich der Entschlafenen, auferstanden von den Toten, aufgefahren gen Himmel, sitzend zur rechten Hand Gottes, des allmächtigen Vaters, von dannen er wiederkommen wird.

Der 3. Glaubensartikel: Ich glaube an den Heiligen Geist, eine heilige Apostolische Kirche, die Gemeinde der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und ein ewiges Leben.

Der 4. Glaubensartikel: Ich glaube, dass der Herr Jesus seine Kirche durch lebende Apostel regiert bis zu seinem Wiederkommen, dass er seine Apostel gesandt hat und noch sendet mit dem Auftrag, zu lehren, in seinem Namen Sünden zu vergeben und mit Wasser und dem Heiligen Geist zu taufen.

Der 5. Glaubensartikel: Ich glaube, dass sämtliche Ämter der Kirche Christi nur von Aposteln erwählt und in ihr Amt eingesetzt werden und dass aus dem Apostelamt Christi sämtliche Gaben und Kräfte hervorgehen müssen, auf dass, mit ihnen ausgerüstet, die Gemeinde ein lesbarer Brief Christi werde.

Der 6. Glaubensartikel: Ich glaube, dass die Heilige Taufe mit Wasser ein Bestandteil der Wiedergeburt ist und der Täufling dadurch die Anwartschaft zur Empfangnahme des Heiligen Geistes erlangt. Sie ist ferner der Bund eines guten Gewissens mit Gott.

Der 7. Glaubensartikel: Ich glaube, dass das Heilige Abendmahl zum Gedächtnis an das einmal gebrachte, vollgültige Opfer, an das bittere Leiden und Sterben Christi, vom Herrn selbst eingesetzt ist. Der würdige Genuss des Heiligen Abendmahls verbürgt uns die Liebesgemeinschaft mit Christo Jesu, unserem Herrn.

Es wird mit ungesäuertem Brot und Wein gefeiert; beides muss von einem priesterlichen Amt der Kirche gesegnet und gespendet werden.

Der 8. Glaubensartikel: Ich glaube, dass die mit Wasser Getauften durch einen Apostel zur Erlangung der Gotteskindschaft den Heiligen Geist empfangen müssen, wodurch sie als Glieder dem Leibe Christi eingefügt werden.

Der 9. Glaubensartikel: Ich glaube, dass der Herr Jesus so gewiss wiederkommen wird, wie er gen Himmel gefahren ist, und die Toten in Christo sowie die lebenden Brautseelen, die auf sein Kommen hofften und zubereitet wurden, verwandelt und zu sich nimmt, dass er nach der Hochzeit im Himmel mit diesen auf die Erde zurückkommt, sein Friedensreich aufrichtet und sie mit ihm als Könige und Priester regieren. Nach Abschluss des Friedensreiches wird er das Endgericht halten, wo alle Seelen, die nicht an der Ersten Auferstehung teilhatten, ihr Teil empfangen, wie sie gehandelt haben, es sei gut oder böse.

Der 10 Glaubensartikel:Ich glaube, dass ich der weltlichen Obrigkeit zum Gehorsam verpflichtet bin, soweit nicht göttliche Gesetze dem entgegenstehen."53)

 

Das hier aufgeführte Glaubensbekenntnis der Neuapostolischen Kirche ist die Neufassung. In dieser Fassung wurden im 8., 9. und 10. Glaubensartikel inhaltliche und sprachliche Änderungen vorgenommen.

In der neuapostolischen Zeitschrift Unsere Familie54) steht unter der Überschrift Kurze Hinweise zur Neufassung der Glaubensartikel 8 – 10 folgendes:

"Der 8. Glaubensartikel

Änderung:

Das Wort 'Erstlingsschaft' wurde gegen das Wort 'Gotteskindschaft' ausgetauscht.

Begründung:

Mit der Hinnahme des Heiligen Geistes erlangt der mit Wasser Getaufte die Gotteskindschaft. Nur ein Gotteskind, das sich von dem empfangenen Heiligen Geist völlig durchdringen und regieren lässt, wird am Tag der Wiederkunft Christi als Erstling das den Kindern Gottes verheissene Erbe antreten können.

Der 9. Glaubensartikel

bisherige Formulierung: jetzige Formulierung:

... Erstlinge aus den Toten und Lebenden ... ... die Toten in Christo sowie die lebenden Brautseelen ...

Begründung:

Die Brautseelen, die an der Ersten Auferstehung teilnehmen, kommen aus den Lebenden und den in Christo Entschlafenen. Ausser diesen Erstlingen (vgl. Frage 255) nehmen auch jene teil, die in den Gottesdiensten für die Entschlafenen die Gotteskindschaft erlangten, und auch die dazu berufenen Gläubigen aus dem Alten Bund (vgl. Lukas 13, 28).

Die neue Formulierung 'Tote in Christo' ist 1. Thessalonicher 4, 16 entnommen und umfasst alle jene Würdigen in den Entschlafenenbereichen, die den Heiligen Geist tragen. Der Begriff 'lebende Brautseelen' meint diejenigen, die am Tag der Wiederkunft Christi noch im Fleisch leben und die Verwandlung erfahren dürfen (vgl. 1. Korinther 15, 51-52).

bisherige Formulierung: jetzige Formulierung:

Am Abschluss des Friedensreiches Nach Abschluss des Friedensreiches

Begründung:

Nach dem Ende des Friedensreiches hat Satan noch einmal Gelegenheit, die Menschen zu verführen, die nicht an der Ersten Auferstehung teilnahmen.

bisherige Formulierung: jetzige Formulierung:

... wird er das Endgericht halten, wo alle noch ... wird er das Endgericht halten, wo alle Lebenden samt den Toten ... Seelen, die nicht an der Ersten Auferstehung

teilhatten ...

Begründung:

Es wird durch die neue Fassung klargestellt, dass an diesem Gericht alle erscheinen müssen, die nicht an der Ersten Auferstehung teilgenommen haben.

bisherige Formulierung: jetzige Formulierung:

... ihr Urteil empfangen ... ... ihr Teil empfangen ...

Begründung:

Der Urteilsspruch des Herrn muss nicht zwangsläufig eine 'Verurteilung' vorsehen, zumal das, was gut gemacht wurde, seinen Lohn finden wird.

bisherige Formulierung: jetzige Formulierung:

... wie sie gehandelt haben bei Leibesleben, ... wie sie gehandelt haben, es sei ...

es sei ...

Begründung:

Damit soll verdeutlicht werden, dass nicht nur die ins Fleisch Geborenen vor dem Richter erscheinen müssen, sondern auch jene, die nie im Leib auf Erden wandeln konnten. Zudem wird es solche Entschlafenen geben, die während des Friedensreiches das Evangelium vom Reich angenommen haben und sich zum Herrn halten und am Ende Satan nicht (wieder) anheimgefallen sind. Für sie ist beim Gericht ihr Handeln bei Leibesleben nicht ausschliesslich massgebend.

 

 

Der 10. Glaubensartikel

Die vorherige Fassung stützte sich auf den Brief des Apostels Paulus an die Römer (Römer 13, 1-7). Die Reichsgottesgeschichte lehrt uns jedoch, dass das Befolgen göttlicher Gesetzte noch über dem Gehorsam zur Obrigkeit gestellt werden muss (vgl. Apostelgeschichte 3; 4; 5, 25-29). Die Apostel Petrus und Johannes verweigerten der Obrigkeit nicht den Gehorsam, stuften aber das Befolgen des ihnen vom Herrn Jesus gegebenen Auftrags höher ein."55)

Der Vollständigkeit halber hier noch einmal die bisherige und jetzige Formulierung des 10. Glaubensartikels:

bisherige Formulierung: jetzige Formulierung:

"Ich glaube, dass die Obrigkeit Gottes Dienerin "Ich glaube, dass ich der weltlichen Obrigkeit

ist uns zugute, und wer der Obrigkeit widerstrebt, zum Gehorsam verpflichtet bin, soweit nicht

der widerstrebt Gottes Ordnung, weil sie von göttliche Gesetze dem entgegenstehen."

Gott verordnet ist."

Die Änderung dieses Glaubensartikels hängt sicher auch damit zusammen, dass die Neuapostolische Kirche sich nicht immer politisch neutral verhalten hat, wie sie es in ihrer Werbebroschüre sagt. Kurt Hutten berichtet darüber folgendes:

"Als Hitler 1933 an die Macht kam, sorgte [Stammapostel – Anm. d. Vf.in] Bischoff dafür, dass seine Kirche sich reibungslos in die neue Lage einfügte. Der 10. Artikel des Glaubensbekenntnisses vom Gehorsam gegen die Obrigkeit, der in der Ausgabe des Lehrbuches von 1924, also in der Weimarer Demokratie, fallengelassen worden war, wurde 1933 wieder hereingenommen. In einem Rundschreiben an die Amtsträger vom 25. 4. 1933 empfahl Bischoff, bei Eintrittsgesuchen von Mitgliedern aufgelöster staatsfeindlicher und freidenkerischer Organisationen in Zweifelsfällen 'die Personalien solcher Personen der zuständigen Ortsgruppe der NSDAP zur Nachprüfung vorzulegen' und ihre Aufnahme erst nach dem Vorliegen einer Unbedenklichkeitserklärung der NSDAP zu vollziehen. Die Wächterstimme aus Zion 'arisierte' er Anfang 1934 durch Streichung des 'aus Zion'. Im Lehrbuch, Ausgabe 1938, wurde zu der Frage 172 festgestellt, dass 'dem Aufnahmegesuch nicht entsprochen werden kann, wenn der Aufzunehmende sich im Widerspruch zur Staatsführung befinde, die der Neuapostolischen Kirche die Ausführung ihrer seelsorgerischen Tätigkeit gestattet' (1952 wurde diese Passus wieder getilgt).

So kamen die Neuapostolischen ohne Konflikt durch die Zeit der braunen Diktatur. Auch in der DDR blieben sie unbehelligt[56)] und bewiesen ihre Ergebenheit gegenüber dem neuen Regime. Für ihre loyale Arbeit ernteten sie Lob politischer Stellen."57)

In diesem Glaubensbekenntnis wird die Wichtigkeit der Apostel für diese Lehre noch einmal deutlich. Da es hier um den Erwerb der Mitgliedschaft geht, möchte ich an dieser Stelle noch einmal wiederholen, was an anderer Stelle schon im Zusammenhang mit der Heiligen Versiegelung gesagt wurde. Sinngemäss heisst es da: Wer den Heiligen Geist empfangen möchte (Heilige Versiegelung), der muss zum Glauben an die Lehre der Apostel gelangt sein und sein Leben nach dieser Lehre einrichten. Das ist also die Voraussetzung, um neuapostolisch werden zu können, denn die Heilige Versiegelung ist ja die endgültige Aufnahme in die Neuapostolische Kirche.

Soviel zu den Voraussetzungen, die ein Mensch erbringen muss, um in dieser Sekte Mitglied werden zu dürfen.

Bevor man sich nun zu einer Mitgliedschaft entschliesst, sollte man vorher auch wissen, wie sich dieser Glaube später in der Praxis, das heisst im täglichen Leben, auswirkt. An einigen Stellen meiner Darstellung habe ich schon darauf aufmerksam gemacht. Mehr dazu später noch unter der Überschrift Auswirkungen auf das tägliche Leben.

Was sagt die Neuapostolische Kirche über den Verlust der Mitgliedschaft?

"Die Mitglieder sind jederzeit zum Austritt berechtigt. Dies geschieht durch schriftliche Erklärung beim Vorsteher der Gemeinde.

Im Übrigen erlischt die Mitgliedschaft: a.) durch den Tod, b.) durch Ausschliessung.

Letztere erfolgt schriftlich durch den Bezirksapostel.

Als Ausschliessungsgrund gelten ein unordentlicher Lebenswandel, unbegründetes längeres Fernbleiben von den Gottesdiensten, vorsätzliche und beharrliche Zuwiderhandlung gegen den Zweck der Kirche, sowie gegen die Anordnungen der Kirchenleitung."58)

Sehr demokratisch und freiheitlich klingt zunächst die Tatsache, dass jeder das Recht hat auszutreten.

Für mich stellt sich nur die Frage, welche psychischen Probleme ein Mensch zu überwinden hat, der diese Lehre gläubig gelebt hat. Die Trennung, also der Austritt, hat doch eine schwerwiegendere Bedeutung als der Austritt aus einem Verein.

Wie Kurt Hutten es so klar und deutlich beschreibt:

"Der Gläubige wird der unmittelbaren Konfrontation mit Gott enthoben. Zwischen ihn und Gott hat sich der Stammapostel eingeschoben. Auch das trägt entscheidend zur Erhöhung der Sicherheit bei. Denn Gott ist die heilige Majestät. Es bleibt in dem Menschen, der mit ihm zu tun hat, immer ein Rest von Unruhe. Er kann ja

 

Gott nicht in seine Hand bekommen, keinen Einblick in seine Pläne gewinnen, ihm nicht mit Rechten und Ansprüchen gegenübertreten.

Aber nun wird seine Abhängigkeit vom Stammapostel ersetzt. Mit ihm kann man sprechen, kann sich von ihm führen lassen und unter seinen Schutz flüchten."59)

Genau diese Abhängigkeit, die Hutten hier beschreibt, sehe ich als einen sehr gefährlichen Punkt in dieser Lehre. Der Mensch wird abhängig gemacht von einem anderen Menschen. Das direkte Verhältnis des Menschen zu Gott wird unterbrochen, ohne dass diese Tatsache deutlich herausgestellt wird.

Der Gläubige lernt, dass er Gottes Willen tut, wenn er der Lehre des Stammapostels gehorsam folgt. Er lernt auch, dass nur der Stammapostel den Willen Gottes kennt.

Entstehen nun aber doch Zweifel an der Lehre des Stammapostels, so wird es für den Gläubigen sehr schwierig. Um meine Gedanken etwas klarer zu machen, möchte ich an dieser Stelle zwei Dinge voeinander trennen, die meiner Meinung nach vermischt werden, obwohl sie nicht zusammenpassen.

Ich möchte den christlichen Glauben und den neuapostolischen Glauben voneinander trennen.

Entstehen also für den neuapostolischen Gläubigen Zweifel an der Lehre des Stammapostels, so wird es für den Christen in ihm schwierig. Damit meine ich folgendes: Der neuapostolische "Christ" hat gelernt, dass er Gott nur gehorsam sein kann, wenn er dem Stammapostel gegenüber gehorsam ist. Auch die Teilnahme an der ersten Auferstehung wird davon abhängig gemacht. Der "Christ" in dem Neuapostolischen ist also gehorsam, weil er Gott gehorsam sein möchte.

Treten nun Zweifel an der Lehre des Stammapostels auf, dann zweifelt der Neuapostolische an sich und seinem Glauben, der eigentlich Gott und Christus gehören sollte. Er hält sich für schlecht, weil er glaubt, dass er Gott nicht mehr gehorsam ist.

Das klingt alles sehr verwirrend und ist für einen Menschen in dieser Situation sicher auch kaum noch zu entwirren. Das sind die psychischen Probleme, die diese Abhängigkeit zur Folge hat, wenn man nicht mehr alles kritiklos hinnehmen und glauben kann, was die Neuapostolische Kirche lehrt.

Ein Austritt aus dieser Sekte ist deshalb sehr schwierig. Denn wer sich von der Neuapostolischen Kirche trennt, trennt sich vom Stammapostel und, nach dieser Lehre, von Gott. Dieser Schritt ist im allgemeinen viel schwerer zu bewältigen, als man es sich als Aussenstehender vorstellen kann.

Der Neuapostolische hat gelernt, dass jegliches Heil nur durch das Apostelamt und den Stammapostel erlangt werden kann. Der christliche Glaube ist nach dieser Lehre daher auch nur in dieser Kirche möglich. Ohne Apostel gibt es kein Heil. Wer diesen Glauben in sich hat, befindet sich in einer absoluten Abhängigkeit, aus der er sich nur sehr schwer befreien kann.

Deshalb kommt aus meiner Sicht die Ankündigung eines Ausschlusses einer Drohung gleich. Folgst du nicht, so schliessen wir dich aus. Wovon? Für den Neuapostolischen heisst das: Wir schliessen dich von Gottes Heil aus. Wir entziehen dir die Möglichkeit, an der ersten Auferstehung teilzuhaben. Wir entziehen dir Gottes Gnade.

