"Unsere Familie", 60. Jahrgang, Nummer 11, 5. Juni 2000, S. 12-13

 

Gottesdienstberichte in der Zeitschrift "Unsere Familie"

Wer hat es nicht schon erlebt: Im Gottesdienst des Stammapostels gab es eine ganz bestimmte Aussage, die man sich gemerkt hat. Oder vielleicht auch merken wollte und sich dann doch nicht mehr genau erinnerte. Man hoffte, den Wortlaut wiederzufinden, wenn in der Zeitschrift "Unsere Familie" ueber den Gottesdienst berichtet wird. Doch die betreffende Passage fehlte im gedruckten Bericht.

"Da fehlt doch was!"

Der Satz muss herausgestrichen worden sein! Nur zu verstaendlich kommt dann der Gedanke: Die von der Redaktion haben eingegriffen und eigenmaechtig weggelassen, was ihnen nicht gefiel. Und das sicher ohne Wissen des Stammapostels!

Es gehoert zu unseren Glaubensgrundsaetzen, dass das, was im Gottesdienst erweckt wird, vom Heiligen Geist eingegeben ist. Dies bedeutet aber nicht, dass auch ganz ohne Versprecher gepredigt wird. Die zum Ausdruck gebrachten Gedanken kommen vom lieben Gott, die Wortwahl aber haengt weitgehend vom Redenden ab. Fuer die Glaubensstaerkung im Gottesdienst ist es unerheblich, ob der Amtsbruder ueber einen grossen Wortschatz verfuegt oder mit einfachen Saetzen dient. Bedeutsam ist allein, dass das Wort vom Altar glaeubig angenommen wird. Soll jedoch eine Niederschrift der Wortverkuendigung veroeffentlicht werden, gelten hinsichtlich der Ausdrucksweise andere Massstaebe.

Das gesprochene Wort

Eine alte Journalistenweisheit laeutet: "Eine Rede ist keine Schreibe." Der Rhetorik wegen bedienen sich Redner gern Wortwiederholungen, die bei entsprechender Betonung eine Aussage unterstreichen und verdeutlichen; gedruckt fehlt solchen Passagen die Aussagekraft. Auch stellen Redner oft aus rhetorischen Gruenden den Satzbau um; gedruckt wirkt das holprig. Werden Zitate aus dem Gedaechtnis vorgetragen, faellt in einer Rede kaum auf, dass sie vielleicht nicht genau dem Wortlaut entsprechen; gedruckt jedoch kann jedes Zitat auf seine korrekte Wiedergabe hin geprueft werden. Dies sind nur einige Beispiele, warum Reden vor allem, wenn sie ohne Manuskript gehalten werden, der Ueberarbeitung beduerfen, sollen sie schriftlich veroeffentlicht werden.

Selbst Mitschnitte von Parlamentsdebatten werden vor Veroefentlichung dem Redner vorgelegt, der das Recht hat, in gewissem Rahmen nachtraeglich Korekturen anzubringen. Und zwar nicht nur solche, die sich auf den Stil beschraenken, sondern auch solche, die eine getroffene Aussage konkretisieren, deutlicher machen oder sogar relativieren.

Die Predigt ist ein freies, ohne Manuskript gesprochenes Wort, das wir beim Hoeren zwar zumeist als druckreif empfinden, das geschrieben jedoch gewisser Eingriffe bedarf.

Auftrag des Stammapostels fuer das geschriebene Wort

Seit das im Gottesdienst verkuendigte Wort veroeffentlicht wird, haben die Stammapostel den Verlag beauftragt, die Niederschriften vor dem Abdruck durchzusehen und - falls erforderlich - zu korrigieren. Das war schon zur Zeit von Stammapostel Johann G. Bischoff der Fall, waehrend dessen Wirksamkeit die Zeitschrift "Unsere Familie" ins Leben gerufen wurde. Uebrigens gab es in den ersten Jahren dieser Zeitschrift keine woertliche Wiedergabe des Gottesdienstes, sondern nur einen nacherzaehlten Bericht ueber das Dienen des Stammapostels und der Apostel, eine Zusammenfassung der Kerngedanken.

