Bericht aus der "Westdeutsche Allgemeine Duisburger Stadtanzeiger", Dienstag, den 25. Januar 1955.

Neue Lehre Loest Streit Aus.
Viele Mitglieder bestreiten "Dogma" des Praesidenten der Neuapostolischen Kirche
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Die Neuapostolische Kirche, die als groesste "freie Kirche" Deutschlands gilt, macht gegenwaertig eine schwere Erschuetterung durch, die von den Beteiligten selbst als "Kirchentragoedie" bezeichnet wird. Der Kirchenpraesident von Nordrhein-Westfalen, PETER KUHLEN, wurde zusammen mit seinen 14 hauptamtliche Mitarbeitern ausgestossen, was er mit der Neugruendung der "Apostolischen Gemeinde" beantwortete. Ein grosser Teil der Mitglieder im Rheinland soll sich, wie behauptet wird, ihm angeschlossen haben.

Grund dieser Spaltung sei, so wurde uns erklaert, die neue These des Leiters der gesamten Neuapostolischen Kirche, J.G. BISCHOFF in Frankfurt: "Ich werde nicht sterben. Jesus hat mir das persoenlich gesagt."

Diese Behauptung sollte jetzt gleichsam zum Dogma der Neuapostolischen Kirche in der gesamten Welt erhoben und den Predigern als Lehre aufgegeben werden.

500.000 Mitglieder.

Da sich der Duesseldorfer Kirchenpraesident und dessen Mitarbeiter dieser Anweisung widersetzten und das Dogma nicht anerkennen wollten, wurden sie am 23. Januar vom Hauptapostel Bischoff und dessen Konzilium aus ihrer Kirche ausgestossen.

Die Neuapostolische Kirche unterhaelt im Rheinland etwa 190 Gemeinden mit ueber 50 Bethaeusern von denen allein 30 nach dem Kriege neu gebaut wurden. Die Kirche ist ueber die gesamte Welt verbreitet und stuetzt sich schaetzungsweise auf ungefaehr eine halbe Million Mitglieder.

An der Spitze steht ihr 84 Jahre alte Hauptapostel J.G. Bischoff, der jetzt erklaerte, dass "zu seiner Lebenszeit der Herr wiederkommen werde."

Wie aus Kreisen des Duesseldorfer Kirchenpraesidenten bestaetigt wurde, sollen sich auch in der Schweiz, in Holland und im Saarland aehnliche Spannungen gezeigt haben, wie sie jetzt im Rheinland zum Ausbruch kamen. In einigen Gemeinden sei es zu heftigen Auseinandersetzungen gekommen, in deren Verlauf man einem Prediger den Zutritt zum Versammlungsraum gewaltsam verweigern wollte. In Oberhause gab es gar eine heftige Schlaegerei.

Noch in Fluss...

Wieviel Anhaenger die jetzt neugegruendete "Apostolische Gemeinde" haben wird, laesst sich nicht genau feststellen, da die Bewegung noch in Fluss ist. Man spricht jedenfalls in Duesseldorf von einer sehr grossen Zahl, waehrend die Gegenpartei von nur wenigen "Abtruennign" spricht.

Insgesamt betreuten die 14 hauptamtlichen Mitarbeiter im Rheinland etwa 50000 Mitglieder. Tausende von ihnen versammelten sich auch regelmaessig in zahlreichen Bethaeusern im Revier. Die Gottesdienste waren meist stark besucht.

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