Die Neuapostolische Kirche entzieht aus meiner Sicht also die Gnade Gottes und seine Liebe, die nur Gott den Menschen zuteil werden lassen kann.

Diese Vorstellung muss für einen Neuapostolischen kaum zu verkraften sein. Deshalb wird er sich wohl auch lieber bemühen, gehorsam zu sein und kritiklos zu folgen.

Meine Vorstellung über den christlichen Glauben ist eine ganz andere. Es fällt mir daher auch schwer, in der neuapostolischen Lehre den christlichen Glauben zu sehen.

 

  1. Beeinflussung von Kindern und Jugendlichen

Kinder

Der grösste Teil der Neuapostolischen in unserem Land wurde bereits in diese Sekte hineingeboren. Das bedeutet, dass sie bereits von klein auf in dieser Lehre erzogen wurden und nie die Möglichkeit hatten, sich kritisch damit auseinanderzusetzen. Wie stark die Beeinflussung bereits bei Kindern vorgenommen wird, möchte ich anhand einiger Zitate deutlich machen.

Aus dem Apostelbezirk Nordrhein-Westfalen liegen mir Rundschreiben60) vor, die monatlich an die Kinder herausgegeben werden.

Auffallen ist, dass in diesen Rundschreiben selten die Rede von Gott oder Jesus ist. Sehr oft wird jedoch vom "lieben Stammapostel" gesprochen, vom Bezirksapostel, von den Aposteln und Segensträgern. Hier nun einige Zitate:

Manchmal macht es einem wohl grosse Mühe, zu tun, was einem gesagt wurde. Aber wenn es mal schwer wird, dann denkt Euch doch einfach, der Herr Jesus oder der Apostel wäre bei Euch! Dann wird's leichter."61)

 

Die Kinder sollen lernen, dass die Anwesenheit des Apostels gleichzusetzen ist mit der Anwesenheit Christi. Hier wird ein Mensch auf die gleiche Ebene mit Jesus Christus gestellt.

"Grüsse der Apostel und vor allem des Stammapostels müsst Ihr immer so richtig auf Euch wirken lassen. Darin liegt nämlich eine grosse Kraft. Und die geht vom Herrn Jesus aus. Wisst Ihr auch warum? Nun, immer wenn der Herr Jesus seine Jünger begrüsste, sprach er die Worte: 'Friede sei mit euch!' Dann wurde es in ihren Herzen sofort ganz ruhig. Im Gruss des Stammapostels und der Apostel liegt die gleiche Kraft; denn sie wirken ja heute an seiner Statt. Darf ich Euch deshalb einen Rat geben? Wenn in Eurer Gemeinde demnächst Grüsse des Bezirksapostels oder des Apostels bestellt werden, dann macht Euer Herz immer ganz weit auf!"62)

Hier werden die Kräfte der Worte des Stammapostels und der Apostel mit der Kraft des Wortes Jesu gleichgestellt. Bereits im Kindesalter lernen die Neuapostolischen, ihr Herz für das Wort des Stammapostels oder der Apostel zu öffnen, denn es ist nach dieser Lehre dem Worte Gottes und Christi ebenbürtig.

"Und nun die Frage: Wer ist dem lieben Gott am nächsten? Was meint Ihr wohl? Na? Ja, ganz klar: Die kindlich glauben und alles tun, was er sagt! Die sind ihm am nächsten! Und weil Ihr Euch immer von ganzem Herzen bemüht, zu glauben und zu tun, was er sagt, seid Ihr dem himmlischen Vater so nahe."63)

"Die kindlich glauben und alles tun, was er sagt!" Nach neuapostolischer Lehre heisst das: Die kindlich glauben und alles tun, was der Stammapostel, die Apostel und die mit dem Stammapostel herzlich verbundenen Segensträger sagen! Denn nur durch sie spricht Gott zu den Gläubigen.

Bereits den Kindern wird deutlich gemacht, wie wichtig es ist, zu glauben und zu tun, was die Amtsträger der Neuapostolischen Kirche sagen, denn es gilt als Gottes Wort – und nur wer "Gottes Wort" vertraut und danach lebt, kann Gott nahe sein. Umgekehrt heisst das: Wer Gott nahe sein möchte, muss tun, was die NAK lehrt.

Weiter heisst es dann:

"Und wie ist es mit den Grossen? Sie waren auch einmal Kinder. Viele – leider nicht alle – von ihnen haben sich ein kindliches Herz bewahrt. Auch als Erwachsene glauben und tun sie heute noch, was ihnen der Herr sagt. Sie stehen im Segen. Denkt nur einmal an den Stammapostel, den Bezirksapostel, die Apostel und die vielen treuen Diener im Hause des Herrn!"64)

Ja, auch als Erwachsene glauben und tun die Neuapostolischen, was der Stammapostel, die Apostel und die mit dem Stammapostel innig verbundenen Segensträger ihnen sagen. Sie können gar nicht anders, weil sie nie etwas anderes gelernt haben. Sie folgen dem Stammapostel und seiner Lehre, weil sie glauben, dass sie so Gott gehorchen und nahe sind.

Aber es geht noch weiter, denn auch die neuapostolischen Kinder werden älter und können anfangen, kritisch zu denken und diese Lehre zu hinterfragen. Diesem wird bereits im Kindesalter vorgebeugt und darauf hingewiesen, was passiert, wenn man älter wird.

"Ihr werdet ja auch älter und grösser. Und dabei werdet Ihr es selbst erleben: Im Laufe der Zeit kommt der Teufel immer öfter und immer stärker, um Euch etwas anderes einzuflüstern, als was der himmlische Vater durch seine Knechte sagt. Der Teufel will Euch vor allem dazu bringen, mehr den Verstand als den Glauben einzusetzen. Vorsicht! Damit würdet Ihr die Nähe Gottes verlassen. Dann würdet Ihr den Herrn nicht mehr richtig verstehen und er Euch auch nicht."65)

Das Einsetzen des kritischen Denkens wird mit der Einflussnahme des Teufels auf den Menschen erklärt, denn Kritik ist in der Neuapostolischen Kirche unerwünscht. Man könnte es auch anders ausdrücken: Wer kritisch über die Lehre der Neuapostolischen Kirche nachdenkt, das heisst, wer seinen Verstand einsetzt, statt kritiklos zu glauben und zu gehorchen, der ist vom Teufel besessen. Hätte man mir so etwas als Kind gesagt, ich hätte grosse Ängste bekommen und versucht, jegliches Denken abzuschalten. Hat man diese Vorstellung bereits als Kind verinnerlicht, dann ist es kaum noch möglich, sich als Heranwachsender und Erwachsener wieder davon zu befreien. Diese Erziehungsmethode hat zur Folge, dass auch neuapostolische Erwachsene kritiklos dem Stammapostel und den Aposteln folgen und gehorchen. Die Entwicklung und Entfaltung einer Persönlichkeit ist in diesem Erziehungsziel nicht möglich.

"Jetzt habt Ihr einen Blick in das Herz unseres Stammapostels tun können. Bewegt es nicht wunderbare Gedanken für uns? Ich kann mir denken, was Ihr nun am liebsten tun würdet: Den lieben Stammapostel in den Arm nehmen. Leider geht das ja nicht. Aber wir können etwas viel Schöneres tun. Wir nehmen ihn in unser Herz. Und es bleibt dann immer noch viel Platz für unseren Bezirksapostel und für Euren Apostel, auch für Eure Segensträger im Bezirk und in der Gemeinde und – nicht zu vergessen! – für Eure lieben Eltern!"66)

Schön, dass den Eltern auch noch ein kleiner Platz im Herzen der Kinder gelassen wird. Allerdings frage ich mich, ob eine christliche Kirche, wie die Neuapostolische Kirche sich selbst bezeichnet, nicht auch einen Platz für Gott und Christus in den Herzen der Kinder ermöglichen sollte.

 

"Wieviel Freude bereitet uns der liebe Gott schon jetzt in der Adventszeit durch den Stammapostel, die Apostel und durch die Brüder, die uns in der Gemeinde dienen! [ ... ]

Wenn Ihr Euch immer Mühe gebt, dem Herrn Freude zu bereiten, dann braucht man Euch gar nicht erst zu sagen: 'Wenn Ihr nicht den Willen Gottes tut, kommt Ihr nicht ans Ziel!', sondern Ihr werdet würdig, und der Herr nimmt Euch an, wenn er nun bald erscheint."67)

Sprachlich sehr geschickt und sehr deutlich wird den Kindern gesagt, was passiert, wenn sie nicht gehorchen. Das grosse Ziel der Neuapostolischen, am Tag der ersten Auferstehung teilzuhaben, ist nicht zu erreichen, wenn sie nicht tun, was die NAK lehrt.

"Und wisst Ihr was? Wir bestimmen selbst, wie gross die Gaben unseres Gottes für uns ausfallen. Für die irdischen Geschenke hättet Ihr Euch das vielleicht auch gewünscht. Aber das geht ja nicht, doch bei den Gaben des himmlischen Vaters ist es möglich. Je besser wir nämlich im Gottesdienst aufs Wort achten, desto mehr empfangen wir von seinem Segen. Nun besteht aber gerade für den Weihnachtsgottesdienst eine grosse Gefahr: Der Teufel weiss nämlich ganz genau, dass er Euch im Gottesdienst nur ein ganz klein wenig an die Geschenke zu erinnern braucht, die Ihr am Tag zuvor bekommen habt, schon beschäftigt Ihr Euch damit in Euren Gedanken. Und er lässt nicht so schnell locker, sondern startet einen Versuch nach dem anderen. Ihr werdet das merken. Wenn Ihr Euch dann ablenken lasst, hört Ihr nicht mehr, was der liebe Gott sagt, und Ihr werdet nicht gesegnet. Das wäre traurig."68)

Alles Weltliche hat in dieser Lehre angeblich einen negativen Einfluss auf die Gläubigen. Schon den Kindern wird das klargemacht. Natürliche Bedürfnisse und Regungen, wie die Gedanken eines Kindes an die Weihnachtsgeschenke, sollen unterdrückt werden. Um diesem Unterdrücken Nachdruck zu verleihen, wird auch hier wieder der Teufel als Verursacher genannt. Lässt das Kind, und später der Heranwachsende oder Erwachsene, seine eigenen Bedürfnisse doch zu, so heisst es weiter, wird dieser nicht gesegnet. Ferner sagt die Neuapostolische Kirche in ihrer Werbebroschüre, dass sie keine Verbote erlässt, sondern Ratschläge erteilt. Ich denke, an dieser Stelle lässt sich noch einmal deutlich machen, wie diese "Ratschläge" von einem Neuapostolischen gewertet werden müssen. Auch hier wird der "gute Ratschlag" erteilt, dass die Kinder sich nicht vom Teufel ablenken lassen sollen. Keiner hat ihnen verboten, an die Weihnachtsgeschenke zu denken. Sie wurden nur "liebevoll" gewarnt, damit sie gesegnet werden. Die gleiche Methode des "liebevollen" Ratschlages hatten wir schon einmal, als es darum ging, dass die Kinder davor gewarnt wurden, ihren Verstand zu benutzen. Denn dieses hätte ja zur Folge, dass sie nach neuapostolischer Lehre Gottes Nähe verlassen würden. Auch hier kein Verbot! Jeder Neuapostolische darf also alles tun und lassen. Er darf nach seinen eigenen Bedürfnissen leben und eigene Entscheidungen treffen. Tut er jedoch nicht, was ihm sein Segensträger "geraten" hat, so wird er mit einem schlechten Gewissen und Ängsten leben müssen. Dafür fühlt sich die NAK aber nicht verantwortlich. Das Schlimme daran ist, dass der Neuapostolische gelernt hat, dass er Gottes Rat missachtet, wenn er den Rat seines Segensträgers nicht annimmt.

Wie sehr der Stammapostel verherrlicht wird, soll das nächste Zitat deutlich machen.

"Das war eine Überraschung, Ihr [ ... ] das schöne Bild des Stammapostels bekamt, nicht wahr? [ ... ] Jetzt hat das Bild sicher einen Ehrenplatz bei Euch. Und immer wieder werdet Ihr es gerne betrachten. Tut es nur recht oft.

Ich weiss nicht, wie es Euch geht. Aber wenn ich das Bild des Stammapostels, des Bezirksapostels oder des Apostels ansehe, dann kommt es mir vor, als würden mich die Gesalbten des Herrn ganz liebevoll anblicken. Dann denke ich gleich: 'Jetzt schaut dich auch der Herr Jesus an!'"69)

Die Wortwahl dieser Rundschreiben ist so suggestiv, dass sie ihre Wirkung bei den Kindern nicht verfehlen kann. Dazu kommt, dass der Verfasser Bischof in der Neuapostolischen Kirche ist und damit bereits ein in der Rangstufe höheres Amt bekleidet, was die Autorität seiner Worte bekräftigt. Wer schon einmal mit kleineren Kindern zu tun hatte, weiss, wie stark sie zu beeinflussen sind, besonders, wenn die beeinflussende Person das Vertrauen der Kinder besitzt. Die gezielte Einsetzung der Suggestion bei den Kindern wirkt sich natürlich auch auf ihr weiteres Leben aus. Daher ist verständlich, dass auch Erwachsene in dieser Sekte bedingungslos dem Stammapostel folgen. Die weiteren Beispiele lassen ebenso erkennen, wie hier mit Suggestion gearbeitet wird.

"Ob der Herr sich wohl über uns freuen kann, wenn er uns sieht? Ja gewiss freut er sich, wenn wir brav und gehorsam sind. Und er freut sich auch, wenn wir gern in die Sonntagsschule und in den Gottesdienst gehen und aufmerksam seinem Wort lauschen. Er freut sich auch, wenn wir treu unser Opfer bringen."70)

Da die Neuapostolische Kirche, wie sie richtig in ihrer Werbebroschüre sagt, keine Kirchensteuer erhebt, ist sie sehr darauf bedacht, dass die Mitglieder freiwillige Opfer in Höhe des biblischen Zehnten (10% des Bruttogehaltes) erbringen. Auch dies muss eine Selbstverständlichkeit werden und wird deshalb auch schon den Kindern als "Freude Gottes" nahegebracht.

 

"Unser Stammapostel war in unserer Mitte! Das war für uns alle ein ganz wunderbares Erlebnis, nicht wahr? Ihr habt es sicher genauso empfunden wie ich: Als wir die liebe Stimme des Stammapostels hörten, da konnten wir gar nicht anders: Wir haben das Herz ganz weit aufgemacht. Und was er uns vom Thron des himmlischen Vaters mitgebracht hat, das haben wir mit ganzer Seele ergriffen."71)

Auch dieses Zitat lässt die Verherrlichung des Stammapostels deutlich werden.

"Diese Perle ist – so sagte es uns der Stammapostel – das selig machende Wort des Herrn und das Apostelamt. Und wer besitzt nun diese Perle des Wortes? Ganz einfach: Wer nach dem Wort tut. Und wer besitzt die Perle des Apostelamtes? Ganz einfach: Wer den Aposteln, dem Bezirksapostel und dem Stammapostel treu nachfolgt und von den Gesandten des Herrn alles annimmt, was der Herr anbietet. Wer das tut, macht einen Gewinn.

Wir alle sind unserem Stammapostel von Herzen dankbar, dass er uns klargemacht hat, wie gross dieser Gewinn ist. Etwas Wertvolleres gibt es nicht. Da ist es ganz natürlich, dass uns der Teufel diesen Reichtum nicht gönnt. Er will ihn uns rauben. Und es würde ihm noch besser gefallen, wenn wir ihn freiwillig aufgeben. Aber dann wären wir Narren, so hat's uns der liebe Gott durch den Stammapostel gesagt."72)

"Wer nach dem Wort tut." Dabei darf nicht vergessen werden, dass nach neuapostolischer Lehre das Wort des Stammapostels als Gottes heutiges Wort gilt. Wer also tut, was der Stammapostel, die Bezirksapostel und die Apostel sagen, und ihnen treu nachfolgt, der macht reichen Gewinn. Auch die Neuapostolische Kirche hat ihre eigene Sprache, wie viele Sekten. Um verstehen zu können, was wirklich gemeint ist, muss man sich diesen Sprachgebrauch verdeutlichen. Die NAK lehrt, dass die Gläubigen nach "Gottes" Wort leben und handeln sollen. Dass Gottes Wort jedoch in Wirklichkeit das Wort des Stammapostels ist, muss man erst einmal herausfinden. Wer in dieser Lehre erzogen worden ist, glaubt, dass aus den Aposteln, den Bezirksaposteln und dem Stammapostel Gott heute spricht. Hält also der Stammapostel Richard Fehr einen Gottesdienst, dann spricht für den Gläubigen nicht Herr Fehr, sondern Gott zu ihm. Diese Art der Verkündigung gibt dem Wort des Stammapostels eine aussergewöhnliche Macht und Autorität, die Gott gleichgestellt wird.