Stammapostel Hans Urwyler hat - danach wurde dies von Stammapostel Richard Fehr bestaetigt - Regeln fuer die Ueberarbeitung der zur Veroeffentlichung vorgesehenen Wortverkuendigungen festgelegt und der Redaktion Verantwortung uebertragen, als "Helfer des Stammapostels" die Aufzeichnungen zu redigieren. Das bedeutet Wiederholungen herausnehmen, gesprochenes Wort sprachlich verdeutlichen, Zitate und Aussagen mit dem Bibeltext vergleichen, gelegentlich Satzstellungen aendern. Bei der weltweiten Verbreitung der Gottesdienstberichte in vielen Sprachen duerfen keine Unklarheiten in der Ausdrucksweise aufkommen. Unsere Erfahrungen mit Uebersetzern zeigen, dass die Vorlage eindeutige Aussagen verlangt. Bei dieser Arbeit der Redaktion wird auch darueber nachgedacht, ob bestimmte Passagen wegfallen sollten, weil sie zu gemeindespezifisch oder auf die Region begrenzt gewesen sind. Der Verlag macht den Stammapostel dann auf derartige Stellen aufmerksam, die eventuell geaendert werden sollten.

Der Gottesdienst gilt der besuchten Gemeinde

Die technischen Mittel wuerden es gestatten, dass der Stammapostel nur noch von Zuerich aus Predigten in die eine oder andere Gebietskirche uebertragen laesst. Aber das tut er nicht, er besucht eine bestimmte Gemeinde, einen bestimmten Bezirk. Wir kennen zudem die Aussage: "Die Gemeinde macht den Gottesdienst." Gelegentlich werden Gedanken erweckt, die nichts mit dem zu verarbeitenden Wort zu tun haben. Trotzdem spricht sie der Dienstleiter aus, weil er dazu gedraengt wurde. Hinterher erfaehrt er von Betroffenen, dass dieser Hinweis erwartet, erbeten oder sehr wichtig war. Wenn das schon den priesterlichen Aemtern so ergeht, wie viel mehr den Aposteln und den Stammapostel. Solche Erfahrungen lassen uns erkennen, wie der Herr wirkt und dass er oft genug ganz persoenlich jemanden meint, den unter den Zuhoerern sitzt. Situationsbezogene Aussagen sind fuer die jeweilige Gemeinde bestimmt. Ziel und Zweck der Veroeffentlichung in unserer Zeitschrift dagegen ist, zeitlos und global die Glaubensinhalte zu vermitteln, die der Stammapostel und die Apostel in den Gottesdiensten verkuendigen. Liest man in aelteren Ausgaben von "Unserer Familie" Berichte ueber Gottesdienste, so wird man feststellen, dass die abgedruckten Aussagen noch immer aktuell, weil zeitlos sind. Wer Auslegungen des Stammapostels ueber das dem Gottesdienst zu Grunde gelegte Bibelwort nachlesen will, den interessiert weniger, wie sich der Stammapostel bewusst oder unbewusst auf Situationen in der Gemeinde eingestelt hat. Wer nicht nmittelbar angesprochenen war, dem wuerden situationsbezogene Aussprachen, insbesondere nach Jahren, meist unverstaendlich erscheinen. Der Leser erwartet einen in sich geschlossenen Bericht, der sich auf die Auslegung des Textwortes konzentriert, tiefe Erkenntnisse vermittelt und den Glauben staerkt. Einen solchen zusammenzustellen, ist Auftrag der Redaktion.

Genehmigung des Stammapostels

Zu den zwischen den Stammapostel und dem Verlag festgelegten Verfahrensablaeufen gehoert, dass jeder in der Redaktion redigierte Gottesdienstbericht vor Veroeffentlichung dem Stammapostel zugeleitet wird.

Im Buero des Stammapostes wird dieser Bericht nach bestimmten Kriterien geprueft und ggf. mit Anmerkungen und Hinweisen dem Stammapostel zur endgueltigen Genehmigung vorgelegt. Es kommt vor, dass er eine bestimmte Aussage unbedingt enthalten wissen will, dann kommt sie, obwohl sie zur Streichung vorgesehen war, wieder hinein - oder Aeusserungen nicht veroeffentlcht haben moechte - dann werden sie gestrichen. Der abgedruckte Gottesdienstbericht ist also kein strenges Wortprotokoll, sondern eine Nachschrift, die sich allerdings eng am gesprochenen Wort orientiert.

