Ricky freut sich ueber jeden serioesen Versuch, die Geschichte der Neuapostolischen Kirche
unparteiisch und wahrheitsgetreu zu beschreiben.
Wir haben in Nordrhein-Westfalen einen Diakon namens Reinhard Kiefer. Er hat evangelische
Theologie auf Lehramt studiert, und haelt seit einiger Zeit Vortraege ueber die Geschichte und
Lehre der Neuapostolischen Kirche.
Ricky hat von einem Freund vor einigen Wochen einen digitalen Kopie eines offiziellen Vortrags
von Dr. Kiefer bekommen. Der Kopie war genehmigt vom zustaendigen Apostel.
Ricky hat aber auch (von einem weiteren Freund) eine von Dr. Kiefer selber verfasste Kopie
seines Vortrags bekommen. Vielleicht ist es interessant zu sehen, ob etwas in der offiziellen Version
hinzugefuegt bzw. weggelassen wurde...
Ich werde mich bemuehen, Kommentar fuer den offiziellen Vortrag zu geben. Wegen Zeitmangel
habe ich aber nicht die Moeglichkeit, auf alle Punkte gleichermassen ausfuehrlich einzugehen.
Deshalb werde ich oft nur einen Kurzkommentar geben, aber auf andere (meiner Meinung nach,
die wichtigsten) Punkte, einen ausfuehrlicheren Kommentar geben.
Da Dr. Kiefer in Fussnoten regelmaessig nach der Arbeit von
Dr. J.A. Schroeter - Die Katholisch-apostolischen Gemeinden in Deutschland und der 'Fall
Geyer' (2. Auflage, ISBN 3-8288-9014-8)
verweist, er sie also als wichtig und wahrheitsgetreu wertet, werde ich in meinem Kommen-
tar auch oft auf diese Arbeit verweisen. Meine Zitate verweisen allerdings nach der 1. Auflage.
Gut. Dann folgt hier die offizielle und von allen moeglichen wichtigen Personen genehmigte
digitale Kopie des Vortrags von Unterdiakon Dr. Reinhard Kiefer.
Meine Kommentare sind, wie immer, in einer anderen Farbe geschrieben.
Ich bin sehr gespannt ob diese offizielle NAK-Geschichtsschreibung endlich mal die Wertung
'fair' verdient... Es waere dann das erste Mal.
Vortrag von Dr. Reinhard Kiefer am 12.5.98 im "Aachener Fenster" in Aachen:
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde!
Wenn ich am heutigen Abend zu Ihnen ueber Geschichte und Lehre der Neuapostolischen Kirche
spreche, dann geschieht das nicht zuletzt um ein Informationsdefizit zu beheben. Zwar wurde die
Kirche in den letzten Jahren vermehrt Gegenstand aeusserst kritischer Berichterstattung, doch ist die
Neuapostolische Kirche fuer die meisten immer noch eine noch mehr oder weniger unbekannte Groesse.
Dabei zaehlt sie in Deutschland etwa 400.000 und weltweit ungefaehr 9 Millionen Mitglieder. In der
folgenden Stunde will ich versuchen, einige zentrale Punkte der Geschichte und Lehre der Neuapos-
tolischen Kirche darzustellen. Ich stuetze mich dabei nicht nur auf entsprechende neuapostolische Lite-
ratur, sondern ebenfalls auf die der protestantischen Konfessionskundler Helmut Obst und Johannes
Albrecht Schroeter. Mein Vortrag gliedert sich in zwei Teile. Der erste und umfangreichste stellt die
die Geschichte der apostolischen Bewegung seit dem 19. Jahrhundert dar. Dieser Teil besteht aus
sechs Abschnitten. Der erste Abschnitt, er ist "Vorspiel in England" ueberschrieben, betrifft den Ur-
sprung der apostolischen Bewegung insgesamt. Er umfasst den Zeitraum von 1832 bis 1863. Der zweite
Abschnitt gilt den Jahren 1863 bis 1878. Er traegt die ueberschrift "Allgemeine christliche apostolische
Mission". Darauf folgt der dritte Abschnitt mit dem Titel die "Zeit der Konstitution", der sich auf die
Jahre 1878-1895 bezieht. Darauf folgen noch drei Abschnitte, die jeweils mit dem Namen eines Stamm-
apostels ueberschieben sind. Ich habe mich auf drei Traeger dieses Amtes beschraenkt, naemlich auf
Friedrich Krebs, der von 1895 bis 1905 die Neuapostolische Kirche leitete. Dann auf Johann Gottfried
Bischoff, der von 1930 bis 1960 wirkte. Schliesslich zum Abschluss des geschichtlichen Teils moechte
ich zu den neuesten Entwicklungen in der Neuapostolischen Kirche kommen, die sich mit dem Namen
Richard Fehr verbinden, der seit 1988 Stammapostel ist. [(Anm RF) Diese farbigen Saetze stehen nicht
in der Originalfassung des Vortrags.] Der zweite und im Verhaeltnis dazu sehr knapp gehaltene
Teil, der die Lehre betrifft, entfaltet im wesentlichen zwei neuapostolische Grundueberzeugungen. Zum
einen die Wiederherstellung des Apostelamtes und zum anderen das Nahe Wiederkommen Christi.
1. Vorspiel in England
Das 19. Jahrhundert gilt als ein Jahrhundert der Naturwissenschaften, des Rationalismus und der radi-
kalen Infragestellung christlicher Glaubensinhalte. Freilich ist dieses Jahrhundert in gleicher Weise eines
des religioesen Aufbruchs, des Widerstandes gegen die alleinige Herrschaft der Ratio und der mit ihr
verbundenen religioesen Desorientierung. Die Romantik in Deutschland stellt eine solche Gegenbewegung
dar. Sie ergriff alle Lebensbereiche und stellte einen radikalen Gegenentwurf zum Rationalismus der Auf-
klaerung dar. In religioeser Hinsicht versuchte sie an scheinbar ueberholte Glaubensgewissheiten anzu-
knuepfen und wollte sie fuer die Gegenwart wieder fruchtbar werden lassen. In Novalis 1799 verfasster
Schrift "Die Christenheit oder Europa" finden wir entsprechende Saetze, die die Abwendung von einem
theologischen Rationalismus ebenso fordern wie von einer versteinerten, leb- und geistlos gewordenen
Orthodoxie. Novalis Rede endet mit folgendem euphorischen Aufruf: "Die Christenheit muss wieder leben-
dig und wirksam werden und sich wieder ein[e] sichtbare Kirche ohne Ruecksicht auf Landesgrenzen
bilden, die alle nach dem Ueberirischen durstige Seelen in ihren Schooss aufnimmt und gern Vermittlerin
der alten und neuen Welt wird. Sie muss das alte Fuellhorn des Seegens wieder ueber die Voelker aus-
giessen" (1). Die Unzufriedenheit mit den religioesen Zustaenden war nicht nur eine Sache der Intellek-
tuellen, sie war in vielleicht noch staerker in den verschiedensten religioesen Zirkeln zu Hause, in denen
sich Menschen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten versammelten. Sie bilden eine der Grund-
lagen fuer die in Deutschland, den Vereinigten Staaten oder auch in England entstandenen Erweckungs-
bewegungen. Die Erweckungsbewegung ergriff die gesamte protestantische Welt. Eine ihrer Grund-
tendenzen war, die reformatorische Lehre von Suende und Gnade wieder zur Geltung zu bringen und
ihre aggressive antirationalistische Haltung (2). Eine solche Erweckungsbewegung, die auf der britischen
Insel weite Kreise der Bevoelkerung ergriff, steht am Anfang der apostolischen Bewegung.
Im zweiten und dritten Jahrzehnt finden wir in Schottland und England erweckte Gruppen, die nicht nur
eine Abkehr von modernistischen Geistestroemungen forderten, die etwa in der Anglikanischen Kirche
verstaerkt an Boden gewannen, sondern - und das ist durchaus ein Novum innerhalb der Erweckungs-
bewegung - [(Anm RF) Dieser farbige Satz steht nicht in der Originalfassung.]
zugleich eine Rueckkehr zu urchristlichen Prinzipien propagierten. Von Schottland gingen 1830 die
entscheidenden Impulse aus, denn dort begann man in verschiedenen Zirkeln um eine erneute
Ausgiessung des Heiligen Geistes und die Wiedererweckung urchristlicher Geistesgaben zu beten.
Schliesslich kam es zu Krankenheilungen, Zungenreden und Prophezeiungen. Diese Phaenomene, die aus
dem Urchristentum bekannt sind, verbanden sich mit der Hoffnung auf die baldige Wiederkunft Christi.
Doch darauf beschraenkte man sich bald nicht mehr, sondern betete zugleich um eine entsprechende
geistliche Zubereitung fuer diesen Tag. Hier nun erklang aus prophetischem Mund die - zunaechst viel-
leicht eigenartig und unverstaendlich anmutende - Bitte, und nun zitiere ich: "Sende uns Apostel, sende
Apostel, Apostel, die Braut zu bereiten!" (3). Dieser Wunsch nun fand nicht in Schottland, wohl aber in
England und zwar in dem Dorf Albury, das in der Naehe Londons liegt, seine Erfuellung. In Albury - auf
dem Landgut des Bankiers Henry Drummond - trafen sich seit 1826 Geistliche und Laien verschiedener
Konfessionen, um ueber die Offenbarung des Johannes und die Relevanz ihrer Botschaft fuer die Gegen-
wart nachzudenken.
[(Anm RF) Nein. Schroeter schreibt (S. 395): "(...) eine geistliche Tagung statt (...) die durch gemein-
sames Studium der Bibel (besonders der prophetischen Buecher) und Austausch ihrer Ansichten (...) zu
mehr Klarheit ueber Gottes Willen fuer ihre Zeit kommen wollten." Und auf S. 396 schreibt Schroeter:
"Hauptthemen der Konferenzen waren: Die Zeichen der Endzeit, die Zukunft der Juden (bes. ihre Heim-
kehr nach Palaestina) und die Wiederkunft Christi im Lichte der Bibel sowie notwendige Konsequenzen
fuer die Kirche."]
Ein Mitglied dieser Albury-Gruppe, der Rechtsanwalt John Bate Cardale,
[(Anm RF) Nein. John Bate Cardale hat sich nie an den Albury-Konferenzen beteiligt. Er war ledig-
lich Mitglied der Gemeinde um Edward Irving und deshalb auch an die Phaenomene in Schottland beson-
ders interessiert.]
reiste nach Schottland und gewann die Ueberzeugung, dass die dort aufgetreten Phaenomene vom Heiligen
Geist gewirkt worden waren. Nun begann man auch in Albury um die erneute Ausgiessung des Heiligen
Geistes zu beten. Fast gleichzeitig begann der Schottische Geistliche Edward Irving in London von der
nahen Wiederkunft Christi zu predigen, auch dort kam es zur Erweckung von Geistesgaben in Gestalt von
Krankenheilungen, Zungenreden und Prophezeiungen ueber die baldige Wiederkunft Christi. Natuerlich
sahen die etablierten Kirchen dergleichen Treiben nicht gern und so kam es, dass Irving 1832 aus der
Londoner Gemeinde der Schottischen Nationalkirche, deren Prediger er war, ausgeschlossen wurde.
Dieses Jahr 1832 brachte noch etwas anderes, in Albury wurde naemlich am 31. Oktober waehrend
einer Gebetsversammlung John Bate Cardale durch ein prophetisches Wort als Apostel angesprochen.
Eine Woche spaeter, am 7. November wiederholte sich dieser Ruf durch den Propheten Oliver Taplin.
Bis 1835 wurden durch weitere prophetische Stimmen, deren wichtigste Oliver Taplin war, weitere
Maenner aus dem Albury-Kreis als Apostel bezeichnet.
[(Anm RF) Vielleicht ist es nicht so gemeint, aber es hoert sich so an als ob alle Apostel auch an
den Albury-Konferenzen teilgenommen haben. Das ist nicht wahr. Nur 4 von den 12 (Drummond,
Perceval, Tudor und Dow) spaeteren Apostel waren (Schroeter, S. 396) bei den Albury-Konferen-
zen zugegen.]
