Brief (20.01.1996) von Erwin Meier-Widmer an Stammapostel Fehr.

Mein lieber Stammapostel und Freund Richard,

beim Zusammenstellen eines Themenkataloges fuer eine Besprechung mit Apostel
Keller zum Thema "Mehr Erfolg in der Mission" habe ich einige Punkte aufgelistet,
die eigentlich auch Dir vorgelegt werden sollten, und zwar vom Inhalt her als
auch von der Kompetenz her. Ich beschicke Dich deshalb mit einer Kopie dieses
Katalogs und hoffe, dass Du zwischen zwei Kontinenten mal Musse findest, die
gelb unterlegten Zeilen zu lesen und zu ueberdenken.

Gerne hoffe ich, dass ich mich verstaendlich genug gehalten habe und Du ande-
rerseits die offene Sprache nicht falsch interpretierst. Selbstverstaendlich halte
ich mich fuer allfaellige Unklarheiten zu Deiner Verfuegung, aber erwarte keine
Antwort.

Lieber Richard, ich weiss, dass unsere Kirche zur Zeit ein steifer Wind entge-
genblaest, und es kommt vermutlich noch frostiger, aber vieles haette ich Dir
aufgrund meiner Wahrnehmungen schon vor vier Jahren voraussagen koennen.
Es waere aber damals sicher falsch verstanden worden. Jetzt lebe ich im Ruhe-
stand, und niemand kann mir persoenliche Absichten nachsagen. Das beruhigt
mich sehr.

Mit herzlichen Gruessen, auch an Sonja, und den besten Wuenschen
Dein

(gez.)Erwin


Beilage: Themenliste vom 18.1.1996

Kopie an: BAp Hagen Wend




Themenkatalog fuer die Besprechung vom 12.2.1996 mit Ap Paul Keller
in Anwesendheit von Bi Hansjoerg Sigrist

Mehr Erfolg in der Mission (Qualitaet und Quantitaet)
im Allgemeinen und im Speziellen (Ukraine)
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1. Oberstes Prinzip:

Liebe Gott (und sein Werk) ueber alles und den Naechsten wie dich selbst.

Theorie und Praxis muessen identisch sein.

Jesus: Er lebte seine Lehre und lehrte sein Leben.

Liebe messbar?
a) Wer mich liebt, haelt meine Gebote.
b) Die Naechstenliebe ist taetige Liebe.

2. Lehre und Lehrmittel

Die Gebote Jesu sind fuer uns zeitgemaesse Gebote.
Stap in Schaffhausen (31.12.1995)
- Wachet und betet.
- Halte, was Du hast, dass niemand ....
- (Bete und arbeite) stammt nicht von Jesu, sondern von Benedikt von Nursia.

Jesu Gebote an die Apostel (fuer sie persoenlich und immer noch gueltig) zB:
Sendungsbefehl (Punkte 1, 2 und 3) mit Zusage: siehe, ich bin bei euch alle Tage...

Vorschlag:
1. Sammlung von Jesuworten, chronologisch und thematisch.
2. Kinderbibeln, bebildert und zu den wichtigsten Aussagen passend und nicht nur
als geschichtliche Nachzeichnung seines natuerlichen Lebens.
3. Keine russischen Bibeln mit AT und NT verteilen! Das ist fuer die Ukrainer wie
eine Logarithmentafel fuer unsere Sonntagsschueler.

3. Ist Kritik und Selbstkritik von Gott oder vom Teufel?

Beispiele von biblische Selbstkritik:
Gott sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist.
Darum erfindet er nachtraeglich die Eva.
Und Gott sah, dass alles gut war.

Beispiele fuer biblische Kritik.
Offenb.: "Ich habe wider dich, dass du ...... Kehre um und tue Busse, sonst ..."

Bibel: Wenn dein Bruder fehlt, dann halte es ihm vor. Interpretation der "Vorhal-
tung" ist wichtig.
Stap Fehr: "Das Wort Kritik findet sich nicht in der Bibel". Das ist aber kein
Beweis dafuer, dass sich darin keine Kritik findet. Im Gegenteil, es findet sich
eindeutig welche.

Warum ist Kritik nuetzlich und zu empfehlen?
Weil alle Menschen Suender sind und des Ruhmes mangeln, den sie vor Gott haben
sollten.

