Die "Schlussbemerkungen von Dr. Hagen Wend zum Briefwechsel mit Siegfied Dannwolf" und abschliessende Bemerkungen von Herrn Dannwolf dazu.

[Anmerkungen zur sog."Schlussbemerkungen von Dr. Hagen Wend zum Briefwechsel mit Siegfied Dannwolf":]

Schon im Antwortbrief von Dr. Wend klang zwischen den Zeilen durch, dass er keine weiteren Gegenargumente wünscht. Er schrieb, es ginge ihm nicht darum, das letzte Wort zu haben. Zuviel Bescheidenheit, lieber Herr Dr. Wend. Sie hatten nicht nur das letzte Wort, sondern auch die letzte Entscheidung, meinen offenen Antwortbrief auf der Internetseite der NAK Hessen zu veröffentlichen, was mich sehr freute und viele positiv überraschte. Aber sie hatten auch das letzte Wort, nach zwei Wochen den Briefwechsel wieder zu löschen und durch einen sehr einseitigen Text zu ersetzen, mit dem Meinung, aber nicht Information verbreitet werden soll. Und diese Aktion enttäuscht schwer. Nach zwei Wochen die Homepage von dem Kritiker-Gedankengut zu säubern entspricht einer Update-Geschwindigkeit, die man sonst von der NAK nicht gewohnt ist. Nachfolgend nehme ich noch kurz zu den Ausführungen von Dr. Wend Stellung.

Schlussbemerkungen zum Briefwechsel mit Siegfried Dannwolf

Frankfurt, 19.11.2001

An dieser Stelle haben wir einen offenen Briefwechsel zwischen Siegfried Dannwolf und mir (meine Briefe vom 28. September und 31. Oktober - Brief von Herrn Dannwolf vom 21. Oktober) veröffentlicht.

[S. Dannwolf:] ...immerhin ganze zwei Wochen lang wurde meine differenzierte Stellungnahme veröffentlicht. Der Brief von Dr. Wend stand mindestens seit 28.09.01 auf der Homepage. Als Dr. Wend mich am 30.10. anrief und mir am letzten Tag der von mir gesetzten Frist freundlich zusagte, meine Stellungnahme werde veröffentlicht, war das überraschend und erfreulich zugleich. Er schien sich als Reformer zu bestätigen. Aber nun. Entweder hat ihn der Mut verlassen, oder die innere Sicherheit, oder die Loyalität seines Vorgesetzten und seiner Kollegen. Ich vermute Letzteres.

Dabei ging es mir unter anderem darum, deutlich zu machen, dass ich Kritik dann als sehr einseitig ansehe, wenn sie sich nur mit der Vergangenheit beschäftigt, nicht aber mit Entwicklungen und der gegenwärtigen Situation meiner Kirche.

[S. Dannwolf:] So kann durch Verkürzung von Information Meinung manipuliert werden. Alte Schule der NAK! Und um was es dem antwortenden Siegfried Dannwolf ging, wird unterschlagen.

Die Reaktionen auf diesen Briefwechsel waren vielfältig. Neben sachlichen Meinungsäußerungen gab es auch einige Kommentare, deren Einordnung mir schwer fällt. So konnte ich auf einer "Internetseite zur Förderung der Reformen in der Neuapostolischen Kirche" folgendes lesen:

"Aber er (Wend) bietet Dannwolf eine offenen Flanke, indem er schon zu Beginn seines Schreibens feststellt, er wolle die heutige Haltung der Neuapostolischen Kirche deutlich machen. Kein Wort also zu dem, was die NAK in der auch jüngsten Vergangenheit zu verantworten hat. Kein Wort des Bedauerns, kein Wort gar der Entschuldigung. So leicht wie es sich Wend macht - ganz dem Wahlspruch folgend "Was kümmert uns unser Geschwätz von gestern" - darf man es sich eben nicht machen!"

[S. Dannwolf:] Den Internet-Kommentar kann jeder lesen. Viel interessanter wäre es gewesen, an dieser Stelle zu berichten, wie Kollege Saur, Präsident Fehr, Schwester X und Priester Y aus Hessen reagiert haben. Leider auch hier wieder Meinungsmanipulation durch Informationsverkürzung.

So leicht, wie es sich der anonyme Verfasser macht, darf man es sich eben nicht machen. Offensichtlich wollte er keine Kenntnis nehmen von folgendem Passus in meinem (ihm vorliegenden) zweiten offenen Brief vom 31. Oktober, in dem es zu diesem Punkt doch ausdrücklich heißt:

"In der Zeitschrift "Unsere Familie", 20.1.1996, hat der Stammapostel deutlich gemacht, dass in unserer Kirche Fehler gemacht wurden und sein Bedauern ausdrückt, wenn sich dadurch Schäden eingestellt haben. Zugleich hat er deutlich die Bereitschaft angesprochen, aus gemachten Fehlern zu lernen, so gut wir (unvollkommene) Menschen das können."