Zugleich kam es zu ersten Gemeindegruendungen, die sich freilich nicht als separatistisch verstanden,
sondern denen gleichsam nur eine Vorbildfunktion fuer anderen christlichen Kirchen zukommen sollte.
Einen Endpunkt dieser Entwicklung bildet der am 14. Juli in der Londoner Hauptgemeinde stattfindende
Gottesdienst, in dem die Vorsteher der sieben Gemeinden von London die Apostel zu Leitern der neu
erstandenen apostolischen Kirche "aussonderten".
[(Anm RF) Nein. Schroeter schreibt (S. 23): "Den zwoelf in den Jahren 1832 bis 1835 prophetisch
berufenen Aposteln der katholisch-apostolischen Bewegung, die am 14. Juli 1835 in London zu ihrer
Sendung an die Universalkirche [(Anm RF) Also: Fuer die ganze Christenheit] feierlich "ausgesondert"
worden waren (vgl. Apg. 13,2f)".
Die Bewegung hat sich nie als eine separate Kirche gesehen, sondern immer als ein Teil der ganzen
christlichen Kirche, deren Name (cf. das Glaubensbekenntnis von Nizaea) die "katholische und apos-
tolische Kirche" ist.]
Die Apostel zogen sich fuer ein Jahr zurueck und verfassten gemeinsam eine "Testimonium" genannte
Denkschrift. In ihr bezeugten sie das Wiedererstehen des Apostelamtes als endzeitliches Werk des Herrn
zur Vollendung seiner Kirche. Die Wiederaufrichtung der apostolischen Kirche,
[(Anm RF) Dr. Kiefer hat es noch immer nicht verstanden: Man wollte gar keine Wiederaufrichtung
einer Kirche...]
mitsamt der Wiederherstellung bevollmaechtigter urchristlicher Aemter, dient zu nichts anderem, als auf
die Wiederkunft Christi vorzubereiten. In dieser apostolischen Kirche,
[(Anm RF) Und in der Originalversion steht dann "die sich mit dem Zusatz Katholisch versah".
Warum ist dieser Satz weggelassen worden?]
so war der im "Testimonium" formulierte Anspruch, findet die von Natur aus verlorene Mensch-
heit die grundlegenden Heilsmittel; "es sind", so schreiben die Apostel, "die Sakramente des Lebens
und die von Gott zur Entfaltung dieses Lebens verordneten Aemter" (4). Das "Zeugnis der Apostel" wurde
den religioesen und politischen Fuehrern Europas ueberreicht, doch ging von ihm fast keine Wirkung aus.
Allein der preussische Koenig Friedrich Wilhelm IV., "dessen Kirchenideal interessante Gemeinsamkeiten
mit katholisch-apostolischen Anschauungen aufweist, zeigte [...] Interesse fuer die katholisch-apostolische
Bewegung, ohne jedoch naeher auf sie einzugehen" (5). Die existierenden christlichen Kirchen jedenfalls
ignorierten das Werk der Apostel. Im "Testimonium" selbst war von planmaessigen Gemeindegruendungen
noch nicht die Rede, erst als man keinen Widerhall fand, gruendete man ein eigenes Missionswerk und
ging ab 1848 verstaerkt daran, eigene Gemeinden "aufzurichten". Zugleich ging man daran fuer die Ge-
meinden eine reiche Liturgie zu erstellen, die sich aus den orthodoxen, roemisch-katholischen und angli-
kanischen Quellen speiste. Schon 1847 wurde zur besonderen Staerkung der Gemeinden die apostolische
Handauflegung eingefuehrt, die nur ein Apostel durchfuehren konnte, und die zur Begabung mit dem Heiligen
Geist fuehrte. Ausserdem wurde zur geistlichen Versorgung der Mitglieder eine Fuelle von Amtstraegern
berufen. Neben England war Deutschland eines der Gebiete, in dem die apostolische Bewegung besonderen
Erfolg hatte. Schon 1836 besuchte der Apostel Thomas Carlyle Norddeutschland. Anfang des 20. Jahr-
hunderts hatte die Katholisch-apostolische Gemeinde in Deutschland etwa 70.000 Mitglieder, von denen
allein 8.000 bis 10.000 in Berlin lebten. Die englischen Apostel waren ueberzeugt davon, die Wiederkunft
Christi persoenlich noch zu erleben. Doch sie wurden enttaeuscht. Allein 1855 starben drei Apostel.
Schliesslich war 1879 nur noch ein Apostel vorhanden, naemlich der 1805 geborene Francis Woodhouse,
der am 3. Februar 1901 starb. Trotzdem weigerten sich die englischen Apostel Neuberufungen anzu-
erkennen. Konsequenterweise verzichtete die Katholisch-apostolische Gemeinde nach dem Tod ihres
letzten Apostels auf jede Weiterentwicklung. Sie verzichtete auf jede Mission und vor allem auch darauf
irgendeine Veraenderung in der Hierarchie vorzunehmen. So starben nach dem Apostel auch die uebrigen
Amtstraeger. 1970 starb der letzte Priester, so dass es nun auch keine katholisch-apostolische Eucha-
ristiefeier mehr gibt.
[(Anm RF) Nein. Born ("Das Werk des HErrn unter Aposteln", S. 139) schreibt: "16. Febr. 1971.
Wilfrid Maynard Davson (...) im Dezember 1900 zum Priester ordiniert (...) der letztlebende durch
Apostel ordinierte Priester auf der ganzen Erde, 95jaehrig, verstorben". Wenn Dr. Kiefer schon bei
diesen einfach zu kontrollieren Fakten Fehler macht...]
Teilweise loesten sich die Gemeinden auf, teilweise bleiben sie zusammen, doch ueberall sind Rueck-
gaenge zu verzeichnen. Gegenwaertig gibt es wohl noch um die 5.000 katholisch-apostolische Christen
in Deutschland (6). Die Weigerung der englischen Apostel, Neuberufungen anzuerkennen, blieb nicht
ohne Widerspruch. Eine dieser unerwuenschten Apostelrufen fand in Koenigsberg durch den Propheten
Heinrich Geyer statt. Sie stellt gleichsam die unfreiwillige Geburtsstunde der Neuapostolischen Kirche dar.
[(Anm RF) Zwei Anmerkungen hierzu:
1. Es hoert sich hier an, als ob die Katholisch-apostolische Kirche schuld war an dieser 'Geburt'. Das ist
natuerlich nicht so.
2. Die sg. Apostelrufung in Koenigsberg sei vielleicht als eine Geburt einer neuen apostolischen Kirche
zu bezeichnen, ist aber (cf. Schroeter, S. 239) mit Sicherheit nicht die Geburtsstunde der Neuaposto-
lischen Kirche!]
2. Die allgemeine christliche apostolische Mission (1863-1878)
Heinrich Geyer, geboren 1818 in der Naehe von Goettingen und gestorben 1896 in Hamburg, gehoerte
zu den herausragenden Persoenlichkeiten der Katholisch-apostolischen Gemeinden, er war ein enger
Mitarbeiter des Apostels Woodhouse.
[(Anm RF) Lesen wir mal die etwas weniger jauchzende Bezeichnung von Schroeter (S. 208/9):
"Das Verhaeltnis der beiden Maenner [(Anm RF) Woodhouse und Geyer] gestaltete sich freundlich-
korrekt (...). Berufungen durch Geyer sind (abgesehen von den Ereignissen 1860 in Albury [s.u.]) vom
Apostel nie beanstandet worden (...). Dennoch bemerkt man beim genaueren Hinsehen eine wache Auf-
merksamkeit, mit der Woodhouse der Propheten begleitete (...). Auch wenn Geyer bis 1862 der heraus-
ragende Prophet (...) fuer Deutschland und die Schweiz blieb, liess Woodhouse ihn doch spueren, dass
er (noch) nicht die Stellung eines Dieners der Allgemeinen Kirche (als Prophet mit dem Apostel) einnahm:
zu vielen Beratungen des Apostels mit Boehm und Thiersch (als Diener der Allgemeinen Kirche) wurde
Geyer nicht hinzugezogen (...)".
Es ist wohl Dr. Kiefer's Anliegen, Geyer so positiv wie moeglich zu portraetieren, wir duerfen aber die
Nuanzen nicht aus dem Auge verlieren...]
Mit ihm bereiste er den gesamten Nord- und Ostdeutschen Raum bis nach Koenigsberg. Seine Aufgabe
war es vor allem prophetische Amtsberufungen durchzufuehren. In einer Prophetenversammlung, die
1860 Albury stattfand, berief Geyer ueberraschend zwei neue Apostel. Die Rechtmaessigkeit dieser
Rufungen bestaetigte, nach Geyer, unter anderem auch der sogenannte Pfeilerprophet Oliver Taplin.
Zwar erkannten die Apostel die Legitimitaet der Rufungen nicht an, doch setzten sie diese Maenner
als Koadjutoren, also als Helfer der Apostel, ein.
[(Anm RF) Einer von den zwei durch Geyer gerufenen Apostel, Boehm, war schon vor einem Jahr,
am 17.7.1859, als Koadjutor berufen und in September 1859 von Woodhouse eingesetzt (s. Schroeter,
S. 210). Jedenfalls fuer Boehm galt es nicht als einen 'Trostpreis', dass er nicht zum Apostel sondern als
Koadjutor eingesetzt wurde... was hier jedoch suggeriert wird.]
Geyer teilte in seiner Darstellung der Ereignisse von 1860 noch folgendes Bemerkenswerte mit:
"Nachher wurde aus unserer Mitte, ich weiss nicht mehr durch wen, die Frage an Mr Taplin gerichtet, ob
von diesen jetzt lebenden Aposteln wohl noch etliche sterben wuerden? Darauf antwortete derselbe: Ja
nicht einer wird uebrig bleiben, alle werden in den Staub sinken aber fuegte er hinzu: alle Aemter die 12
Apostel, 12 Propheten und alle die dazu gehoeren, werden in ihrer vollen Zahl vorhanden sein, wenn der
Herr erscheint seine Kirche zu vollenden" (7).
[(Anm RF) Hier versucht Dr. Kiefer schon 'zwischen den Zeilen' zu beweisen, dass Mr. Taplin hier
unbewusst ueber die jetzige Neuapostolische Kirche redete... Wobei Ricky zwei Anmerkungen hat:
1. Mr. Taplin hat ueber Apostel und Propheten gesprochen: Meiner Meinung nach fehlt es in der NAK
noch an den Propheten...
2. Es wird ueber 12 Apostel gesprochen: Dann sollten bei der NAK zuerst noch etwa 280 Apostel
mit Rente gehen muessen...
Und es gibt noch etwas wichtiges. Ganz geschickt zitiert Dr. Kiefer, und er weiss genau wann er mit dem
Zitat enden muss. Geyer's Bericht geht nach der Bemerkung von Taplin aber weiter mit (Schroeter, S. 211):
"Ich haette die Apostel, welche fehlen, laengst im Geiste namhaft machen koennen, aber der Geist sagte
mir zugleich, sie werden verworfen werden". Hat Geyer also, um 'die Temperatur des Wassers zu testen',
erstmals zwei Namen genannt, nur um zu sehen, wie die Apostel reagieren wuerden? Er konnte, so be-
hauptet er ja, sogar fuer alle leeren Stuehle die Namen der neuen Apostel nennen!]
Vermochten die englischen Apostel 1860 den Status quo noch zu erhalten, so gelang es ihnen gut
zwei Jahre spaeter nicht mehr. Wieder stand zunaechst Geyer im Zentrum der Ereignisse. Wir befin-
den uns nun im Jahre 1862, in dem Oliver Taplin starb, und Geyer auf dem Hoehepunkt seiner
Funktion in der Katholisch-apostolischen Gemeinde stand. Er berief bei einer Visitationsreise mit dem
Apostel Woodhouse am 10. Oktober 1862 den Priester Rudolf Rosochacky zum Apostel.