Wie muss Kritik von der Art her sein?
Aus der Liebe heraus geboren, verbunden mit dem aufrichtigen Wunsch, dem
Naechsten oder der Sache uneigennuetzig zu helfen oder zu dienen. Es ist der Ton,
der die Musik macht.

4. Unfehlbarkeit des Stammapostelamtes?

Stap Fehr in Nuertingen: Wir lassen uns nicht auf die Anklagebank setzen! War das
wortwoertlich so gemeint?
Wenn ja, dann wurde diese Aussage nicht Jesulehre entprechen.

Wenn nein, wie ist dann seine Aussage zu verstehen?
Warum lassen sich die Ap von den Bruedern der Basis nichts sagen? Kein Apostel
weiss alles oder sieht alles!
Warum wird heute noch gesagt: "Darueber diskutieren wir nicht?" Wenn man mit den
Vorangaengern nicht sprechen kann, mit wem soll man dann?

Botschaft des Stap Bischoff: Der Herr hat mich wissen lassen...

Bibel: Alle Gottesverheissungen sind Ja in ihm und Amen in ihm. Diese Verheissung
ist gleich einer ausdruecklichen Zusage, dass sich etwas von Gott Versprochenes mit
Sicherheit erfuellen wird. Diese Zusage aendert er nicht (wegen sein Ja und Amen),
wohl aber aendert er auf unsere Gebete hin manchen "natuerlichen" Lauf der Dinge.
Bibel: Es kennt der Herr die Seinen.
Auch die, die erst nach dem 6.7.1960 geboren wurden? Und seit wann kennt er diese?
Erst seit 1960 oder schon vor Grundlegung der Erde?
Jesuworte: Zeit und Stunde meines Wiederkommens weiss niemand denn Gott allein.
Es wird das Evangelium gepreidgt worden allen Voelkern. Ist das heute, 36 Jahre
nach dem Tod des Stap Bischoffs der Fall? Wie stehts mit China, dem groessten Volk
der Erde?
Sendungsauftrag: Gehet hin in alle Welt (1950 - 1970?). Die Apostel der 50iger
Jahre gingen nicht hin, sondern haben gemeint, dass ...... bis BAp Kraus den
Anfang machte.
Ableitung daraus: Jesus wird nicht erscheinen, bis sich sein Wort erfuellt hat,
d.h. auch die Chinesen das Evangelium, das bei ihnen gepredigt werden wird, gehoert
haben. Das gleiche gilt natuerlich auch fuer das allerkleinste Volk der Erde.

Wo lag der Fehler des Stap Bischoff?

"Unser Leben waehret 70 Jahr, wenn's hoch kommt 80", d.h. mit 70 haette er die Lei-
tung des Werkes Gottes einem Juengeren uebergeben sollen. Dann haette "seine" Bot-
schaft nicht so grossen Schaden anrichten koennen (vielleicht haette er sie gar
nicht verkuendigt). Die NAK darf die Unsitte der Katholischen Kirche nicht mit-
machen, ihre Leiter so lange im Amt zu belassen, bis man sie auf einer Saenfte in
die Kirche tragen muss.
Insbesondere gilt fuer den Kirchenleiter, dass er seinen Mitaposteln und Bruedern
in jeder Hinsicht alles vormacht, zB auch das "Hingehen in alle Welt" (Punkt Nr 1
des Sendungsauftrages).

Ein Beispiel aus der Medizin, wo es "nur" um irdisches Leben geht:
Professoren an Universitaetsspitaelern muessen spaetestens mit 70 Jahren in den
Ruhestand.
Chefaerzte an allen anderen Spitaelern muessen mit 65 Jahren in den Ruhestand.
Grund: Der Zenit der Leistungsfaehigkeit des Menschen ist idR in der Mitte seiner
Lebenserwartung erreicht, bleibt dann ueber eine gewisse, unterschiedlich lange
Zeit auf dem gleichen Niveau erhalten, um dann sukzessive auf irgend einem Teil-
gebiet (Leib, Seele, Geist) abzusinken. Mit 70 Jahren, also zum Zeitpunkt des
nach der Bibel taeglich zu erwartenden Lebensendes, wird fuer das Spital das
Risiko von Kunstfehlern zu gross.
Fuer den Leiter des Erloesungswerkes gilt diese Erkenntnis (weil biblisch) ebenso.
Die koerperliche Hinfaelligkeit wird von Auge sichtbar, die geistige und seelische
(leider) nicht im gleichen Ausmass.
Die Stap Schmidt und Streckeisen wurden im zu fortgeschrittenen Alter in ihr Amt
gewaehlt.

