Leitbild

Dienen und Fuehren
in der
Neuapostolischen
Kirche

Fuer alle Fuehrungsverantwortlichen

Neuapostolische Kirchen
Baden-Wuerttemberg und Bayern

Inhaltsverzeichnis

Seite

Praeambel
3

Einleitung
3

Anforderungen an Fuehrungsverantwortliche
4

Autoritaet
5

Fuehrungsverhalten
6

Delegation
7

Kommunikation
8

Konfliktbewaeltigung
9

Kurzfassung des Leitbildes "Dienen und Fuehren in der
Neuapostolischen Kirche"
11

 

Dienen und Fuehren
er Neuapostolischen Kirche

Praeambel

Die Neuapostolische Kirche will mit diesem Leitbild eine einheitliche Grundlage fuer das Dienen und Fuehren innerhalb der Kirche schaffen. Dieses Leitbild soll fuer alle verbindlich sein und dem Einzelnen helfen, durch christliche Naechstenliebe, gegenseitiges Verstaendnis und Wertschaetzung zur Einheit der Kirche und der Gemeinschaft beizutragen.

Fuehren in der Neuapostolischen Kirche ist nie Selbstzweck, soll dazu dienen, dass alle Glaeubigen das Ziel des Glaubens erreichen: naemlich bei der Wiederkunft Christi zu dessen Braut gehoeren und damit die ewige Gemeinschaft mit Gott erlangen. Hierbei sind die Grundsaetze der Lehre Jesu Christi massgebend. Das Dienen und Fuehren muss bestimmt sein von Gehorsam gegenueber dem Goettlichen, einem innigen Gebetsleben und gottesfuerchtigem Handeln. Dadurch wird ein vertrauensvolles, einbeziehendes Zusammenleben moeglich. Die Kirchenleitung legt Wert darauf, dass diese Art des Dienens und Fuehrens ueberall angewandt wird.

Einleitung

Das Evangelium Jesu Christi hat zeitlose Gueltigkeit. Trotzdem prueft die Kirchenleitung sehr sorgfaeltig, ob die Art und Weise des Dienens und Fuehrens den Anforderungen der Zeit noch entspricht. Sie ist sich der Verantwortung bewusst, dass es Bewaehrtes zu erhalten gilt.

Das gewandelte Verhaeltnis vieler Menschen zu Arbeit und zu Fuehrung erfordert heute mehr Einfuehlungsvermoegen, Gespraechsbereitschaft und den Willen zur Zusammenarbeit. Durch verantwortungsbewusstes Mitdenken und Handeln entfalten sich die Gaben und Faehigkeiten des Einzelnen zum Interesse und zum Nutzen der Kirche und zu seinem eigenen Wohlbefinden.

Das Dienen und Fuehren in der Neuapostolischen Kirche soll nachstehend in folgenden Titeln erlaeutert werden:

* Anforderungen an Fuehrungsverantwortliche
* Autoritaet
* Fuehrungsverhalten
* Delegation
* Kommunikation
* Konfliktbewaeltigung

Wenn in den folgenden Ausfuehrungen von Fuehrungsverantwortlichen die Rede ist so fallen darunter: Stammapostel, Bezirksapostel, Apostel, Bischoefe, Bezirksaemter, Gemeindevorsteher, beauftragte Glaubensgeschwister, z. B. Vorsitzende von Arbeitsgruppen, Gremien.

Anforderungen an Fuehrungsverantwortliche

Fuer die Erfuellung der Aufgaben der Fuehrungsverantwortlichen sind geistliche Eigenschaften wie:

* tiefer Glaube
* Gottesfurcht
* Liebe zum Naechsten

aber auch Fuehrungseigenschaften wie

* Offenheit
* Ehrlichkeit
* Verschwiegenheit
* Kommunikations- und Kritikfaehigkeit
* Selbstvertrauen
* Einsatz- und Opferbereitschaft
* Belastbarkeit

erforderlich.