Kuerzungen bei den Mitdienenden

Herausgeber der Zeitschrift "Unsere Familie" ist der Stammapostel. Demzufolge geschieht darin insbesondere bei den Gottesdienstberichten nichts, was nicht mit ihm abgestimmt ist. Darueber hinaus gibt es Entscheidungen, die in der Bezirksapostelversammlung getroffen werden. Hierzu gehoert auch die seit Januar 2000 geuebte Praxis, das Mitdienen in Gottesdiensten des Stammapostels nur noch auszugsweise wiederzugeben. Kriterium bei den Kuerzungen ist, dass Kerngedanken erhalten bleiben, und zwar nach gleichen Gesichtspunkten wie beim Dienen des Stammapostels. Folglich besteht auch hier der Grundsatz, so genau wie moeglich den Gedankengang des Dienenden zu bewahren. Ueblicherweise werden vor allem einleitende Saetze weggelassen.

Diese Regelung wird von allen Bezirksaposteln mitgetragen. Atmosphaerisches bleibt dabei oftmals nur angedeutet, denn auch bei den Mitdienenden kommt es vor allem auf die Lehraussagen an. Diese Handhabung bewirkt aber keinen Substanzverlust.

B.I.


Kommentar zu diesem Artikel:

"Da fehlt doch was!"

Ueberarbeitung der Gottesdiensberichte kollidiert mit dem Gleichsetzungs-Dogma, das dem Machterhalt der Kirchenleitung dient. / Kirchenleitung fordert von Amtstraegern Offenheit und Kritikfaehigkeit, betreibt jedoch selbst Geheimpolitik und Kritikerbeschimpfung.

Redaktionelle Aenderungen sind eigentlich sinnvoll..

Bodo Iloff und die Redaktion der Zeitschrift „Unsere Familie" haben es nicht leicht: der Stammapostel und die Apostel halten Predigten, die Redaktion ist jedoch vom Stammapostel aus durchaus verstaendlichen Gruenden dazu angehalten, diese Predigten zu redigieren. Die Kirchenleitung veraendert zudem im Nachhinein das am Altar gesprochene Wort auch inhaltlich, beispielsweise indem Lobhudeleien gestrichen werden.

Man schlaegt den Sack und meint den Esel

Die von vielen Amtstraegern und Geschwistern diesbezueglich geaeusserte Kritik zielt daher letztendlich nicht auf die Redaktion der Zeitschrift „Unsere Familie", sondern auf die Kirchenleitung selbst. Oder einfacher ausgedrueckt: man schlaegt den Sack und meint den Esel.

Das Problem liegt demnach nicht der Redaktion der Zeitschrift "Unsere Familie", sondern beim Stammapostel und der Kirchenleitung selbst. Das Problem liegt am Dogma, dass in der NAK das Wort vom Altar gleichzusetzen ist mit dem Wort Gottes.

Das Problem liegt im Gleichsetzungs-Dogma

Bodo Iloff beschreibt dies so: „Es gehoert zu unseren Glaubensgrundsaetzen, dass das, was im Gottesdienst erweckt wird, vom Heiligen Geist eingegeben ist".

Es ist sicherlich der Anspruch einer jeden Religionsgemeinschaft, dass sie bestrebt ist, das Wort Gottes zu verkuenden. Das gilt auch fuer die grossen Kirchen und ist keinesfalls zu beanstanden.

Jedoch erwarten die grossen Kirchen im Gegensatz zur NAK nicht, dass ihre Predigten von den Glaeubigen dem Wort Gottes gleichgesetzt werden. Vielmehr soll und kann die Predigt dort das Wort Gottes darstellen. Es wird aber nicht automatisch davon ausgegangen, dass die Predigt das Wort Gottes ist. Vielmehr wird hier sogar zu (kontroversen) Diskussionen ueber Predigtinhalte aufgerufen, denn man ist sich hier durchaus im Klaren ueber die vielen menschlichen Einfluesse auf die Predigt. Kein vernuenftiger Pfarrer waere so vermessen und anmassend zu behaupten, dass er seine Predigt dem Wort Gottes gleichsetzen wuerde, ja viele Geistliche wuerden so eine Aussage letztendlich als Gotteslaesterung empfinden...