5. Jesulehre und Apostellehre. Zwei Lehren?
,br> Jesulehre veraendert sich nicht. "Meine Worte werden nicht vergehen", (sondern
erfuellen sich).

Apostellehre: Beispiele dafuer:
Paulus (siehe 1. Tim. 1, 20 und 2. Tim. 1, 15).
Streitgespraech Petrus/Paulus: Juden-/Heidenchristen.
Englische Apostel: Es braucht nur 12 Apostel.
Lehrbuch: Frage 235, 5. und 10. Glaubensartikel

Apostellehre wandelt sich, Irrtuemer kommen immer wieder vor. Lehrmittel ueberleben
kaum eine Generation.

Mein Wunsch: Man sollte den Mitmenschen sagen koennen: Wir sind die einzige Kirche,
die die reine Jesulehre verkuendigt. Daher: "Jesulehre" und nicht "Jesu- und
Apostellehre".

Vorschlaege:
1. Botschaft neu ueberdenken. Viele Brueder, insbesondere Amtstraeger, glauben sie
ohnehin nicht mehr. Sie ist biblisch und geschichtlich nicht laenger haltbar.

Weiteres Festhalten in diesem Punkt laesst das Misstrauen gegenueber dem Stap und
die Ap weiter anwachsen. Vertrauensverlust. Selbsthilfegruppen. Zunehmende Oppo-
sition sind die Folge - aeussert sich vielleicht nur im Rueckgang von Opferbereit-
schaft, insb. der finanziellen.

2. Den zwischen 1950-60 ausgeschlossenen Amtstraegern und Geschwistern die Rueck-
kehr zur NAK in grosszuegigem Sinne entgegenkommen. Eigene Schuld einsehen.

6. Richtgeist hat boese Folgen.

Bibel: Wer richtet, der wird gerichtet, d.h. er wird vor Gericht erscheinen muessen,
ein Urteil erfahren und ein Strafmass erhalten, nicht lauter Gnade.

Richtgeist ist der Todfeind der Liebe.

Daher fuer Apostel Jesu absolut verboten, sonst grober Widerspruch zur Bezeich-
nung "Gnadenamt". Zum andern verlieren sie selbst die Liebe und Zuneigung der
Anvertrauten.

Die Ap muessen zwar Waechter und Maenner sein, d.h. gut aufpassen und die Gefahren
erkennen. Und dann mahnen, aufmerksam machen. Die Zeit kritisch betrachten und
nicht alles tolerieren (laisser faire) wie die Welt. Zuerst selber den Fernseher
aus dem Haus schaffen (Stap Schmidt: "Mit dem Fernsehen kommt die Welt ins Haus",
ist leider nur allzu wahr. Ueber die schaedlichen Auswirkungen des Fernsehens
gibt es einen Expertenbericht des Psychiatrischen Universitaetsspitals Burghoelzi,
Zuerich, erschienen etwa vor 15 Jahren in der Schweizer Aerztezeitung. Facit: Die
Programmleute gehoerten vor ein Tribunal! Heute duerften sie dies nicht mehr
publizieren!)

Niemals aber sollten die Ap richten (i.S. von verurteilen und strafen).
In den 50iger Jahren haben Apostel andere Apostel gerichtet, abgesetzt und aus der
Kirche ausgeschlossen. Das haette Jesus nicht getan.
Die Apostel hatten dafuer keinen Auftrag und keine Vollmacht. Amtsmissbrauch.
Kompetenzueberschreitung. Gemaess Jesu ist niemand verloren, als das verlorene
Kind. Mit dem Kirchenausschluss wird Seelen der Zugang zur Gnade verwehrt. Die
Stap-treuen Ap haben sich zu Richtern erhoben. Werden nun die heute lebenden
Ap von der Vergangenheit eingeholt?