[(Anm RF) Geyer berichtet (Schroeter, S. 214): "(...) da mit einemmale kam der Geist Gottes mit
Kraft ueber mich und rief den mitanwesenden Diener Rosochacky zum Amte eines Apostels. Jedoch
wurde ihm gesagt, er solle sich nicht in die Angelegenheiten der bisherigen Apostel mengen, sondern ruhig
abwarten die Zeit, da Gott ihn vor groesserer Versammlung vieler Zeugen bestaetigen wuerde; indem mit
ihm eine neue Reihe der Zwoelfzahl beginnen wuerde. Nun diese Berufung war in aller Ruhe um Mitter-
nacht geschehen, auch von dem Berufenen voll und freudig anerkannt; weil die oeffentlichen Berufungen
verworfen waren, bestand sie vorlaeufig zu Recht; waren doch in den vierziger (sic) Jahren auch nur im
Privatzimmer die Apostel und manche andere Aemter berufen."
Einiges muessen wir hier folgern:
1. Dr. Kiefer 'vergisst' zu sagen, dass die Berufung nicht in einem Gottesdienst stattfand, sondern um
Mitternacht, als Geyer und Rosochacky (und weiter niemand!) zusammen waren.
2. Dr. Kiefer 'vergisst' zu sagen (Schroeter, S. 214: "Geyer informierte Woodhouse am naechsten Morgen
von der Berufung Rosochackys nicht") dass Geyer diese Berufung fuer Woodhouse geheim gehalten hat!
3. Hatte Geyer 1860 zu Albury noch die Auffassung, die Zwoelfzahl wieder vollzumachen, so schreibt
er aber ueber Rosochacky (s.o.) "indem mit ihm eine neue Reihe der Zwoelfzahl beginnen wuerde":
Ein wichtiger Unterschied!
4. Geyer versucht die Berufung zu Mitternacht damit zu rechtfertigen, da auch vor einige Jahrzehnte
"Apostel und manche andere Aemter" in Privatzimmern berufen wurden. Die damaligen Berufungen wur-
den aber nicht (so wie Geyer es tat) Tage lang, Wochen lang, Monate lang geheim gehalten!
Dr. Kiefer fuehrt weiter aus:]
Geyer schrieb dem Leiter der Hamburger Gemeinde, Friedrich Wilhelm Schwarz (1815-1895), ueber die
Ereignisse in Koenigsberg und dieser stellte sich unverzueglich auf die Seite des deutschen Propheten und
des neuen Apostels.
[(Anm RF) Und hier wird soviel von Dr. Kiefer 'vergessen' zu sagen, dass wir kaum etwas anderes
daraus folgern koennen, als dass hier bewusst Geschichtsfaelschung betrieben wird. Was ist der
Fall? Hier wird komplett Geyers Suspension vom Amt verschwiegen! Ich zitiere (Schroeter, S. 215):
"Knapp 4 Wochen spaeter [(Anm RF) Nach der geheimen Rufung Rosochackys] traten (von Geyer pro-
voziert?) die Differenzen zwischen dem Propheten und seinen Vorgesetzten offen zutage - der "Fall Geyer"
hnahm seinen Lauf". Geyer aeussert im Morgendienst vom 23.11.1862 "eine von der apostolischen Ent-
rueckungslehre abweichende Weissagung. (...) Der Engel beanstandete die Weissagung und forderte Geyer
am 29.11.1862 in einem laengeren Gespraech auf, einige von Rothe [(Anm RF) Der Engel der Gemeinde]
formulierte Fragen zur katholisch-apostolischen Entrueckungslehre schriftlich zu beantworten. Geyers
Antwort zeigte keine Aenderung seiner Haltung. Daraufhin sprach Rothe noch einmal in Gegenwart aller
Berliner Priester mit dem Propheten. Geyer versprach eine Abhandlung, in welcher er alle seine
"Bedenken" niederlegen wolle. Diese offenbarte nun vollends seine Lehrabweichungen. Da Geyer von
seinem Standpunkt nicht abweichen wollte, suspendierte ihn Rothe (nach einer weiteren Unterredung
im Kreise der Priester) am 17.12. (laut pA [(Anm RF) pA = Private Aufzeichnungen eines katholisch-
apostolischen Gemeindegliedes] am 16.12.) und informierte den Apostel (ueber Thiersch). (...) Am 4.
Advent (21.12) wurde der Berliner Gemeinde offiziell davon in Kenntnis gesetzt, dass dem Propheten
Geyer die Ausuebung seines Amtes untersagt worden war. Bis zum 31.12. fanden mehrere Vortraege
statt, in denen die Gemeindeglieder ueber den "Fall Geyer" informiert und die betreffenden Lehrfragen
eingehend besprochen wurden".
Woodhouse bestaetigte dann spater die von Rothe beschlossene Suspension Geyers (Schroeter, S. 216):
"Am 2.1.1863 setzte Rothe Geyer von der apostolischen Bestaetigung der Suspension (...) in Kenntnis.
Damit war Geyer offiziell in seinem Amt "stillgelegt" und "von der heiligen Communion ausgeschlossen"".
Ob Schwarz von der Supension Geyers wusste? Da Schwarz (mit Preuss und einigen Diakonen, siehe
Schroeter, S. 217) erst am 1.1.1863 Geyer und Rosochacky eingeladen hat um nach Hamburg zu kom-
men, die Suspension Geyers schon am 21.12.1862 der ganzen Berliner Gemeinde bekannt gegeben wurde,
scheint dies nicht unwahrscheinlich.]
Schon Anfang Januar reisten Geyer und Rosochatzky nach Hamburg. Rosochatzky wurde fast von der
ganzen Gemeinde als Apostel anerkannt. Schwarz erinnerte sich spaeter an die Szene. Er schrieb: ich
"frug darauf die Gemeinde: Wer diesen Bruder als Apostel annehmen will, der stehe auf! Alle erhoben
sich bis auf fuenf Glieder" (8).
[(Anm RF) Es war dies das erste Mal das Rosochacky oeffentlich als Apostel auftrat. Uebrigens,
der Apostel Woodhouse, der Hirte mit dem Apostel Thiersch, ja, KEINE von den Geyer und
Rosochacky uebergeordneten Aemter wusste zu diesem Zeitpunkt auch nur etwas ueber die Berufung
Rosochackys!
Und da kamen sie in der Hamburger Gemeinde: Ein suspendierter Prophet (aber "im vollen Ornat", siehe
Schroeter, S. 217) und ein geheim berufener Apostel, dessen Berufung auch noch fuer den zustaendigen
Apostel mehr als zwei Monate lang verschwiegen wurde.
Liebe Leser, was denkt ihr, was wuerde heutzutage, wenn eine einigermassen vergleichbare Situation in
der NAK passieren wuerde, mit solchen Amtstraegern passieren?
Genau!
Dr. Kiefer fuehrt weiter aus:]
Dass diese erneute Apostelrufung von den englischen Aposteln abgelehnt wurde, war quasi selbstver-
staendlich. Er und seine Anhaenger wurden folgerichtig exkommuniziert und ihrer Aemter enthoben.
Nun war eine Entwicklung in Gang gekommen, die nur mit aeusserstem diplomatischen Geschick haette
entschaerft werden koennen, doch dieses Geschick brachte - und konnte vielleicht auch nach Lage der
Dinge - keine Seite mehr aufbringen.
[(Anm RF) Hier wird versucht zumindest ein Teil der 'Schuld' auch beim Apostel Woodhouse zu
suchen. Das ist natuerlich irrsinnig. Die ganze Schuld der Vorgaenge lag ja eindeutig bei Geyer, Roso-
chacky und Schwarz.]
Allerdings geschah in den folgenden Wochen etwas voellig Unerwartetes, Rosochacky wurde naemlich an
seiner Apostelberufung irre und kehrte in den Schoss der Katholisch-apostolischen Gemeinde zurueck. In
einem Brief vom 17.1.1863 an Schwarz schrieb Rosochacky unter anderem: "Als die Gemeinde zu Ham-
burg die Kunde vernahm, dass ein weiterer Apostel berufen sei, da war ihre erste Tat Empoerung gegen
die von Gott gegebene Ordnung: Unmoeglich war dies ein Wirken des Heiligen Geistes. (...) Ich gehe kein
Haarbreit weiter mit. Es ist unleugbar wahr, dass die Gottesdienste einer Gemeinde, die sich in offener
Empoerung befindet, nimmermehr von Gott angenommen werden, dass die Feier der heiligen Eucharistie
ihr zum furchtbaren Gericht werden muss" (9).
Einen aehnlichen Brief sandte Rosochacky auch an Geyer. Geyer, Schwarz und die Hamburger Ge-
meinde befanden sich durch diesen Widerruf in einer aeusserst schwierigen Lage, denn die Apostelrufung
ebenfalls als Werk des Satans zu bezeichnen, wie von ihnen verlangt wurde, weigerten sie sich weiterhin.
Sie beharrten auf der im Januar 1863 eingenommenen Position.
[(Anm RF) Rosochacky wurde am 7.1. von seinem Priester-Amt suspendiert (Schroeter, S. 220),
die Nachricht von seinem Ruecktritt als 'Apostel' traf am 15.1. in Berlin ein (Schroeter, S. 220), am 5.4.
zog der Apostel Woodhouse Rosochackys Suspension vom Priester-Amt zurueck (Schroeter, S. 221), nur
wenig spaeter durfte Rosochacky sich zum Engel-Amt anbieten, wurde berufen und geweiht (Schroeter, S.
221).
"Sein Beispiel zeigt, welche "Wiedereingliederung" fuer Geyer, F. Schwarz und die Hamburger Gemeinde
moeglich gewesen waere" (Schroeter, S. 221). Aber eine Voraussetzung musste dafuer erfuellt werden: Man
musste seine Irrung einsehen wollen. Rosochacky konnte das, die anderen Herren nicht.
Dr. Kiefer 'vergisst' auch noch, dass Schwarz am 25.1. im Berat mit der Hamburger Gemeinde beschloss,
"wieder Anschluss an die Berliner Gemeinde (und damit an die Gemeinschaft der katholisch-apostolischen
Gemeinden) zu suchen" (Schroeter, S. 221). Er fuhr am 26.1. nach Berlin. "Geyer war schon einige Tage
vor F. Schwarz nach Berlin zurueckgekehrt" (Schroeter, S. 222). Am Dienstag, den 27.1.1863, um 15.30
Uhr, sprachen Woodhouse und Thiersch mit Geyer und Schwarz. "Die Gespraeche des Apostels mit Geyer
und Schwarz vom Nachmittag hatten zu keinem (aus Woodhouse's Sicht) positiven Ergebnis gefuehrt, so
dass nichts blieb, als beiden das ins Auge gefasste Urteil in der abendlichen Ratsversammlung in Anwe-
sendheit aller Amtstraeger zu verkuenden" (Schroeter, S. 222).
Es war also nicht der Fall, wie Dr. Kiefer oben suggeriert, dass unmittelbar nach den Hamburger Vor-
gaengen vom 4.1.1863, die verantwortlichen Maenner (Rosochacky, Geyer, Schwarz) "folgerichtig
exkommuniziert und ihrer Aemter enthoben" wurden. Das war erst 3 Wochen spaeter. In der Zwischen-
zeit haben Woodhouse, Rothe und Thiersch sich Muehe gemacht um die rebellierenden Amtstraeger
wieder zu Vernunft zu bringen.
Zum Schluss zitiere ich Schroeter, S. 570 (Anm. 121 b): "Geyer und Schwarz sind moeglicherweise vom
vornherein davon ausgegangen, dass die Ber. Rosochakys von dem Albury-Ap nicht anerkannt werden
wuerde. Indem man in Hamburg vollendete Tatsachen schaffen und durch Akklamation einer so grossen
Gemeinde ein Veto der Ap unmoeglich machen wollte, ist das Schisma mehr oder weniger bewusst pro-
voziert worden".
Und auf S. 571 schreibt Schroeter: "Trotz der Widersprueche in beiden Berichten [(Anm RF) von Schwarz
und Geyer] kann man davon ausgehen, dass G. den Ae Schwarz schriftlich von der Ap-Ber. informiert hat
und dass dieser die Vorstellung Rosochackys in H. [(Anm RF) Hamburg] betrieb, indem er die ihm unter-
stellten Diener und die Gemeinde mehrere Wochen lang auf das Ereignis vorbereitete. Schliesslich lud
Schwarz G. und Rosochacky nach H. ein. Dass er dies unter bewusster Verletzung der Informations-
pflicht gegenueber seinem Vorgesetzten Rothe tat, zeigt, wie sehr er sich ueber das Illegale seiner Unter-
nehmung im klaren war. Dieses Vorgehen ist nur aus der Absicht von Schwarz und G. zu erklaeren, voll-
endete Tatsachen zu schaffen".]
