Brief (6.4.1998) von Erwin Meier-Widmer an die Freunde der reinen Jesulehre
in aller Welt.
Liebe Freunde, liebe Brueder und Geschwister,
damit niemand denkt, unsere Arbeit um die Wahrheitsfindung in Sachen 'Neu-
apostolische Kirche' sei eingeschlafen, folgt hier ein kleiner Zwischenbericht:
1. Die Gespraeche mit dem Gremium fuer besondere Angelegenheiten sind nach zwei
Sitzungen in Frankfurt aM von mir abgebrochen worden. Jene Freunde, die mich
bereits bei der Umfrage gewarnt haben, sollten recht bekommen: es fehlt der
obersten Kirchenleitung an ehrlichem Wollen, an Bemuehen um Einsicht in begangene
Fehler und damit an der Voraussetzung fuer echte Busse. Es scheint, dass von
unserer Basis und von der Oeffentlichkeit her zuerst vermehrter Druck notwendig
ist, bis es zu echten Veraenderungen in der NAK kommt. Die Frage ist ja berechtigt:
Hat je eine Diktatur von sich aus, freiwillig, ihre Macht (Allmacht) geteilt? Bei
der Stammapostolokratie ist es genau so.
2. Meinen Wunsch, dass Ihr nicht selber an die Medien geht, will ich nicht laenger
aufrecht erhalten. Auf ein Interview der NAK in der Zeitung "Der Gasterlaender" vom
21.1.1998 habe ich einen Leserbrief eingereicht, der allerdings bis dato nicht
publiziert wurde (vielleicht sitzt ein NAK-Mitglied in der Redaktion).
3. Zur Zeit finden Gespraeche statt auf verschiedenen Ebenen; ueber die Zielrichtung
sollte ich mich hier noch nicht aeussern (es gibt zwangslaeufig durch die Streuung
unserer Seiten immer auch einen dienstbeflissenen Zutraegerdienst zur NAK-Spitze
nach Stasi-Normen). Aber eines duerfen wir melden: mein Neffe Stephan Schuerch hat
eine Home-page eingerichtet mit einem guestbook, auf dem Ihr eure Gedanken gleich
rueberbringen duerft; Adresse: http://www.village.ch/~sschuerch/index.html
Auch e-mails sind moeglich. Natuerlich hat ein Apostel unseren Unterdiakon Stephan
bereits vermahnt; die Antwort an den Apostel steht in der HP.
4. In der homepage ist meine Analytische Expertise ueber die Botschaft Bischoffs
von 1951 abgetippt (gelegentlich mit ein paar -man entschuldige- Tippfehlern).
Ebenso wichtig ist der NACHTRAG vom 4.4.1998, den ich Euch beilege. Die Diagnose
fuer die Abnormitaet Johann Gottfried Bischoffs heisst "Psychopathie" nach der alten
Nomenklatur im Lehrbuch von Prof Bleuler von 1972, nach der "International Classifi-
cation of Diseases" der World Health Organization heisst sie neu "Persoenlichkeits-
stoerung", im speziellen "dissoziale" oder "psychopathische Persoenlichkeitsstoerung",
(F60.2 in ISC-10, Auflage 1993).
Mit den besten Wuenschen und
vielen Gruessen
(gez.) Erwin Meier
Nachtrag zur Analytischen Expertise vom 4.9.1996
1.)Meine Analytische Expertise traegt das Datum 4. September 1996 und wurde
gleichentags Stammapostel Richard Fehr als erstem Empfaenger zugestellt. Er hat
dazu bis heute nicht Stellung genommen. Es liegt einzig eine Aussage von Bezirks-
apostel Dessimoz vor, wonach der "goettliche Charakter" der Botschaft nicht mehr
gelehrt wurde. Diese Information sei im Moment bis Stufe Bischoefe weitergegeben
worden.
2.)Die Expertise basiert auf den mir am 4.9.1996 vorliegenden, offiziellen
Aussagen der Neuapostolischen Kirche. Seither sind mir viele weitere Texte zuge-
fallen, die meine Schlussfolgerung ueber die Botschaft eindeutig erhaerten, anderer-
seits aber noch schluessigere Aussagen ueber die Person J.G. Bischoff und seine
Krankheit bzw Abnormitaet zulassen.
3.)Im Gottesdienst vom 1.8.1948, vor der Einsetzung von Bezirksapostel Peter
Kuhlen ins Stammapostelamt, hat Stammapostel J.G. Bischoff gesagt: "Im Fruehjahr,
am 21. Mai, kamen dann die Apostel nach Frankfurt. Es wurde der Satzung entsprechend
eine geheime Wahl vorgenommen, durch die einstimmig die Erwaehlung von Apostel
Kuhlen als mein Nachfolger festgelegt wurde" (aus "Brot des Lebens" 1948, Seite 154).