7. Finanzielles oder die Verwendung der Opfer und Sonderopfer.

Aussage Ap Paul Keller 1992: ich kann jetzt nur noch 4 x pro Jahr in die Ukraine
reisen, nicht mehr 6 x, aus finanziellen Gruenden.

Gleichzeitig wird in Odesse eine Kirche fuer 1 Million SFr. gebaut.

Warum werden in der CH mit "Sonderopfern" Kirchen renoviert? Das waeren ja
regulaere Ausgaben und nicht "Sonderausgaben". Beispiele: Rafz und Bonstetten.
Warum werden in der CH neue Kirchen vom Sonderopfer bezahlt? Beispiele:
Safenwil und Brig.
Warum reisen (reisten?) die Ap so lange Firstclass/Businessclass statt Apex
(Beispiel E.M. nach Sibirien oder gewisse deutsche Ap, die von Deutschland aus
mit Aeroflot reisten, weil billiger?)
Warum werden vom Sonderopfer nicht auch "Liebesgaben" an unsere leidenden Ge-
schwister in der Ukraine abgegeben, wie dies die deutschen Brueder tun?
Warum will Ap Keller nicht, dass unsere Geschwister ihre Geschwister im Missions-
land finanziell unterstuetzen?
Warum schafft Ap Keller mit seiner Entloehnungspolitik so grosse Ungerechtigkeiten
(Bsp: BEv Grinko und Valeria)?
Warum verschwenden die Ap so viel Opfergeld fuer ihre eigenen Beduerfnisse? Bei-
spiel: Internat. Ap.zusammenkunft in Zuerich, wo die Unterkunft vorgesehen war
im Hotel Dolder?
Warum laedt der Stap nach Uebersee immer so viele Ap ein (samt Frauen)? Beispiele:
Suedafrika, Australien, Israel etc, etc.
Warum werden in Europa seit einigen Jahren die Opfergelder fuer Prunkkirchen ver-
schwendet? Beispiel: farbige Kirchenfenster, Pfeifenorgeln, Marmorboeden (Kiew),
elektronische Liednummeranzeigen, waehrend in Afrika die Geschwister auf ein-
fachen Baumstaemmen sitzen?
Sind die notwendigen Gelder fuer die Missionsarbeit in China bereitgestellt fuer
den Fall, dass die bisherigen Verbote demnaechst abgeschafft werden und die
Grenzen fallen? Es werden dort allein fuer die Missionsreisen sowie den Bau
einfacher Kirchenraeume nach meiner groben Schaetzung gegen eine Milliarde SFr.
notwendig werden.

Vorschlag: Missionsarbeit wie zur Zeit von Apostel Rudolf Schneider I: Man muss
Naechstenliebe beweisen. Die vorbildliche Gastfreundschaft kommt uns zu Hilfe:
wir honorieren ihre Gabe koeniglich, schaffen dadurch Linderung der irdischen
Not und erreichen dadurch Zugang zu weiteren Familienangehoerigen. Wenn dadurch
Ungerechtigkeiten geschaffen werden, dann allein durch unsere Schuld: man darf
nicht dauernd nur immer dieselben Familien besuchen! Kontrollbuch fuehren!

8. Personelles

Vorschlag: Jeder Bruder, der gewillt ist, in der Ukraine mitzuarbeiten, muss mit
Handkuss angenommen werden. Bedingun: Arbeiten, keine Gratisferienvergnuegen!

Die deutschen Brueder haben pro Missionsgebiet ueber 70 Amtstraeger in Einsatz
(und bringen offensichtlich das noetige Reisegeld zusammen).

9. Arbeitseffizienz

Was heisst arbeiten in der Mission?
Antwort: Deutlich mehr tun als bisher.
Vorschlag: Jeder CH-Bruder besucht zusammen mit Dolmetscherin und Fahrer
mehrere Familien pro Tag. Arbeitsbeginn nicht erst um 11.00 h, Arbeitsende
nicht bereits um 21.00 h. Die Zeit besser ausnuetzen. Wir sind teure Leute.
Die deutschen Apostel arbeiten mit 4 Std Schlaf pro Nacht. (Das verlange ich
nicht, aber 7 Std fuer diese Kurzeinsaetze sollten genuegen).
Seelenarbeit verrichten. Fragen stellen ueber die Erkenntnis und dann die
Wissensluecken fuellen. Die Familienbetreuung nicht den ukrainischen Bruedern
ueberlassen, wir muessen sie noch waehrend Jahren selber tun.