[S. Dannwolf:] Ach lieber Herr Kirchenpräsident Dr. Wend, so einfach kann man es sich nicht machen. Einmal ein Sätzlein vom lieben Stammapostel und fortan kann man die Fehler der Kirche, der Amtsträger, die Schäden, die durch die praktizierte Lehre, durch die Indoktrination und Manipulation von Gläubigen ausgelöst wurden, ins Meer der Vergessenheit schütten. Und was soll die NAK-formelhafte Rede von den "unvollkommenen" Menschen. Bliebe man auf dem Boden der Realität, ja sogar der Realität eines von Gott angenommenen und geliebten Menschen, dann müsste man dieses nicht hervorheben. Denn jeder (!) Mensch ist unvollkommen. Diese Eigenschaft zu betonen, und das standardisiert bei den Amtsträgern, ist nicht Demut, ist nicht Bescheidenheit, dies entspringt einer Amts-Arroganz.

Jeder einzelne Fall, in dem jemand zu Schaden gekommen ist bzw. glaubt, zu Schaden gekommen zu sein, macht uns betroffen.

[S. Dannwolf:] Schade, dass Herr Dr. Wend seinen gut gemeinten Satz durch diese Einschränkung "glaubt, zu Schaden gekommen zu sein" so unglaubwürdig macht. Denn er streut damit Zweifel an dem, was betroffene Menschen über ihre Leiden äußern.

Aber man sollte auch die Relationen sehen. Herr Dannwolf spricht im Zusammenhang mit einer seit längerem tätigen Selbsthilfe-Initiative und seinem vor 5 Jahren erschienenen Buch davon, dass er einige Hundert Zuschriften und Gespräche zu bewältigen gehabt hätte. Dem gegenüber stehen in Süddeutschland Hunderttausend, in ganz Deutschland weit mehr Mitglieder der Neuapostolischen Kirche, die sich in ihrer Kirche gut aufgehoben fühlen.

[S. Dannwolf:] Die zufriedenen Mitglieder, ja sogar die glücklichen und seligen gibt es bestimmt. Und auch die - um im Wend'schen Jargon zu bleiben -, die glauben, glücklich und selig zu sein. Uns sie sollen es auch bleiben. Ich wünsche es Ihnen von ganzem Herzen. Aber von Hunderttausenden zu sprechen ist doch äußerst mutig, ja fast sogar übermütig. In Zeiten, in denen 19% (???) Kirchenschliessungen zu verzeichnen sind, in den die Mitgliederzahlen um 40.000 bis 50.000 in Deutschland zurückgehen, in denen selbst bei den sog. großen Gottesdiensten wie Stammapostel-Übertragungen nicht mal mehr 50% der Mitglieder die Gottesdienste besuchen, sollte man mit solchen Aussagen doch etwas vorsichtiger umgehen.

Wenn bisweilen behauptet wird, alle diese Menschen seien in gewisser Weise manipuliert, dann ist dies in einer offenen Gesellschaft und bei einer Kirche, die ihre Gläubigen nach außen nicht abschottet, ausgeschlossen, sofern man unseren Mitgliedern ein normales Maß an Intelligenz und Lebenserfahrung zugesteht.

[S. Dannwolf:] Nun, das ist eine Aussage, mit der Dr.Wend m.E. seinen Kredit als reformorientierter, verständnisvoller BAP bei Betroffenen, seien sie drinnen oder draussen, vollends verspielt. Zum Einen: Ich habe nie behauptet, dass "alle diese Menschen in gewisser Weise manipuliert" seien. Und zum Anderen: Die Aussage von Dr. Wend lautet im Umkehrschluss: Die Ex-Mitglieder, die innerlich Emigrierten, die Kritiker und Aussteiger, diejenigen, die nach Jahren und Jahrzehnten noch an den Folgen der Erziehung in dieser Gemeinschaft leiden, verfügen nicht über das "normale Maß an Intelligenz und Lebenserfahrung". Dieser letzte Satz ist eine schallende Ohrfeige für sehr viele Betroffenen und ist nicht geeignet, die Glaubwürdigkeit und Tragfähigkeit der Stammapostel-Aussage zu verbessern. Und Dr. Wend wird damit vielleicht seinen Kollegen gerecht, aber verspielt den Kredit, den er bislang bei mir und anderen Aussteigern oder kritisch Distanzierten genoss.

gez. Hagen Wend

[S. Dannwolf:] In meinem letzten Vortrag über die NAK in Singen am Hohentwiel habe ich, wie zugesagt, nur die aktuellen Entwicklungen der NAK dargestellt. Über mein Buch fiel ein einziger Satz innerhalb einer Stunde. Aber diese Art von Beendigung des Schriftwechsels, den ja BAP Wend angefangen hat, wird bedauerlicherweise meine Mitreferentin, die sektenpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, in ihrer Beurteilung der NAK bestätigen. Für sie sind Sekten u.a. daran erkennbar, dass sie nicht mit Kritik umgehen können und alle Kritiker genau so beurteilen, wie Dr. Wend es in seinem letzten Satz getan hat.

gez. Siegfried Dannwolf

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