"Gleich in den Tagen nach dem Stammapostelgottesdienst habt Ihr's zu spüren bekommen, dass der Satan uns den ewigen Gewinn rauben oder abschmeicheln wollte. Er wollte auch uns zu Narren machen wie viele Menschen in der Welt. Hat er nicht versucht, Euch in den Karnevalstrubel hineinzuziehen? Aber wir lassen uns nicht von ihm gefangennehmen, denn wir wollen unter keinen Umständen Narren sein. Wir wehren uns mit der ganzen Kraft der Seele gegen den Fürsten der Finsternis. Und dann muss er fliehen."73)

Nicht nur den Karneval, sondern sämtliche Freizeitangebote "dieser Welt" stellt die NAK ihren Mitgliedern als Gefahr dar. Auch in diesem Bereich erteilt die Neuapostolische Kirche keine Verbote, sondern sie macht "liebevoll" auf die Gefahren aufmerksam. In dem Kapitel Auswirkungen auf das tägliche Leben werden weitere Beispiele hierzu angeführt.

"Liebe Kinder, im Stammapostel-Gottesdienst ist uns wieder bewusst geworden, wie reich wir Gotteskinder sind. Der Herr hat uns das Stammapostel-Amt gegeben. Das hat die Welt nicht. Dankt Ihr dem lieben Gott auch immer dafür? Und betet Ihr wohl auch für die Träger dieses Amtes? Ich kann's mir gar nicht anders vorstellen, denn wir haben den Stammapostel von Herzen lieb."74)

Immer wieder wird den Kindern suggeriert, welch grosse Bedeutung das Stammapostelamt für sie haben muss. Auch die Person des Stammapostels wird bereits den Kindern als göttliches Geschenk vermittelt, das sie von der übrigen Welt unterscheidet und trennt. Es kann nicht oft genug erwähnt werden, dass diese Art der Beeinflussung der Kinder die Voraussetzung dafür ist, weshalb auch die Erwachsenen bedingungslos folgen und gehorchen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Neuapostolischen sehr stark innerhalb ihrer Gemeinschaft leben und engere Kontakte zur "Aussenwelt" nur selten vorkommen. Den grössten Teil seiner "Freizeit" verbringt ein Neuapostolischer innerhalb des "Werkes Gottes". Die NAK bietet ihren Mitgliedern viele Möglichkeiten: Kinderchor, Jugendchor, Erwachsenenchor, Orchester, Kirche reinigen, Kindergottesdienst, Sonntagsschule, Jugendstunden, Jugendgottesdienst, Jugendtreffen, Gottesdienste, verschiedene Ämter, Weinbergsarbeit u. a. m., um die "Freizeit" nutzbringend in das "Werk Gottes" einzubringen. Eine Orientierung nach "aussen" wird dadurch bewusst von der NAK verhindert.

Ihr lieben Konfirmanden [ ... ] Ihr bleibt ja Kinder des Allerhöchsten, und er wird Euch auch in Zukunft mit seiner grossen Liebe umsorgen. Dazu gibt er Euch Segensträger, die Euch das ganze Leben hindurch begleiten [ ... ] Haltet Euch nur immer zu ihnen, dann werdet Ihr sicher geführt! Schafft an ihrer Seite mit, dann habt Ihr viel Freude und seid immer die Gesegneten!"75)

Hier nun wieder der Hinweis darauf, wie wichtig es ist, sich immer an die sogenannten Segensträger zu halten. Sie bieten "Sicherheit" ein Leben lang. An der Hand der Segensträger zu bleiben und mit ihnen im "Werk Gottes" zu schaffen bedeutet "Segen" und "Freude" für den Neuapostolischen. So sollte er es nach der neuapostolischen Lehre empfinden. Tut er es nicht, dann muss er sich stärker bemühen, denn der Fehler, das

 

heisst die mangelnde Freude, kann ja nicht an der Lehre liegen, sondern nur an jedem einzelnen. Die Lehre des Stammapostels gilt ja als Gottes Wort, und das kann nicht falsch sein und darf auch nicht angezweifelt werden.

"Dann seht Ihr die vielen Herzen und Hände, die Euch in Eurer Kindheit gedient haben, allen voran Eure Eltern, dann aber auch Eure Lehrer in der Sonntagsschule, im Religions- und Konfirmandenunterricht. Und den Stammapostel, den Bezirksapostel, den Apostel und die Segensträger in der Gemeinde dürfen wir auch nicht vergessen. Fragt Euch nur einmal, was wohl aus Euch geworden wäre, wenn Ihr nicht aus diesen edlen Segensgefässen hättet schöpfen können! Dann hättet Ihr wohl nicht viel aufzuweisen nicht wahr?"76)

Fragen werden hier gleich mitbeantwortet. Es gibt nur eine Antwort auf diese Frage für ein treues "Gotteskind". Kritik an dem, was die NAK lehrt, wäre eine grosse Sünde. Ein Neuapostolischer lernt auch, dass seine Fragen alle von seinen Segensträgern beantwortet werden können. Er braucht nicht zu lernen, eigene Antworten auf Fragen des Glaubens zu finden. Als treues Gotteskind sollte er nicht einmal Fragen stellen, denn alles, was er wissen muss, sagen ihm seine Segensträger, Apostel, der Bezirksapostel und der Stammapostel. Und wer all das beherzigt, was ihm von diesen "edlen Segensgefässen" "liebevoll" gesagt wird, der braucht sich keine Gedanken zu machen, denn er hat gelernt, dass er dann gesegnet ist.

"Vielmehr werdet Ihr Euch eifrig bemühen, ihm zur Freude in seinem Werk mitzuarbeiten und treu im Opfer zu sein. Müsste man sich sonst nicht schämen?"77)

Wer die Psyche eines Kindes nur etwas kennt, der kann sich vorstellen, welch grosse Wirkung dieser letzte Satz im o.a. Zitat auf ein Kind haben muss. Ich frage mich hier ernsthaft, wer sich schämen muss. Ein sogenannter "Segensträger" bzw. ein sogenanntes "edles Segensgefäss", das das Vertrauen eines Kindes ausnutzt, um es "gehorsam" und gefügig zu machen, oder ein unschuldiges Kind, das vielleicht lieber mit Schulkameraden spielen möchte, als sich freudig an den "Freizeitangeboten" der NAK zu beteiligen? Versucht man jedoch, die Intentionen der NAK zu verstehen, dann müssen solche "Mittel" der "liebevollen" Ermahnung angewandt werden, damit die Mitglieder dieses Gedankengut frühzeitig aufnehmen, um auch noch als Heranwachsende und Erwachsene zu – im Sinne der NAK – "funktionieren."

"Wir alle möchten doch nach oben [ ... ] Also ist doch unser Ziel oben, wo der Herr ist [ ... ] Zuerst muss man im Glauben immer höher hinaufsteigen. Was mag das wohl heissen? Ganz einfach: Wer hinaufsteigt, der entfernt sich immer mehr von der Erde und kommt dem Himmel immer näher. Mit anderen Worten: Wer im Glauben hinaufsteigt, interessiert sich immer weniger dafür, was es auf der Erde für verlockende Dinge gibt. Er strebt nach dem Himmel. Wer hinaufsteigt im Glauben, der sieht nach oben und nicht nach unten. Für uns heisst das: Wer hinaufsteigt, der schaut auf! Dann sieht er seine Segensträger. Das sind für uns keine Menschen, sondern die Männer, durch die sich der Herr heute offenbart. Ihr Wort ist uns heilig, und voller Gottesfurch bemühen wir uns zu tun, was sie uns raten."78)

Zunächst einmal macht dieses Zitat deutlich, wie sehr die NAK darauf bedacht ist, dahingehend zu erziehen, dass alles Weltliche für ein "wahres" Gotteskind kaum noch eine Bedeutung im Leben hat. Wer das noch nicht nachempfinden kann, muss sich weiterhin bemühen, im Glauben der neuapostolischen Lehre hinaufzusteigen. Ein anderes Empfinden, das heisst eigene Bedürfnisse und Vorstellungen, sind nur ein Zeichen dafür, dass man noch stärker bemüht sein sollte, das zu tun, was einem so "liebevoll" von den Segensträgern geraten wird, die ja schon höher hinaufgestiegen sind als man selbst.

Die Beschreibung der Segensträger in diesem Zitat ist sehr deutlich und erschreckend zugleich. "Das sind für uns keine Menschen, sondern die Männer, durch die sich der Herr heute offenbart. Ihr Wort ist und heilig, und voller Gottesfurcht bemühen wir uns zu tun, was sie uns raten." Diese einfachen und klaren Worte sind doch komplizierter, als man denkt. Nach aussen hin wird ein Neuapostolischer das niemals so formulieren, ja sogar formulieren können. Nehmen wir noch einmal das Beispiel Stammapostel Richard Fehr. Die NAK lehrt, dass Gott durch dieses Amt zu den Menschen spricht. Dieses Amt wird jedoch von einem Menschen bekleidet. Spricht nun der Stammapostel Fehr zu den Gläubigen, dann spricht nach dieser Lehre Gott zu ihnen und nicht mehr Herr Fehr. Kraft ihrer "inneren Verbundenheit" mit dem Stammapostel wird diese "Eigenschaft" auf alle sogenannten Segensträger übertragen. Erteilt also ein Segensträger einen "Ratschlag", so gilt dieser Rat als Rat Gottes und muss befolgt werden. Hier heisst es deutlich: Ihr Wort ist uns heilig. Welch grosser Missbrauch mit dieser Art von Macht und Autorität begangen werden kann, liegt klar auf der Hand, denn wenn Herr XY in seiner Funktion als Amtsträger etwas sagt, dann gilt es ja nach dieser Lehre nicht mehr als Rat oder Anweisung des Herrn XY, sondern als Gottes Wort.

"Denn wir Gotteskinder haben ja das höchste Ziel, das man sich vorstellen kann, nämlich an der Ersten Auferstehung teilzuhaben. Und dieses Ziel erreicht man nicht so nebenbei, sondern da heisst es, ganz besonders fleissig zu sein. Dann wird der Herr Jesus uns sagen können, wenn er wiederkommt: 'Du wirst jetzt versetzt in den Hochzeitssaal.' Um das zu erreichen, lohnt sich jeder Einsatz [ ... ] Und wer vom Herrn in den Hochzeitssaal versetzt werden möchte, der darf nicht denken: 'Ich brauche nur immer in den Gottesdienst zu gehen, dann

 

wird mich der Herr Jesus annehmen.' Das ist wohl die Grundvoraussetzung, reicht aber nicht, um würdig zu werden. Dazu muss man sich schon von ganzem Herzen bemühen zu tun, was dem himmlischen Vater gefällt. Und was ihm gefällt, das sagt er uns durch den Stammapostel, den Bezirksapostel, die Apostel und die treuen Brüder."79)

Ich denke, es wird immer deutlicher, wie sehr Menschen durch die neuapostolische Lehre von Menschen abhängig gemacht werden. Bereits von klein auf wird verinnerlicht, dass befolgt werden muss, was die sogenannten Segensträger der NAK sagen, da sie angeblich den Willen Gottes vermitteln.

"Aber nun sollt Ihr auch die ganze Wahrheit erfahren. Unser Stammapostel hat kürzlich im Gottesdienst über das Danken gesprochen. Da konnte man merken, dass er darin eine grosse Erfahrung hat. Er hat nicht nur auf den Herzensdank und das Dankeschön-Sagen hingewiesen, sondern auf noch eine wichtige Stufe des Danks: den Tatendank. 'Das ist', so sagt er, 'im Werke unseres Gottes Mitarbeit und Nachfolge.'"80)

Diese einfache, jedoch folgenschwere "Wahrheit" ist für das Fortbestehen einer Sekte von grösster Wichtigkeit. Jeder muss verinnerlicht haben, wie wichtig es ist, in diesem Werk mitzuarbeiten und nachzufolgen. Selbständigkeit und eigene Bedül;rfnisse müssen unterdrückt werden, wenn man "Gottes Willen" erfüllen möchte.

"Aber noch mehr wünsche ich Euch und mir natürlich auch, dass wir alle als Gotteskinder den besten Abschluss erreichen, den man sich vorstellen kann, nämlich angenommen zu werden, wenn der Herr Jesus nun bald kommt. Und auch da heisst es, nicht zu träumen, sondern jeden Tag gewissenhaft zu tun, was der Herr uns durch seine Knechte sagt."81)

Einem wahrhaft treuen Gotteskind bleibt kaum noch Zeit, um Mensch zu sein. Das "Werk Gottes" fordert seine ganze Kraft und Zeit. Hat Gott den Menschen nicht als Individuum geschaffen, mit eigenen Bedürfnissen und Gefühlen? Darf eine "Kirche" Menschen so vereinnahmen, dass für das Menschsein keine Zeit mehr übrigbleibt? Wird hier "Gottes Wille" nicht missbraucht, um Macht über Menschen auszuüben und sie somit gehorsam und folgsam zu machen? Den wirklich treuen Gotteskindern darf man keinen Vorwurf machen, weil sie das alles mit sich geschehen lassen. Sie haben diese Lehre in suggestiver Art und Weise vermittelt bekommen und glauben deshalb auch daran, dass es Gottes Wille ist, dem sie gehorchen. Aus ihnen spricht eine tiefe Liebe zu Gott, und deshalb sind sie bereit, jedes Opfer für ihn zu erbringen. Diese tiefe Gottesfurch und –liebe wird in einer Organisation wie der Neuapostolischen Kirche meiner Meinung nach missbraucht und ausgenutzt.

"Und jetzt zeigt sich die Liebe Gottes. Denn der Gottessohn hat für uns vorgesorgt und die Apostel gesandt, durch die er jeden Sonntag alles wieder in Ordnung bringt, was wir hier und da falsch gemacht haben.

Schon aus diesem Grund sind wir alle dem lieben Gott doch von ganzem Herzen dankbar, dass wir den Heiligen Geist tragen und den Aposteln nachfolgen dürfen, nicht wahr?"82)

"Ja, im Gottesdienst spricht der Herr mit uns. Es macht uns glücklich, dass wir mit seinen Knechten, den Aposteln und den vielen Segensträgern, eine so innige Gemeinschaft haben dürfen. Sie lassen sich nicht verehren oder bewundern, sondern sind echte Brüder und Freunde der Seele, wie es der Herr Jesus gewollt hat. Sie haben immer Zeit für uns und stehen uns mit Gottes Rat zur Seite."83)

Die Apostel brauchen nichts dafür zu tun, um verehrt und bewundert zu werden. Es wird in der neuapostolischen Lehre so stark betont, welch einmalige Begabung sie besitzen, denn durch sie spricht Gott, dass diese "besondere Verbundenheit" mit Gott sie zu ganz besonderen Menschen macht. Wie sollte ein Mensch auch nicht bewundert werden, aus dem angeblich Gott selbst spricht!

"Wie weh es ihm [dem lieben Gott84)] tut, wenn ein Mensch seine Hilfe ausschlägt oder seinen Willen nicht tut, das können wir uns gar nicht richtig vorstellen. Wir wollen ihn nie enttäuschen, sondern immer seinen Willen erfüllen."85)

Kinder wollen normalerweise noch niemanden bewusst verletzen oder ihm weh tun. Hier geht es nun sogar darum, ihnen zu suggerieren, dass sie Gott weh tun würden, wenn sie "seine Hilfe" ausschlagen oder "seinen Willen" nicht tun. Dabei darf nicht vergessen werden, dass Gott in dieser Lehre seine Hilfe durch die sogenannten Segensträger, also Menschen, anbietet und seinen angeblichen Willen durch diese Menschen verkündigt. Deutlich ausgedrückt heisst es hier: Wenn ihr Gott nicht weh tun wollt, dann müsst ihr tun, was der Stammapostel, der Bezirksapostel, die Apostel und alle anderen Segensträger sagen.