Die Hamburger Gemeinde unter Geyer und Schwarz beschloss, wie Schwarz spaeter schrieb, "so lange
ohne Apostel zu bleiben, bis der Herr uns einen geben wuerde" (10). Eine weitere Apostelberufung liess
nicht lange auf sich warten, doch an ihr war Geyer nun selber nicht beteiligt. Waehrend seiner Abwesenheit
wurde der Hamburger Priester Carl Wilhelm Preuss am 12. April 1863 durch prophetische Stimmen, unter
anderem durch einen Diakon, als Apostel bezeichnet (11). Nun hatte die Hamburger Gemeinde den er-
wuenschten Apostel. Geyer akzeptierte den neuen Apostel nur widerwillig.
[(Anm RF) Und warum? Schroeter schreibt (S. 228): "Es mag hier noch hinzugefuegt werden, dass
um dieselbe Zeit wehrend (sic) ich in Berlin war (...) in Hamburg durch einen Diakon (...) der Priester
Preuss als Apostel berufen wurde. Ich wurde durch den Vorsteher Priester Schwarz nach Hamburg geru-
fen, um hier Rath zu geben, indess ich konnte geschehene Dinge nicht ungeschehen machen. Es war im
Wege der Unordnung geschehen, so wie Ruben seines Vaters Jacob Bette bestiegen (...), so konnte ich
auch ein solch uneheliches Kind nicht toedten".]
Einige Wochen spaeter, naemlich am Pfingstmontag dem
25. Mai 1863, berief Heinrich Geyer den bisherigen Hilfsbischof oder, wie es korrekt in der katholisch-
apostolischen Terminologie lautet, den Engel und "regierenden Aeltesten" der Gemeinde Hamburg
Friedrich Wilhelm Schwarz zum Apostel. Schwarz erhielt den Auftrag fuer die "Allgemeine christliche
apostolische Mission", wie sich die Hamburger Gemeinde nun nannte, in den Niederlanden zu arbeiten.
Im Jahre 1864 wurden weitere Apostel (Johann Boesecke, Johann Hohl, Heinrich Hoppe, Peter Stech-
mann) von Geyer berufen, denen man jeweils eigene Arbeitsgebiete, etwa Ungarn, Hessen oder auch
die USA zuwies. Ueberdies kam es zu weiteren Gemeindebildungen ausserhalb Hamburgs, so in den
Niederlanden und in Norddeutschland. Freilich blieb der aeussere Erfolg der "Allgemeinen christlichen
apostolischen Mission" eher bescheiden, zumal es in der Hamburger Hauptgemeinde zu persoenlichen
und sachlichen Differenzen zwischen Geyer und dem Apostel Preuss kam. Hier stellte sich die Frage,
wem die leitende Funktion innerhalb der Gemeinde zukommen sollte, dem Propheten oder dem Apos-
tel. Zugleich zeichneten sich liturgische Neuentwicklungen ab, die aufgrund der Begegnung Friedrich
Wilhelm Schwarz mit dem reformierten Gottesdienst zustande kamen. Der katholisierende Kultus, den
auch die Allgemeine christliche apostolische Mission beibehalten hatte, wurde von Schwarz in den
Niederlanden schon 1870 abgeschafft. Jetzt gab es zwischen den einzelnen Gemeinden auch deutliche
aeussere Unterschiede. Zum Bruch kam es, als Geyer fuer den sterbenskranken Apostel Preuss einen
Nachfolger berief. Nach dem Tod von Preuss, der 1878 erst 51jaehrig starb, kam es zum offenen
Bruch zwischen den Anhaengern Geyers und jener Gruppe, die sich dem verstorbenen Preuss ver-
pflichtet fuehlte.
[(Anm RF) Nein. "Verpflichtet fuehlen" hatte nichts damit zu tun. Schroeter schreibt (S. 237):
"So war der eigentliche Grund fuer die folgende Spaltung (...) - "'ein revolutionaerer Angriff dieser und
verschiedener anderer Leute gegen das Fundament apostolischer lehre. Man machte Geyer zum
Vorwurf, dass er die apostolische Missionsgemeinde in die Landeskirche zurueckpredige, und man
uebersah dabei, dass die apostolische Mission sich noch nie von der Gesamtkirche getrennt hat. Man
erklaerte die ganze Kirche liebloserweise fuer Babel, und haette Krebs seinerzeit die Macht gehabt,
er wuerde alle 'Schwarzroecke' auf dem Scheiterhaufen verbrannt haben, wie er sich auszudruecken
beliebte. Zur Hauptsache hat Krebs dies Feuer geschuert und in Hamburg einen Teil der Gemeinde
mit angesteckt. So lag auf der Hamburger Gemeinde eine zeitlang eine Gewitterschwuele, bis es in-
mitten eines Gottesdienstes am 4. August 1878 zu einer offenen Revolte kam'"".
Und hier haben wir den (von Dr. Kiefer verschwiegenen) Beweis dass die Geburtsstunde der Neu-
apostolischen Kirche nicht ("unfreiwillig", laut Dr. Kiefer, siehe oben) 1863, sondern ("freiwillig", weil
die Krebs'sche Abweichung von der Katholisch-apostolischen Lehre zur neuen Lehre promoviert wurde)
an diesem 4. August 1878, als Geyer und seine Anhaenger das Kirchengebaeude verliessen, stattfand.
Schroeter schreibt (S. 238 und 239): "Von einem "Abfall Geyers", den neuapostolische Autoren im-
mer wieder behaupten (...), kann angesichts der Fakten ueberhaupt nicht die Rede sein. Der weitaus
groessere teil der Hamburger Gemeinde folgte Geyer und Gueldner [(Anm RF) Der von Geyer berufene
Nachfolger von Apostel Preuss] (und damit deren Positionen). Diese Gemeinde ist die eigentliche und
rechtmaessige Fortsetzung der Allgemeinen christlichen apostolischen Mission. Mit dem zurueckgeblie-
benen Rest, der "wieder praktisch ganz von vorne anfangen" musste, setzt unter dem Einfluss
von Menkhoff und Krebs eine ganz andere Entwicklung ein".]
Der groesste Teil der Hamburger Gemeinde schloss sich freilich Geyer an. Diese
Gruppe nannte sich weiterhin "Allgemeine christliche apostolische Mission", waehrend die Restgemein-
de, zu der sich auch die meisten Gemeinden ausserhalb Hamburgs hielten, von nun an die einfache
Bezeichnung "Apostolische Gemeinde" verwandte. Den weiteren Weg von Geyers Gemeinde zu
verfolgen, ist an dieser Stelle natuerlich nicht moeglich, groesseres Wachstum war ihr jedenfalls
nicht beschieden. Schliesslich erlosch sie in den 50er Jahren dieses Jahrhundert. Doch sei noch ein
abschliessendes Wort zu Geyer erlaubt, der gleichermassen stark von katholisch-apostolischer wie
auch von neuapostolischer Seite kritisiert wurde und wird. Man sollte ihm trotzdem Gerechtigkeit
widerfahren lassen und sein gesamtes Wirken nicht nur von den Ereignissen von 1878 aus bewerten.
Mit recht hat der bedeutende evangelische Konfessionskundler Helmut Obst geurteilt, dass "Heinrich
Geyer [...] zu den aussergewoehnlichen religioesen Persoenlichkeiten des 19. Jahrhunderts am Rande
der Grosskirchen [gehoert]. Seinem 'prophetischen' Wirken verdankt die Katholisch-apostolische
Gemeinschaft viel, die Neuapostolische Gemeinschaft aber noch mehr: das Apostelamt!" (12).
3. Die Zeit der Konstitution - die Jahre 1878-1895
Die dritte Phase der apostolischen Bewegung leitet der Bruch mit Geyer ein. Von nun an steht auch
nicht mehr die Hamburger Gemeinde im Zentrum der Entwicklung, sondern die Niederlande und der
westfaelische Raum. Friedrich Wilhelm Schwarz, so hatten wir schon gehoert, war nach Holland
gesandt worden und dort gelangen ihm auch einige Gemeindegruendungen. Von herausragender und
nachhaltiger Bedeutung war seine Begegnung mit dem reformierten Prediger Friedrich Wilhelm
Menkhoff (1826-1895). Menkhoff war von einer neupietistischen Missionsgesellschaft, die ihren
Sitz in Quelle bei Bielefeld hatte, nach Holland gesandt worden. Dort betreute er eine kleine Ge-
meinde. Schwarz gewann Menkhoff fuer die apostolische Sache, doch blieb auch Menkhoff nicht
ohne Einfluss auf Schwarz. Dieser aeusserte sich vor allem in den - schon oben angedeuteten -
liturgischen Neuerungen. Menkhoff ueberzeugte Schwarz, dass die reiche und aeusserst komplexe
katholisch-apostolische Liturgie einen wesentlichen Hinderungsgrund bei der Verkuendigungsarbeit
darstellte. Die Niederlaender fuehlten sich wohl von den farbenpraechtigen und aufwendigen litur-
gischen Handlungen nicht angezogen.
[(Anm RF) Dennoch gab es im Sterbejahr von Apostel Schwarz (1895) in den Niederlanden
weniger Mitglieder in den Gemeinden um Schwarz als Katholisch-apostolische Glaeubigen...]
Dementsprechend uebernahmen nun die von Schwarz und
schliesslich auch von Menkhoff betreuten Gemeinden eine von reformierter Nuechternheit ge-
praegte Form des Gottesdienst, in dem Predigt und Sakrament im Zentrum stehen, waehrend auf
fast alle traditionellen liturgischen Stuecke verzichtet wurde. Diese Orientierung an reformierten
Traditionen stellte in den folgenden Jahren sicherlich ein Grund mit dafuer dar, dass die apostoli-
sche Bewegung gerade in den unteren Bevoelkerungsschichten - Arbeiter, Handwerker, Bauern -
starken Widerhall erfuhr. Die einfachen Gottesdienstformen, die schlichten Predigten, die um nur
wenige Grundthemen kreisten, vermochten gerade jene Kreise zu beeinflussen und zu beeindruk-
ken, die vielfach von jeder religioesen Praxis laengst entwoehnt waren. In Westfalen wirkte Menk-
hoff, der 1872 selber zum Apostel berufen wurde, sehr erfolgreich. Er legte den Grundstein fuer
die starke Praesenz der Neuapostolischen Kirche in Ostwestfalen und im Ruhrgebiet. 1879 ver-
suchte man eine endgueltige Klaerung der Verhaeltnisse innerhalb der deutschen apostolischen
Bewegung. Im Zentrum stand die Frage, ob der von Geyer berufene Apostel Johann Friedrich
Ludwig Gueldner anzuerkennen sei oder nicht. Die anwesenden Apostel, unter ihnen Schwarz
und Menkhoff, lehnten ihn eindeutig ab, damit war die Spaltung endgueltig. 1885 kam es dann
auch zu einer Vereinheitlichung der Gottesdienstformen in allen Apostolischen Gemeinden.
Ueberall folgte man nun dem reformierten Modell, das bedeutete natuerlich auch, dass man
einen wesentlichen Aspekt der katholisch-apostolischen Tradition preisgab.
[(Anm RF) Die Aenderung der "Gottesdienstformen" ist relativ unwichtig. Das Wichtigste
aber ist die grosse Wandlung die es von Katholisch-apostolischer nach Neuapostolischer Lehre
gegeben hat. Darueber schweigt Dr. Kiefer leider...]
So ist es bis heute geblieben. In der folgenden Zeit hatten die Apostolischen Gemeinden ein
stetiges, wenn auch nicht uebermaessiges Wachstum zu verzeichnen. Es kam auch noch zu weiteren
Apostelrufungen, von denen die wichtigste sicherlich jene war, die am 27. Mai 1882 an Friedrich
Krebs erging. Damit kommen wir zu der Person, die die Erscheinung der apostolischen Bewegung
entscheidend praegte, die den von Schwarz und Menkhoff eingeschlagenen Weg konsequent weiter-
schritt und damit die Neuapostolische Kirche im heutigen Sinne erst ermoeglichte.