10. Die Arbeit des Apostels

Gemaess 5. Glaubensartikel muss er (und nur er) die kuenftigen Amtstraeger
erwaehlen. Das geht nicht, ohne dass er sie vorher besucht hat. Im weiteren muss
er ihre Erkenntnis besonders foerdern. Die CH-Amtstraeger koennen hoechstens
Anregungen geben ueber Brueder, die ihnen positiv aufgefallen sind.
Darf es vorkommen, dass CH-Amtstraeger ukrainsiche Brueder "absetzen", wie dies
im Fall des Vorstehers Rostislaw vorgekommen ist?

Er muss die Beduerftigkeit der Geschwister erkennen und geeignete Hilfsaktionen
anregen und ueberwachen. Winterkleidungaktionen nicht erst im Fruehling durch-
fuehren.
Die Spendierfreudigkeit der Geschwister segensreich nuetzen und nicht hemmen mit
unbiblischen Verboten.
Die Jugend in der CH zur Mitarbeit motivieren, zB Geschenke zu Weihnachten und
Ostern, an die Konfirmanden, die Sonntagsschueler oder die Betagten und
Gebrechlichen.

11. Alkohol in der Missionsarbeit

Vorschlag: Absolutes Alkoholverbot vom Beginn der Flugreise (ab Zuerich bis zur
Rueckkehr nach Zuerich). Dass dies moeglich ist, habe ich 2 x auf der Reise nach
Sibirien bewiesen.
Begruendung: Ich habe mehrmals betrunkene CH-Amtstraeger in der Ukraine erlebt,
selbst hoehere. Das ist gleichzeitig ein schlimmes Bild. Statt dessen koennten wir
gleich anfangs den Ukrainern sagen, dass wir ihren Vodka auch sehr lieben, aber
wir seien jetzt im Dienst des Herrn und wollen das Evangelium verkuendigen. In
diesem Auftrag trinken wir keinen Schluck Alkohol, auch zum Anstossen nicht.
Das wird mit Sicherheit akzeptiert werden.

Auswirkung: Wir erreichen ein Vielfaches:
Erstens werden unsere Brueder im Arbeitseifer nicht gebremst, wissen dafuer
immer, was sie sagen und tun, zweitens wird unser Gegenueber automatisch auch
das Alkoholtrinken maessigen oder gar ganz einstellen. Andernfalls sprechen
unsere angetrunkenen Brueder zu ebenfalls angetrunkenen Zuhoerern. Drittens
bleibt von unserem Besuch bestimmt geistliche Nahrung haften und viertens waere
es allgemein von grossem Nutzen, wenn im Osten weniger gesoffen wuerde. Etc.

12. Ist die Bezeichnung "Stammapostel" biblisch?

Bibel: Jesu hat einen Apostel erwaehlt (aufgrund der Liebe), dem er besondere
Aufgaben gab: Weide meine Schafe, staerke deine Brueder.
Er hat fuer ihn besonders gebetet, naemlich dass sein Glaube nicht aufhoere.
Er hat dem auserwaehlten Simon Jonas Sohn, einen neuen Namen gegeben: Petrus
(lateinisch) = der oder ein Fels. Fuer alle Apostel gilt: Ich (Jesus) bin der
Weinstock, und ihr seid die Reben (d.h. in der Fachsprache "die Frucht- oder
Tragruten"). Wer in mir bleibt, bringt viel Frucht.

Daraus folgt: Jesus verwendet als Bild zum Veranschaulichen der Beziehung
Jesus-Apostel den Weinstock mit den Reben, nicht aber einen Baum mit Stamm und
Aesten. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass Jesus nicht nur den
unsichtbaren Wurzelteil bildet, sondern aus der Erde sichtbar als Weinstock
hervortritt und dass die einzelnen Reben, jede fuer sich, mit ihm, dem
Weinstock, direkt verwachsen sind. Es ist daher nicht so, dass die einzelnen
Apostel (bildlich) alle als Aeste aus dem Stamm hervorgehen.