"Nun hat der Stammapostel uns eine schöne Möglichkeit gezeigt, dem ewigen Gott unseren Dank abzustatten. Und diese Möglichkeit nutzen wir alle. Ich weiss, dass man Euch dazu nicht erst einladen muss. Am 1. Oktober dürfen wir dem lieben Gott gemeinsam ein besonderes Dankopfer darbringen. Dabei liegt die Betonung auf 'besonders'. Ihr werdet sicher immer Euer Scherflein in den Opferkasten legen. Und das segnet der liebe Gott. Doch das Dankopfer am 1. Oktober wird für uns ein Sonderopfer. Dabei denken wir nicht in erster Linie an den nachfolgenden Segen, sondern bringen unser Opfer aus lauter Dankbarkeit. Der Segen kommt dann doch!"86)

 

Die Erziehung zur Opferbereitschaft setzt bereits früh ein. Der Neuapostolische lernt, dass der Segen Gottes mit von seiner Opferbereitschaft und –treue abhängig ist. Neben dem erwarteten biblischen Zehnten gibt es zusätzlich das "besondere" Dankopfer am Erntedankfest. Da die Neuapostolische Kirche keine sozialen Einrichtungen unterhält, stellt sich die Frage, was mit den Millionenbeträgen geschieht, die durch die Opfer der Mitglieder zusammenkommen.

"Nun dürfen wir noch ein wenig weiter in die Zukunft schauen. Dabei bleiben wir beim ersten Sonntag im November stehen [ ... ] An diesem Tag ist nämlich wieder ein Fest: Ein Gnadenfest, und zwar vor allem für die Seelen, die in den Gefängnissen der Ewigkeit sind.

Wie sehen diese Gefängnisse wohl aus? Bestimmt hat der eine oder andere von Euch einmal eine Burg besichtigt. Dabei konntet Ihr vielleicht auch einen Blick in das Gefängnis der Burg, das Verlies, werfen. Ihr werdet eine Gänsehaut bekommen haben, als Ihr Euch vorgestellt habt, Ihr selbst wäret in solch einem Loch eingesperrt worden.

Nun, so sehen die Gefängnisse in der Ewigkeit nicht aus, und doch ist die Gefangenschaft der Seele oft noch schrecklicher, als was ein Mensch in einem Burgverlies erlebt hat. Diese Gefangenschaft der Seele beginnt nicht erst, wenn sie in die Ewigkeit geht, sondern schon hier.

Aber wie muss man sich die Seelengefängnisse nun vorstellen? [ ... ]

Sicher habt Ihr schon einmal den Ausspruch gehört: 'Der ist ganz gefangen von seinen Ideen!' Damit ist gemeint, dass ein bestimmter Geist von einem solchen Menschen Besitz ergriffen hat und er sich nicht mehr frei entscheiden kann. Die meisten Menschen sind Gefangene eines Geistes, ohne es zu merken. Und so gehen sie schliesslich in die Ewigkeit.

Auch für sie gibt es nur einen Weg in die Freiheit. Den hat der Herr Jesus im Gnaden- und Apostelamt gegeben. Und nur der Stammapostel hat vom Herrn die Vollmacht erhalten, die Gefängnisse der Seelen aufzuschliessen. Das tut er zum ersten Sonntag im November aufs neue. Betet bitte mit, dass viele, ja möglichst alle Seelen sich einladen lassen, im kommenden Entschlafenen-Gottesdienst den Schritt in die Freiheit zu tun!"87)

Diese sogenannten Entschlafenen-Gottesdienste finden dreimal pro Jahr statt. An jedem ersten Sonntag im März, Juli und November. Die sogenannte "Schlüsselgewalt" des Stammapostels macht deutlich, welch übergeordnete Funktion dieses Amt besitzt. Kein anderer Apostel hat diese Machtfülle.

Hier nun eine Darstellung zum Thema aus einem Leitgedanken88) der Neuapostolischen Kirche – Lehre und Erkenntnis – Die Schlüsselgewalt des Stammapostels:

"Ist es notwendig, dass der Stammapostel im Zusammenhang mit den Entschlafenen-Gottesdiensten die jenseitigen Bereiche aufschliesst? [ ... ]

Da auch den Toten das Evangelium verkündigt wird (1. Petrus 4, 5), gemäss Matthäus 16, 18 Jesus im Himmel anerkennt, was auf Erden gelöst und gebunden wird, umfasst die Schlüsselgewalt des ersten Knechtes Jesu auf Erden auch die Macht, den Gnade suchenden Seelen in der jenseitigen Welt die Tür zum Reich Christi zu öffnen. Die Einrichtung der Gottesdienste für die Entschlafenen zeugt davon.

Jesus hat die Schlüssel zum Tod und zur Hölle (Offenbarung 1, 18). Ihm ist alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben (Matthäus 28, 18). Darum öffnet er in der jenseitigen Welt jenen Seelen, die auf Erlösung warten, die Bereiche (= Gefängnisse) und führt sie zu der Stätte der Hilfe, die auf Erden im Stammapostel und den Aposteln aufgerichtet ist

Durch den Stammapostel wird ihnen kraft seines Amtes die Tür zum Reich Gottes geöffnet. Je nach ihrem Seelenzustand empfangen sie aus dem Apostelamt, das die Löse- und Bindegewalt zur Anwendung bringt, die Sakramente.

"Das Öffnen der Gefängnisse ist Sache Jesu – das Öffnen des Reiches Gottes obliegt dem Stammapostel."

Dieses neuapostolische Gedankengut ist für einen Aussenstehenden besonders schwierig zu verstehen. Zunächst einmal frage ich mich, wieso die Einrichtung des Entschlafenengottesdienstes ein Zeugnis für die Schlüsselgewalt des Stammapostels ist. Diese Einrichtung ist doch durch Menschen geschaffen worden und kann aus meiner Sicht nicht als Beweis herangezogen werden. In diesen speziellen Gottesdiensten werden Handlungen an Lebenden stellvertretend für die Toten vollzogen. Auch hier lässt sich kein Beweis erstellen. Des weiteren scheint es mir nach der christlichen Lehre fragwürdig, weshalb Jesus Christus, dem alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben ist, Hilfe suchende Seelen nicht selbst erlösen kann. Weshalb sollte Christus diese Seelen zurück auf die Erde schicken, um dort durch einen Menschen erlöst zu werden? Nach meinem

 

christlichen Verständnis grenzt es bereits an Blasphemie, dass hier gelehrt wird: Das Öffnen der Gefängnisse ist Sache Jesu – das Öffnen des Reiches Gottes obliegt dem Stammapostel.

Die christliche Lehre sagt, dass Jesus Christus, der Sohn Gottes, der alleinige Erlöser der Menschheit ist. Um noch einmal bei dem Begriff der "Schlüsselgewalt" zu bleiben: Ein kluger Hausherr wird doch wohl kaum seinem Knecht den "Generalschlüssel" zu seinem Haus überlassen und selbst nur einen "Ersatzschlüssel" behalten?

"Wie sehr haben wir uns doch auf die Augenblicke mit dem Stammapostel gefreut! [ ... ] Es war s o schön, als wäre der Herr Jesus selbst in unserer Mitte gewesen. Solche Liebe, solchen Frieden, aber auch Glaubensmut und Glaubenskraft haben wir durch den Stammapostel aus der Hand des Herrn empfangen dürfen. Es wird Euch nach diesem Festgottesdienst auch so ergangen sein wie mir: Mit einem richtigen Glücksgefühl, ein Gotteskind sein zu dürfen, seid Ihr durch die letzten Tage gegangen.

Und wenn Euch vielleicht jemand verleiten wollte, etwas zu tun, was dem lieben Gott nicht gefallen hätte, dann habt Ihr Euch immer gleich an den Rat des Stammapostels erinnert und sinngemäss gesagt: 'Ich bleibe am Wort des Herrn und in Jerusalem, ich kann mir einen Spaziergang ausserhalb der Mauer der Gottesstadt nicht erlauben. Und erst recht will ich nie dahin gehen, wo der Teufel sein Unwesen treibt. Ich möchte zum Herrn, darum halte ich mich von den Wegen fern, die mich nur abwärts führen würden [ ... ]'

Wer der Feind der Gotteskinder ist, brauche ich Euch wohl nicht erst zu erklären. Das ist der Teufel. Ständig startet er Angriffe auf das Werk des Herrn. Aber er wird von den Wächtern, dem Stammapostel und den Aposteln, immer sofort erkannt. Sie rufen uns dann zu: 'Bleibt in Jerusalem, bleibt beim Herrn, nur da seid Ihr sicher, und der Herr lässt Euch siegen!' Und sie sagen uns auch, wie wir uns gegen den Satan wehren können."89)

Sicherheit, so lernen die neuapostolischen Kinder schon sehr früh, bietet nur die Neuapostolische Kirche. Ausserhalb dieser bewachten "Festung" lauert der Teufel. Wer also die NAK verlässt, der verliert auch die Sicherheit vor allen Gefahren, die Satan (die Welt) zu bieten hat. Wenn hier von Angriffen auf das Werk des Herrn die Rede ist, so sind damit auch Kritiker der Neuapostolischen Kirche gemeint, vor denen die Mitglieder "geschützt" werden sollen. Kritisches Gedankengut soll unter allen Umständen vermieden werden, denn es gilt als teuflische Machenschaft.

Und wie können wir unsere Kraft dem Herrn weihen? Ganz einfach: indem wir tun, was der himmlische Vater von uns erwartet. Oder anders ausgedrückt: indem wir ihm gehorsam sind [ ... ] Es ist gut, wenn man schon ganz früh lernt, gehorsam zu sein. Denn ich muss Euch einmal etwas verraten: Nicht nur jetzt, sondern auch später, wenn Ihr erwachsen seid, müsst Ihr immer wieder tun, was andere sagen [ ... ]

Merkt Ihr, wohin einen der Ungehorsam bringt? Wer ungehorsam ist, hat meist den Schaden. Deshalb noch einmal: Gehorsam zu sein, sollte man so früh wie möglich lernen. Natürlich brauchen wir nicht jedem zu gehorchen. Dem Teufel zum Beispiel darf man nicht gehorchen. Da sollte man gar nicht erst hinhören, wenn er uns etwas einflüstern will. Aber was der liebe Gott uns durch den Stammapostel, die Apostel und die treuen Brüder sagt, das tun wir, weil wir glauben; das ist Glaubensgehorsam. Ja, das tun wir sogar gern, denn wir möchten doch angenommen werden, wenn der Herr Jesus die Seinen zu sich nimmt, oder? [ ... ] Oder stellt Euch vor, der Teufel wollte Euch einflüstern: 'Was ist schon dabei, wenn Du die Narrheiten in der Welt mitmachst. Sieh doch nur, wieviel Freude das den anderen macht!' Dann hört Ihr bestimmt gar nicht erst hin, denn dazu habt Ihr den lieben Gott ja viel zu lieb. Und darum verzichtet Ihr auch mit Freuden auf das, was die Welt für Freude hält, aber gar keine echte Freude ist [ ... ]

Ich höre Euch schon sagen: 'Wenn der liebe Gott über uns traurig ist, dann wird er uns nicht segnen, und auf seinen Segen können wir doch nicht verzichten. Wir möchten ihm immer Freude bereiten.' Recht habt Ihr. Und darum denkt immer daran, dass der liebe Gott sich dann über Euch freut, wenn Ihr seinen Knechten, aber auch Euren Eltern gehorsam seid. Wenn Ihr's so seht, wird der Gehorsam schon viel leichter. Stimmt's? [ ... ]

Und noch ein Rat: Tut doch immer sogleich, was man Euch sagt! Je mehr Zeit Ihr nämlich verstreichen lasst, bis Ihr's tut, desto mehr Gelegenheit findet der Teufel, Euch zum Ungehorsam zu verführen. Schlagt ihm doch einfach ein Schnippchen, indem Ihr mit dem Gehorsam nicht wartet. Damit erspart Ihr Euch mancherlei inneren Kampf, und der Gehorsam wird leichter."90)

Der sogenannte Glaubensgehorsam ist in der Struktur dieser Sekte ein wichtiger Aspekt. Deshalb wird auch immer wieder auf seine Wichtigkeit hingewiesen. Ohne diesen "Glaubensgehorsam" würde die Macht und Autorität des Stammapostels und der Apostel ihr Fundament verlieren. Aus diesem Grund wird bereits den Kindern deutlich gemacht, dass der Gehorsam auch für Erwachsene bindend ist. Den Begriff Glaubensgehorsam und die neuapostolische Definition habe ich bereits im Kapitel Fragen und Antworten erläutert.

 

 

 

"Was war das doch für ein herrlicher Gottesdienst, den wir mit dem Stammapostel und den Aposteln erleben durften! Euch wird's wohl auch so ergehen wie mir: Man kann fast an gar nichts anderes mehr denken. So schön war es in der Gemeinschaft des Heiligen Geistes.

Als wir uns in den Tagen vor Pfingsten noch auf diesen Festgottesdienst freuten, dachte ich immer: 'Die Hauptsache dabei ist, dass wir den Stammapostel hören können. Das Sehen ist nicht das Wichtigste.' Und das stimmt ja wohl auch. Aber sagt es doch selbst einmal: Hat es Euch in diesem Pfingstgottesdienst nicht auch besonders glücklich gemacht, dem Stammapostel und den Aposteln bei ihrem Dienen in die Augen sehen zu können? Das hat uns geholfen, dem Wort des Herrn noch aufmerksamer zu folgen [ ... ]

Der Stammapostel hat's uns in die Seele geschrieben: Die Gemeinschaft des Heiligen Geistes soll jeden Tag, ja jeden Augenblick mit uns sein. Das heisst für uns, dass wir immer in der Gemeinschaft mit den Aposteln und dem Stammapostel bleiben."91)

Da Stammapostelgottesdienste eine grosse Bedeutung innerhalb dieser Gemeinschaft haben, bedient sich die NAK seit einigen Jahren der technischen Möglichkeiten, via Satellit bzw. über Postkabel Stammapostelgottesdienste in die Gemeinden zu übertragen. Über grosse Leinwände in den Kirchen können die Neuapostolischen diese Gottesdienste miterleben.

"Wer im Segen des Herrn steht, dessen Freude am Erlösungswerk wird vermehrt, der sehnt sich immer mehr danach, dass der Herr Jesus kommt, bei dem wird die Erkenntnis, der Glaubensgehorsam, der Bekennermut, der Eifer für die Sache des Herrn, die Liebe, die Geduld und vor allem die Würdigkeit der Seele immer mehr [ ... ]

Der liebe Gott drängt seinen Segen auch niemandem auf. Man muss schon die Voraussetzungen erfüllen, um gesegnet zu werden. Was das für Voraussetzungen sind, davon habt Ihr schon oft gehört. Dankbarkeit und Opfertreue sind die wichtigsten Voraussetzungen. Aber wie lässt der Liebe Gott uns den Segen zukommen? Darauf gibt es nur eine Antwort, und die kann jeder von Euch geben, nicht wahr? Richtig: Der liebe Gott hat uns Segensträger gegeben. Ihr dürft es ruhig einmal ganz wörtlich nehmen: Segensträger, also Träger des Segens. Unsere Segensträger tragen uns den Segen des himmlischen Vaters zu. Doch dadurch allein, dass wir Segensträger haben, sind wir noch nicht gesegnet [ ... ]

Genauso ist das auch mit dem Segen, den die Diener des Herrn uns zutragen. Um in seinen Besitz zu gelangen, muss man ganz nahe beim Segensträger sein und dann ergreifen, was er uns anbietet.