4. Friedrich Krebs (1895 bis 1905)
Friedrich Krebs wurde am 30. Juli 1832 in Elend im Harz geboren. Er stammte aus einfachsten
Verhaeltnissen und trat nach der Schulentlassung in den Dienst der Reichsbahn. 1865 finden wir
ihn als Bahnwaerter in dem Harzstaedtchen Schladen, dort lernte er die neue apostolische Bewe-
gung kennen. Als erster Amtstraeger ausserhalb Hamburgs erhielt Krebs durch Apostel Preuss
1866 das Priesteramt, 1874 wurde er zum Aeltesten berufen. Ein auffaelliger und bezeichnender
Umstand war, dass er 1879 durch Menkhoff ohne prophetische Assistenz zum Bischof ordiniert
wurde. Sein Apostolat erhielt er freilich entsprechend den ueblichen Bedingungen wieder durch
einen Propheten zugesprochen, naemlich durch August Hugo (13). Am 27. Mai 1881 wurde er
durch Menkhoff zum Apostel ausgesondert. In den folgenden Jahren gewann Krebs zunehmend
an Einfluss, zumal er immer haeufiger den kraenkelnden Menkhoff vertreten musste. Als nun
Schwarz und Menkhoff im selben Jahr - naemlich 1895 - starben und die Apostolischen Gemein-
den zwei ihrer prominentesten und wirkungsmaechtigsten Vertreter verloren, da akzeptierten die
anderen Apostel fast wie selbstverstaendlich die Fuehrungsposition von Krebs. Er bemuehte sich
ab 1895 um einen staerkeren Zusammenschluss der einzelnen Apostel und ihrer Gemeinden. Deut-
lich setzte er innerhalb der apostolischen Gemeinden neue Akzente. Zunaechst verlieh er der apos-
tolischen Bewegung, Helmut Obst hat darauf nachdruecklich hingewiesen (14), einen wesentlich
kirchenkritischeren Akzent als es bei seinen Vorgaengern der Fall war. Die Katholisch-apostolische
Gemeinde und die Allgemeinde christliche apostolische Mission waren vergleichsweise kirchen-
freundlich gesonnen. Krebs sah darin eine Gefahr fuer die missionarische Attraktivitaet, die eine
zu grosse Offenheit dem Staatskirchentum gegenueber eingeschraenkte [(Anm RF) Diesen farbi-
gen Satz gibt es nicht in der Originalfassung des Vortrags.]. Es kam ihm vor allem darauf
an, die Besonderheiten der apostolischen Bewegung zu betonen und sie von anderen christlichen
Gruppierungen deutlich abzugrenzen. Der zentrale Aspekt der Verkuendigung war denn auch die
Wiederaufrichtung des Apostelamtes und seine Funktion als personale Vergegenwaertigung Christi.
Mit der Betonung der Wichtigkeit des Apostelamtes war zugleich eine massive Zurueckdraengung
des Einflusses der Propheten verbunden, die haeufig genug ihre Stellung unter dem Apostel nicht
zu akzeptieren bereit waren. Schliesslich wanderten wesentliche prophetische Aufgaben, hier sind
vor allen Dingen [(Anm RF) "Vor allen Dingen"? Und welche Dinge denn noch sonst?]
die Berufungen zu einem kirchlichen Amtsauftrag zu nennen, in das Apostolat. Den End-
punkt der Entwicklung markiert fraglos die Schaffung des Stammapostelamtes in Analogie zum
Petrusamt, in dem Apostel- und Prophetenamt gleichsam eine Union bilden.
[(Anm RF) Ich zitiere aus NEWS (Nummer 7, August 1991, auch hier in der HP zu finden):
"Die fortschreitenden Offenbarungen aus dem Heiligen Geist wiesen den Aposteln letztlich den Weg,
das Prophetenamt als in dem Apostelamt verwirklicht zu betrachten". Worin gibt es denn jetzt
wirklich diese 'Union' vom Apostel- und Propheten-Amt? Im Stammapostelamt, wie Dr.
Kiefer sagt? Oder im Apostelamt, wie die Zeitschrift NEWS (nur fuer (Bezirks-)Apostel) schreibt?]
In dem Augenblick, da sich die Neuapostolische Kirche organisatorisch und lehrmaessig konstituierte,
sah man die Aufgabe der Propheten als erfuellt an. Von daher sah es Krebs schon nicht mehr als geboten
an, Apostel zunaechst durch Propheten bezeichnen zu lassen. Vielmehr wurde es eine der vornehmsten
Aufgaben des Stammapostels fuer die Rufung von Aposteln zu sorgen. Zwischen 1896 und 1902
ordinierte Krebs sechs Apostel, darunter 1896 den nachmaligen zweiten Stammapostel Hermann
Niehaus, den er 1898 zu seinem Nachfolger bestimmte. Niehaus, auf den ich hier nicht weiter ein-
gehen werden, fuehrte 1907 die offizielle Bezeichnung Neuapostolische Gemeinde ein, die in den
30er Jahren in Neuapostolischen Kirche abgeaendert wurde. Er uebernahm 1905 das Stamm-
apostelamt, nachdem Krebs verstorben war, und leitete bis zu einem Unfall im Jahre 1930 die
Kirche. Besonders unter Niehaus trat ein gewichtiges aeusseres Wachstum ein, so dass es 1925
im Deutschen Reich 138.000 schon neuapostolische Christen gab. Niehaus starb 1932, schon
1920 hatte er Johann Gottfried Bischoff als Nachfolger benannt und ihn 1924 in einem Gottes-
dienst in Frankfurt dazu endgueltig bestimmt. Mit Bischoff kommen wir nun zu einem Stammapostel,
der mehr als alle anderen auch die nicht neuapostolische Oeffentlichkeit beschaeftigte. Er ist im
wahrsten Sinne eine umstrittene Gestalt.
5. Johann Gottfried Bischoff (1930-1960)
Johann Gottfried Bischoff wurde am 2. Januar 1871 im Odenwald geboren. Ostern 1897 lernte er
in Mainz die Apostolische Gemeinde kennen, der er noch im selben Jahr beitrat. Relativ schnell wur-
den ihm wichtige Amtsaufgaben anvertraut: 1903 Bischof, 1906 Apostel, 1920 Stammapostelhelfer
und - wie schon erwaehnt - 1930 das Stammapostelamt. Zwei Aspekte innerhalb der Amtszeit von
Bischoff will ich im folgenden besonders betrachten, zum einen das Verhaeltnis zum nationalsozialis-
tischen Staat und zum anderen - und das betrifft die Nachkriegszeit - die Botschaft, dass Christus
noch zu seinen Lebzeiten wiederkommen werde. Bischoff uebernahm in einer besonders schwierigen
Zeit die Leitung der Kirche. Zwar wollten sich die apostolische wie auch die neuapostolische Bewe-
gung politisch neutral verhalten,
[(Anm RF) Wie bitte? "Apostolische wie auch die neuapostolische Bewegung"? Was kann hier ge-
meint sein? Wird hier vielleicht ganz leise versucht die Katholisch-apostolische Kirche zusammen
mit der NAK in den braunen Dreck zu ziehen?]
doch gelang das nur mit Muehe und nicht ohne bewusste oder unbewusste Einschraenkungen. Denn
der religioese Nonkonformismus, der die Mitglieder in Zeiten eines Staatskirchentums zu gesell-
schaftlichen Aussenseitern stempelte, hatte nicht selten einen extremen politischen Konformismus
zur Folge. Unter Krebs und Niehaus war man kaisertreu, obrigkeitsstaatlich gesonnen und
versuchte ausdruecklich alle sozialdemokratischen oder irgendwie 'umstuerzlerischen'
[(Anm RF) Das Wort steht nicht in der Originalfassung...] politischen Einfluesse von der Gemeinde
fernzuhalten. Nach dem Ersten Weltkrieg verzichtete man auf den 1908 eingefuehrten Glaubensartikel, der
- fussend auf Roemer 13 - die Glaeubigen zum Gehorsam der Obrigkeit gegenueber verpflichtete. Die
demokratische Ordnung der Weimarer Republik war dem Konservativen und Monarchisten Niehaus
suspekt. Dem neuen Staat mochte man sich nicht Positiv gegenueber verhalten, sondern bezog eine abwar-
tende Position. Als nun die Nationalsozialisten die Macht uebernahmen und zunaechst vor allem die kleineren
Religionsgemeinschaften zu bedruecken begannen, stellte sich auch fuer die Neuapostolische Kirche
die Frage, welche Position man ihm gegenueber nun einnehmen sollte. Man ging den Weg des
geringsten Widerstandes und passte sich - soweit es eben ging - an. Dazu gehoerte die Wieder-
einfuehrung des oben erwaehnten Glaubensartikels, der den unbedingten Gehorsam der Obrigkeit
gegenueber einforderte. Doch dabei blieb es nicht, die Mitglieder wurden ausdruecklich zur Staats-
treue verpflichtet. So sollte einem Aufnahmegesuch in die Gemeinde "nicht entsprochen werden,
wenn der Aufzunehmende sich im Widerspruch zur Staatsfuehrung befindet, die der Neuaposto-
lischen Kirche die Ausuebung ihrer seelsorgerischen Taetigkeit gestattet" (15). Von Kritikern wurde
eine besondere Naehe der Kirche zum national-sozialistischen Staat und eine planmaessige Beein-
flussung der Mitglieder durch die Kirchenleitung im faschistischen Sinne behauptet (16).
[(Anm RF) Dies wird nicht von Kritikern behauptet, wurde aber von Stammapostel Bischoff
selber in einem Brief an das Preussische Kultusministerium geschrieben: "Jeder Diener und jedes
Mitglied der Neuapostolischen Gemeinde ist durch die planmaessige Beeinflussung seitens der
Hauptleitung in nationalsozialistischem Sinn erzogen, so dass die meisten Mitglieder der Neu-
apostolischen Gemeinde der Nationalsozialistischen deutschen Arbeiterpartei angehoeren oder ihr
nahestehen" (siehe M. Koenig/J. Marschall: Die Neuapostolische Kirche in der N.S.-Zeit und ihre
Auswirkungen bis zur Gegenwart, 2. Auflage, S. 17).]
Doch scheint mir dies eher uebertrieben. Zumal der rein taktische Charakter [(Anm RF) In der Origi-
nalfassung steht "die taktische Valenz"] der Annaeherungsversuche recht durchsichtig war. Man
liess etwa Gottesdienstbesucher in Uniformen zu oder rief zu Sammlungen fuer das Winterhilfswerk
auf. Alle diese Unternehmungen dienten jedoch nur einer Sache, naemlich die Nationalsozialisten von der
voelligen politischen Harmlosigkeit der Neuapostolischen Kirche und ihrer Mitglieder zu ueberzeugen.
Jedenfalls gelangte es der Kirche ohne groessere Blessuren die Zeit der faschistischen Diktatur zu ueber-
stehen. Kommen wir nun zum zweiten fuer unseren Zusammenhang wesentlich wichtigeren Aspekt. Kommen
wir also zur sogenannten Botschaft des Stammapostels Bischoff. Sie kann zweifelsohne als das Charakteristikum
der Epoche seiner Wirksamkeit gelten. Was nun ist unter dieser Botschaft zu verstehen? Die Hoffnung auf
die baldige Wiederkunft Christi ist eine wesentliche Basis der apostolischen Bewegung. Sie ist einer
ihrer dogmatischen Eckpunkte. Nach dem Zweiten Weltkrieg nun begann Bischoff dieses Bald
der Parusie eng mit seiner eigenen Person zu verknuepfen. Die Botschaft von der nahen Wieder-
kunft Christi erhielt eine zeitliche Fixierung, indem sie in ein unmittelbares Abhaengigkeitsverhaeltnis
zur Lebenszeit des Stammapostels gebracht wurde. Beispielsweise konnten die Leser des im No-
vember 1950 ausgelieferten Jahreskalenders der Zeitschrift "Unsere Familie" fuer das Jahr 1951
lesen: "Er [der Stammapostel Bischoff] ist der festen Ueberzeugung, dass der Herr die Seinen
noch zu seinen Lebzeiten heimholen wird ins Vaterhaus, zumal ihm der Herr - nach seinen eigenen
Worten - noch keinen gezeigt hat, der das Gotteswerk auf Erden weiterfuehren solle" (17). Der
1948 zum Stammapostelhelfer ernannte und damit zum Nachfolger bestimmte Apostel Peter
Kuhlen (1899-1986) trat daraufhin am 15. November 1950 vom Amt des Stammapostelhelfers
zurueck. Damit war nun eine eindeutige Lage geschaffen. Etwas ueber ein Jahr spaeter, naemlich
im Weihnachtgottesdienst 1951 in Giessen, praezisierte der Stammapostel die neue Lehre und
gab ihr damit einen offiziellen und verbindlichen Charakter. Er sagte unter anderem: "Tag und
Stunde, wann der Herr kommt, wissen wir nicht. Aber ich persoenlich bin ueberzeugt, dass die
Zubereitung des koeniglichen Priestertums in der Zeit erfolgt, in der ich noch vorhanden bin, und
dass die Reichsgottesarbeit im Weinberg des Herrn mit mir ihr Ende erreicht, dass also der Feier-
abend kommt, wo Lohnzahlung stattfindet."