Daher: Die biblisch richtige Bezeichnung duerfte "Petrusapostel" oder
"Felsenapostel" heissen. Jesus sprach kein Wort von Stamm. Im weiteren ist
auch jegliche Uebersetzung von Stammapostel unkorrekt, weil der Leiter seines
Erloesungswerkes vom Auftrag her fuer seine Schafe ein Hirte sein sollte, und
kein Patriarch, und dass er fuer die Mitapostel ein Bruder sein soll, und kein
Chef. Felsenapostel/Petrusapostel liesse sich wortgetreu in alle Sprachen ueber-
setzen und wuerde vom biblischen Begriff "Petrus" her sehr wohl verstanden.

Allgemeine Devise: Zurueck zur Bibel, d.h. reine Jesulehre und mehr sichtbare
Liebe zu Gott und dem Naechsten. Insbesondere gilt fuer die Apostel "mehr Jesu-
aehnlichkeit" -man soll Jesu in den Ap erkennen-, mehr Demut und Basisnaehe,
Arbeitseinsatz an vorderster Front (zB besuchte seinerzeit BAp Dessimoz als
Bischof alle Evangelisten und Hirten), als erste bereit, fuer den Herrn Opfer
-gelegentlich auch im Sinne von Selbstbeschraenkung- bringen.

Das Apostelamt sollte fuer keinen Amtstraeger ein attraktives Karriereziel sein.

13. Psychischer Druck in der NAK

Als ehemaliger Allgemeinarzt habe ich in meiner Praxis mehrfach Amtstraeger (auch
Vorsteher) behandelt, die unter der Art und Weise, wie ihre "Vorangaenger" mit
ihnen umgesprungen sind, psychisch sehr gelitten haben.

Leider darf ich hierzu nicht detailliert Stellung nehmen, ausser dass es den psy-
chischen Druck in der NAK sehr wohl gibt. Und waehrend meiner Missionstae-
tigkeit konnte ich das eine und andere, was mir damals vorgetragen wurde,
persoenlich sehen und hoeren.

14. Oeffentlichkeitsarbeit

Nach meinen bisherigen Erfahrungen in der OeA bringen die bisherigen Veranstal-
tungen ausser viel Arbeit auch viel Kosten, viel Aerger und viel Opposition.
Bisher habe ich noch nie gehoert, dass Seelen aufgrund der Oeffentlichkeitsarbeit
zu Gotteskindern wurden. Also, wo bleibt hier der Nutzen? Einzig, dass wir be-
kannter (und angefochtener) werden?

Dieselben Finanzen und derselbe Eifer aber eingesetzt im Osten bringen unver-
haeltnismaess viel mehr Freude und Nutzen. Wir erlangen das Wohlwollen der
Regierung und der Bevoelkerung. Wir werden angenehm bekannt, und Haus-, spaeter
auch Herzenstueren oeffnen sich fuer goettliche Gedanken. Viele Menschen kommen
in die Gottesdienste. Nur dort kommen sie zum Glauben. Es darf uns nur nicht
stoeren, wenn anfangs auch noch gewisse natuerliche Beduerfnisse im Vordergrund
stehen. Es wird uns aber dermaleinst jeder Schluck kalten Wassers vergolten
werden. Es ist also nichts umsonst getan. Aber bei der OeA hier im Westen frage
ich mich schon.

15. Die latente Stimmung unter Geschwistern und Amtsbruedern in der Schweiz

Noch oft bin ich Anlaufstelle fuer Geschwister, die im Gespraech mit mir zum
Ausdruck bringen, was sie innerlich bewegt. Deshalb muss ich es einmal sagen,
dass ein grosses Unbehagen, insbesondere bei den Amtstraegern, vorhanden ist.
Man schaut mit grosser Besorgnis auf das Tun und Lassen der Apostel, ohne dass
sich (jetzt noch) jemand getraut, an der richtigen Stelle ein offenes Wort zu
sprechen. Oft findet sich ein richtiger Unmut, zB ob dem, was mit "ihren"
Opfergeldern geschieht. Denn viele Geschwister opfern ihren Zehnten mit
grosser Opfertreue und manchem Verzicht, waehrend es scheint, als haetten die
Ap die Zeichen der Rezession noch nicht gesehen. Die Geschwister wuerden auch
gerne Opfersinn bei den Ap und Bi sehen.

Schaffhausen, 18.1.1996

(gez.)Erwin Meier

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