Wer ist denn seinem Segensträger am nächsten? [ ... ] Wer seinem Segensträger in Liebe das Herz öffnet, der ist ihm am nächsten. Wenn ich könnte, würde ich Euch dies mit einer unauslöschlichen Schrift in Eure Seelen schreiben. Denn für Euer ganzes Leben ist dies ein ganz wichtiger Grundsatz: Dem Segensträger immer das ganze Herz geben! Und wie ergreift man, was der Segensträger uns anbietet? Ganz einfach: indem man sein Wort glaubt. Segensträger sind ein unermesslicher Reichtum für uns alle. Stellt Euch nur einmal vor, der Herr hätte seinen Kindern keinen Stammapostel und keinen Apostel gegeben! Dann gäbe es auf der ganzen Erde kein einziges Gotteskind. Niemand könnte den Willen Gottes erfahren. Niemandem könnten die Sünden vergeben werden. Niemand könnte Seelenspeise oder –trank empfangen. Niemand dürfte hoffen, einmal zum lieben Gott zu kommen. Was wären wir ohne Segensträger doch arm! Merkt Ihr, wie gross die Gnade ist, Segensträger haben zu dürfen?"92)

Auch hier wird bereits den Kindern suggeriert, dass es ohne die sogenannten Segensträger keine Erlösung gäbe. Die Nähe zu seinem Segensträger ist deshalb für einen Neuapostolischen das ganze Leben und in allen Bereichen des Lebens von grösster Wichtigkeit. Um im Segen Gottes zu bleiben, holt sich ein Neuapostolischer auch für ganz private Entscheidungen, wie Berufswahl oder Partnerwahl, den "Rat" seines Segensträgers. Er hat ja verinnerlicht, dass er auf diesem Wege "Gottes" Rat und Wunsch erfährt.

Diese Suggestion hat eine Abhängigkeit zur Folge, die Selbständigkeit und eine Persönlichkeitsentwicklung kaum zulässt.

"Man weiss wirklich nicht, was von dem grossen Segenstag mit unserem Stammapostel man besonders hervorheben soll, denn alles, was uns der Stammapostel gebracht hat, war unendlich bedeutsam und hat doch auch Euch alle sehr, sehr tief berührt, nicht wahr? [ ... ]

Ganz deutlich haben wir noch das schöne Bild der Quelle vor uns, wie es uns der Stammapostel geschildert hat [ ... ] Dann werdet Ihr bestimmt sogleich an die Gnadensonne im Herrn Jesus erinnert, die uns im Apostel leuchtet. Besonders schön scheint sie ja im Stammapostelamt, das haben wir erleben dürfen. Wie warm ist es doch in dieser Sonne! Darum bleiben wir immer im Sonnenschein. Im natürlichen Sonnenlicht kann man alles ganz klar erkennen. Genauso zeigt der Herr uns durch seine Knechte alles ganz deutlich, wie es ist, damit niemand irren muss [ ... ]

Dabei denken wir an den Fels, den der Herr uns in unserem Stammapostel gegeben hat. Der steht unerschütterlich fest, und alle, die mit ihm ganz innig verbunden sind, stehen auch ganz fest und sind dem Herrn treu. Sie tragen eben in sich denselben Glauben wie der Stammapostel, den Felsenglauben: Der Herr kommt nun bald [ ... ]

 

Wie es auf dem Bild dargestellt ist, kommt für uns Gotteskinder die Quelle aus dem Felsenamt. Sie spendet uns immer frisches Wasser, das Lebenswort. Das erquickt uns, reinigt uns aber auch. Wieviel Erfrischendes ist gerade im Stammapostelgottesdienst aus dieser Quelle geflossen! Wie gut tat uns der Schluck Lebenswasser: 'Der liebe Gott hat uns erwählt.'"93)

Bereits das neuapostolische Kind soll darauf vertrauen lernen, dass es ein Segen ist, wenn der Stammapostel zu ihm spricht. Die innige Verbundenheit zum Stammapostelamt gilt als Treue zum Herrn. Wer Gott treu sein möchte, muss nach neuapostolischer Lehre den gleichen Glauben tragen wie der Stammapostel und darf sich nicht davon trennen. Das Stammapostelamt ist die Quelle des neuapostolischen Glaubens.

"Und es geht kein Weg daran vorbei: Jeder Fehler, wie gering er auch scheinen mag, trübt wie alles, was ihm nicht gefällt, das schöne Verhältnis zu unserem himmlischen Vater. Und niemand kann es von sich aus wiederherstellen, auch nicht durch noch so viele gute Taten [ ... ]

Und gewiss könnt Ihr Euren Freunden, die nicht neuapostolisch sind, auch sagen, wie Fehler und Sünden vergeben werden. Ich meine es gerade zu hören, wie Ihr das so schön erklärt: 'Damit uns unsere Sünden vergeben werden können, ist der Herr Jesus am Kreuz gestorben. Und seinen Aposteln hat er gesagt: >Welchen ihr die Sünden erlasset, denen sind sie erlassen.<' Also können Apostel im Namen Jesu die Sünden vergeben. Wie in der Urkirche wirken heute wieder Apostel in der Neuapostolischen Kirche. Die sagen uns den Willen Gottes, sie vergeben uns aber auch unsere Sünden. Nun können die Apostel ja nicht in allen Gemeinden zugleich dienen. Deshalb haben sie den priesterlichen Ämtern den Auftrag gegeben, sonntags die Sündenvergebung zu verkündigen. Ich bin richtig froh, dass ich jeden Sonntag in den Gottesdienst gehen darf, wo mir die Sünden vergeben werden [ ... ]

Und stellt Euch dann für einen kurzen Moment einmal vor, der Herr hätte in unserer Zeit keine Apostel gesandt! Nicht der kleinste Fehler würde uns vergeben! Könnten wir uns dann überhaupt noch richtig freuen? Ich glaube nicht."94)

Sündenvergebung gibt es nach neuapostolischer Lehre nur in der Neuapostolischen Kirche, denn nur die Apostel haben den Auftrag Jesu, Sünden zu vergeben. Alle anderen Menschen, die keine Apostel haben, können ihre Sünden deshalb nicht vergeben werden. Das bedeutet natürlich auch, wer sich von der Neuapostolischen Kirche trennt, hat nicht mehr die Möglichkeit der Sündenvergebung. Auch der regelmässige Gottesdienstbesuch, den die NAK von ihren Mitgliedern erwartet, wird an dieser Stelle als besondere Freude suggeriert, denn er gilt als der einzige Weg zur Sündenvergebung.

"Dass Ihr den Brief erst jetzt bekommt, hat den Grund, dass wir so noch einmal über den Festgottesdienst sprechen können, den wir mit unserem lieben Stammapostel, unserem Bezirksapostel und den Aposteln erleben durften [ ... ]

'Wie werden wohl die vielen Kinder diesen >Tag danach< beginnen und durchleben?' frage ich mich unwillkürlich. Gewiss geht's Euch wie mir: In uns brennt eine Freude, die man nicht beschreiben kann. Denn die Schulsorgen, die einen manchmal so richtig quälen können, sind unter dem Dienen des Stammapostels ganz klein geworden.

Was uns der liebe Gott durch den Stammapostel sagt, ist immer das Wichtigste. Das darf man nicht so schnell vergessen [ ... ]

Es war ein richtiger Advent-Gottesdienst. So hat's uns der Stammapostel gesagt, und so haben wir es auch erlebt [ ... ]

[ ... ] so bleiben auch wir in der Hand des Stammapostels, des Bezirksapostels und unserer Apostel auf dem Heimwegm, dem Weg in die Himmelheimat. Auf diesem Weg erleben wir so viel Schönes, dass wir geistigerweise keine Fahrt ins Blaue, keine Kreuzfahrt, auch keine Reise im Dienste der Macht von unten machen. Und eine Reise zum Begräbnis unserer Hoffnung kommt auch nicht in Frage."95)

Ich denke, dass diese Zitate deutlich gemacht haben, wie stark bereits Kinder beeinflusst werden, damit sie möglichst frühzeitig die neuapostolische Lehre verinnerlichen. Nur so wird verständlich, weshalb auch die Erwachsenen kritiklos gehorchen und folgen.

Anhand der folgenden Zitate soll verdeutlicht werden, wie die Beeinflussung bei Jugendlichen fortgesetzt wird. Nimmt man es genau, so geschieht diese Beeinflussung das ganze Leben hindurch. Aber gerade der Grundstein im Kindes- und Jugendalter ist von grosser Bedeutung, damit er auch im Erwachsenenalter wirksam bleibt.

 

Jugendliche

In der neuapostolischen Zeitschrift Unsere Familie erscheint vierzehntägig auch ein Artikel mit der Überschrift Apostel schreiben der Jugend. Aus diesen Beiträgen möchte ich hier zitieren, um aufzuzeigen, wie die Beeinflussung der Jugendlichen fortgeführt wird. Im Gegensatz zu den Rundschreiben Unsere Kinder, die von einem Bischof der Neuapostolischen Kirche verfasst wurden, werden diese Beiträge, wie es die Überschrift

 

schon deutlich macht, von Aposteln geschrieben. In der Rangstufe der neuapostolischen Ämter steht das Apostelamt über dem Bischofsamt.

"Alles, was uns durch das Wort vom lebendigen Altar gesagt wird, dürfen, ja sollen wir tun, denn es ist Gottes Wort."96)

In diesem Zitat ist erkennbar, dass die Sprache sich bereits deutlich dem neuapostolischen Sprachgebrauch anpasst. Hier werden nicht mehr der Stammapostel, der Bezirksapostel, die Apostel und die Segensträger genannt, sondern hier ist die Rede vom "lebendigen Altar". Inhaltlich hat sich jedoch nichts verändert. Auch die Jugendlichen werden angehalten zu tun, was ihnen durch die Amtsträger der NAK gesagt wird.

"Das Gnaden- und Apostelamt ist für uns eine Quelle göttlichen Lebens und göttlicher Liebe. Wir haben die Gewissheit, dass die Anschläge Satans das Apostelamt nicht ins Wanken bringen können, denn durch die Träger dieses Amtes wird der Sohn Gottes die Seinen zubereiten auf den Tag seiner Wiederkunft."97)

Wichtig ist, den Jugendlichen zu vermitteln, dass die NAK ihnen auch Schutz und Geborgenheit bietet. Die Amtsträger stellen eine Art Garantie gegen teuflische Angriffe dar. Wer in ihrem Schutze bleibt, dem kann der Satan nichts anhaben.

"Es gibt viele Gründe, Ihr lieben Gotteskinder, Euch zu freuen [ ... ] Ihr seid von Gott geliebt! [ ... ] Ihr habt Apostel, die Gesandten Jesu, in Eurer Mitte. Was wäre, hätten wir heute keinen Stammapostel und keine Apostel unter uns? [ ... ] Uns trennt nur noch eine kurze Wegstrecke von dem verheissenen Ziel, dem Tag der Wiederkunft Jesu [ ... ] Wieviel Freude erlebt der, der aktiv in Gottes Werk mitwirkt, die Gottesdienste auskauft, Opfer bringt, sich im Chor und im Weinberg betätigt und Kranke besucht."98)

Bei den Jugendlichen kommt es nun auch darauf an, ihnen zu vermitteln, wie gut es ihnen tun wird, sich aktiv in die NAK einzubringen. Nur das aktive Mitglied bleibt dem Zugriff der Amtsträger erhalten. Ein Loslösen hätte zur Folge, dass fremdes Gedankengut auf die Mitglieder einwirken könnte. Deshalb ist ein reges Gemeindeleben erforderlich. Ausserdem wird immer wieder betont, dass es sich ja nur noch um eine sehr kurze Zeit handeln kann, bis Jesus wiederkommt. Konkrete Termine hinsichtlich der Wiederkunft Jesu macht die NAK nicht. Die böse Erfahrung der Offenbarung durch Stammapostel Bischoff hat die Neuapostolische Kirche diesbezüglich vorsichtig werden lassen.

"Die Seele erstarkt, wenn sie sich mit den Gedanken an die Gnadenwahl, an ihren Erlöser, der ihr im Gnaden- und Apostelamt begegnet, an die verheissene ewige Heimat beschäftigen darf [ ... ]

Nehmen wir die rechte Haltung ein

  • zur Welt und ihrem Treiben? [ ... ]
  • zu Gott und seinem Werk? [ ... ]
  • zu unseren Segensträgern?

In ihnen begegnet uns der Herr, auch im Unterdiakon. Deshalb ist das Wort, das sie uns im Auftrag ihres Senders verkündigen, ein unbestechlicher Massstab für unser Tun."99)

Auch die Jugendlichen bekommen auf jede hier genannte Frage eine vorgefertigte Antwort. Es geht nicht darum, Jugendliche zu kritischem Denken anzuregen, sondern ihnen zu sagen, wie sie sich zu verhalten haben. Sehr deutlich erkennbar ist diese Einstellung auch in der Antwort auf die Haltung zu den Segensträgern.

"Liebe Jugend, Ihr seid in dem Abschnitt des Lebens, wo sich die Frage der Berufswahl stellt [...] Wir Gotteskinder setzten dabei auch unseren Glauben ein. Wir haben die göttlichen Ratgeber und zudem auch ein Empfinden, das uns sagt, wo Gefahren liegen könnten. Wir wissen beispielsweise, dass es Berufe gibt, die es schwermachen, das Werk Gottes immer an erste Stelle zu setzten.

Ist es Euch schon einmal passiert, dass Ihr bei einer Entscheidung bewusst Eure Segensträger umgangen habt aus Furcht, sie könnten einen Rat erteilen, der sich nicht mit Euren Überlegungen deckt? Dann werdet Ihr Euch nicht recht wohl gefühlt haben; es war, als hättet Ihr eine rote Verkehrsampel nicht beachtet. Mancher hat sich dadurch schon um seine Zukunftschance gebracht [... ]

Die Gefahr, den Angeboten des Bösen zu erliegen, ist für ein Gotteskind besonders gross, das sich absondert von der Gemeinschaft. Schliessen wir uns in der Gemeinde der Jugend an, dem Chor, denen, die mithelfen beim Kirchenreinigen oder was es auch sein mag. Dann hat der Versucher weniger Chancen bei uns."100)

Egal, um was für eine Entscheidung des Lebens es geht. Ein neuapostolischer Mensch wird angehalten, sich immer den sogenannten Rat seines Segensträgers zu holen. "Liebevoll" wird auch hier darauf aufmerksam gemacht, dass man sich selbst seine Zukunftschancen verbauen könnte, wenn man den Rat des Segensträgers umgeht. Dieses Einholen der Ratschläge hat zwei gefährliche Folgen. Die eine Gefahr besteht darin, dass ein Neuapostolischer immer unselbständiger wird, sein eigenes Leben in die Hand zu nehmen, und die zweite Gefahr liegt in der Abhängigkeit, in die er dadurch gerät. Er ist nicht mehr in der Lage, eigene Entscheidungen zu treffen, ohne dabei in einen Gewissenskonflikt zu geraten. Eigene Erfahrungen können auch nur in einem

 

geringen Umfang gesammelt werden, da immer wieder darauf hingewiesen wird, dass ausserhalb der NAK Gefahren drohen. Durch diese Isolation zur Aussenwelt wird der Einfluss der NAK auf den einzelnen immer stärker.

"Auch der Fürst dieser Welt bietet scheinbar unbegrenzte Möglichkeiten an. Wer vor ihm niederfällt, dem verspricht er alle Reichtümer dieser Erde. Doch der Schein trügt. Seine Möglichkeiten sind sehr wohl begrenzt, denn sie sind allesamt zeitlich und vergänglich, und man kann sich nicht darauf verlassen, ohne zeitlichen, ja sogar ewigen Schaden davonzutragen. [ ... ]

Dem, der treu ist in der Nachfolge und im Aufschauen, erschliessen sich in der Mitarbeit im Werk Gottes unbegrenzte Möglichkeiten. Wie vielfältig sind die Aufgaben, wenn es darum geht, die letzte Seele zu suchen, im Chor mitzuwirken, beim Reinigen und Schmücken der Kirche zu helfen. Die Frage ist nur: Sehen wir diese Möglichkeiten, und nehmen wir sie wahr? [ ... ]

Wir kommen in der Schule, bei der Arbeit und wo auch immer in Kontakt mit dem Geist dieser Welt, und wir haben Umgang mit vielen Menschen, die sich von ihm beherrschen lassen [ ... ]

Wir wollen nicht Freundschaft mit der Welt suchen, denn das hiesse, von ihr beeinflusst zu sein. Lasst uns immer daran denken, dass die Welt mit ihrer Lust vergeht. Wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit."101)

Gerade bei den Jugendlichen besteht die Gefahr für die Neuapostolische Kirche, dass sie den Einfluss verlieren könnte. Deshalb wird immer wieder und deutlich darauf hingewiesen, wie gefährlich das Leben ausserhalb der NAK ist. Gleichzeitig werden Möglichkeiten angeboten, sich vor diesen Gefahren zu schützen. Mitarbeit im Werk Gottes ist die einzige Möglichkeit. Auch vor dem Einfluss anderer Menschen, die nicht neuapostolisch sind, wird gewarnt. Diese Warnungen sollte man auch einmal vom Standpunkt der NAK aus betrachten. Wenn die Mitglieder erkennen würden, dass sie ausgenutzt und verunselbständigt werden, würden die Macht und Autorität der Amtsträger zerstört werden. Die NAK existiert davon, dass die Mitglieder bedingungslos folgen und gehorchen. Einflüsse von aussen sind daher wirklich eine grosse Gefahr, allerdings nicht für die Mitglieder, wie es die NAK vermittelt, sondern für die NAK selbst.

