Brief (5.1.1998) von Erwin Meier-Widmer an die Freunde der reinen Jesulehre
in Europa und Uebersee
.

Liebe Brueder und Schwestern,

vor Weihnachten 1997 hat ein unbekannter Schreiber der Schweizerischen Depeschen-
agentur mein Plaedoyer, das ich am 21.3.1997 dem Stammapostel Fehr vorgelesen
habe, uebergeben, und die Presse hat am 24.12.1997 unter verschiedenen Titeln den
Beitrag veroeffentlicht. In den Schaffhauser Nachrichten: Austand gegen den
Stammapostel
. Auch der Suedkurier hat diesen Text am 2.1.1998 uebernommen:
"Der Geist des Weins".

Die Neuapostolische Kirche ist der Meinung, dass ich selber diesen Text der Presse
uebergeben habe. Natuerlich stammen einige Saetze aus meiner Feder, aber ich habe
sie nicht der Presse zugetragen und ich finde diese Publikationen verfrueht und zu
wenig sachlich. Aus meinen letzten Schreiben sehen Sie, dass wir -wenn ueberhaupt
noetig- einen koordinierten, ausgefeilten Medieneinsatz vorgesehen haben. Ich
denke, dass solche reisserischen Artikel unserer Sache schaden, auch wenn man
begreifen koennte, dass jemand nach dem sueffisanten spoettischen Laecheln des
Richard Fehr im TV-"Gottesdienst" vom 21.12.1997 die Geduld (oder die Nerven)
verloren hat.

Nun muss ich euch bekanntgeben, dass Richard Fehr auf meine Forderung nach einer
persoenlichen Stellungnahme nicht nachgekommen ist, sondern BezAp Klingler
beauftragt hat, mir eine Stellungnahme zuzusenden. Beiliegend erhalten Sie den
Text vom 19.12.1997 fotokopiert und auf A5 verkleinert. Ich moechte mich noch
nicht dazu aeussern, sondern ich haette gerne Eure Meinung dazu, sowie zum weiteren
Vorgehen. Geplant ist bereits eine weitere Besprechung in Frankfurt am 20.1.1998
in der gleichen Besetzung, aber ein Abbruch der Gespraeche waere jederzeit moeglich.
Beiliegend sende ich auch noch eine Buchempfehlung.

Eure schriftliche Mitteilung zur "Stellungnahme" vom 19.12.1997 und zum Procedere
muesste spaetestens am 19.1.1998 bei mir eintreffen. Allen sage ich herzlichen Dank
fuer das Mitdenken und wuensche nachtraeglich alles Gute zum neuen Jahr.

Mit herzlichen Gruessen,

(gez.)Erwin Meier



Schaffhauser Nachrichten

Nr. 299, Mittwoch, 24. Dezember 1997

Aufstand gegen den Stammapostel


Ein langjaehriger Schaffhauser Funktionaer der Neuapostolischen Kirche erhebt
schwere Vorwuerfe gegen den in Zuerich residierenden Stammapostel Richard Fehr.