Fuehrungsverantwortliche sollen immer bereit sein, ihr eigenes Fuehrungsverhalten zu ueberpruefen und ihre Fuehrungsfaehigkeiten weiterzuentwickeln. Dem christlichen Selbstverstaendnis folgend, respektieren sie die religioesen Auffassungen aller Menschen. Sie werten andere Kulturen, Sitten und Gebraeuche nicht ab. Vielmehr begegnen sie allen Menschen mit der gebotenen Achtung. Von den Amtstraegern und Glaubensgeschwistern verlangen sie nicht mehr, als sie selbst zu tun gewillt sind. Glaubwuerdig sind Fuehrungsverantwortliche nur, wenn sie Zusagen einhalten, ihre Handlungen nachvollziehbar sind und ihre Entscheidungen begruendet werden koennen. Hierbei ist das Wort aus Jakobus 1, 22 eine wertvolle Orientierung:

"SEID ABER TAETER DES WORTS UND NICHT HOERER ALLEIN;
SONST BETRUEGT IHR EUCH SELBST."

Autoritaet

Jesus Christus ist das Haupt der Kirche. Der Stammapostel ist das Haupt aller Apostel; er leitet die Kirche zusammen mit den Aposteln.

Jesus Christus erwaehnte:

"WAHRLICH, WAHRLICH, ICH SAGE EUCH:
DER KNECHT IST NICHT GROESSER ALS SEIN HERR UND
DER APOSTEL NICHT GROESSER ALS DER, DER IHN GESANDT HAT."
(Johannes 13,16)

Es muss zwischen aeusserer Autoritaet und innerer Autoritaet unterschieden werden. Aeussere Autoritaet ist die Machtausuebung aufgrund der Position des Einzelnen. Dagegen zeichnet sich innere Autoritaet im Wesentlichen aus durch:

* persoenliches Verinnerlichen und Praktizieren der Lehraussagen und Anordnungen
* Ueberzeugungskraft durch glaubwuerdiges Auftreten sowie durch fundierte Weitergabe von Lehraussagen und Anordnungen
* geistliche, menschliche und fachliche Kompetenz
* Wahrhaftigkeit und Verlaesslichkeit der Person

Wuerde die innere Autoritaet fehlen, waere Vertrauensverlust, Resignation oder gar Ablehnung die Folge.

Fuehrungsverhalten

Fuehren heisst, ein Ziel haben und jemandem den Weg zeigen, indem man mit ihm geht. Der Fuehrungsverantwortliche muss sich in jeder Situation bewusst sein, dass sein eigenes Handeln Vorbild fuer die anvertrauten Amtstraeger und Glaubensgeschwister sein wird. Das gesamtkirchliche Interesse steht dabei im Vordergrund. Ein Amt oder eine Aufgabe darf nicht fuer persoenliche Interessen missbraucht werden. Fuehrungsverantwortliche muessen frei von ehrsuechtigem Handeln sein. Dabei sind die Worte des Sohnes Gottes massgebend:

"EIN BEISPIEL HABE ICH EUCH GEGEBEN, DAMIT IHR TUT,
WIE ICH EUCH GETAN HABE."
(Johannes 13,15)

Der Kirche und den Glaeubigen dienende Entscheidungen koennen Fuehrungsverantwortliche nur treffen, wenn sie sich unbefangen Klarheit ueber den jeweils vorliegenden Sachverhalt verschaffen. Die Fuehrungsverantwortlichen sind sich auch bewusst, dass die Amtstraeger und Glaubensgeschwister freiwillig dienen. Schon deshalb werden sie beim Erteilen von Aufgaben alles vermeiden, was zu einer unzumutbaren Belastung fuehren koennte.