"Wer wollte den Herrn betrüben, indem er mutwillig einen Gottesdienst versäumt, um damit einem Freund oder Bekannten einen Gefallen zu tun? Oder wollte ein Gotteskind den lebendigen Altar des Herrn verlassen aus Gefälligkeit gegenüber seinem nicht-neuapostolischen Ehepartner? [ ... ]

Wie wird es dagegen unserem himmlischen Vater gefallen, wenn wir in seinem Weinberg tätig sind [...]

Wir befleissigen uns, ihm zu gefallen durch freudige Mitarbeit als Sänger oder Spieler, beim Reinigen der Kirchen und beim Erfüllen der vielfältigen Aufgaben im Werk Gottes [ ... ]

Ihr lieben Jugendlichen, sucht die Nähe zum Herzen Eurer Segensträger und folgt ihren Fussspuren, so bewahrt Ihr Euch am sichersten das Wohlgefallen des himmlischen Vaters."102)

Auf einen regelmässigen Gottesdienstbesuch (dreimal wöchentlich) legt die Neuapostolische Kirche grössten Wert. Die neuapostolische Lehre kann dort natürlich am besten verkündigt werden. Auch werden die Mitglieder in den Gottesdiensten immer wieder darauf hingewiesen, welche Erwartungen die NAK im täglichen Leben an sie stellt. Solche "Ratschläge" und "Hinweise" geschehen zum grössten Teil anhand von Beispielgeschichten aus dem "täglichen" Leben.

Eheschliessungen zwischen einem Neuapostolischen und einem Aussenstehenden sind nicht grundsätzlich ausgeschlossen. Lieber gesehen wird es jedoch, wenn Ehen innerhalb der Gemeinschaft geschlossen werden. Bei einer "Mischehe" sollte der Neuapostolische sich bemühen, seinen Partner für die NAK zu gewinnen und von der neuapostolischen Lehre zu überzeugen.

Unter der sogenannten "Weinbergsarbeit" versteht die NAK die Missionstätigkeit des einzelnen. Jedes Mitglied sollte sich bemühen, im Bekannten- und Verwandtenkreis für die Neuapostolische Kirche zu werben. Von der "Haustürmission" ist die NAK in den letzten Jahren abgekommen, da sie in unserer Zeit nicht mehr besonders vielversprechend ist. Bei "Tagen der offenen Tür" oder besonderen Gästesingen lädt die NAK heute gezielt ein, um sich selbst vorzustellen und neue Mitglieder zu werben. Mit ihren Chören macht sie dabei zum Teil grossen Eindruck auf die Gäste.

"Ihr lieben Jugendlichen, haltet Euch zu Euren Segensträgern, durch die der himmlische Vater zu Euch spricht. Seid freudige, eifrige Beter und bleibt treu im Opfer. [ ... ]

Wenn sich die Verheissung des Sohnes Gottes, wiederzukommen und die Seinen zu sich zu nehmen, erfüllt, werdet Ihr keine Enttäuschung erleben, sofern Ihr an der Hand des Stammapostels und der Apostel bleibt"103)

Auch hier noch einmal, dass das Erreichen des Glaubensziels nur für den möglich ist, der an der Hand des Stammapostels und der Apostel bleibt. Umgekehrt heisst das, dass Christus nur die Neuapostolischen annehmen wird, da nur sie "im Besitz" des Apostelamtes sind.

 

 

"Ob jemand in Ewigkeit mit einem Platz im Himmel oder in der Hölle vorlieb nehmen muss – in jedem Fall ist er dort freiwillig hingegangen!"104)

Da die Neuapostolische Kirche ja keine Verbote erteilt, muss sie ihren "liebevollen" Ratschlägen etwas mehr Nachdruck verleihen. Die "Freiwilligkeit" des Gläubigen, diese "Ratschläge" anzunehmen oder nicht, soll erhalten bleiben. "Liebevoll" weist der hier schreibende Apostel darauf hin, dass derjenige, der gehorsam und folgsam ist, mit einem Platz im Himmel rechnen darf, wer jedoch eigene Wege geht und die Ratschläge seines Segensträgers nicht befolgt, der muss auch dafür geradestehen und mit einem Platz in der Hölle zufrieden sein, denn er hat es ja selbst verschuldet. Auch das ist eine mögliche Methode, um Menschen gefügig zu machen.

"Die Mittel, die der Teufel verabreicht, haben oftmals verheerende 'Nebenwirkungen'. Selbst unbedenklich erscheinende Angebote dieser Welt weisen manche Risiken für unser Glaubensleben auf. [ ... ]

Darum gilt es, vorsichtig zu sein und den Rat der Segensträger in Anspruch zu nehmen und zu befolgen. [ ... ]

Mancher Jugendliche hat ein Hobby, gegen das an und für sich nichts einzuwenden ist. Möglicherweise handelt es sich um eine sportliche Betätigung oder um die Wahrnehmung von Bildungsangeboten. Bei sorgfältiger Betrachtung zeigt sich jedoch eine schwerwiegende 'Nebenwirkung': Das Hobby nimmt soviel Zeit in Anspruch, dass für den Herrn nichts mehr übrig bleibt und auch der Gottesdienstbesuch leidet. In solchen Fällen ist es ratsam, das Engagement für solche Interessen aufzugeben oder zumindest stark einzuschränken [ ... ] Es stellt sich in diesem Zusammenhang immer die Frage: Sind irdische Interessen und Gemeinschaften es wert, das Ziel unseres Glaubens aufs Spiel zu setzen? Ist das Risiko nicht zu gross? Wir sollten klug handeln und bei allen Entscheidungen die möglichen 'Nebenwirkungen' bedenken"105)

Mit grosser Nachdrücklichkeit wird auch hier noch einmal darauf hingewiesen, wie teuflisch und gefährlich weltliche Angebote für Neuapostolische sind. Aus meiner Sicht sind die "Nebenwirkungen", die eine Mitgliedschaft in der Neuapostolischen Kirche mit sich bringt, auch sehr gefährlich. Isolation, Verunselbständigung, Abhängigkeit und Unterdrückung der eigenen Bedürfnisse, um nur einige zu nennen, halte ich für gefährliche "Nebenwirkungen" dieser Lehre.

 

h) Zur Stellung der Frau in der Neuapostolischen Kirche

In dem Kapitel Darstellung der Organisation habe ich schon kurz etwas über die Stellung der Frau in dieser Gemeinschaft gesagt.

Zwei Zitate sollen noch etwas deutlicher machen, welche Stellung der Frau in der Neuapostolischen Kirche zugewiesen wird.

"Für die Brüder gilt noch der Grundsatz: Die Frauen der Brüder haben mit den Gemeinde-Angelegenheiten nicht das geringste zu tun! Ihre Frauen haben nicht die Kraft empfangebn, die mit dem Amt verbundenen Lasten tragen zu können. Wenn die Männer Familienbesuche machen, können die Frauen zu Hause ihre Knie beugen und beten, dass die Seelenarbeit des Mannes mit Segen gekrönt sei."106)

In einem Ämtergottesdienst mit Frauen am 9. Juni 1985 sagte ein Bezirksapostel zu diesem Thema folgendes:

"Es ist mir auch ein Bedürfnis, euch, ihr lieben Gehilfinnen der Amtsträger, ganz besonders zu danken. Ihr habt in der Vergangenheit oft den Abend alleine verbracht. Auch sonntags waren eure Männer die meiste Zeit unterwegs, an der Arbeit. Was wird euch werden, ihr lieben Schwestern? Wenn ihr weiterhin treu an der Seite eures Gatten und Amtsträgers eure Aufgaben erfüllt, dann wird euch der Lohn der Treue werden, das ewige Geborgensein.

Es ist doch ein gewaltiger Unterschied, ob man eine Eva-Gesinnung oder eine Maria-Gesinnung hat. Die Eva wollte damals alles genau wissen. Sie wollte von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen haben. Sie war lüstern. Es wäre besser gewesen, sie hätte diese Begierde überwunden. Wir wollen sie nicht anklagen, aber dieser Geist ist nicht gestorben; dieser Geist, etwas zu wissen, was schliesslich nicht notwendig ist zu erfahren, ist auch heute noch offenbar.

Demgegenüber wünsche ich euch allen ein Mariaherz. Wie war es damals bei Maria? Sie sagte: 'Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast.' Diese Maria konnte auch einmal sagen: 'Was er euch sagt, das tut.'

Eine Eva wird unter Umständen den Gatten herabwürdigen.

Eine Maria aber wird ihren Gatten, den Familienvater, den Hauspriester, den Haushalter, den Seelsorger erhöhen in den Augen der Familienangehörigen und in der Umgebung."

Ich denke, diese Zitate sprechen für sich selbst und können unkommentiert bleiben.

 

 

i) Auswirkungen auf das tägliche Leben

Nun beziehen sich diese Auswirkungen nicht nur auf die Amtsträger, wie wir es schon an anderer Stelle gehört haben, sondern auf jedes Mitglied. So heisst es unter anderem, dass ein unbegründetes längeres Fernbleiben von den Gottesdiensten ein Ausschliessungsgrund wäre. Gottesdienste finden in der NAK an jedem Sonntagvormittag und –nachmittag sowie an einem Abend während der Woche statt. Das bedeutet, dass jedes Mitglied dreimal pro Woche zum Gottesdienst zu gehen hat.

Auch ein unordentlicher Lebenswandel, was immer man darunter zu verstehen hat, gilt als Ausschliessungsgrund.

Die folgenden Beispiele sollen deutlich machen, dass ein "normales" Leben in dieser Gemeinschaft kaum noch möglich ist. Fast alles, was weltlich ist, wird von der Neuapostolischen Kirche sehr negativ bewertet.

Verbote werden zwar nicht direkt ausgesprochen, aber sie sind unterschwellig vorhanden, wenn man bemüht ist, seinem Apostel sowie dessen Lehre und Rat gehorsam zu folgen.

Hier nun einige Beispiele dazu:

"Der Glaube setzt letztlich in allen Lebenslagen die Massstäbe.

Damit bleibt Jesus Christus im Mittelpunkt.

Hinweise zu Gefahren für Leib und Seele sind mehr als eine Lebenshilfe; sie sind ein Angebot der Hilfe zur Erreichung des Glaubensziels.

Als solches haben sie eine auf dem Glaubensgehorsam beruhende Verbindlichkeit."107)

Berücksichtigt man, was unter Glaubensgehorsam im Sinne der Neuapostolischen Kirche zu verstehen ist, dann kann man auch beurteilen, wie die folgenden "Angebote" der Hilfe zu verstehen sind.

1. Besuch von Diskotheken

"Gefahren speziell für Gotteskinder:

Bekanntschaften mit Menschen, die ausgesprochen weltlich geprägt und gesinnt sind; unkontrollierte Verbindungen zu solchen, die gezielt beeinflussen wollen; versäumte Heiligung für den Gottesdienst

Uns wird geraten, die genannten Stätten nicht aufzusuchen. Vielmehr suchen wir nach Möglichkeiten, mit Gotteskindern Gemeinschaft zu pflegen und wir nutzen sie. Dann entsteht erst gar nicht das Bedürfnis nach derartiger Zerstreuung."108)

2. Weltliche Begegnungsstätten

"Hier ist an Jahrmärkte, Schützenfeste, Dom [grosser Rummel in Hamburg – Anm. d. Vf.in] und ähnliche öffentliche Schaustellungen zu denken.

Wer solche Stätten aufsucht, sollte bedenken, welche Atmosphäre dort herrscht, und sich fragen, ob er sich nicht unfreiwilligerweise Gesetzen unterwirft, die dort herrschen. Das könnten sein:

Konsumzwang, übertriebenes Amüsement, Gewalt, Massenhysterie, Kriminalität, u.U. sogar Prostitution.

Wer diese Stätten meidet, begibt sich nicht in Gefahr."109)

3. Film

"Wir leben in einer Gesellschaft, aus der die Medien, wie Film, Rundfunk, Fernsehen und Video, nicht wegzudenken sind. Neben dem Informationsbedürfnis tritt immer mehr das Bedürfnis nach 'Abwechslung' hervor.

Nur selten wird der Kinobesuch die Wahrnehmung eines Bildungsangebotes sein.

Wenn es um die Erhaltung unseres Leibes geht, meiden wir Gift. Wir sollten gleiche Massstäbe auch anlegen, wenn wir an das Wohl und Leben unserer Seele denken. Wer ein feines Empfinden für das seelische Leben entwickelt, merkt auch schnell, was ihm im Geistigen zuträglich ist oder schadet."110)

4. Fernsehen und Video

"Wir zwingen uns zu einem verantwortungsvollen Umgang mit diesen Medien.

Zudem: Können wir die Zeit nicht viel besser nutzen? Setzen wir ganz bewusst an die Stelle zweifelhafter Unterhaltung den Wert des Gesprächs in der Familie, des Erlebens der Gemeinschaft mit Brüdern und Schwestern und der Arbeit im Werk des Herrn."111)

5. Theater

"Will man sich seine Eigenständigkeit bewahren, muss man in der Lage sein, die Geister zu prüfen.

Bevor wir diesem Angebot, das sich in der Regel auch als anspruchsvolles Bildungsprogramm präsentiert, folgen, wollen wir uns fragen: Bringt mir dieses einen Nutzen? Gibt es eine Befruchtung oder ist damit zu rechnen, dass es im Widerspruch zur Wirkung des Heiligen Geistes steht?

Es versteht sich von selbst, dass wir deswegen keinen Gottesdienst versäumen."112)

 

6. Musik

"Wir hüten uns davor, uns mit Musik zu stimulieren oder selbst zu manipulieren.

Der Umgang mit Musik will gelernt sein.

Der musikliebende Jugendliche mag durchaus auch in ein Konzert gehen, das eine Musik darbietet, die im Ursprung zum Lobe Gottes eingerichtet ist und deren Schöpfer von Herzen schrieb, um wieder zu Herzen zu gehen.

Jedoch sollte er sich fragen, ob er die Zeit nicht besser im Werk Gottes nutzbringender verwenden kann. Dass er deswegen keinen Gottesdienst versäumt, versteht sich von selbst."113)

7. Voreheliche Beziehungen

"Die Ehe ist die einzige von Gott gewünschte Einrichtung für die Vereinigung zwischen Mann und Frau. Die Apostel missbilligen ausdrücklich nichteheliche Partnerschaften, ganz gleich, ob es sich um 'Ehen auf Probe' oder um 'freie Verbindungen ohne jegliches öffentlich anerkanntes institutionelles Band' handelt. Desgleichen lautet der Rat der Apostel, in der Freundschafts- und Verlobungszeit keusch und enthaltsam zu leben.

Als Konsequenz dieser Haltung unserer Apostel ergibt sich auch, dass wir als nichtverheiratete oder verlobte Paare nicht gemeinsam in einer Wohnung wohnen und nicht gemeinsam Urlaub machen

(ausgenommen in Begleitung unserer Eltern)."114)

Dies sind nur Auszüge aus dem im März 1993 erschienenen Heft mit dem Titel Gefahren für Leib und Seele.

Mit diesen Beispielen sollte noch einmal verdeutlicht werden, wie stark die neuapostolische Lehre sich auf den Alltag und das Privatleben der Mitglieder auswirkt. Wenn ich das alles lese, dann frage ich mich, wie der Satz in der Werbebroschüre: "Der neuapostolische Christ kann sich im öffentlichen Leben betätigen [ ... ]" gemeint sein soll. Ausser einer beruflichen Tätigkeit im öffentlichen Bereich, die auch für die Finanzierung der Neuapostolischen Kirche von grösster Wichtigkeit ist, kann bei dieser Art der "Lebenshilfe" von einer Betätigung im öffentlichen Leben keine Rede sein. Ausserdem sehe ich hier eine grosse Einschränkung, was die Möglichkeit einer freien Persönlichkeitsentwicklung und –entfaltung angeht.