Die NAK verwechselt in ihrer oft oberflaechlichen und hier gleichmacherischen Art hingegen "Soll" und "Ist"...

Mit dem Gleichsetzungs-Dogma schiesst sich die NAK selbst ins Knie:

Durch das Gleichsetzungs-Dogma

1. wird das am Altar geaeusserte Wort jeglicher Kritik entzogen. Dadurch unterliegen die Predigten praktisch keiner Kontrolle. Die Amtstraeger haben somit keinerlei Massstab, am dem sie die Qualitaet ihrer Predigten messen koennen. Da sie selbst grundsaetzllich an dieses Dogma glauben, wird jeglicher Anreiz beseitigt, die Qualitaet der Predigten zu verbessern, denn jede Predigt wird ja dem Worte Gottes gleichgesetzt, egal was sie enthaelt. Eventuelle Schulungsbemuehungen fuer bessere Predigtinhalte werden durch dieses Dogma ad absurdum gefuehrt und desorientieren sehr viele Amtstraeger grundlegend...

2. wird billigend hingenommen, dass die Predigten in der NAK sehr oft und hierarchieunabhaengig – von mangelhafter Qualitaet sind, denn das Wort Gottes braucht natuerlich logischerweise (inhaltlich) nicht kritisiert zu werden. Bereits Bezirksapostel Engelauf hat zu seiner Dienstzeit in einer Bezirksaemterversammlung inhaltsleere Predigten und Worthuelsen beklagt. Die meisten Kirchenaustritte, die ich kenne, erfolgten aufgrund der extrem schlechten Qualitaet der Predigten.

Leider gehen Stammapostel Fehr und die (Bezirks-) Apostel hier mit schlechtem Beispiel voran. Man denke aktuell nur an die von allen Seiten als inhaltsleer und unglaubwuerdig bezeichnete Pfingstpredigt 2000 des Stammapostels, oder an die unterwuerfigen und geheuchelten Lobhudel-Predigten der (Bezirks-) Apostel...

Vor diesem Hintergrund braucht man sich ueber mangelhafte Predigten von Vorstehern und Priestern nicht zu wundern, denn die Kirchenleitung macht es vor (...wie der Herr, so 's Gscherr...)

3. wird den Geschwistern die Last der schlechten Predigten aufgehalst. Es sind auch heute vom Altar immer wieder Aussagen zu hoeren im Sinne "wer im Gottesdienst nicht selig wird, der ist selbst schuld daran". Die Geschwister, die das Wort vom Altar ernst nehmen, werden durch die geschilderten Missstaende aufs Unertraeglichste belastet. Es gibt nicht wenige Geschwister, die aus diesem Grund in psychologischer oder psychiatrischer Behandlung sind (1)

4. wird der bestehende Zustand zementiert. Denn wenn das Wort vom Altar automatisch Gottes Wort ist, so sind die Predigten doch inhaltlich optimal und brauchen daher inhaltlich nicht verbessert werden. Daher kann alles beim alten bleiben: die inhaltsleeren Predigten des Stammapostels, die unglaubwuerdigen Lobhudeleien der Bezirksapostel, die weiterhin gepredigten Drohbotschaften usw. usw.

5. werden Stammapostel und Kirchenleitung entlastet, denn die Predigten sind ja aufgrund dieser Dogmen goettlich und daher koennen sie inhaltlich nicht verbessert werden. Stammapostel und Kirchenleitung koennen daher diesbezueglich weiter in Untaetigkeit verharren.

6. ist die Kirche in die Krise gefuehrt worden. Die oben genannten Gruende zeigen dies auf. Zwar scheuen sich im Moment die meisten Geschwister noch "mit den Fuessen abzustimmen" und aufgrund oft inhaltsloser Predigten nicht mehr in die Gottesdienste zu gehen, aber die zurueckgehenden Besucherzahlen und Kirchenaustritte sprechen eine deutliche Sprache...

