Herrn
Siegfried Dannwolf
Flugfelder Str. 9
70806 Kornwestheim
9. November 2001
Dr. We/ha
Sehr geehrter Herr Dannwolf,
vielen Dank für Ihre Zeilen vom 21. Oktober und den beigefügten offenen Antwortbrief. Wie ich Ihnen bereits auf Ihrem Anrufbeantworter mitteilte, war ich vergangene Woche verreist und habe erst gestern Ihren Brief gelesen. Ich werde ihn zusammen mit diesem Anschreiben erneut in die Homepage von NAK Hessen / Rheinland-Pfalz / Saarland einstellen.
Sie fragen mich zunächst, was mich an dem Artikel so geärgert hat, dass ich mit einem offenen Brief geantwortet habe. Das will ich Ihnen gerne sagen. Mit Ihrer öffentlichen Feststellung, dass Sie die Neuapostolische Kirche nicht als christlich bezeichnen können, haben Sie aus meiner Sicht eindeutig eine Sachdiskussion verlassen und zum Mittel der Polemik gegriffen. Sie dürfen uns natürlich nicht an der Evangelischen Kirche messen, sonst müssten Sie konsequenterweise auch die Katholische Kirche, mit der wir in Inhalt und Struktur in vielen Dingen Gemeinsamkeiten haben, ähnlich bewerten. Im Mittelpunkt unserer Lehre steht Jesus Christus, der sein Opfer gebracht hat, der heute wirkt und der wiederkommen wird.
Ich habe nicht vor, in eine endlose öffentliche Diskussion mit Ihnen einzutreten und bin auch weit davon entfernt, das letzte Wort haben zu müssen. Gestatten Sie mir aber dennoch die nachfolgenden zusätzlichen Anmerkungen:
- Ich habe Ihnen als regional zuständiger Bezirksapostel geantwortet, weil die beiden angesprochenen Zeitungsartikel in meinem Arbeitsgebiet publiziert wurden und mich verschiedene Geschwister darauf angesprochen haben.
- Das Mittel des offenen Briefes habe ich der Transparenz und Offenheit wegen gewählt. Dass der offene Brief bereits auf der Homepage stand, als er Sie persönlich am 4. Oktober erreicht hat, bedauere ich; es lag daran, dass mein erster Brief an Sie als unzustellbar zurückkam, da Sie inzwischen - uns bisher nicht bekannt - eine neue Adresse haben.
- Im Hinblick auf die bei unseren Gesprächen vereinbarte Vertraulichkeit bin ich mir keiner Schuld bewusst. Ich habe doch, anders als Sie jetzt in Ihrem Antwortbrief, keinerlei Detailinformation über Inhalt und Verlauf dieser Gespräche veröffentlicht.
Zum Inhalt Ihres Briefes möchte ich mich auf drei kurze Punkte beschränken:
- Ihr Eindruck von einer "Zerrissenheit" im Führungskreis der NAK ist nicht zutreffend. Natürlich haben wir - und das ist für mich die normalste Sache der Welt - bei der Behandlung vieler komplexer Themen auch einmal unterschiedliche Ausgangspunkte und ringen - an der Sache orientiert - um die bestmögliche Lösung. Das alles wird aber getragen von einer brüderlichen Liebe und einer tiefgehenden inneren Verbindung.
- In der Zeitschrift "Unsere Familie", 20.01.1996, hat der Stammapostel deutlich gemacht, dass in unserer Kirche Fehler gemacht wurden und sein Bedauern ausgedrückt, wenn sich dadurch Schäden eingestellt haben. Zugleich hat er deutlich die Bereitschaft angesprochen, aus gemachten Fehlern zu lernen, so gut wir das als (unvollkommene) Menschen können. Das führt im Ergebnis dazu, dass meine Kirche nicht so ist, wie sie sich Ihnen in Ihrer vor 30 Jahren geprägten Erinnerung darstellt.
- Ich habe den Inhalt der angesprochenen Artikel in einigen Jugendstunden besprochen und bin bei den jungen Leuten auf völliges Unverständnis gestoßen, weil sie ihre Kirche darin nicht erkennen konnten.
Gerne wünsche auch ich Ihnen Gottes Segen und persönlich alles Gute.
gez. Dr. Hagen Wend