Diese Aussage J.G. Bischoffs ueber die Einstimmigkeit stimmt nicht!
J.G. Bischoff hat sich bei der Wahl der Stimme enthalten. Er hat spaeter mitge-
teilt, dass er diese Wahl nie als goettlich anerkannt habe und sie auch niemals
anerkennen werde. Das gesamte Verhalten J.G. Bischoffs, die unwahre Aussage ueber
die Einstimmigkeit der Wahl, seine schroffe und ablehnende Haltung gegen die Wahl
eines Nachfolgers -er war immerhin 77 Jahre alt-, seine Selbstdarstellung von 1949,
er (und nicht Jesus) waere der Weinstock und er waere der Sender der
Apostel, seine Selbstueberhoehung und Selbstverherrlichung (man beachte den Bilder-
kult -noch heute sichtbar in den Aemterzimmern- und seine in Metall gegossene Bueste
von 1956, fuer die er seinen Kopf zum Modellabdruck hingab) usw verlangt eine
andere Gewichtung der medizinischen, posthum gestellten Diagnose. In Anbetracht des
neuen neuapostolischen Schriftmaterials, das Bischoff sehr belastet, ist die
Pseudologia phantastica (eine besondere Form der funktionellen Gedaechtnisstoerung)
als Teilsymptom der Psychopathie weniger, die eigentliche Psychopathie
an sich mit den Symptomen Ehrsucht, Geltungssucht, Herrsch- und Beherrschsucht usw
wesentlich staerker zu werten. Und die Diagnose verschiebt sich damit unwill-
kuerlich weg von der Vorstellung einer altersbedingten und weitgehend entschuldbaren
"Krankheit" hin zu einer Charakterangelegenheit. Man muss heute davon ausgehen,
dass J.G. Bischoff die voellig bewusste Absicht in sich getragen hatte, die Amts-
fuehrung lebenslaenglich in den eigenen Haenden zu behalten und keinen Nachfolger
neben sich zu dulden. Insofern erfaehrt meine Expertise vom 4.9.1996 eine wich-
tige Ergaenzung und Praezisierung durch den Zuwachs an Quellenmaterial, wobei die
Ungoettlichkeit der Bischoffschen Botschaft weiter untermauert wird. Und
seine Umgebung, die selber ein grosses Interesse hatte, die Macht in den eigenen
Haenden zu behalten, bzw noch mehr Macht und Befugnis zu erhalten (sein Sohn
Friedrich war damals -1948- Bezirksevangelist, der Redakteur von Waechterstimme,
Amtsblatt und Jugendfreund, Gottfried Rockenfelder war im Bischofsamt), hat
kraeftig mitgeholfen, J.G. Bischoff noch hoeher anzusiedeln und durch die Fehl-
beurteilung der politischen Lage die Endzeitstimmung anzuheizen. Von G. Rocken-
felder stammt der Satz: "Ihm (J.G. Bischoff) nicht restlos zu vertrauen und
seinem Worte nur in Gedanken widerstehen zu wollen heisst, sich wider den Sohn
Gottes zu versuendigen" (Waechterstimme vom 1.10.1949).
4.)Erstmals stehen mir auch Aussagen der in den 50er Jahren ausgeschlossenen
Apostel zur Verfuegung. Sie sind mir auf Anfrage von der "Vereinigung Apostolischer
Christen" (VAC) zugestellt worden. Ich moechte mich an dieser Stelle insbesondere
bei den Schweizer Aposteln Erwin Kindler, Zuerich, und Walter Baltisberger, Ober-
entfelden, herzlich bedanken. Waehrend jenen unheilvollen Jahren war es uns neu-
apostolische Christen nicht erlaubt, die Schriften der VAC zu lesen; die diesbe-
zuegliche Warnung von BezAp E. Streckeisen liegt mir vor und spricht fuer sich.
Wer sich ueber den damaligen "Geist", der aus Streckeisens Brief spricht, ueber-
zeugen will, kann bei mir eine Kopie anfordern. Man wird den schoenen Geist einer
vollendeten, zubereiteten und wuerdigen Brautseele vergeblich suchen. Die sture,
harte und uneinsichtige Haltung unserer Kirchenoberen den geaechteten und ausge-
schlossenen Aposteln und Geschwistern gegenueber laesst heute noch jegliche Ein-
sicht und jegliches Lernen aus der Geschichte vermissen. Darueber moegen auch
Annaeherungsversuche durch BezAp Dessimoz nicht hinwegtaeuschen, solange in der
NAK die Meinung herrscht, die anderen seien im Unrecht.
CH-8200 Schaffhausen, 4.4.1998
(gez.)Erwin Meier
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