Zur Fuehrungsaufgabe gehoert:

* inniges Beten und sorgfaeltiges Beachten goettlicher Hinweise vor Auswahl geeigneter Amtstraeger und Beauftragter
* Uebertragung (Delegation) von Mitverantwortung
* geistliche und fachliche Foerderung der Amtstraeger beziehungsweise der beauftragten Glaubensgeschwister
* anregen zum Mitdenken und zur Mitgestaltung
* Aufgaben stellen, begruenden und erlaeutern, ueberzeugend weitergeben, auf deren Einhaltung achten
* Handlungsspielraeume gewaehren, die zur Erfuellung der Aufgaben notwendig sind

Der gegenseitige Umgang ist gepraegt von Wertschaetzung und der Liebe zum Naechsten, auch dann, wenn Fehler begangen und eingestanden worden sind. Mit berechtigtem Lob und Tadel soll nicht zurueckgehalten werden, wobei das Aussprechen moeglichst in zeitnahem Zusammenhang mit der Handlung erfolgen soll. Gespraeche dieser Art dienen auch dazu, Ueberzeugung fuer zu erledigende Aufgaben zu schaffen und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zu ermoeglichen.

Fuer Anregungen sollen die Fuehrungsverantwortlichen aufgeschlossen sein, jedoch obliegt ihnen die endgueltige Entscheidung.

Fuehrungsverantwortliche haben auch die Aufgabe, kirchliche Notwendigkeiten zu verdeutlichen. die gegebenenfalls auch im Verzicht auf in der Kirche nicht zu verwirklichende eigene Zielvorstellungen zur Folge haben koennen.

Das harmonische Zusammenwirken solcher Verhaltensweisen schafft Vertrauen und Wertschaetzung und laesst das „Wir - Gefuehl" entstehen, wodurch sich jeder Einzelne in der Gemeinschaft wohl fuehlt.

Delegation

Damit die Fuehrungsverantwortlichen sich mit den wesentlichen Aufgaben beschaeftigen koennen, ist die Uebertragung von moeglichst vielen anderen Aufgaben erforderlich. Sie sollen pruefen, inwieweit bestimmte Seelsorgeaufgaben von geeigneten Amtstraegern im Bezirk oder in der Gemeinde uebernommen werden koennen.

Unverzichtbarer Bestandteil der Delegation ist die Erteilung von Entscheidungsbefugnissen, die fuer die Erfuellung der jeweiligen Aufgaben notwendig sind.

Fuer die Bewaeltigung umfangreicher und vielschichtiger Aufgaben werden von dazu befugten Fuehrungsverantwortlichen Arbeitsgruppen eingesetzt. Ziele und Rahmenbedingungen sind mit der Arbeitsgruppe zu vereinbaren. Erfolg kann eine Gruppe nur haben, wenn die erforderliche Unterstuetzung des Fuehrungsverantwortlichen gegeben ist.

Kommunikation

Es liegt im Interesse jedes Einzelnen, Ziele und Absichten, Hintergruende und Zusammenhaenge zu verstehen. Zudem besteht das Beduerfnis, eigene Anregen mitteilen, zu koennen. Dies gelingt am besten, wenn miteinander kommuniziert wird.

Fehlen offene Gespraeche und regelmaessige Zusammenkuenfte, entsteht Unsicherheit und es kommt zu Missverstaendnissen. In einer offenen Gemeinschaft werden Meinungsverschiedenheiten miteinander besprochen.

Es ist einer echten Einheit dienlich, wenn alle Entscheidungen, so weit wie moeglich erlaeutert werden. Auftretende Fragen und sich anschliessende Gespraeche sollen nicht als Zeichen fuer Uneinigkeit, sondern als das Bestreben zur Einheit beizutragen, betrachtet werden.

Die Fuehrungsverantwortlichen sollen in angemessenem Umfang informieren. Sie haben auch dafuer zu sorgen, dass sie die unerlaesslichen Rueckinformationen bezueglich Anwendung und Wirkungsweise erhalten.

Eine echte Einheit kann nur erreicht werden, wenn

* im Gebet um die Hilfe Gottes gerungen wird
* alle Beteiligten vorurteilslos und ohne Ueberheblichkeit einander begegnen
* die Bereitschaft zur Zusammenarbeit vorhanden ist
* die Beteiligten einander anhoeren, um die Sehensweisen besser kennen zu lernen
* die richtigen Informationen zur richtigen Zeit am richtigen Ort ankommen
* geistige Aufgeschlossenheit gegenueber anderen Meinungen gezeigt wird
* auf starres Festhalten am eigenen Standpunkt verzichtet wird und angstfrei kommuniziert werden kann

Im Interesse der Einheit duerfen einmal getroffene Entscheide, erlassene Anordnungen und ausgegebene Richtlinien nicht vom Einzelnen nach Belieben interpretiert werden.