Die wahre Ursache fuer die Kritik an den Ueberarbeitungen der Predigten in UF

Das Gleichsetzungs-Dogma wurde in den vielen Jahrzehnten mit gebetsmuehlenartigen Wiederholungen den Geschwistern ganz ganz tief "ins Herz geschrieben". Da das Wort vom Altar damit dem Wort Gottes gleichgesetzt wird, muss man logischerweise das Wort vom Altar voll und ganz („unzensiert") annehmen. Denn wenn man es nicht annehmen wuerde, kaeme dies logischerweise einer Kritik am Worte Gottes selbst dar.

Das Gleichsetzungs-Dogma wurde von Stammapostel Fehr durch das Kuechenbeispiel minimal relativiert, aber letztendlich bestaetigt und zementiert. In diesem Beispiel wurde angefuehrt, dass es durchaus sein koenne, dass in einer Speise einmal eine kleine Verunreinigung sein koenne. Diese wuerde jedoch die Reinheit und Wichtigkeit der Speise nicht beeintraechtigen.

Von den meisten Amtstraegern und Geschwistern wurde dieses Kuechenbeispiel dahingehend interpretiert, dass in der NAK das Wort vom Altar nicht mehr zu 100%, aber zu 99% dem Wort Gottes gleichzusetzen sei. Das bestehende Kritikverbot am Wort vom Altar wurde damit bestaetigt.

Jahrzehntelang wurden (und werden auch heute noch) den Geschwistern schlimme Folgen fuer den Fall angedroht, dass sie das Wort Gottes, gleichgesetzt mit dem Wort vom Altar, nicht annehmen oder selektieren.

Nun aber bearbeitet die Kirchenleitung vor der Veroeffentlichung "das Wort Gottes" ganz ungeniert. Lobhudeleien und inhaltlich falsche oder nicht-opportune Predigtinhalte werden einfach wegredigiert! Es bestehen also nicht nur stilistische Anpassungen, sondern Inhalte werden selektiert und nicht gedruckt.

Vor dem Hintergrund des Gleichsetzungs-Dogmas ist die Empoerung der Geschwister allzu verstaendlich: die Geschwister („das einfache Volk") wurden jahrzehntelang mit Drohungen quasi gezwungen, gegen ihren gesunden Menschenverstand zu handeln und das Wort vom Altar kritiklos und unzensiert zu schlucken.

Dies erzeugte immense Seelenqualen, die den Geschwistern vom Stammapostel und der Kirchenleitung auch weiterhin aufgebuerdet werden.

Wenn nun die Kirchenleitung/ die UF-Redaktion es wagen, das Wort vom Altar auch inhaltlich (beispielsweise durch Weglassen der Lobhudeleien (2)) zu veraendern, so muss dies logischerweise automatisch auf Empoerung stossen. Denn die Kirchenleitung macht nun genau das, was den Geschwistern durch das Gleichsetzungs-Dogma bei Strafe verboten wurde und ist.

Das Problem liegt hier in der Gleichsetzung des "Wortes vom Altar" mit dem Wort Gottes (3).

Das Grund-Uebel: mangelnde Kommunikations- / Kritikfaehigkeit und Offenheit von Stammapostel Fehr und der Kirchenleitung

Im Leitbild "Dienen und Fuehren" verlangt Stammapostel Fehr von den Amtstraegern u. a.

"Offenheit sowie Kommunikations- und Kritikfaehigkeit..., und dass sie von den Amtstraegern und Glaubensgeschwistern nicht mehr verlangen, als sie selbst zu tun gewillt sind".

Eine sehr berechtigte Forderung! Doch wie haelt es Stammapostel Fehr selbst damit?

Wo sind seine Offenheit sowie Kommunikations- und Kritikfaehigkeit? Verlangt er von den Amtstraegern mehr, als er selbst zu tun gewillt ist?

Das Gleichsetzungs-Dogma wird weiterhin unmissverstaendlich und nachdruecklich gepredigt, obwohl es heftig und zu Recht kritisiert wird und sowohl der Kirche als auch den Geschwistern massiv schadet. Aber es dient dem Machterhalt des Stammapostels Fehr und der Kirchenleitung und verhindert Gespraeche ueber die Gottesdienstinhalte (4).

