Brief (14.1.1998) von BezAp Dessimoz an die Gemeindevorsteher der
Neuapostolischen Kirche Schweiz.
(am Sonntag, 25. Januar 1998 der Gemeinde vorzulesen)
Zuerich, 14. Januar 1998
Vorwuerfe gegenueber der Neuapostolischen Kirche
Liebe Geschwister
Wie im Schreiben vom 24. Dezember 1997 angekuendigt, nehme ich zu den Angriffen,
die in einzelnen Zeitungen gegen uns gerichtet werden, Stellung:
1 Opfer, Rechenschaftsablage, Kirchenvermoegen
Es wird berichtet, dass unseren Mitgliedern mit dem Verlust des Segens gedroht
werde, wenn sie nicht den zehnten Teil ihrer Einkuenfte abliefern. Mit den Finanzen
werde eine Geheimniskraemerei betrieben und zum Teil mit lueckenhaften Angaben
operiert. Es wird eine zentral geleitete Finanz- und Buchhaltungsstelle mit Fach-
personal gefordert.
Das Opfer ist und bleibt eine freiwillige Angelegenheit. Gestuetzt auf die Aussagen
der Heiligen Schrift besteht die neuapostolische Glaubenspraxis darin, den "Zehnten"
zu opfern. Ich moechte diese Gelegenheit benuetzen, allen fuer die grosse Opfer-
und Spendenbereitschaft herzlich zu danken.
Seit Jahren erhalten die Delegierten der Bezirken die Jahresrechnung. Die Dele-
gierten geben interessierten Geschwistern gerne naehere Auskuenfte.
Unsere Buchhaltung wird von dafuer ausgebildeten Personen gefuehrt und von einer
unabhaengigen schweizerischen Treuhandgesellschaft geprueft. Die Delegierten erhalten
seit Jahren ihren Revisionsbericht.
2 Verschleuderung von Opfergelder
Es wurde geschrieben, dass wir in Afrika grosse Kirchen bauen, statt den Notlei-
denden zu helfen. Unserem Stammapostel wird ein luxurioeser Lebensstil vorgeworfen.
Als verantwortlicher Bezirksapostel garantiere ich fuer die sorgfaeltige Verwendung
unserer Opfergelder. Wie in der Privatwirtschaft suchen wir nach Einsparungen. Aber die
Seelsorge unserer Geschwister, besonders in den Missionslaendern, darf darunter nicht
leiden. Es soll nicht vergessen werden, dass der Apostelbezirk Schweiz heute ueber 20
Laender betreut.
In dem von uns betreuten afrikanischen Land Gabun gibt es nur sogenannte "Buschkirchen".
Dagegen haben wir eine Schule fuer 300 Schueler gebaut und dem Land gestiftet. In andern
afrikanischen Laendern bestehen zum Teil grosse Zentralkirchen, weil die Zahl der Glaeu-
bigen staendig zunimmt. Wir sind der Meinung, dass die Geschwister - wo es moeglich ist -
auch in einem Entwicklungsland wuerdige Versammlungsstaetten besitzen sollen.
Auf den strapazioesen Reisen muessen dem Stammapostel und seinen Begleitern Ueber-
nachtungs- und Verpflegungsmoeglichkeiten geboten werden. Ich beobachte hin und wieder,
dass sich die Gastgeber bemuehen, den Stammapostel zu verwoehnen. Dies entspricht aber
nicht der Erwartungshaltung unseres Stammapostels.
Im uebrigen ist bekannt, dass unser Stammapostel keinen luxurioesen Lebensstil
fuehrt. Er bezieht ein definiertes Gehalt und verfuegt darueber als Privatmann.
3 Kritik und Stellung der Frauen
Es wird berichtet, dass unser Stammapostel als unfehlbar gelte und Kritik an ihm
Gotteslaesterung sei. Die Neuapostolische Kirche sei eine Maennergesellschaft.
Die Unfehlbarkeit des Stammapostels wird in der Neuapostolischen Kirche nicht gelehrt.
Dagegen entziehen sich die grundlegenden Glaubensaussagen des Evangeliums der mensch-
lichen Kritik. Anders verhaelt es sich bei aufbauender Kritik im Bereich von
Dritthemen.
Wir sind unseren Frauen sehr dankbar fuer die wertvolle Mitarbeit, besonders in den
Bereichen Lehre, Unterweisung oder als Dirigentinnen der Choere. Bis heute ist die Amts-
taetigkeit den Maennern vorbehalten, wie uebrigens in einigen anderen Kirchen auch.
4 Psychodruck, Absolutheitsanspruch, Botschaft von Stammapostel Bischoff usw.
Zu diesen staendig wiederkehrenden Vorwuerfen hat unser Stammapostel in unserer Zeit-
schrift "Unsere Familie" vom 20. Januar 1996 ausfuehrlich Stellung genommen. Dieser
Stellungnahme schliesse ich mich vollumfaenglich an.
Mit Freuden halten wir uns ans Evangelium Jesu Christi. Es erfuellt uns mit Glaube,
Liebe und Hoffnung. In diesem Sinne gruesse ich Euch alle herzlich,
Euer
(gez.)P. Dessimoz
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