Konfliktbewaeltigung

Das menschliche Miteinander ist gepraegt von gegenseitiger Unterstuetzung und Freundschaft, aber auch unterschiedlichen Auffassungen, lnteressengegensaetzen und von Vorurteilen. Regelmaessige Besprechungen schaffen mehr Verstaendnis fuereinander und mindern die Entstehung unnoetiger Konflikte.

Durch eindeutige Entscheidungsbefugnisse und Selbstbescheidung der Beteiligten koennen viele Konflikte von vornherein vermieden werden.

Das Zusammenwirken der Glaubensgeschwister zeichnet sich nicht dadurch aus, dass keine Konflikte bestehen, sondern in der Art und Weise, wie diese geloest werden. Konflikte beinhalten fuer alle Beteiligten auch die Moeglichkeit, neue und bessere Loesungen zu finden; Demut, Liebe und gegenseitige Achtung erleichtern dies. Dabei ist zwischen Wesen der Person und Handlung in der Sache zu trennen. Vielfach wird in guter Absicht gehandelt, jedoch werden oft unbewusst Fehler gemacht. Es geht darum, den Ursachen nachzugehen und nicht nach Schuldigen zu suchen. Allerdings muss auch die Bereitschaft vorhanden sein, in Faellen, in denen Probleme ihre Ursachen im fehlenden Format einzelner Amtstraeger und Beauftragte haben, diese anzusprechen oder gegebenenfalls personelle Veraenderungen vorzunehmen. Erforderliche Gespraeche werden unter Wahrung der Wuerde der Persoenlichkeit gefuehrt.

Lassen sich entstandene Konflikte nicht loesen, kann sich jeder vertrauensvoll an einen hoeheren Fuehrungsverantwortlichen wenden.


"SO ZIEHT NUN AN ALS DIE AUSERWAEHLTEN GOTTES,
ALS DIE HEILIGEN UND GELIEBTEN,
HERZLICHES ERBARMEN, FREUNDLICHKEIT,DEMUT, SANFTMUT, GEDULD;
UND ERTRAGE EINER DEN ANDERN UND VERGEBT EUCH UNTEREINANDER,
WENN JEMAND KLAGE HAT GEGEN DEN ANDERN;
WIE DER HERR EUCH VERGEBEN HAT,
SO VERGEBT AUCH IHR.
UEBER ALLES ABER ZIEHT AN DIE LIEBE,
DIE DA IST DAS BAND DER VOLLKOMMENHEIT."
(Kolosser 3,12-14)


Kurzfassung des Leitbildes
"Dienen und Fuehren
in der Neuapostolischen Kirche"

* Die Lehre Jesu Christi und sein vorbildliches Wirken ist fuer unser Dienen und Fuehren in der Neuapostolischen Kirche bindend und massgebend fuer den Umgang mit unseren Mitmenschen.
* Unser Wirken soll dazu beitragen, dass alle Glaeubigen die ewige Gemeinschaft mit Gott erlangen und auf dem Weg dorthin gluecklich werden.
* Bewaehrtes erhalten wir. Die zeitgemaessen Impulse des Heiligen Geistes setzen wir in die Tat um.
* Gegenseitige Achtung, Offenheit, Bescheidenheit und Verschwiegenheit sind Voraussetzung fuer eine gesegnete Zusammenarbeit und fuehren zu einer gottwohlgefaelligen Gemeinschaft.
* Unsere kirchliche Autoritaet wird in Liebe, Gerechtigkeit und beispielhaftem Vorleben ausgeuebt.
* Frieden bewahren wir durch Gebete, gemeinsame Gespraeche und den Willen zur Versoehnung.
* Wir bekennen uns dazu: Gott und sein Werk sind uns heilig!

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