 

  1. Zum Schluss gesagt

Gefahren, die ich im Zusammenhang mit der Neuapostolischen Kirche und Lehre sehe

  1. Nur ein geringer Teil unserer Bevölkerung ist darüber informiert, dass die Neuapostolische Kirche eine Sekte ist. Durch ihr äusseres Erscheinungsbild hat die Neuapostolische Kirche in der Öffentlichkeit den Eindruck erweckt, eine Art "Freikirche" zu sein. Auch der Begriff Kirche, den diese Sekte in ihrem Namen trägt, verstärkt diesen Eindruck.
  2. Eine verantwortungsvolle Aufklärungsarbeit der Öffentlichkeit durch den Staat und die Kirchen über die Neuapostolische Kirche hat bis heute nicht stattgefunden. Doch gerade durch sachliche Informationen muss die Öffentlichkeit über Sekten aufgeklärt werden. Wie aus dem vorliegenden Text deutlich wurde, kann man sich auch bei einer Gemeinschaft wie der Neuapostolischen Kirche nicht auf Werbematerial verlassen. Obwohl nicht die Unwahrheit gesagt wird, bleiben doch wichtige Informationen ungenannt.
  3. Die neuapostolische Lehre macht Menschen von Menschen abhängig.
  4. Die neuapostolische Lehre macht unselbständig.
  5. Die neuapostolische Lehre verhindert eine Persönlichkeitsentwicklung und –entfaltung.
  6. Die neuapostolische Lehre verhindert Kritikfähigkeit der Gläubigen.
  7. Die Macht und Autorität, die mit dem Apostelamt und ganz besonders mit dem Stammapostelamt verbunden sind, erscheinen mir gefährlich gross. Welche Folgen es haben könnte, wenn diese Macht und Autorität missbraucht würden, mag ich nicht weiter ausführen. Es gäbe genügend Beispiele dafür, die belegen könnten, wie Macht und Autorität missbraucht wurden und welch verheerende Folgen es hatte.

Mein Anliegen ist:

Eine verantwortungsvolle Aufklärungsarbeit der Öffentlichkeit über die

Neuapostolische Kirche.

 

Anmerkungen

  1. Handbuch religiöse Gemeinschaften; Gütersloher Verlagshaus; 4. völlig überarb. u. erw. Auflage; 1993
  2.  

  3. Evangelischer Erwachsenen Katechismus; Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn; 1975.
  4. Ebd,; S. 1002  4)Ebd.; S. 1003.

  1. Die Neuapostolische Kirche hat einen eigenen Verlag, den Verlag Friedrich Bischoff GmbH in Frankfurt am
  2. Main. Die Literatur der NAK erscheint ausschliesslich in diesem Verlag und ist über den freien Buchhandel

    nicht erhältlich.

  3. Neuapostolische Kirche International, Zürich (Hg.): Fragen und Antworten über den neuapostolischen
  4. Glauben; Verlag Friedrich Bischoff GmbH, Frankfurt (Main); Neubearbeitung 1992.

  5. Im weiteren Text werde ich teilweise die gängige Abkürzung NAK für die Neuapostolische Kirche verwenden.
  6. Fragen und Antworten über den neuapostolischen Glauben; a. a. O.; Nr. 167.
  7. Neuapostolische Kirche Internationaler Apostelbund Sitz Zürich Statuten 1977 amtlich eingetragen in der Schweiz.
  8. Ebd.; siehe § 4 Nr. 5.
  9. Fragen und Antworten über den neuapostolischen Glauben; a. a. O.; Nr. 186.
  10. Apostelkollegium der Neuapostolischen Kirche (Hg.): Richtlinien für die Amtsträger der Neuapostolischen Kirche, Ausgabe 1963; Verlag und Druck: Friedrich Bischoff, Frankfurt am Main.
  11. Ebd,: S. 111 – 112.    14) Ebd.; S. 83.    15) Ebd.; S. 109.    

16) Ebd.; S. 110.      17) Ebd.; S. 90.    18) Ebd.; S. 63 f.

19) Ebd.; S. 66.      20) Ebd.; S. 63.    21) Ebd.: S. 111.

22) Ebd.; S. 113.      

  1. Fragen und Antworten über den neuapostolischen Glauben; a. a. O.; Nr. 167.
  2. Ebd.; Nr. 235.    25) Ebd.; Nr. 195.  26) Ebd.; Nr. 202.

27) Ebd.; Nr. 203.    28) Ebd.; Nr. 213.  29) Ebd.; Nr. 218.

30) Ebd.; Nr. 220.    31) Ebd.; Nr. 221.

  1. Werbebroschüre Der neuapostolische Christ; S. 2.
  2. Kurt Hutten: Seher, Grübler, Enthusiasten; Stuttgart: Quell Verlag 141989.
  3. Ebd.; S. 492 f.
  4. Calwer Bibellexikon; Stuttgart: Calwer Verlag 31973.
  5. Ebd.; Schlagwort Apostel.
  6. Fragen und Antworten über den neuapostolischen Glauben: a. a. O.; Nr. 173.
  7. Ebd.; Nr. 177.    39) Ebd.; Nr. 178.

  1. Amtsblatt. Halbmonatsschrift für die Amtsträger der Neuapostolischen Kirche; Sondernummer (8. Juni
  2. 1952); S. 15.

  3. Apostolische Gemeinschaft e.V. (Hg.): Geschichtlicher Rückblick auf die Entwicklung des Stammapostelamtes; 1975; S. 13.
  4. Amtsblatt; 15. Juni 1952; S. 94.  43) Amtsblatt; 15. Oktober 1952; S. 155.

44) Ebd.; S. 156.        45) Wächterstimme; 1.7.1950.

  1. Kurt Hutten; Seher, Grübler, Enthusiasten; a. a. O.; S. 491 f.
  2. Amtsblatt; 1952.      
  3. Amtsblatt; Sondernummer (8. Juni 1952); S. 2.
  4. Fragen und Antworten über den neuapostolischen Glauben; a. a. O.; Nr. 4.
  5. Ebd.; Nr. 5.
  6. Hauptleitung des Neuapostolischen Kirchen und Gemeinden (Hg.): Allegemeine Hausregeln und Glaubensbekenntnis für die Ämter und Mitglieder der Neuapostolischen Kirche; Verlag Friedrich Bischoff.
  7. Ebd.; Dritter Teil; S. 4.
  8. Fragen und Antworten über den neuapostolischen Glauben; a. a. O.; Nr. 231.
  9. Unsere Familie Die Zeitschrift der Neuapostolischen Kirche; Hg.: Richard Fehr, Zürich; Verlag Friedrich Bischoff
  10. Unsere Familie; 53. Jg.; Nr. 13 v. 5. Juli 1993; S. 20.
  11. Nach der "Volkswahl" vom 17.10.1954 sandte die Neuapostolische Kirche in Berlin und Land Brandenburg dem Magistrat von Ostberlin "aufrichtige Glückwünsche" und eine Spende von 1000 DM Ost zum weiteren Aufbau der Hauptstadt Deutschlands anlässlich des überwältigenden Bekenntnisses der Berliner Bevölkerung zu den Kandidaten der Nationalen Front. "Wir geben der Hoffnung Ausdruck, dass auch in Zukunft die Zusammenarbeit zwischen dem Magistrat von Gross-Berlin und unserer Kirche, so wie bisher, eine für beide Teile recht segensreiche bleiben möge." (Oldenburger Sonntagsblatt, 21 11. 1954)
  12. Kurt Hutten: Seher, Grübler, Enthusiasten; a. a. O.; S. 477 f.
  13. Allgemeine Hausregeln; a. a. O.; S. 5.
  14. Kurt Hutten: Seher, Grübler, Enthusiasten; a. a. O.; S. 487.
  15. Unsere Kinder, Rundschreiben für die Kinder im Apostelbezirk Nordrhein-Westfalen; Hg.: Bischof Klaus Zeidlewicz im Auftrag des Bezirksapostels Hermann Engelauf.
  16. Unsere Kinder; August 1988.

 

62) Unsere Kinder; September 1988.  63) Ebd.

64) Ebd.        65) Ebd.    66) Ebd.

67) Unsere Kinder; November 1988.  68) Unsere Kinder; Dezember 1988

69) Unsere Kinder; Januar 1989.    70) Ebd.    71) Unsere Kinder; Februar 1989

72) Ebd.        73) Ebd.    74) Ebd.

75) Unsere Kinder; März 1989.    76) Ebd.    77) Unsere Kinder; Mai 1989.

78) Ebd.        79) Unsere Kinder; Juni/Juli 1989.

80) Unsere Kinder; August 1989.    81) Ebd.    82) Unsere Kinder; Sond.Nr., Sept.1989

83) Ebd.        84) Einfügung der Verfasserin.

85) Unsere Kinder; Sept./Okt. 1989.  86) Ebd.    87) Ebd.

  1. Leitgedanken zum Gottesdienst. Monatsschrift für die Amtsträger der Neuapostolischen Kirche; 65.Jg., Sondernr., Januar 1991; Hg.: Richard Fehr, Zürich/Schweiz; Verlag Friedrich Bischoff GmbH.
  2. Unsere Kinder; November/Dezember 1989.
  3. Unsere Kinder; Februar 1990.    91) Unsere Kinder; Juni/Juli 1990.

92) Unsere Kinder; August 1990    93) Unsere Kinder; September/ Oktober 1990.

94) Unsere Kinder; November 1990.  95) Unsere Kinder; Dezember 1990.

96) Unsere Familie; 20.2.1994.    97) Unsere Familie; 5.7.1993.

98) Unsere Familie; 20.1.1994.    99) Unsere Familie; 20.7.1993.

100)Unsere Familie; 5.1.1994.    101) Unsere Familie; 5.3.1993.

102)Unsere Familie; 20.2.1993.    103) Unsere Familie; 20.5.1993.

104)Unsere Familie; 20.1.1993.    105) Unsere Familie; 5.2.1994.

106)Richtlinien für die Amtsträger der Neuapostolischen Kirche; a. a. O.; S. 69.

107)Neuapostolische Kirche: Gefahren für Leib und Seele; Hamburg 1993; S. 3.

108)Ebd.; S. 10.        109) Ebd.; S. 12.    110) Ebd.; S. 16.      

111)Ebd.; S. 17.        112) Ebd.; S. 18.    113) Ebd.; S. 20.

114)Ebd.; S. 21 u. 25.

Anhang

  1. Bibelstellen zum Thema Versiegelung
  2. (Zum besseren Verständnis werden die Bibelstellen in zwei verschiedenen Übersetzungen angegeben. Die jeweils an erster Stelle angegebene Bibelstelle ist die Fassung des revidierten Luthertextes von 1956. Die zweite Übersetzung ist Die Gute Nachricht.)

    Joh. 6, 27: Schaffet euch Speise, nicht, die vergänglich ist, sondern die da bleibt in das ewige Leben, welche euch des Menschen Sohn geben wird; denn auf dem ist das Siegel Gottes des Vaters.

    Joh. 6,27: Bemüht euch nicht um Nahrung, die verdirbt, sondern um Nahrung, die für das ewige Leben vorhält. Diese Nahrung wird euch der Menschensohn geben, denn Gott, der Vater, hat ihn dazu ermächtigt.

    1. Kor. 9, 2: Bin ich andern nicht ein Apostel, so bin ich doch euer Apostel; denn das Siegel meines Apostelamts seid ihr in dem Herrn.

    1. Kor. 9, 2: Selbst wenn mich andere nicht als Apostel anerkennen – für euch bin ich es! Meine Beglaubigung als Apostel ist, dass ihr Christen geworden seid.

    2. Kor. 1, 21 – 22: Gott ist's aber, der uns befestigt samt euch in Christus und uns gesalbt und versiegelt und in unsere Herzen als Unterpfand den Geist gegeben hat.

    2. Kor. 1, 21 – 22: Gott hat uns zusammen mit euch auf diesen festen Grund gestellt: auf Christus. Er hat uns ausgewählt und sein Siegel aufgedrückt. Er hat uns seinen Geist geschenkt als Pfand für das, was er uns noch geben will.

    Eph. 1, 13: In ihm seid auch ihr, die ihr gehört habt das Wort der Wahrheit, nämlich das Evangelium von eurer Seligkeit – in ihm seid auch ihr, da ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem heiligen Geist, der verheissen ist [ ... ]

    Eph. 1, 13: Es gilt auch für euch, die ihr das Wort der Wahrheit gehört habt: die gute Nachricht, die euch Rettung bringt. Als ihr zum Glauben kamt, hat Gott euch den heiligen Geist gegeben, den er seinem Volk versprochen hat. Damit hat er euch sein Zeichen aufgedrückt.

    Eph. 4, 30: Und betrübt nicht den heiligen Geist Gottes, mit dem ihr versiegelt seid auf den Tag der Erlösung.

    Eph. 4, 30: Beleidigt durch euer Verhalten nicht den heiligen Geist, den Gott euch gegeben hat. Denn er bürgt euch dafür, dass der Tag der Befreiung für euch kommen wird.

     

    Offb. 7, 3: und er sprach: Tut nicht Schaden der Erde und dem Meer noch den Bäumen, bis dass wir versiegeln die Knechte unseres Gottes an ihren Stirnen.

    Offb. 7, 4: Und ich hörte die Zahl derer, die versiegelt wurden: hundertvierundvierzigtausend, die versiegelt waren von allen Geschlechtern Israels.

    Offb. 7, 3: und sagte: Verwüstet weder Land, noch das Meer, noch die Bäume! Erst müssen wir die Diener unseres Gottes mit dem Siegel auf der Stirn kennzeichnen.

    Offb. 7, 4: Und ich hörte, wieviele mit dem Siegel gekennzeichnet würden. Es waren hundertvierundvierzigtausend aus allen Stämmen des Volkes Israel.

    1. Tim. 5,22: Die Hände lege niemand zu bald auf; mache dich auch nicht teilhaftig fremder Sünden. Halte dich selber rein.

    1. Tim. 5, 22: Leg niemand zu schnell die Hände auf, sonst machst du dich mitschuldig. Halte dich selbst rein!

    1. Tim. 4, 14: Lass nicht ausser acht die Gabe in dir, die dir gegeben ist durch Weissagung mit Handauflegung der Ältesten.

    1. Tim. 4, 14: Vernachlässige nicht die Gabe, die Gott dir geschenkt hat, als die Propheten in der Gemeinde dich beriefen und die Vorsteher dir unter Gebeten die Hände auflegten.

    2. Tim. 1, 6: Um solcher Ursache willen erinnere ich dich, dass du erweckest die Gabe Gottes, die in dir ist durch Auflegung meiner Hände.

    2. Tim. 1, 6: Darum ermahne ich dich: Lass die Gabe zur Wirkung kommen, die Gott dir geschenkt hat, als ich dir die Hände auflegte.

    4. Mose 27, 18-23: Und der Herr sprach zu Mose: Nimm Josua zu dir, den Sohn Nuns, einen Mann, in dem der Geist ist, und lege deine Hände auf ihn; und lass ihn treten vor den Priester Eleaser und vor die ganze Gemeinde und bestelle ihn vor ihren Augen und lege von deiner Hoheit auf ihn, damit ihm gehorche die ganze Gemeinde der Kinder Israel. Und er soll treten vor Eleaser, den Priester, der soll für ihn mit den heiligen Losen den Herrn befragen. Nach dessen Befehl sollen aus- und einziehen er und alle Kinder Israel mit ihm und die ganze Gemeinde. Mose tat, was ihm der Herr geboten hatte, und nahm Josua und liess ihn treten vor den Priester Eleaser und vor die ganze Gemeinde und legte seine Hand auf ihn und bestellte ihn, wie der Herr durch Mose geredet hatte.

    5. Mose 34, 9: Josua aber, der Sohn Nuns, wurde erfüllt mit dem Geist der Weisheit; denn Mose hatte seine Hände auf ihn gelegt. Und die Kinder Israel gehorchten ihm und taten, wie der Herr es Mose geboten hatte.

    Apg. 6, 6: Diese stellten sie vor die Apostel; die beteten und legten die Hände auf sie.

    Apg. 6, 6: Die Gemeinde brachte diese sieben Männer zu den Aposteln. Die beteten für sie und legten ihnen die Hände auf.

    Apg. 13, 3: Da fasteten sie und beteten und legten die Hände auf sie und liessen sie ziehen.