(r/sda) Aus begreiflichen Gruenden beharrt der Schaffhauser Funktionaer der Neu-
apostolischen Kirche (NAK) darauf, dass seine Anonymitaet gewahrt bleibt. Er wirft dem
als unfehlbar geltenden Stammapostel Richard Fehr indessen in einem Schreiben an die
NAK-Fuehrung seinen luxurioesen Lebensstil vor: "Das Reich Gottes besteht nicht aus
Fressen und Saufen", so der Kritiker, der auch teure Reisen und Autos auf Kosten der
Kirche ruegt. Die NAK-Fuehrung verschleudere Opfergelder zum privaten Nutzen, sie
pluendere den Opferstock und setze die Gelder ungerecht ein, indem sie beispiels-
weise in afrikanischen Gemeinden grosse Kirchen baue, statt den Notleidenden zu
helfen. "Tausende", so der Kritiker, "denken aehnlich." In die gleiche Kerbe schlug
auf Anfrage auch der in Konstanz ansaessige Holger Raile, der sich als Journa-
list schwerpunktmaessig mit religioesen Gemeinschaften befasst. "Die Kritik an Fehr
wird immer lauter", wusste er zu berichten, "eine speziell dafuer ins Leben gerufene
Genossenschaft fuer besondere Angelegenheiten befasst sich bereits mit den erhobenen
Vorwuerfen." Peter Johanning, Sprecher der NAK International in Zuerich, wollte
dagegen nicht viel zur innerkirchlichen Kritik sagen: "Man fuehrt vertrauliche Gesprae-
che, aber Informationen nach aussen gibt es keine." Gemaess den Aussagen des Schaff-
hauser Kritikers werden auch Informationen ueber die Verwendung der Kirchengelder
streng unter Verschluss gehalten. Der Schaffhauser Funktionaer fordert deshalb eine
zentral geleitete Finanz- und Buchhaltungsstelle mit Fachpersonal. Nach der evange-
lischen und der katholischen Amtskirche ist die NAK mit rund 37000 Mitgliedern die
drittgroesste christliche Glaubensgemeinschaft der Schweiz. Weltweit hat sie etwa neun
Millionen Anhaenger. Ihr geistliches Oberhaupt ist seit 1988 der in Zuerich residie-
rende Stammapostel Richard Fehr. Kritik an ihm zu ueben wird als Gotteslaesterung
ausgelegt. Dem ehemaligen Werbefachmann unterstehen zurzeit 240 Apostel, die wiederum
ueber 3000 Amtstraeger wachen, die in 170 Laendern etwa 60000 NAK-Gemeinden betreuen.

NAK-Vermoegen: 5 Milliarden

Die NAK finanziert sich ueberwiegend aus "Opfergeldern" ihrer Mitglieder. Jeder neu-
apostolische Haushaltvorstand soll ueber den Opferstock den zehnten Teil seiner Ein-
kuenfte "freiwillig" abliefern. Wer nicht bezahlt, dem wird mit dem Verlust des goett-
lichen Segens gedroht. Allein die 37000 Schweizer NAK-Mitglieder liefern nach vor-
sichtigen Schaetzungen jaehrlich mindestens 60 Millionen Franken ab, zusaetzliche
"Dankopfer" nicht eingerechnet. Das meist in Immobilien angelegte Vermoegen der NAK
schaetzen Insider auf mindestens 5 Milliarden Franken. Nur die engste NAK-Fuehrungs-
spitze hat genauere Informationen ueber die Finanzen. Einfache Kirchenmitglieder
bekommen keine Auskunft. Andreas Maurer, ehemaliger NAK-Gemeindevorsteher in
Thun, war mehrere Jahre betriebswirtschaftlicher Leiter der NAK in Zuerich. Er be-
staetigt, dass Informationen ueber Kirchengelder streng unter Verschluss gehalten
werden: "Keiner weiss, wie viele Gelder wirklich in Personalaufwendungen fliessen. Da
wird Geheimniskraemerei betrieben und zum Teil auch mit lueckenhaften Angaben operiert."

Maennergesellschaft

Frauen bekleiden in der NAK keine Aemter, und sie duerfen keine Predigten halten. In
den "NAK-Richtlinien" ist ihr Stellenwert klar beschrieben: "Die Frauen der Brueder
haben mit den Gemeindeangelegenheiten nicht das Geringste zu tun. Ihre Frauen haben
nicht die Kraft empfangen, die mit dem Amt verbundenen Lasten tragen zu koennen. Wenn
die Maenner Familienbesuche machen, koennen die Frauen zu Hause ihre Knie beugen und
beten, dass die Seelenarbeit des Mannes mit Segen gekroent sei." Fuer eine Thurgauerin
war das Grund genug, der NAK nach 20 Jahren den Ruecken zukehren: "Am Schluss konnte
ich die Gottesdienste nur noch mit starken Beruhigungsmitteln ertragen und litt unter
schweren Depressionen", mit Hilfe einer erfahrenen Therpeutin konnte sie den Ausstieg
bewaeltigen, den sie als langen und schmerzhaften Prozess bezeichnet.

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