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Gottgewollter Austausch bedeutet nicht zuletzt: Wer mehr hat, gebe dem, der weniger hat. Niemand gebe kärglich - niemand sei zu eitel, sich göttlich beschenken zu lassen. Der Heilige Geist sei der alleinige Maßstab allen Handelns und Verhaltens. Liebe, Bescheidenheit und redlicher Umgang mit den biblischen Grundwahrheiten sind die entscheidenden Orientierungsmerkmale.
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Zudem: Gute Gespräche unter Christen sind geprägt von G E B E N und N E H M E N! Selbst Petrus kam im Umgang mit dem "Heiden" Cornelius zu neuen wichtigen göttlichen Einsichten. Um wieviel mehr ist es geboten, dass "Christen" offen einander begegnen, Substanzfragen stellen, sich Hilfe anbieten und göttliche Erfahrungen einbringen.
Es ist heute kaum nachvollziehbar, dass es jahrhundertlang die unselige kirchliche Praxis gab, im Blick auf andere Konfessionen das Trennende immer mehr zu betonen als das Verbindende.
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Was für die einzelnen gilt, gilt auch für Kirchen und Glaubensgemeinschaften. Da sich die unterschiedlichen Gruppierungen auf ihren gemeinsamen Gründer Jesus Christus berufen, gelten hier die unveräußerlichen göttlichen Gebote eines liebevollen gegenseitigen Umgangs um so mehr.
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Es sei hier die weise ökumenische Haltung unserer englischen Mutterkirche zitiert. Ein seinerzeit in den katholisch-apostolischen Gemeinden tätiger Bischof Albrecht (er war übrigens auch ein kenntnisreicher Bibelübersetzer) schreibt:
"In allen Getauften sehen wir Kinder Gottes. Wir bilden uns nicht etwa ein, dass wir im höheren Sinne Kinder Gottes wären als die anderen Christen. Die Kindschaft aller Getauften ist vielmehr ganz dieselbe, und als Kinder Gottes sollen wir auch als Glieder einer großen Familie in einheit und Einigkeit zusammenwohnen.
... Wir bilden keine besondere Partei, sondern alle Christen stehen uns als Brüder in derselben Weise nahe. Alle wollen wir mit gleicher Liebe umfassen, von allen wollen wir dankbar lernen, für alle ohne Unterschied beten wir in den Gottesdiensten."
Das Verbindende in diesem Sinne mehr zu betonen als das Trennende, kann nur bedeuten, sich nicht zu verweigern, wenn es darum geht, mit anderen christlichen Gemeinden in liebevollem Respekt einen möglichst fruchtbaren Austausch zu pflegen.
Wie bekannt ist, haben wir uns nicht entzogen, in einer Reihe von überkonfessionellen christlichen Arbeitskreisen in gebotenen Umfang mitzuarbeiten. Außerdem haben unsere Amtsbrüder, vor allem aber unsere Gemeinde- und Jugendchöre bei einer Reihe von öffentlichen ökumenischen Anlässen zur Freude aller Beteiligten schon häufig mitgewirkt.
Dies alles, weil unser apostolisches Grundverständnis uns nahelegt, alle christlichen Aktivitäten nach besten Kräften zu unterstützen, Liebe zu üben und das Licht göttlicher Wahrheiten - wo immer möglich - verbreiten zu helfen.
Niemand sollte sich dabei als des anderen Meister fühlen. Nur göttliche Wahrheiten zählen. Allein durch Christus geschieht grundlegende und alles entscheidende Wegweisung. Die eine Gemeinde kann z.B. durch ihre sorgfältige Bibeltreue, ihren Opfersinn oder ihre ausgeprägt liebevolle Geschwisterlichkeit besonders vorbildlich sein. Andere Gemeinden können gegebenenfalls durch ihre karitative Dienstbereitschaft oder ihren Missionseifer beeindruckend überzeugen.
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Bei aller zwischengemeindlichen Gesprächsbereitschaft bleibt gültig, was Apostel Kuhlen im Jahre 1960 beispielhaft in einem Gottesdienst ausführte:
"Sollte an mich eine Einladung ergehen, mit der Neuapostolischen Kirche Gespräche zu führen, dann bin ich hierzu an jedem Ort und zu jeder Stunde bereit. Hierbei gibt es jedoch eine wichtige Voraussetzung: Im Vordergrund aller denkbaren Gespräche haben die Fragen zu stehen nach Wahrheit, nach Brüderlichkeit und nach allen unverzichtbaren biblischen Glaubensgrundlagen." Apostel Kuhlen führte weiter aus: "Alle kirchenorganisatorischen Fragen oder Fragen der eventuellen zahlenmäßigen Erweiterung unserer Gemeinden treten gegenüber den genannten zentralen Anliegen absolut in den Hintergrund."
Diese geäußerten Grundsätze des Apostels Kuhlen gelten im vollen Umfang weiterhin! Unsere Grenzen sahen und sehen wir immer da, wo die Gefahr besteht, dass unser eigenes biblisch begründetes Glaubensverständnis angetastet wird.
Wir wissen, dass die Neuapostolische Kirche über viele Jahre hinweg die These vertrat, sich mit einer "Mauer des Schweigens" umgeben zu sollen. Die Phase der Verschlossenheit ist in jüngster Zeit einer gewissen Gesprächsbereitschaft gewichen.
Die wechselseitigen Gespräche, die schon stattgefunden haben und noch stattfinden werden, hatten bzw. haben zunächst den Sinn festzustellen, welchen Weg die Neuapostolische Kirche genommen hat und zukünftig zu nehmen bereit ist. Nicht mehr - aber auch nicht weniger.
In dem Maß, wie wir schrittweise einen Überblick gewinnen können, wird es unser Anliegen sein, die Gemeinden in allen Einzelheiten genau zu unterrrichten.
Gespräche - zumal wenn es nur klärende sind - auszuschlagen hieße, die Anliegen Jesu Christi mißzuverstehen. Eine "Mauer des Schweigens" zu belassen, würde kirchliches Fehlverhalten konservieren.
Jesu Zuspruch lautet: "Ich lebe, und ihr sollt auch leben." (Joh. 14,19)
Schweigen - oder gar "Totschweigen" - verhindert fördernde Impulse und unterdrückt neues göttliches Leben!
Wer liebt, spricht!