    Apg. 13, 3: In einem Gottesdienst, der durch Fasten vorbereitet worden war, beteten sie über den beiden, legten ihnen die Hände auf und verabschiedeten sie.

    Hebr. 6, 2: vom Taufen, vom Handauflegen, von der Toten Auferstehung und vom ewigen Gericht,

    Hebr. 6, 2: der Taufe und Handauflegung, der Auferstehung der Toten und dem letzten Gericht.

    Apg. 19, 5 f.: Da sie das hörten, liessen sie sich taufen auf den Namen des Herrn Jesus. Und da Paulus die Hände auf sie legte, kam der heilige Geist auf sie, und sie redeten in Zungen und weissagten. Es waren aber zusammen etwa zwölf Männer.

    Apg. 19, 5 f.: Als sie das hörten, liessen sie sich auf den Namen des Herrn Jesus taufen. Paulus legte ihnen die Hände auf, und sie bekamen den heiligen Geist. Sie redeten in unbekannten Sprachen und verkündeten Weissagungen von Gott. Es waren etwa zwölf Männer.

    Apg. 8, 14-17: Da aber die Apostel hörten zu Jerusalem, dass Samarien das Wort Gottes angenommen hatte, sandten sie zu Petrus und Johannes. Die kamen hinab und beteten für sie, dass sie den heiligenb Geist empfingen. Denn er war noch auf keinen von ihnen gefallen, sondern sie waren allein getauft auf den Namen des Herrn Jesus. Da legten sie die Hände auf sie, und sie empfingen den heiligen Geist.

    Apg. 8, 14-17: Die Apostel in Jerusalem hörten davon, dass man in der Stadt Samaria Gottes Botschaft angenommen hatte, und schickte Petrus und Johannes hin. Die beteten für die Getauften um den Geist Gottes. Denn die Leute in Samaria waren zwar auf den Namen des Herrn Jesus getauft worden, aber noch keiner von ihnen hatte den heiligen Geist empfangen. Dann legten Petrus und Johannes ihnen die Hände auf, und sie wurden von Gottes Geist erfüllt.

    Apg. 2, 1 ff.: Und als der Tag der Plage erfüllt war, waren sie alle beieinander an einem Ort. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie eines gewaltigen Windes und erfüllte das ganze Haus, da sie sassen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt, wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeglichen unter ihnen, und sie wurden alle voll des heiligen Geistes und fingen an zu predigen in anderen Zungen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen.

    Apg. 2, 1 ff.: Am jüdischen Pfingstfest waren wieder alle versammelt. Plötzlich rauschte es vom Himmel wie bei einem Sturm. Das Rauschen erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Dann sahen sie etwas, das sich wie Feuerzungen verteilte und sich auf jeden von ihnen niederliess. Alle wurden von Gottes Geist erfüllt und begannen in verschiedenen Sprachen zu reden, jeder wie es ihm der Geist Gottes eingab.

    Apg. 2, 37 f.: Als sie aber das hörten, ging's ihnen durchs Herz, und sprachen zu Petrus und zu den anderen Aposteln: Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun? Petrus sprach zu ihnen: Tut Busse und lasse sich ein jeglicher taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des heiligen Geistes.

    Apg. 2, 37 f.: Die Zuhörer waren betroffen und fragten Petrus und die anderen Apostel: "Brüder, was sollen wird tun?" Petrus antwortete: "Ändert euch und lasst euch alle auf den Namen Jesu Christi taufen! Dann wird Gott euch eure Schuld vergeben und euch seinen heiligen Geist schenken."

    Apg. 10, 44: Da Petrus noch diese Worte redete, fiel der heilige Geist auf alle, die dem Wort zuhörte,

      Apg. 10, 44: Während Petrus noch sprach, kam der heilige Geist auf alle, die ihm zuhörten.

    Apg. 15, 7-9: Da man sich aber lange gestritten hatte, stand Petrus auf und sprach zu ihnen: Ihr Männer, liebe Brüder, ihr wisset, dass Gott mich lange vor dieser Zeit unter euch erwählt hat. Dass durch meinen Mund die Heiden das Wort des Evangeliums hörten und glaubten. Und Gott, der die Herzen kannt, gab Zeugnis für sie, denn er gab ihnen den heiligen Geist gleichwie auch uns und machte keinen Unterschied zwischen uns und ihnen, nachdem er ihre Herzen gereinigt hatte durch den Glauben.

    Apg. 15, 7-9: Nach einer langen Diskussion stand Petrus auf und sagte: "Liebe Brüder! Wie ihr wisst, hat Gott mir schon vor langer Zeit den Auftrag gegeben, auch den anderen Völkern die Gute Nachricht zu verkündigen, damit sie Jesus als ihren Herrn annehmen. Gott, der die Herzen aller Menschen kennt, hat uns gezeigt, dass er auch die Nichtjuden annimmt; denn er hat ihnen genauso seinen Geist gegeben wie uns. Er hat keinen Unterschied zwischen beiden gemacht. Weil sie ihm vertrauten, hat er sie von ihrer Schuld befreit.

    Gal. 3, 2: Das allein will ich von euch erfahren: Habt ihr den Geist empfangen durch des Gesetzes Werk oder durch die Predigt vom Glauben?

    Gal. 3, 2: Sagt mir nur das eine: Hat Gott euch seinen Geist gegeben, weil ihr das Gesetz befolgt habt oder weil ihr die Gute Nachricht gehört habt und auf Jesus Christus vertraut?

    Luk. 11, 13: So denn ihr, die ihr arg seid, könnt euren Kindern gute Gaben geben, wieviel mehr wird der Vater im Himmel den heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!

    Luk. 11, 13: So schlecht wie ihr seid, wisst ihr doch, was euren Kindern gut tut. Wieviel mehr wird der Vater im Himmel denen seinen Geist geben, die ihn darum bitten.

    Apg. 9, 17: Und Ananias ging hin und kam in das Haus und legte die Hände auf ihn und sprach: Lieber Bruder Saul, der Herr hat mich gesandt, Jesus, der dir erschienen ist auf dem Weg, da du herkamst; du sollst wieder sehend und mit dem heiligen Geist erfüllt werden.

    Apg. 9, 17: Da ging Hananias in jenes Haus und legte Saulus die Hände auf. "Bruder Saulus", sagte er, "der Herr hat mich geschickt – Jesus selbst, den du unterwegs gesehen hast. Du sollst wieder sehen können und seinen heiligen Geist erhalten."

     

  3. Bibelstellen zum Apostelamt
  4. (Zur Definition Apostel aus dem Calwer Bibellexikon siehe [[in diesen Seiten]] e) Der Stammapostel – Das Apostelamt)

    Matth. 10, 40: Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat.

    Matth. 10, 40: Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat.

    Luk. 10, 16: Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich; wer aber mich verachtet, der verachtet den, der mich gesandt hat.

    Luk. 10, 16: Wer auf euch hört, hört auf mich. Wer euch abweist, weist auch mich ab – und damit zugleich den, der mich gesandt hat.

    Joh. 13, 16: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Knecht ist nicht grösser als sein Herr, noch der Apostel grösser als der, der ihn gesandt hat.

    Joh. 13, 16: Ich sage euch: Ein Diener ist nicht grösser als sein Herr, und ein Bote ist nicht grösser als sein Auftraggeber.

    1. Kor. 12, 28: Und Gott hat gesetzt in der Gemeinde aufs erste Apostel, aufs andere Propheten, aufs dritte Lehrer, danach Wundertäter, danach Gaben gesund zu machen, Helfer, Regierer mancherlei Zungen.

    1. Kor, 12, 28: Jedem hat Gott seinen bestimmten Platz zugewiesen. Zuerst die Apostel, dann die Propheten und die Lehrer. Dann kommen die, die Wunder tun oder heilen können, die helfen oder verwalten oder in unbekannten Sprachen reden.

    ( Zum Text von Kurt Hutten siehe unter e) Der Stammapostel – Das Apostelamt [[in dieser Zusammenstellung]] )

    Apg. 20, 28: So habt nun acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, unter welche euch der heilige Geist gesetzt hat zu Bischöfen, zu weiden die Gemeinde Gottes, welche er durch sein eigen Blut erworben hat.

    Apg. 20, 28: Hütet euch selbst und die Herde, die euch der heilige Geist anvertraut hat. Seid Hirten der Gemeinde, die Gott sich durch das Blut seines eigenen Sohnes erworben hat.

    Titus 1, 5: Deshalb liess ich dich in Kreta, dass du solltest vollends ausrichten, was noch fehlt, und in den Städten hin und her Älteste einsetzen, wie ich dir befohlen habe.

    Titus 1, 5: Ich habe dich in Kreta zurückgelassen, damit du tust, was ich selbst nicht mehr ausführen konnte. In jeder Stadt sollst du Gemeindevorsteher einsetzen. Denke an meine Anweisungen.

    Eph. 4, 11-13: Und er hat etliche zu Aposteln gesetzt, etliche zu Propheten, etliche zu Evangelisten, etliche zu Hirten und Lehrern, dass die Heiligen zugerüstet würden zum Werk des Dienstes. Dadurch soll der Leib Christi erbaut werden, bis dass wir alle hinankommen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zur Reife des Mannesalters, zum vollen Mass der Fülle Christi.

    Eph. 4, 11-13: Und auch Gaben hat er ausgeteilt: Er hat die einen zu Aposteln gemacht, andere zu Propheten, wieder andere zu Missionaren, zu Gemeindevorstehern und Lehrern. Ihre Aufgabe ist es, das Volk Gottes zu seinem Dienst bereitzumachen und den Leib Christi aufzubauen. So soll es dahin kommen, dass wir alle durch denselben Glauben und durch die gemeinsame Erkenntnis des Sohnes Gottes verbunden werden. Dann bilden wir zusammen den vollkommenen Menschen, der Christus ist, und wachsen in die ganze Fülle hinein, die Christus in sich umfasst.

    Eph. 2, 20: erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist.

    Eph. 2, 20: Ihr seid in den Bau eingefügt, dessen Fundament die Apostel und Propheten bilden. Aber der wichtigste Stein in diesem Fundament, nämlich der Eckstein, ist Jesus Christus.

    Matth. 23, 8: Aber ihr sollt euch nicht Rabbi nennen lassen; denn einer ist euer Meister; ihr aber seid alle Brüder.

    Matth. 23, 8: Aber ihr sollt euch nicht Lehrer nennen lassen, denn ihr seid untereinander Brüder und habt nur einen, der euch etwas zu sagen hat.

    Matth. 23, 10: Und ihr sollt euch nicht lassen Lehrer nennen; denn einer ist euer Lehrer, Christus.

    Matth. 23, 10: Und ihr sollt euch nicht Führer nennen lassen, denn es gibt nur einen, der euch führt, und das ist Christus, der versprochene Retter.

    Matth. 23, 11: Der Grösste unter euch soll euer Diener sein.

      Matth. 23, 11: Darum soll der Grösste unter euch euer Diener sein.

     

    Matth. 10, 8: Macht Kranke gesund, weckt Tote auf, reinigt Aussätzige, treibt böse Geister aus. Umsonst habt ihr's empfangen, umsonst gebt es auch.

    Matth. 10, 8: Heilt die Kranken, weckt die Toten auf, macht Aussätzige gesund und treibt böse Geister aus. Umsonst habt ihr alles bekommen, darum sollt ihr es auch umsonst weitergeben.

    2. Tim. 3, 15: und weil du von Kind auf die heilige Schrift weisst, die dich unterweisen kann zur Seligkeit durch den Glauben an Christus Jesus.

    2. Tim. 3, 15: und kennst seit deiner Kindheit die heiligen Schriften. Sie können dir den Weg zur Rettung zeigen, der im Vertrauen auf Jesus Christus besteht.

    Phil. 2,5: Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war.

      Phil. 2, 5: Denkt immer daran, was Jesus Christus für einen Massstab gesetzt hat.

     

    Literaturverzeichnis

    a) Verwendete Literatur

    Fragen und Antworten über den neuapostolischen Glauben; Hg.: Neuapostolische Kirche International, Zürich Juli 1992; Verlag Friedrich Bischoff GmbH, Frankfurt (Main)

    Allgemeine Hausregeln und Glaubensbekenntnis für Ämter und Mitglieder der Neuapostolischen Kirche; Hg.: Hauptleitung der Neuapostolischen Kirchen und Gemeinden; Verlag Friedrich Bischoff, Frankfurt am Main

    Amtsblätter für Amtsträger der Neuapostolischen Kirche

    Gefahren für Leib und Seele; Neuapostolische Kirche, Hamburg März 1993

    Richtlinien für die Amtsträger der Neuapostolischen Kirche; Ausgabe 1963; Hg.: Apostelkollegium der Neuapostolischen Kirche; Verlag Friedrich Bischoff, Frankfurt am Main

    Statuten; Neuapostolische Kirche Internationaler Apostelbund; 1977 amtlich eingetragen in der Schweiz

    Unsere Kinder. Rundschreiben für die Kinder im Apostelbezirk Nordrhein Westfalen

    Leitgedanken zum Gottesdienst. Monatsschrift für die Amtsträger der Neuapostolischen Kirche; 65. Jg., Sondernummer Januar 1991; Verlag Friedrich Bischoff GmbH

    Unsere Familie. Die Zeitschrift der Neuapostolischen Kirche; Hg.: Richard Fehr, Zürich; Verlag Friedrich Bischoff GmbH

    Die Literatur der Neuapostolischen Kirche ist nicht im freien Buchhandel erhältlich.

    Geschichtlicher Rückblick auf die Entwicklung des Stammapostelamtes; Hg.: Apostolische Gemeinschaft e.V. 1975

    Die Neuapostolische Kirche; (Werbebroschüre); Hg.: Neuapostolische Kirche International

    Handbuch Religiöse Gemeinschaften;41993; Gütersloher Verlagshaus

    Evangelischer Erwachsenen Katechismus; 1975; Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn

    Knaurs Lexikon A-Z; München: Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachfolger 1985

    Kurt Hutten: Seher – Grübler – Enthusiasten; Stuttgart: Quell Verlag 141989

    Calwer Bibellexikon; Stuttgart: Calwer Verlag 31973

    Die Bibel. Nach der Übersetzung von Martin Luther; Württembergische Bibelanstalt Stuttgart

    Die Gute Nachricht. Das Neue Testament in heutigem Deutsch; Stuttgart: Deutsche Bibelstiftung 1976

     

    (Hinweis zu den Richtlinien für die Amtsträger der Neuapostolischen Kirche: 1993 ist eine überarbeitete Ausgabe dieser Richtlinien von der Neuapostolischen Kirche International herausgegeben worden. Die Inhalte dieser neuen Ausgabe unterscheiden sich jedoch nicht wesentlich von der Ausgabe von 1963. Veränderungen wurden hauptsächlich in der äusseren Form und der Art der Formulierungen vorgenommen.

    Eine deutliche Umformulierung ist im Zusammenhang mit den Familienbesuchen auffällig. In der neuen Ausgabe heisst es dazu: "Familioenbesuche sind grundsätzlich im voraus anzumelden. Die regelmässigen Besuche schliessen spontane Kontakte [ ... ] nicht aus. Solche können sich u. a. ergeben durch Kurzbesuche (im Vorbeigehen) [ ... ]" Wobei davon auszugehen ist, dass diese Kurzbesuche dann doch wieder unangemeldet geschehen werden.

    Dieser Hinweis auf die Neuausgabe der Richtlinien für die Amtsträger erscheint mir an dieser Stelle noch notwendig, um auch auf die aktuellen Veränderungen aufmerksam zu machen.)

     

  5. Literatur zur Neuapostolischen Kirche
  6. Handbuch Religiöse Gemeinschjaften; 41993; Gütersloher Verlagshaus

    Kurt Hutten: Seher – Grübler – Enthusiasten; Quell Verlag, Stuttgart

    Friedrich-Wilhelm Haack: Neuapostolische Kirche; Münchener Reihe im Evangelischen Presseverband

    Rüdiger Hauth: Kleiner Sektenkatechismus; Brockhaus Verlag, Wuppertal

    Karl-Eugen Siegel: Die Botschaft des J. G. Bischoff; Stuttgart: Lachesis

     

  7. Allgemein zum Thema Sekten

Steven Hassan: Ausbruch aus dem Bann der Sekten. Psychologische Beratung für Betroffene und Angehörige; Rowohlt

 

Zurueck zur Was sagen die anderen-index.

Free Web Hosting