Gespraeche ueber ueberfaellige Reformen sind unerwuenscht. Bereits bestehende Erkenntnisse werden als Geheimpapiere (5) gehandelt und den Amtstraegern und Geschwistern vorenthalten (6). Wenn Geschwister und Amtstraeger dennoch ueber fuer die NAK wichtige Themen sprechen, so werden sie in vielen Faellen auf lokaler Ebene geaechtet und als Kritiker ausgegrenzt. Dies ist eine eindeutige Folge der Geheimpolitik von Stammapostel Fehr, der selbst widersinnigerweise von seinen Amtstraegern Offenheit verlangt...

So darf aufgrund des Gleichsetzungs-Dogmas ueber die im Drave-Papier gestellte Fragen "Wie gehen wir mit der Tradition der Lehre um? Haben die Aussagen, die als endgueltig betrachtet wurden, heute noch Bestand, weil sie von Aposteln verkuendet wurden?" letztendlich von den Amtstraegern und Geschwistern nicht offen gesprochen werden.

Bodo Iloff behauptet in "Da fehlt doch was": "Liest man in aelteren Ausgaben von "Unsere Familie" Berichte ueber Gottesdienste, so wird man feststellen, dass die abgedruckten Aussagen noch immer aktuell, weil zeitlos sind". Dies zeigt ganz deutlich, dass auch die Redaktion von UF sich an das Gleichsetzungs-Dogma halten muss und dies auch tut.

Diese Aussage ist eine logische Folge des Gleichsetzungs-Dogma. Sie bedeutet logischweise zum Beispiel, dass die Aussage von Stammapostel Bischoff, der Herr wuerde zu seiner Lebzeit wiederkommen, Wort Gottes ist und daher auch heute noch geglaubt werden muss...

Stammapostel Fehr fordert Offenheit und Kritikfaehigkeit und wuerde gut daran tun, sie selbst beispielsweise durch offene Behandlung der von J.G. Bischoff erzeugten Probleme zu beweisen.

Aber Offenheit, Kommunikations- und Kritikfaehigkeit bedeuten gleichzeitig, dass man sich damit der Kritik durch andere stellt. Stammapostel Fehr erwartet dies von seinen Amtstraegern. Seine Einstellung zu Kritik an ihm selbst hat er ja klar durch seine Hofer Beschimpfung der Kritiker ausgedrueckt und praktiziert sie.

Von daher wird man in der Amtszeit von Stammapostel Fehr vergebens auf Offenheit und Kommunikations- und Kritikfaehigkeit von der Kirchenspitze warten. Es sind wieder mal nur leere Worthuelsen...

Von daher wird in der Amtszeit von Stammapostel Fehr das so schaedliche Gleichsetzungs-Dogma weiter aufrechterhalten werden.

Von daher stellt sich natuerlich auch die Frage: wann endet die Amtszeit von Stammapostel Fehr, damit endlich Offenheit und Kritikfaehigkeit nicht nur von Amtstraegern gefordert, sondern durch den Stammapostel und die Kirchenleitung auch tatsaechlich praktiziert werden?

Offensichtlich wird von Stammapostel Fehr und der Kirchenleitung nach dem Motto gehandelt:

Amtstraeger und Geschwister sollen sich massiv aendern!
Wir hingegen bleiben ganz die alten und veraendern uns nicht!

Denn eine Veraenderung wuerde ja unsere Macht ueber die Amtstraeger und Geschwister gefaehrden und das kann und darf nicht sein... Und daher muss auch das Gleichsetzungs-Dogma unbedingt erhalten bleiben...

Und es werden wieder die alten Verhaltensmuster gezeigt: Kopf in den Sand stecken und totschweigen. Und wenn dies nicht hilft: so lange um den heissen Brei herumreden, bis dieser kalt und ungeniessbar geworden ist: inhaltslose Predigten und Primat des Machterhalts statt Anpacken der Probleme im Sinne Jesu und der Geschwister...

"Da fehlt doch was"

Die Aussage von vielen Geschwistern und Amtstraegern "Da fehlt doch was" kann man damit nur bejahen und auch den Grund dafuer nennen: Es fehlt die Offenheit und Selbstkritik durch die Kirchenleitung, allen voran von Stammapostel Fehr, die dieser jedoch von den Amtstraegern erwartet. Da der Stammapostel von seinen Amtstraegern mehr erwartet, als er selbst zu tun bereit ist, braucht er sich also nicht ueber den Verlust seiner Glaubwuerdigkeit bei den Amtstraegern und Geschwistern und deren staendig wachsende Unzufriedenheit zu beklagen...