[(Anm RF) Im Gottesdienstbericht aus der "Unsere Familie", Nummer 5, 1952, S. 100-103
steht folgendes: "Tag und Stunde, meine Lieben, weiss niemand. Wenn aber der Sohn Gottes
unserer Zeit geschildert hat und wenn wir heute die Erfuellung dieser Verheissungen durchleben,
dann duerfen wir auch glauben, dass die Zeit da ist. Ich bin persoenlich ueberzeugt, dass die Zu-
bereitung des koeniglichen Priestertums in der Zeit erfolgt, in der ich noch vorhanden bin, und dass
die Reichsgottesarbeit im Weinberg des Herrn mit mir ihr Ende erreicht, dass also der Feierabend
kommt, an dem die Lohnauszahlung stattfindet".
Bleibt jetzt die Frage: Wie kann dieses Gottesdienstbericht (aus Susanne Scheibler's Buch "Johann
Gottfried Bischoff") unterschiedlich sein von dem in der "Unsere Familie" veroeffentlichten Bericht?]
Die Schlusssaetze der schon zitierten Predigt betonen mit grosser sprachlicher Macht den Offen-
barungscharakter des Gesagten. Der Stammapostel endete: "Ich bin der Letzte, nach mir kommt
keiner mehr. So steht es im Ratschluss unseres Gottes, so ist es festgelegt, und so wird es der Herr
bestaetigen. Und zum Zeichen sollt ihr das haben, dass der Herr in meiner Zeit kommt, um die
Seinen zu sich zu nehmen" (18).
[(Anm RF) Auch hier unterscheidet sich merkwuerdigerweise den Bericht aus der "Unsere
Familie" von Susanne Scheibler's Zitat. In der "Unsere Familie" steht: "Ich bin der Letzte. Der Herr
wird zu meiner Zeit kommen, die Seinen mit sich zu nehmen. Es ist mir persoenlich eine grosse
Freude und Genugtuung, dass wir dahin gelangt sind, eine so deutliche Sprache des Geistes Christi
zu hoeren. Wer sich auf irgendeine Weise noch umzustellen hat, der tue es so schnell wie moeglich,
damit es nicht zu spaet fuer ihn wird".
Hiernach kommen uebrigens noch 4 Saetze, so dass die Behauptung Susanne Scheiblers "Der Stamm-
apostel endete" auch noch Fragen aufruft.]
Diese Botschaft nun wurde in den folgenden Jahren zu einem zentralen Gegenstand der neuapostolischen
Verkuendigung. Sie erschien um so dringlicher, da ja der Stammapostel Bischoff zum Zeitpunkt ihrer
Proklamation immerhin schon das 80. Lebensjahr erreicht hatte. Die Wiederkunft Christi schien nun zum
Greifen nahe. Freilich mochten sich nicht alle Amtstraeger und Mitglieder der Kirche dieser Botschaft
vorbehaltlos anschliessen. Sie waren der Ansicht, dass man nicht alles auf eine Karte setzen sollte und
auch nicht die Aufnahme in die Kirche und die damit verbundene apostolischen Handauflegung
- die Versiegelung also - vom unbedingten Glauben an die Botschaft abhaengig gemacht werden
sollte. Da Bischoff von der Wahrheit der Botschaft voellig ueberzeugt war, nahm er ungeachtet
aller Einwaendungen und Appelle zur Vorsicht keinerlei Rueckversicherungen oder Einschraenkungen
vor.
[(Anm RF) " Ungeachtet aller Einwaendungen"? Es hoert sich an ob die ganze Apostelschar
vehement an Stammapostel Bischoff appelliert hat, die 'Botschaft' bitte nicht zu verkuendigen! Wahrheit
ist, dass nur die drei Apostel aus dem Rheinland ganz vorsichtig versucht haben, die 'Botschaft' etwas
weniger verbindlich zu machen. Und warum schreibe ich "vorsichtig versucht"? Weil alle anderen Apos-
tel im herrlichen Einssein mit dem Stammapostel 100-prozentig hinter seine 'Botschaft' standen! Hier
wird also von Dr. Kiefer extra zu benachdrucken versucht, dass Stammapostel Bischoff nicht 100-,
sondern 1000-prozentig "voellig ueberzeugt" von der 'Botschaft' war. Wahrscheinlich bereitet uns Dr.
Kiefer jetzt schon vor, dass Stammapostel Bischoff, wie dies am 10.7.1960 bekanntgegeben wurde,
sich wegen dieser 1000-prozentigen Ueberzeugung nicht geirrt haben kann.]
In einem 1954 in Stuttgart gehaltenen Gottesdienst verkuendete er apodiktisch: "Ich bin bin mir doch
bewusst, wenn ich sterben wuerde - was nicht der Fall sein wird -, dann waere das Werk Gottes
vernichtet (...). Falls ich tatsaechlich heimgehen wuerde, was nicht geschehen wird, dann waere das
Erloesungswerk erledigt" (19). Gegen dergleichen Positionen gab es in der Schweiz, in den Nieder-
landen, in Suedafrika und natuerlich auch in Deutschland selber massiven Widerstand.
[(Anm RF) Ist uebertrieben. In der Schweiz und in den Niederlanden entstanden Gruppen (beide
etwa 1000 Mitglieder gross), in Suedafrika enstand eine Gruppe (etwa 10000 Mitglieder) wegen der
Ablehnung der 'Botschaft'. In Deutschland kann man aber auch nicht von "massiven Widerstand"
sprechen. Nur in einem Apostelbezirk (Duesseldorf, siehe unten) kann man hiervon reden, in
allen uebrigen deutschen Apostelbezirken waren es eigentlich nur Einzelpersonen, die wegen der 'Bot-
schaft' der NAK den Ruecken kehrten. Auch hier versucht Dr. Kiefer also Stammapostel Bischoff wie-
der in die 'Underdog'-Rolle zu manoevrieren, vor einigen Saetzen mit "ungeachtet aller Einwaendungen
und Appelle zur Vorsicht", und jetzt wieder mit "gab es in der Schweiz, in den Niederlanden, in Sued-
afrika und natuerlich auch in Deutschland selber massiven Widerstand". Muss dies denn alles gemacht
werden um uns von der felsenfeste Sicherheit von Stammapostel Bischoff bezueglich seiner 'Botschaft'
zu ueberzeugen?]
Einer seiner Fuehrer war der vormalige Stammapostelhelfer Peter Kuhlen, der freilich schon
im Vorfeld der Botschaft sich in einem gewissen Spannungsverhaeltnis zu Bischoff befand.
Kuhlen, der Leiter des rheinischen Apostelbezirkes, sowie seine Mitapostel Siegfried Dehmel und
Ernst Dunkmann forderten, die Annahme und Ablehnung der Botschaft in die freie Entscheidung
des einzelnen zu stellen, mithin ihren verbindlichen Charakter zu relativieren. Das war natuerlich
in Hinblick auf die Aeusserungen des Stammapostels ueberhaupt nicht moeglich, sollte sein An-
spruch, Gottes zeitgemaesses Wort zu verkuendigen, nicht hinfaellig werden. Die Auseinander-
setzungen eskalierten vor allem im Rheinland. Nun waren sie nicht mehr nur eine Angelegenheit
der leitenden Amtstraeger, sondern die Gemeinden selber wurden von dem Streit ergriffen und
spalteten sich. Nun stritten die Befuerworter der Botschaft gegen solche, die sie nur formal fuer
wahr hielten oder gar ablehnten. Gegen Kuhlen und seine Anhaenger ging Stammapostel Bischoff
im Januar 1955 mit aller Schaerfe vor. Am 24. Januar 1955 [(Anm RF) Am 23. Januar 1955.
Siehe Ausschluss-Schreiben in dieser HP.] wurden der Bezirksapostel Peter Kuhlen
aufgrund eines Beschlusses des Apostelkollegiums gemeinsam mit den Aposteln Siegfried
Dehmel und Ernst Dunkmann nicht nur seines Amtes enthoben, sondern zugleich aus der Neu-
apostolischen Kirche ausgeschlossen (20). Gleichzeitig wurden zwei Bischoefe und zehn Bezirks-
aelteste von ihren Aemter suspendiert. 25.000 Glaeubige folgten ihnen, sie gruendeten am 25.
Januar 1955 in Duesseldorf die heute noch bestehende "Apostolische Gemeinschaft". Fuer die
neuapostolischen Gemeinden im Rheinland hatten diese Ereignisse katastrophale Folgen. Zum
Teil verloren sie ihre Amtstraeger, sie spalteten sich oder gingen fast geschlossen, wie es etwa
in Dueren der Fall war, zur Opposition ueber. Nach diesen schmerzlichen Ereignissen blieb die
Botschaft des Stammapostels in der Neuapostolischen Kirche selber unbestritten. Sie wurde
Jahr um Jahr - bis 1960 - weiter gepredigt. Und hier nun ist das Ereignis zu vermelden, das die
Verkuendigung der Botschaft in einer Weise zum Abschluss brachte, wie es sich kein neuaposto-
lischer Christ haette vorstellen moegen. Nach Ostern 1960 erkrankte naemlich der mittlerweile
89jaehrige Stammapostel ernstlich. Als ihn der Bezirksapostel Walter Schmidt am Krankenbett
besuchte und sich mit den Worten verabschiedete: "Lieber Stammapostel, es bleibt die Ver-
heissung bestehen, der Herr kommt zu Ihrer Lebenszeit", da antwortete Bischoff: "Ja, das ist
gewiss!" (21). Am 5. Juli wurde der Stammapostel in ein Krankenhaus nach Karlsruhe gebracht,
dort starb er am 6. Juli 1960. Er starb in den Armen seiner Pflegetochter, die seine letzten Worte
bezeugte: "Der Herr wird die Herde bei den Hirten suchen" (22). Der ploetzliche Tod von Johann
Gottfried Bischoff wurde auch in der breiteren Oeffentlichkeit wahrgenommen. Nun erwartete
man das Auseinanderbrechen der Neuapostolischen Kirche und auf jeden Fall das Ende des
Stammapostelamtes. Doch es kam anders als gedacht oder auch gewuenscht, sehr rasch, naem-
lich schon am 7. Juli, wurde auf einer Apostelversammlung der westfaelische Bezirksapostel Walter
Schmidt (1891-1980) einstimmig zum neuen Stammapostel gewaehlt.
[(Anm RF) Das am 7. Juli der BezAp Walter Schmidt offiziell zum neuen Stammapostel ge-
waehlt wurde, darf man nach Publikation des Protokolls von der Apostelversammlung vom 2.8.
1960 in dieser HP berechtigt anzweiflen.]