Fritz Korn

 

Fussnoten:

(1) statt die vom Stammapostel geforderte Offenheit zu ueben wird auch dieses Thema in der NAK tabuisiert. Kuerzlich besuchte ein Bischof eine Schwester in einer psychiatrischen Klinik. Bei diesem Besuch aeusserte er eine ihm sehr wichtige Bitte: die Schwester moege doch bitte auf keinen Fall anderen gegenueber zugeben, dass ihre psychische Krankheit durch die NAK verursacht wurde...

(2) Stammapostel Fehr wurde einmal gefragt, warum er die (meist geheuchelten) Lobhudeleien seiner (Bezirks-) Apostel denn dulde. Er antwortete darauf, dass er diese nicht abstellen koenne... Frueher wurde in der NAK hingegen des oefteren gefordert "Gebt unserem Gott allein die Ehre". Offensichtlich wurde das Gleichsetzungs-Dogma auch auf die Verehrung des Stammapostels ausgedehnt: die (meist geheuchelte) Ehrung und Verherrlichung des Stammapostels wird wahrscheinlich gleichgesetzt der Ehrung und Verherrlichung Gottes...

(3) Stammapostel Urwyler hat einmal schoen herausgearbeitet, wie Ueberflaechlichkeit und Verflachung vor allem dadurch hervorgerufen werden, dass ungleich wichtige Dinge gleich wichtig behandelt werden. Genau dies tut die NAK, wenn sie das "Wort vom Altar" gleichsetzt mit dem Wort Gottes. Statt in seiner Pfingstpredigt sich ueber Verflachung zu beklagen und keine Alternativen aufzuzeigen, wuerde Stammapostel Fehr besser daran tun, hier der durch ihn und die Kirchenleitung hervorgerufenen Verflachung entgegenzutreten indem er oeffentlich klarstellt, dass das "Wort vom Altar" zwar Gottes Wort sein soll und kann, aber nicht automatisch muss, sondern dass dies ganz erheblich vom Predigendem abhaengt...

(4) Stammapostel Fehr beklagt, dass ueber das Wort vom Altar von den Geschwistern zu wenig gesprochen wird. Diese Kritik ist zutreffend, jedoch stellen sich zwei Fragen: 1. Warum soll ueber oft inhaltslose und auf Worthuelsen aufgebaute Predigten ueberhaupt gesprochen werden? 2. Wie soll ueber "das Wort vom Altar" gesprochen werden, wenn jegliche Kritik daran verboten ist? In der NAK zu hoerende Floskeln wie "Ach ja, das Dienen war wieder herrlich" sind inhaltsleere Worthuelsen, die eine logische Konsequenz der Befolgung des Gleichsetzungs-Dogmas darstellen.

(5) Ricky Fair hat einige wenige dieser Geheimpapiere hier auf seiner Homepage veroeffentlicht und traegt damit gegen den Willen der Kirchenleitung zu mehr Offenheit in der NAK bei.

(6) die von der obersten Kirchenleitung praktizierte Handhabung von Geheimpapieren pflanzt sich nach unten in der Hierarchie fort. Als Beispiel sei hier das Debakel ueber die zum Jugendtag 1998 in Stuttgart an den Stammapostel gestellten Fragen genannt. Die Antworten darauf liegen in schriftlicher Form vor. Bezirksapostel Saur hat diese Antworten an seine Apostel, Bischoefe und Bezirksaeltesten verteilt. Diesen ist es bei Strafandrohung verboten, diese Antworten des Stammapostels an andere Amtstraeger (Bezirksevangelisten, Vorsteher usw.) und Geschwister weiterzugeben. Das ist die Offenheit der NAK im Jahr 2000...

 

(Dieser Text unterliegt keinen Copyright-Bestimmungen und darf in anderen Publikationen (beispielsweise Kirchenzeitschriften wie "Unsere Familie") ohne gesonderte Genehmigung des Verfassers nachgedruckt werden.)

 

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