Der Offenbarungscharakter der Botschaft wurde trotz ihres offensichtlichen Scheiterns weder von Schmidt
noch von den folgenden Stammaposteln je relativiert. Auch verzichtete man weitgehend auf Erklaerungen fuer
das Ausbleiben ihrer Erfuellung. In ihrer Biographie ueber den Stammapostel Bischoff kommentiert Susanne
Scheibler lapidar: "Warum die Botschaft nicht in Erfuellung ging, wissen wir nicht" (23). Allerdings
versuchte man die Nichterfuellung der Botschaft durch Hinweise auf aehnliche Ereignisse in der
Bibel, etwa bei dem Propheten Jonas, wenigstens als einen legitimen Akt goettlicher Willensaenderung
deutlich werden zu lassen. Fuer Aussenstehende ist es zweifelsohne schwer, die Treue der Neu-
apostolischen Kirche zur Botschaft zu verstehen. Wie, so laesst sich fragen, konnte denn ueberhaupt
der Gedanke aufkommen, die Lebenszeit eines Apostels eschatologisch - also endzeitlich - aufzu-
laden? Die Vorstellung des Zusammenhangs zwischen der Lebenszeit eines wichtigen Amtstraegers
und der Wiederkunft Christi findet sich freilich schon im Urchristentum. So verband sich wohl, der
Neutestamentler Martin Hengel hat darauf hingewiesen, am Ende des 1. Jahrhunderts die Erwartung,
dass derjenige Juenger, "'den der Herr liebte', von diesem selbst dadurch ausgezeichnet sei, dass er
als einziger unter den Juengern Jesu das Kommen des Herrn noch lebend sehen werde" (24). Diese
urchristliche Vorstellung lebte auch unter den englischen Aposteln. Sie war ja einer der Gruende,
warum sie sich veranlasst sahen, auf neue Apostelberufungen zu verzichten. Doch das ist sozusagen
nur der formale Zusammenhang, in dem die Botschaft gesehen werden kann. Ich moechte noch kurz
einige inhaltliche Ueberlegungen anschliessen. Zweifelsohne stellt die Botschaft eine negative Antwort
auf den naiven Zukunftsoptimismus und Materialismus in der Bundesrepublik des beginnenden Wirt-
schaftswunders dar. Der unumschraenkten Herrschaft des Materiellen wurde eine endzeitliche Absage
erteilt. Die Vorstellung, Zukunft sei vor allem ein besseres Leben, die Moeglichkeit, sich immer mehr
leisten zu koennen, wurde in der Botschaft die Aussicht auf das Ende der Geschichte, auf den Anbruch
einer ganz anderen Welt, mit voellig anderen Normen entgegengesetzt. Die unmittelbare Erwartung des
Einbruchs des Jenseitigen stellt (natuerlich [(Anm RF) wird in der Originalfassung hinzugefuegt])
einen unuebersehbaren Angriff auf die Forderungen des Diesseits dar, denen sich eben auch der Glaubende
zu stellen hat. Ueberdies stellt die Koppelung von Lebenszeit und Endzeiterwartung den Glaubenden selber
vor die notwendige Entscheidung, seiner Existenz eine radikal eschatologische Ausrichtung zu geben. Auch
dies spielt im Urchristentum eine wesentliche Rolle. "Jetzt ist der Zeitpunkt", so bemerkt Kurt Erlemann in
seinem Buch "Endzeiterwartungen des fruehen Christentums", "um sein Verhalten der kommenden, neuen
Wirklichkeit anzupassen. Konkret heisst dies Anerkennung Gottes und seiner Boten" (25). Und noch ein
anderer Gedanke stellt sich angesichts der Botschaft und ihrer Nichterfuellung ein, naemlich der des para-
doxen Charakters des Glaubens ueberhaupt. Ein Glaube wird jetzt eingefordert, der seinen Anhalt nicht
allein in der Geschichte hat, sondern der die Geschichte uebersteigt und sich gegen den Absolutheitsan-
spruch des Diesseitigen zu wenden in der Lage ist. Auf Johann Gottfried Bischoff folgten die Stammapos-
tel Walter Schmidt (1960-1975) und die Schweizer Ernst Streckeisen (1975-1978), Hans Urwyler (1978-
1988) und schliesslich ab 1988 Richard Fehr.
6. Richard Fehr (1988)
Richard Fehr, geboren am 15. Juli 1939, lernte den Beruf des Schriftsetzers und war spaeter in der
Werbebranche taetig. Pfingsten 1980 wurde er durch Stammapostel Urwyler zum Apostel, 1981
zum Bezirksapostel der Schweiz ordiniert. Nachdem Urwyler in den Ruhestand getreten war, wurde
Fehr 1988 zum Stammapostel berufen. In seine bisherige Amtszeit fielen die grossen weltpolitischen
Umwaelzungen Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre: Aufloesung des Ostblocks und der Sowjet-
union, Wiedervereinigung Deutschlands. Die daraus sich ergebenden Veraenderungen - Reisefreiheit,
Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit - hat Fehr umsichtig zu nutzen gewusst und die Mission in den bis-
lang verschlossenen Gebieten entschieden gefoerdert. Zugleich wurden die missionarischen Aktivi-
taeten in den anderen Erdteilen, vor allem in Afrika und Asien, intensiviert. War die Neuapostolische
Kirche bis in die 70er Jahre hinein vorzueglich eine deutsche oder europaeische Angelegenheit, so
wurde sie unter Stammapostel Urwyler internationalisiert und unter Richard Fehr zu einer Weltkirche.
Einige Zahlen moegen das belegen: In den 60er Jahren hatte die Kirche etwa 500.000 Mitglieder,
Mitte der 70er schon eine Million, heute gibt es etwas ueber 9 Millionen neuapostolische Christen in
der Welt. Fuehrte die Neuapostolische Kirche ueber lange Zeit eher ein Leben im stillen Winkel, so
veranlasste Stammapostel Fehr nun eine Oeffnung hin zur gesellschaftlichen Wirklichkeit. In diesem
Zusammenhang sind auch die mannigfaltigen karitativen Unternehmungen in der Dritten Welt oder
auch im ehemaligen Ostblock zu sehen.
[(Anm RF) Erstens kann man ueber das Wort "mannigfaltig" diskutieren, zweitens kann man
sagen dass die NAK erst unter Druck von Kritik angefangen hat, ueberhaupt Aktivitaeten in Richtung
"karitativen Unternehmungen" einzuleiten!
Dann folgt in der Originalfassung einen Absatz ueber die Ueberarbeitung des 10. Glaubensartikels:
"Ebenso wurde das Glaubensbekenntnis ueberarbeitet und, was besonders die Lehre von den letzten
Dingen anbelangt, praezisiert sowie der 10. Artikel neu gefasst. Er lautet nun, und damit wird vor
allem auch der politischen und sozialen Wirklichkeit in den Laendern der Dritten Welt Rechnung
getragen, "Ich glaube, dass ich der weltlichen Obrigkeit zum Gehorsam verpflichtet bin, soweit nicht
goettliche Gesetze dem entgegenstehen"."
Warum denn diese Saetze entfernt wurden? Vielleicht waren sie zu politisch 'gefaerbt'? Die NAK
ist ja 'politisch neutral' (sagt sie...).]
Allerdings hat in den letzten Jahren die Oeffentlichkeit verstaerkt ein aeusserst kritisches Interesse
an der Kirche gezeigt. Vielfach warf man ihr totalitaere Tendenzen vor. Man beschuldigte sie, ihre
Mitglieder zu indoktrinieren, zu ueberwachen oder sie seelisch zu deformieren. Diese Vorwuerfe
resultieren sicherlich nicht zuletzt aus dem Unverstaendnis, mit dem man im Zeitalter der Post-
moderne und eines Kults religioeser Beliebigkeit allen Forderungen nach Entscheidung und
Verbindlichkeit begegnet. Richard Fehr hat zu den Anschuldigungen Stellung bezogen, auf
sie will ich jetzt gar nicht weiter eingehen, sondern vielmehr auf die Konsequenzen, die aus
dem kritischen Verhalten der Medien gezogen wurden. Hier ist zunaechst einmal das
Bemuehen zu nennen, die Gemeindeglieder auch intellektuell staerker im Sinne des neuaposto-
lischen Glaubens auszurichten. Glauben und Verstehen werden nun in einen engeren Zusammenhang
gebracht, waehrend zuvor der Glaube als reine Herzensangelegenheit galt, die keinerlei intellektuelle
Durchdringung [(Anm RF) In der Originalfassung steht "Reflexion".] bedarf. Nach diesem
Ueberblick ueber die Geschichte der Neuapostolischen Kirche, moechte ich zum Abschluss noch
auf einige Besonderheiten des neuapostolischen Glaubens, der ja dezidiert christlicher Glaube zu
sein beansprucht, zu sprechen kommen.
7. Der neuapostolische Glaube
Die Geschichte der Neuapostolischen Kirche und der apostolischen Bewegung ueberhaupt, ist eine
Geschichte der Apostel. Das ist kein Zufall, denn die apostolische Bewegung ist schon an ihrem Beginn
auf das Amt, speziell auf das Apostelamt ausgerichtet. Fuer den neuapostolischen Glauben ist eigentlich
nur dort im Vollsinne Kirche vorhanden, wo die Apostel sind.
[(Anm RF) "Eigentlich"? O wie vage...] Wo sie fehlen, sind folglich auch die notwendigen
Heilsmittel nicht in sachgemaesser Weise gegeben. Eine reine Subjektvierung und Privatisierung des
Glaubens, wie sie vielfach im Protestantismus vorhanden war und ist, findet so seine eindeutige Ab-
lehnung. Die reformatorische Relativierung des Amtes erscheint in diesem Kontext de facto als
ein Akt der Aufloesung von Kirche. Die Gewissheit, dass Gott nicht nur in der Vergangenheit ge-
sprochen hat, sondern auch heute noch spricht, findet ihren unmittelbaren personalen Ausdruck im
Apostel. Dass auch die Bibel nicht das letzte Wort Gottes ist, dass nicht nur in ihr Gottes Wort und
Tun bezeugt werden, sondern gerade auch in unserer Gegenwart Wirklichkeit ist, das gehoert zu den
neuapostolischen Grundueberzeugungen. Folglich wird dem reformatorischen Prinzip, die Bibel als
alleinige Quelle des Glaubens aufzufassen, eine deutliche Absage erteilt. [(Anm RF) Dieser Satz steht
nicht in der Originalfassung.]
Die Neuapostolische Kirche ist hierarchisch gegliedert und erinnert in ihrem Aufbau an die Roemisch-
katholische Kirche. An ihrer Spitze stehen Apostel, die heilsvermittelnde Aufgaben haben.
[(Anm RF) "An ihrer Spitze stehen Apostel"? Liebe Leser, haben wir vielleicht etwas verpasst? Hat
es wichtige Aenderungen in der Lehre gegeben? Die Antwort lautet: Nein! Dr. Kiefer traut sich hier
tatsaechlich zu, zu luegen! Wie wir alle wissen, und wie es auch in "Fragen und Antworten" steht,
steht natuerlich der Stammapostel "an der Spitze" der NAK! Vielleicht sollte Dr. Kiefer auch
einmal einen Blick auf die Statuten der NAKI werfen (auch hier in dieser HP zu finden). Denn ge-
nau dort ist auch klar und eindeutig definiert, wer die NAK leitet und fuehrt.]
In den Gemeinden dienen Priester in ihrem Auftrag. Damit setzt sich die Kirche natuerlich deutlich
von der protestantischen Vorstellung vom allgemeinen Priestertum der Glaeubigen ab. Dieses
allgemeine Priestertum ist im neuapostolischen Glauben vielmehr eine zukuenftige Wirklichkeit.
Es wird realisiert nach der Wiederkunft Christi. Trotz der hierarchischen Struktur, stehen sich
doch Gemeinde und Amtstraeger nicht isoliert gegenueber, sondern durchdringen sich. Ein
Hauptgrund dafuer liegt sicherlich darin, dass die Neuapostolische Kirche eine Gemein-
schaft theologischer Laien ist. Jedes maennliche Kirchenmitglied, die Frauen sind zur Zeit
davon ausgenommen, kann vom Apostel mit einem Amt betraut und sakramental und seel-
sorgerisch taetig werden.
[(Anm RF) Am 20. September 1998 hat Stammapostel Fehr diese Hoffnung von Dr. Kiefer
ausserst gruendlich verschlagen. Er sagte in diesem Gottesdienst fuer Amtstraeger unzweideutig,
Frauen duerfen jetzt und in der Zukunft in der NAK kein Amt innehaben!]
Dementsprechend gibt es im Verhaeltnis zur Mitgliederzahl auch einen recht hohen Anteil von
meist unbesoldeten Amtstraegern, die die Gemeindeglieder betreuen und ihnen auf Wunsch
in vielfaeltiger Weise zur Seite stehen. Da der neuapostolische Glaube auf die Praxis ausge-
richtet ist, spielte seine intellektuelle Durchdringung bislang eher eine untergeordnete Rolle. Dass es
keine wissenschaftlich ausgebildete Theologenschaft gibt, ist in diesem Kontext nur selbstverstaendlich.
Von daher ist die Neuapostolische Kirche auch keine Kirche der dogmatischen Entfaltungen. Sie folgt
vielmehr in wesentlichen Punkten den Lehren wie sie in den altkirchlichen Bekenntnissen formuliert
wurden. In der Lehre von der Trinitaet, von Amt und Person Christi, von der Rechtfertigung oder den
Sakramenten aehneln die Positionen der Kirche mal mehr katholischen oder auch evangelischen Vor-
stellungen. [(Anm RF) O wie vage...]
In vielen Dingen verzichtet man auf eindeutige lehrmaessige Klaerung, weil man ihren unmittel-
baren Bezug zur Glaubenspraxis und zum Glaubensziel, naemlich der nahen Wiederkunft Christi,
nicht erkennt.
[(Anm RF) Es ist schon positiv zu werten dass jetzt endlich offiziell zugegeben wird, die NAK
habe 'in vielen Dingen' keine eindeutige Lehre. Man kann dies auch anders sagen, naemlich: Jeder
Amtstraeger redet vom 'Altar' so wie er selber denkt wie die Lehre ist, und Kritk darauf ist unmoeg-
lich weil natuerlich vom NAK-Altar der Heilige Geist redet. So einfach ist das in der NAK!]
Die Wertschaetzung des Apostels, das Wissen um ihre Notwendigkeit fuer die Kirche Christi,
kommt im 4. Glaubensartikel beispielhaft zum Ausdruck, in dem es heisst: "Ich glaube, dass der
Herr Jesus seine Kirche durch lebende Apostel regiert bis zu seinem Wiederkommen, dass er sei-
ne Apostel gesandt hat und noch sendet mit dem Auftrag zu lehren, in seinem Namen Suenden zu
vergeben und mit Wasser und dem Heiligen Geist zu taufen" (26). Hier werden mit wenigen Worten
die Aufgaben der Apostel umrissen. Das Apostelamt, so wird deutlich, und hier unterscheiden sich die
neuapostolischen von allen anderen Christen, wird als dauerhafte Institution der Kirche aufgefasst.
[(Anm RF) Unsinn. Ausser manchen apostolischen Kirchen, die aus der NAK hervorgekommen
sind, haben z.B. auch die Mormonen und manche Kirchen der Pfingstbewegung Apostel. Oder sind
die Mitglieder aller dieser Kirchen in den Augen der NAK keine Christen?]
Es soll wirken bis zur Wiederkunft Christi, bis zum Ende der Geschichte.
[(Anm RF) In der Originalfassung wird an dieser Stelle hinzugefuegt: "Wenn gesagt wird, dass
die Apostel "lehren", dann ist damit nicht zuletzt die rechte Auslegung der Bibel als wirkliches und
lebensspendendes Wort Gottes gemeint. Denn dass die Bibel Gottes Wort ist und nicht, wie etwa
fuer die Wissenschaft, blosses Menschenwort, auch dafuer ist der Apostel ein Garant".
Ist es nicht besonders interessant, liebe Leser, zu lesen wie die sektarische, rein neuapostolisch-
exklusive Bemerkungen aus dieser offiziellen Version verschwunden sind?]
Die Apostel koennen und sollen das Heil zusprechen, indem sie die Suenden vergeben.
Sie machen dem Menschen bewusst, dass er Suender ist und dass er auf Vergebung angewiesen ist.
[(Anm RF) In der Originalfassung steht statt dieser Satz: "So machen sie dem Menschen seine
Lage als Suender bewusst, der allein aus der Vergebung lebt".]
Zugleich verkuenden sie die frohe Botschaft vom gnaedigen Gott, der sich den Menschen gnaedig und
[(Anm RF) Diese zwei Worte stehen nicht in der Originalfassung.] liebend zuwendet. Dies alles geschieht
vorzueglich im Gottesdienst, der folglich in der neuapostolischen Glaubenspraxis die hoechste Wert-
schaetzung geniesst. Desgleichen garantieren die Apostel die rechte Verwaltung der drei Sakramente:
Taufe, Abendmahl und Versiegelung. Der zitierte Glaubensartikel spricht von zwei Sakramenten, von
der Taufe mit dem Wasser und der Taufe mit dem Geist. Die Wassertaufe ist das Grundsakrament.
Es dient zur Konsitutierung des Christseins ueberhaupt und stellt mithin ein unmittelbares Bindeglied
zu allen anderen Christen dar.
[(Anm RF) In der Originalfassung steht statt diese letzten zwei Saetze: "Die Wassertaufe ist das
Sakrament, das zur Konsitutierung des Christseins ueberhaupt dient. Von daher stellt sie ein unmittel-
bares Bindeglied zu allen anderen Christen da".]
Die Taufe mit dem Geist, die apostolische Handauflegung oder Versiegelung wird ausschliesslich von
einem Apostel vollzogen und dient der Begabung mit dem Heiligen Geist. Gott selber nimmt nun
Wohnung im Menschen und schafft die Moeglichkeit einer existentiellen Neuschoepfung.
[(Anm RF) Also, liebe Leser, was lesen wir hier? Bei der "Taufe mit dem Geist", also bei der
neuapostolischen Versiegelung, gescheht folgendes: "Gott selber nimmt nun Wohnung im
Menschen"! Hier wird also behauptet dass in jenen Christen, die nicht neuapostolisch
versiegelt sind, dass also in einigen Milliarden Menschen die "nur" getauft worden sind, Gott
nicht Wohnung genommen hat!
Liebe Leser, dieser offiziellen, von der NAK genehmigten digitalen Kopie des Vortrags von Dr.
Kiefer, beweist hiermit definitiv der Exklusivitaetsanspruch der NAK, sie zeigt zudem wie erschuet-
ternd elitaer die NAK sich selber sieht und wie sie ueber ihre Mit-Christen denkt. Wenn die NAK
solch eine extreme Exklusivitaet lehrt, darf man sich berechtigt fragen, ob die NAK ueberhaupt
noch als 'christlich' zu werten ist!]
Der vom Geist Gottes erfuellte Mensch wird auch jener sein, den der wiedergekommene Christus unmittel-
bar zu sich nimmt.
[(Anm RF) "Der von Geist Gottes erfuellte Mensch" ist natuerlich der neuapostolische Versiegelte. Siehe
oben.]
Er ist jener, der mit Christus im Friedensreich regieren wird. Er ist jener, der nicht am Endgericht teilnehmen
muss. In das Gericht kommen allein jene, die nicht an der Ersten, sondern an der Zweiten Auferstehung teil-
nehmen. Die Gewissheit in einer Zeit zu leben, in der die fast vergessene Botschaft von der Wiederkunft Christi
ihrer Erfuellung nahe ist, ist Grundueberzeugung der apostolischen Bewegung von Anfang an, ja, sie ist die
eigentliche Rechtfertigung fuer die Wiederherstellung des Apostelamtes. Der Apostel hat insofern immer wie-
der die Pflicht, den Glaubenden auf die Wiederkunft Christi und die sich mit ihr vollziehende Erste Auferstehung
vorzubereiten. Aus der Zukunft des wiedergekommenen Christus wird den Aposteln die eigentliche Legi-
timation zuteil. Hier haben wir ein Gegenmodell zur apostolischen Sukzession, also zur historischen
Ableitung der Legitimation etwa des Bischofsamtes in der Roemisch-katholischen Kirche. Eine solche
gleichsam historisierende Sicht auf das Amt kann es im neuapostolischen Glauben nicht geben, sie
wuerde im Gegensatz zu seiner grundsaetzlich eschatologischen Ausrichtung stehen. Wir sehen also,
fuer den neuapostolischen Christen haengen Hoffnung auf die Wiederkunft Christi und die Wieder-
erweckung des Apostelamtes aufs engste zusammen. Von daher fuehlt sich der neuapostolische
Christ in einer endzeitlichen Situation, die ihn dazu aufruft - und hier entspricht er in seiner Glaubens-
haltung zweifelsohne einer urchristlichen Position -, eine wahrhaft eschatologische Existenz zu fuehren.
Meine Damen und Herren, liebe Freunde, ich danke Ihnen fuer Ihre Aufmerksamkeit!
1 Novalis IV, S. 524.
2 Vgl. RGG3 II, Sp. 621.
3 Zit. n. Obst, Helmut: Apostel und Propheten der Neuzeit. Berlin 1990, S. 25.
4 Zit. n. Kirchenlexikon. Berlin (Ost) 1990, S. 109.
5 Schroeter, Johannes Albrecht: Die Katholisch-apostolischen Gemeinden in Deutschland und der
"Fall Geyer". 2. Aufl. Marburg 1998, S. 33.
6 Vgl. Schroeter, ebd., S. 196.
7 Zit. n. Obst, Helmut: Apostel und Propheten der Neuzeit. 2. Aufl. Berlin 1990, S. 51.
8 Schroeter, S. 217.
9 Zit. n. Schroeter, S. 300.
10 Zit. n. Obst, S. 56.
11 Zit. n. Obst, S. 56.
12 Obst, S. 59.
13 Obst, S. 66f.
14 Obst, S. 86.
15 Fragen und Antworten. Frankfurt 1938, S. 63 (Nr. 172).
16 So etwa Koenig, Michael u. Juergen Marschall: Die Neuapostolische Kirche in der N.S.-Zeit und
die Auswirkungen bis zur Gegenwart. 2. Aufl. Feldafing 1994.
17 Zit. n. Obst, S. 82.
18 Scheibler, Susanne: Johann Gottfried Bischoff. Frankfurt/M. 1997, S. 99f.
19 Zit. n. Obst, S. 83.
20 Scheibler, Susanne: Walter Schmidt. Frankfurt/M. 1991, S. 63.
21 Scheibler, Susanne: Johann Gottfried Bischoff. A.a.O., S. 117.
22 Ebd., S. 118.
23 Ebd. S. 120.
24 Hengel, Martin: Die johanneische Frage. Tuebingen 1993, S. 213.
25 Erlemann, Kurt: Endzeiterwartungen im fruehen Christentum. Tuebingen, Basel 1996, S.118.
26 Fragen und Antworten. Frankfurt/M. o.J., S. 107 (Nr. 231).
Ricky's Fazit.
Liebe Leser, ich bin besonders erschrocken von diesem offiziellen Vortrag. Auf den ersten Blick sieht er
sehr serioes aus, ich kann mir sogar vorstellen dass man, beim Hoeren des Vortrags, von der Sach-
lichkeit und Ton des Vortrags beeindruckt ist. Deshalb will ich auch den Freunden, die mir den Vortrag
auf Papier (Originalfassung) und Diskette (offizielle Version) haben zukommen lassen, aufs herzlichste
danken. Denn erst beim Lesen des Vortrags wird einem deutlich, dass hier (so geschickt wie
nie zuvor) unter anderem
1. Geschichtsfaelschung betrieben wird,
2. die Lehre der NAK falsch wiedergegeben wird, und
3. die Exklusivitaet der NAK gegenueber anderen Christen immer noch verteidigt wird.
Ausserdem kann man aus dem Vergleichen der beiden Versionen sehen dass die offizielle Version spe-
ziell fuer die Oeffentlichkeit verniedlicht wurde. Hieraus muessen wir folgern dass zwar die Verpackung
der NAK-Botschaft fuer die Oeffentlichkeit schoener ist geworden, der exklusive Inhalt des Pakets
aber um keinen Haar geaendert wurde.
Ricky's Schlussfolgerung:
NAK-Unterdiakon Dr. Reinhard Kiefer luegt mit seinen Vortraegen die Zuhoerer an. Es waere
zu wuenschen dass er hieraus die Konsequenzen zieht und in Zukunft auf dem Halten von diesen
Vortraegen verzichtet.
Zuerich, den 26. April 1999
gez. Ricky Fair
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